Erzdiözesanarchiv Gnesen !?!

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  • Ostpreussin
    Erfahrener Benutzer
    • 17.06.2012
    • 932

    Erzdiözesanarchiv Gnesen !?!

    Hallo zusammen,

    ich habe vor einigen Wochen eine Anfrage an das Erzdiözesanarchiv Gnesen gestellt. Dort leitete man meine Anfrage an eine Firma weiter, die die Recherche durchführt, da das Archiv selbst keine Forschungsaufträge mehr ausführt. So weit, so gut.

    In der Antwortmail schrieb mir der Herr jedoch, daß das von mir gesuchte Kirchenbuch leider vernichtet wurde, er jedoch glücklicherweise eine Kopie dieses Buches besitzt! Daraus könne er mir Auskunft geben, aber leider KEINE Kopie (oder Scan) schicken, sondern nur per Mail die entsprechenden Daten - falls er etwas findet.

    Ich finde das recht seltsam. Wieso wurde das von mir gesuchte KB vernichtet? Und wieso kann er mir aus seiner Kopie keine Kopie ziehen oder einen Scan machen?
    Theoretisch wäre es möglich, daß er gar nichts hat, sondern nur so tut als ob und dann für die "Recherche" 16 Euro (für die erste Stunde) fordert...

    Oder bin ich jetzt zu mißtrauisch...?
    Viele Grüße von der Ostpreussin

    "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)
  • uwe-tbb
    Erfahrener Benutzer
    • 06.07.2010
    • 2643

    #2
    Da würde ich lieber die Finger weglassen. Wer garantiert, dass die Angaben stimmen? Jeder kann behaupten er hätte Unterlagen und schreibt einfach irgendwelche Daten auf.

    Lukasz Bielecki kennt sich mit den Archiven in Polen recht gut aus. Frage ihn doch einmal ob er diese Person kennt und ob diese vertrauenswürdig ist.

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    • Ostpreussin
      Erfahrener Benutzer
      • 17.06.2012
      • 932

      #3
      Hei Uwe,

      ja, das ist doch recht merkwürdig. Schön, daß ich mit meinem Mißtrauen nicht alleine bin.

      Einerseits ist diese "Firma" P&F die einzige offizielle externe Recherchemöglichkeit, die einem das Erzdiözesanarchiv Gnesen noch einräumt, von daher sollte das doch sehr wohl seriös sein.

      Andererseits finde ich die Geschichte mit dem "vernichteten Kirchenbuch", von dem er als Einziger noch eine Kopie hat, aber leider keine Kopien/ Scans/ Fotos machen kann, doch sehr merkwürdig. Wieso sollte ein kostbares katholisches KB vom Anfang des 18. Jahrhunderts vernichtet werden? Und wann soll das geschehen sein? Wenn er tatsächlich eine Kopie hätte, müsste das ja noch nicht so lange her sein. Und warum besitzt er dann diese Kopie privat und nicht das Archiv?

      Sehr mysteriös. Ich werde da tatsächlich erst mal die Finger von lassen.

      Lieben Dank für den Tip mit Lukasz!
      Viele Grüße, Tina
      Viele Grüße von der Ostpreussin

      "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

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      • Ostpreussin
        Erfahrener Benutzer
        • 17.06.2012
        • 932

        #4
        Hallo zusammen,

        die Sache hat sich jetzt geklärt!
        Es gab ein Mißverständnis wegen dem etwas "eigenwilligen" Englisch des Dienstleisters.
        Es ist nicht so, daß es ein Buch gab, welches vernichtet wurde und von dem er als einziger eine Kopie hat, sondern die gesamten KB dieser Pfarrei existieren nicht mehr im Original, wurden aber früher mal auf Microfilm gebannt. Die Microfilme lagern im EDA Gnesen, man kann aber derzeit aufgrund technischer Mängel keine Kopien ziehen (Kopiergerät kaputt?).
        Da muß man erst mal drauf kommen.
        Ich versuch´s dann mal mit dem Herren :-)

