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  #1  
Alt 24.06.2009, 13:53
Paulchen Paulchen ist offline
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Registriert seit: 28.11.2008
Beiträge: 316
Standard Gute KB u. schlechte KB

Hallo!

Nein, gemeint sind nicht der Erhaltungszustand (Einband, Blätter usw.) und auch nicht die Schriftqualität der Kirchenbücher.
Mir geht es um die Qualität der Eintragungen aus der Sicht des Familienforschers.

Hier sind ja jede Menge Leute mit ganz unterschiedlichen Forschungsgebieten versammelt. Als schlesischer Familenforscher ist mir aufgefallen:
1.) Die Eintragungen der evangelischen Pfarrer sind praktisch durchweg besser als katholische. Soll heißen: Die ev. sind ausführlicher, geben oftmals z.B. Hinweise zu den Eltern beider Brauteleute. In den Städte wird die Herkunft öfters noch durch den Straßennamen ergänzt.

2.) Die Eintragungen der kath. Geistlichen sind besonders in Oberschlesien mangelhaft bis ungenügend. Selbst bei einer Beerdigung gegen Ende des 19. Jhd. machte sich niemand die Arbeit, den Geburtsort oder gar das genaue Geburtsdatum festzuhalten. Selbst das Lebensalter (z.B. 65 J, 10 M u. 12 T) ist manchmals noch immer ungenau. Hinweise über den Vater des Ehemannes sind die absolute Ausnahme. In den meisten Fällen muß man neben dem Kirchenbucheintrag sich noch den Standesamtseintrag besorgen, um die vollständigen Daten zu erhalten.

Mich würde nun interessieren, wie es mit den guten und schlechten KB in anderen Forschungsgebieten ausschaut. Läßt sich generell sagen, daß ev. KB ausführlicher, damit also wertvollere Quellen für die Familienforscher darstellen als die kath. KB? Gibt es KB, in denen vielleicht schon im 18. Jhd. Geburtsort u. -datum bei einer Beerdigung festgehalten sind?

Paulchen
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  #2  
Alt 24.06.2009, 14:36
Benutzerbild von Molle09
Molle09 Molle09 ist offline
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Hallo Paulchen,

ich kann Dir nur von den Matriken der kath. Kirche von Nordböhmen berichten. Da ist es eigendlich wie bei Deinen evang. Einträgen.
Es steht da der Brautvater mit Beruf , Hausnummer bzw. dem Herkunftsort ebenso die Brautmutter. Das Alter und der Beruf (beim Mann)der Brautleute ist auch angegeben. Selbst die Zeugen stehen da mit Beruf und Adresse eingetragen.
Jedoch betrifft dies den Zeitraum ab Mitte 18. Jahrhundert. Voher waren die Pfarrer auch fauler oder haben nur lat. gekritzelt. Gekritzelt deswegen, weil es einfach kaum zu übersetzen ist,die Schrift sieht wie von ´nem 1.Klässler aus.
Bei den Sterbeeintragungen habe ich aber auch manchmal Detektiv sein müssen. Da stand dann z.B. Datum - Vorname des Toten- Name des Vaters-Todesursache. Kennt man da nur den Mädchennamen der Mutter ist man aufgeschmissen.

L.G.
Molle
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  #3  
Alt 24.06.2009, 17:57
Paulchen Paulchen ist offline
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Hallo Molle,

ich glaube, in Böhmen gingen die ev. KB aus der Reformationszeit praktisch vollständig verloren. Anschließend gab es für sehr lange Zeit gar keine ev. Pfarreien. Somit fehlen dort etwas die Vergleichsmöglichkeiten. Interessant aber, daß für das 18. Jhd. die Tr-Einträge schon so umfangreich sind.

Insgesamt gibt es aber zweifelsohne regionale Unterschiede bei der KB-Führung. Als schlesischer Familienforscher war ich kürzlich völlig sprachlos, als ich mit großer Freude Eintragungen aus einem ev. KB aus dem Hunsrück einsehen durfte. Die Schreiber hatten sich mächtig Mühe gemacht und bei Bg-Eintragungen von ca. 1820 (!!) die Eltern des Verstorbenen, dessen genaues Geburtsdatum - und ort durchweg angegeben. Ich hatte so etwas zuvor noch nicht gesehen.

Das hat in der Ecke aber wohl etwas mit Napoleon zu tun ;-)

Paulchen
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  #4  
Alt 24.06.2009, 18:07
Benutzerbild von Friedrich
Friedrich Friedrich ist offline männlich
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Zitat:
Zitat von Paulchen Beitrag anzeigen
Das hat in der Ecke aber wohl etwas mit Napoleon zu tun ;-)
Moin zusammen,

auf jeden Fall sind wir linksrheinisch, und das bedeutet: Napoleon war da und hatte die Zivilstandsregister im Gefolge. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß das Auswirkungen auf die Ausführlichkeit der KB-Eintragungen hatte.

Friedrich
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  #5  
Alt 24.06.2009, 19:02
Paulchen Paulchen ist offline
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Linksrheinisch - genau. Etwas in der Art gibt es auch in Polen (Großherzogtum Warschau). Dahinter steckte auch der Franzose. So gibt es dort dann ebenfalls sehr frühe Standesamtsregister, die aber - glaube ich - auch von den Pfarrern geführt werden mußten.