        Viele Grüße und einen schönen Tag!
        Viele Grüße von der Ostpreussin

        "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

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        • bielecki
          Erfahrener Benutzer
          • 30.04.2011
          • 148

          #5
          Ich bin fast 100% sicher, dass was noch anderes gemeint war. Die KB aus allen Pfarreien waren naemlich um 2000 alle nach Gnesen geholt - und verfilmt, leider war damals den Pfarrern Freiheit gegeben, ob sie diese wieder im Pfarrbuero haben wollen, oder sie im Archiv bleiben lassen. Viele wuerdige Pater haben also ihre ganze Sammlung wieder nach Hause gebracht, und das Archiv hat heute nur Mikrofilme davon. Die KB werden uebrigens z.Zt. noch wieder von den Pfarreien angefordert, aber das Prozess ist langsam, und noch schlimmer, 2002 waren einige Teile der Dioezese abgezweigt (nach Bromberg) und die KB aus diesen Orten (wie z.B. Labischin) werden deswegen wahrscheinlich nie wieder ans Archiv geschickt, es sei denn Bromberg organisiert eines auch. So in Kuerze.

          Lukasz

          ...et Marcus genuit Lucam. Lucas autem genuit Ignatium.

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          • Ostpreussin
            Erfahrener Benutzer
            • 17.06.2012
            • 932

            #6
            Hallo Lukasz,

            ganz herzlichen Dank für die Info!
            Also noch mal anders.... aber Hauptsache, es gibt wenigstens die Filme und man kann sie anschauen (lassen).

            Ehrlich gesagt, wenn ich ein "würdiger Pater" wäre, würde ich meine Schätze auch wieder nach Hause schleppen und sie hüten

            Einen schönen Tag und viele Grüße!
            Viele Grüße von der Ostpreussin

            "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

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            • bielecki
              Erfahrener Benutzer
              • 30.04.2011
              • 148

              #7
              Habe mit Herrn Blochowiak direkt geredet und er hat mir gesagt, dass gerade in diesem Fall, waren die KB zwar damals an die Pfarrei wiedergebracht, ABER TATSAECHLICH inzwischen verschollen (d.h. das aelteste Buch konnte man spaeter nicht mehr auffinden). Aber zumindest ist es auf dem Mikrofilm vorhanden. Jetzt ist glaube ich alles schliessllich klar, obwohl Schade.

              Lukasz

              ...et Marcus genuit Lucam. Lucas autem genuit Ignatium.

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              • Ostpreussin
                Erfahrener Benutzer
                • 17.06.2012
                • 932

                #8
                Ganz herzlichen Dank für deine Unterstützung!

                Daß tatsächlich ein so kostbares, altes Kirchenbuch verschwunden ist, ist allerdings tragisch...

                Obwohl ich vermute, daß es noch existiert; fragt sich nur, wo?
                Dasselbe vermute ich für einen gewissen Anteil Kirchenbücher, von denen man sagt, daß sie im Verlauf des 2. Weltkriegs vernichtet wurden. Es gab doch etliche kleine Dörfer und Ortschaften, wo nie eine Bombe reinfiel, die nicht abbrannten. Trotzdem gelten die Kirchenbücher als vernichtet. Da kann doch was nicht stimmen. Ich glaube eher, daß die Pfarrer dieser kleinen Dörfchen ihre Schätze in Sicherheit brachten, vielleicht im eigenen Haus, vielleicht bei Verwandten, Archiven,...

                Radawnica ist da ein schönes Beispiel: ein kleines Örtchen mit einem seit 1726 völlig unzerstörten Kirchlein - trotzdem gelten alle Original-Kirchenbücher als im 2. WK vernichtet. Es existieren lediglich noch die Zweitschriften ab 1823, die damals im AG Flatow lagerten...

                Manchmal frage ich mich, ob diese Kirchenbücher nicht schon eher fehlten, nämlich nach dem 1. WK, als Preußen aufgrund des Versailler Vertrages große Gebiete abtreten musste. Vielleicht waren es deutsche Pfarrer, die Anfang der 1920er Jahre diese Gebiete verließen und alte Kirchenbücher mitnahmen? Man nahm ja schließlich sogar Kirchenglocken (!) mit, dann ist das mit den Kirchenbüchern vielleicht auch nicht so weit hergeholt...
                Viele Grüße von der Ostpreussin

                "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

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                • bielecki
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.04.2011
                  • 148

                  #9
                  Zitat von Ostpreussin Beitrag anzeigen
                  Radawnica ist da ein schönes Beispiel: ein kleines Örtchen mit einem seit 1726 völlig unzerstörten Kirchlein - trotzdem gelten alle Original-Kirchenbücher als im 2. WK vernichtet. Es existieren lediglich noch die Zweitschriften ab 1823, die damals im AG Flatow lagerten...

                  Manchmal frage ich mich, ob diese Kirchenbücher nicht schon eher fehlten, nämlich nach dem 1. WK, als Preußen aufgrund des Versailler Vertrages große Gebiete abtreten musste.
                  Radawnica war uebrigens interessanterweise praktisch eine isolierte polnische Sprachinsel im "fernen Westen" des ehemaligen Kreises Flatow und blieb 1920 auch in Preussen. Die Kirchenbuecher wurden also erst 1945, beim Einmarsch der R..... oder irgendwann spaeter, verbrannt, gestohlen oder versteckt. Hoffnung gibt es immer, aber in diesem Fall sind die Chancen eher gering

                  Was aber in diesem Zusammenhang eine bessere Nachricht ist - manchmal werden "verschollene" Kirchenbuecher auch aufgefunden. In unserem genealogischen Verband (WTG) ist es einer Mitgliederin gelungen, zwei Kirchenbuecher von einem Privatsammler zu kaufen (woher er diese hatte, will man nicht fragen...). Es sind katholische Taufbuecher aus Gollantsch fuer 1823-1855. Bei der Jahresversammlung des Verbandes wurden sie im November dem Direktor des Erzdiözesanarchivs Gnesen geschenkt:


                  Vielleicht hat jemand im Forum auch Vorfahren da.

                  Schoene Gruesse vom Korrespondent aus Posen,

                  Lukasz Bielecki

                  ...et Marcus genuit Lucam. Lucas autem genuit Ignatium.

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                  • Ostpreussin
                    Erfahrener Benutzer
                    • 17.06.2012
                    • 932

                    #10
                    Hei Łukasz,

                    mit Radawnica hast du natürlich recht - da hätte ich einen anderen Ort nennen müssen. Aus Radawnica hat "man" auf jeden Fall aber die Kirchenglocken entführt, das muß dann nach dem 2. WK gewesen sein. Irgendwo gibt es da einen Artikel zu, ich muß noch mal schauen...

                    Zitat von bielecki Beitrag anzeigen
                    Was aber in diesem Zusammenhang eine bessere Nachricht ist - manchmal werden "verschollene" Kirchenbuecher auch aufgefunden.
                    Das ist es, was ich meine - es sind bestimmt nicht alle Kirchenbücher verbrannt oder vernichtet worden.
                    Wie glücklich für die, die in Gołańcz suchen, das ist echt ein tolles Geschenk!
                    Eigentlich schade, daß man den Weg dieser gefunden Kirchenbücher nicht kennt, wäre interessant gewesen zu erfahren, wo sie all die Jahre gewesen sind...

                    Viele Grüße in die wunderschöne Stadt Poznań - ich erinnere mich gerade mit wohliger Freude daran, wie ich dort letzten Sommer am Stary Rynek saß und Żywiec trank

                    A pro pos Poznań: da habe ich noch eine Frage, die vielleicht auch andere noch interessiert; deshalb mache ich gleich ein neues Thema auf.
                    Liebe Grüße, Tina
                    Viele Grüße von der Ostpreussin

                    "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

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