Noch zum linksrheinischen Gebiet. Die Sache nahm dort stellenweise überhand, wurde doch in manchen (großen) Pfarreien gefordert, daß der KB-Band immer nur für ein Jahr genutzt werden durfte. Entsprechend 'riesig' - aber auch ergiebig - sind die Eintragungen. In der Kleinstadt Idar-Oberstein gab es für längere Zeit diese Regelung - bis man dafür kein Geld mehr hatte ....
Aber schön anzusehen, sind diese Bände allemal.
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  #6  
Alt 24.06.2009, 19:28
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hightown hightown ist offline männlich
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Zitat:
Zitat von Paulchen Beitrag anzeigen
Mich würde nun interessieren, wie es mit den guten und schlechten KB in anderen Forschungsgebieten ausschaut. Läßt sich generell sagen, daß ev. KB ausführlicher, damit also wertvollere Quellen für die Familienforscher darstellen als die kath. KB? Gibt es KB, in denen vielleicht schon im 18. Jhd. Geburtsort u. -datum bei einer Beerdigung festgehalten sind?
Bei meinen Forschungen in den KB von Obereisesheim bei Heilbronn ( evangelisch ) war es wirklich vom jeweiligen Pfarrer abhängig, was drin verzeichnet wurde. Teilweise hab ich im EheRegister nur den Vornamen der Braut^^ ( ohne Nachnamen, ohne Herkunftsort ), teilweise Einträge mit dem Beruf der Väter. Das zieht sich von 1600 bis 1750 in allen Varianten durch die Bücher. Auch hab ich desöfteren Lücken ( von bis zu 6 Jahren ) im Totenbuch ( zu einer Zeit, in der die anderen Bücher freilich geschrieben wurden, aber keine kriegerische Handlung im Umkreis war; im Gegenteil, 1626, Pest wütet in Obereisesheim; da wurden einen Monat lang jeden Tag meist um die 10 Menschen beerdigt, alle mit Namen verzeichnet, trotz des Aufkommens ). Das Lebensalter der Verstorbenen wurde in Oheim etwa ab 1660 geregelt für fast jeden Verstorbenen eingetragen, der Geburtsort eigentlich nie.

Gruß
hightown
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  #7  
Alt 24.06.2009, 21:41
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Bei uns in Oberösterreich gibt es seit etwa 1780 diözesane Vorschriften, was alles in den Kirchenbüchern eingetragen werden musste.
Anfangs wurden z. B. bei den Trauungen nur die Namen und das Alter (und das eher geschätzt als errechnet), evtl. noch der Beruf eingetragen, und höchstens bei der Braut ein Hinweis auf den Vater.
Erst um 1850 wurden die Einträge genauer, da wurden auch die Eltern der Brautleute und die Geburtsorte erwähnt.
Die Sterbeeinträge wurden erst kurz vor 1900 detaillierter ausgeführt. Da findet man dann auch Geburtsdatum und -ort sowie den Namen des Ehepartners und Datum der Heirat.
Das war auch wichtig, denn die Kirchenbücher sind bei uns zu dieser Zeit noch die einzigen Quellen, Standesämter gab es in Österreich erst nach 1938.

Was bei uns üblich war, ist die Nennung des Haus- oder Hofnamens sowie der Ortschaft und Hausnummer. Das erleichter die Zuordnung zu den verschiedenen Familien bei den oft gleichen Namen ungemein.

Schöne Grüße
Karin
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  #8  
Alt 24.06.2009, 21:55
Benutzerbild von Ursula
Ursula Ursula ist offline
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Hallo,

also dass die evangelischen KB ausführlicher sind als die katholischen konnte ich nicht feststellen.

Im ev. KB schrieb der Pfarrer nur den Vornamen der Braut oder Kindsmutter. Wenn er einen besonders "geschwätzigen" Tag hatte, nannte er noch den Vater. Aber eben meistens nicht.

Das ist mir in einem katholischen noch nicht untergekommen.

Je "jünger" die Einträge sind, desto ausführlicher sind sie, habe ich (in Baden) festgestellt.

In älteren Einträgen findet sich bei der Heirat nur der Name des Vaters. Maximal noch der Herkunftsort, aber meistens nicht.
Heiratet ein Witwer oder eine Witwe, bleibt auch der Name des Vaters im Dunkeln, der frühere Ehepartner wird nur in Ausnahmefällen genannt.

In den Todeseinträgen wirds noch spärlicher. Beerdigungsdatum und Name, basta. Da kann man es sich dann aussuchen, wenn es im Dorf mindestens 5 verschiedene "Anna Mayers" gab.

Gestorbene Kinder fehlen ganz.


Viele Grüße
Uschi
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  #9  
Alt 24.06.2009, 22:58
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Aida Aida ist offline
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Was mich ja immer ärgert, ist die ....klaue der Kapläne! Jeder hat eine andere Schrift, man wird ganz kirre, wenn man so ein Buch durchackert. Alles mit Federkiel gekratzt und getropst, dazwischen wieder mal eine Schönschrift, wie man es gerne hätte, aber nur für ein paar Zeilen... Aber so ist halt das Leben.

Gruß
Christel
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  #10  
Alt 24.06.2009, 23:18
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Friedrich Friedrich ist offline männlich
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Zitat:
Zitat von karin-oö Beitrag anzeigen
Was bei uns üblich war, ist die Nennung des Haus- oder Hofnamens sowie der Ortschaft und Hausnummer. Das erleichter die Zuordnung zu den verschiedenen Familien bei den oft gleichen Namen ungemein.
Moin Karin,

da kann ich Dir aus eigener Erfahrung nur beipflichten!

Es geht doch nix über Vulgonamen!

Friedrich
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