Schwieriger Fall in Schlesien / Ideen gesucht

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  • Florian19
    Erfahrener Benutzer
    • 22.05.2018
    • 182

    Schwieriger Fall in Schlesien / Ideen gesucht

    Hallo liebe Experten,

    hoffentlich kann mir jemand bei dem folgenden Komplex helfen. Ich suche neue Ideen und Ansätze für meine Nachforschungen, dabei sind leider nur wenig bzw. keine "harten Fakten" zur betreffenden Person vorhanden. Dafür aber zahlreiche Erwähnungen und Berichte zur Person.

    Es geht dabei um einen meiner 3xUrgroßväter. Die Schwierigkeiten fangen schon damit an, dass ich keinen Namen weiß... In den Familienunterlagen wird er immer als "Hübner-Meister" bezeichnet. Inzwischen vermute ich, dass Hübner der Nachname ist, aber einige Punkte lassen mich hier doch zweifeln:
    Es wird berichtet, dass Nachkommen von ihm (aus einem "legitimen" Zweig) vor dem 2. Weltkrieg unter dem Namen "Schneider-Ludwig" in Kleinitz lebten.
    Der Ort ist Kleinitz im Kreis Grünberg in Schlesien.

    Nun ist ja die Quellenlage in Schlesien teilweise eh nicht gut, aber in Kleinitz komme ich ja an keinerlei KB mehr heran.
    Erschwerend kommt hinzu, dass mein 3xUrgroßvater mit "(mindestens) zwei Familien und (mindestens) zwei Frau" in Kleinitz lebte.

    Mit (meiner 3xUrgroßmutter) Veronika Titze hatte er (mindestens) eine Tochter und einen Sohn:
    Pauline Titze wurde am 15.01.1848 unehelich in Kleinitz geboren.
    Siehe auch https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=162305
    Vom Sohn ist nur der Name Paul Titze bekannt.

    Zurück zu meinem 3xUrgroßvater:
    Er arbeitete als Maurer- und Zimmerermeister in Kleinitz. "Sein Wirkungsgebiet erstreckte sch nach Westen über die Oder und nach Osten weit ins West-Preußische, bis nach Wollstein hin. (...) Besonderes Kennzeichen der Hübnerschen Gebäude, insbesondere der Wohnhäuser: Ein etwas 80 cm hoher Sockel aus Felsgestein. (...) In unserer Oder-Niederung gab es weit und breit keinen felsigen Boden. Dieses Gestein mußte per Pferdewagen weit über 100 km aus den schlesischen Bergen (wahrscheinlich) geholt werden. (...) Der Hübner-Meister war auch in leitender Stellung beim Bau der "neuen" Oderdämme nach dem großen Hochwasser 1857/58 beteiligt."
    1944 soll in Kleinitz sicher noch ein Haus existiert haben, das von ihn gebaut wurde: Das Wohnhaus der Familie Wacke.

    Er muss sehr wohlhabend gewesen sein, da er alle seine Frauen und Nachkommen mit reichlich Haus- und Grundbesitz versorgte.

    Wo und wie könnte ich hier weiterkommen? Selbst hinfahren und vor Ort recherchieren schaffe ich zeitlich leider auf absehbare Zeit nicht. Hat jemand Ideen wo man noch Hinweise finden könnte. Er müsste ja im Ort und darüberhinaus bekannt gewesen sein und eigentlich müssten sich doch Spuren irgendwo finden können... (Hoffe ich sehr).

    Dazu gibt es eine kleine Familienlegende, von der ich nicht weiß, ob sie zutrifft oder nicht:
    Zu seiner Zeit begann in dem Klein-Städtchen Wollstein der Bakteriologe Robert Koch seine bahnbrechenden Arbeiten gegen Infektionskrankheiten. Ob er in einem vom Hübner-Meister erbauten Haus gewohnt hat, ist nicht verbürgt, behauptet wurde es mitunter.

    Vielen Dank schon einmal.

    Viele Grüße

    Florian
  • Kleinschmid
    Erfahrener Benutzer
    • 20.01.2013
    • 1239

    #3
    Zitat von Florian19 Beitrag anzeigen
    ... aber in Kleinitz komme ich ja an keinerlei KB mehr heran.
    Wo sind denn heute die kath. KB von Kleinitz? Den Zweiten Weltkrieg haben sie doch überstanden.

    Kommentar

    • Lewh
      Erfahrener Benutzer
      • 18.07.2013
      • 1490

      #4
      Hallo,

      Hier finden Sie die aktuellen Lagerstellen der Kirchen- und Zivilstands-Bücher Schlesiens.

      Kleinitz (Klenica) Kreis Grünberg/Züllichau:
      Evg. KB.: verschollen.
      Kath. KB.: Verbleib unklar. KAPS schrieb zu den KB. "erhalten", befänden sich beim Standesamt Grünberg.
      Kath. KB.: Heiraten 1870-1944 im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg.
      Hinweis: Es gibt eine (polnische,) handgeschriebene Pfarr Chronik online. Ab Seite 384/404 werden Kriegs- und Nachkriegsereignisse beschrieben.
      Standesamt: Geburten -; Heiraten 1874-1898; Tote 1874-1882 im Staatsarchiv Grünberg.
      Bei den verzeichneten standesamtlichen Unterlagen handelt es sich um alphabetische Namensregister zu Heiraten und Toten, nicht um die Zivilstandsregister selbst:
      Standesamt: Index Heiraten 1874-1898; Index Tote 1874-1882 sind online.
      Suche:
      Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
      Schweinemeister und Hirte in Harbke
      Namen auch: Heinße, Heimße, Heimer usw.

      Datenbank aller bekannter Daten

      Kommentar

      • Florian19
        Erfahrener Benutzer
        • 22.05.2018
        • 182

        #5
        Hallo an alle,

        und vielen Dank an Euch.

        @Rotkehlchen:
        Es ist das richtige Kleinitz, da bin ich mir eigentlich sicher. Schon bei einer groben Durchsicht der ersten Links sind mir gleich zahlreiche - aus dem Ort bekannte - Familiennamen aufgefallen: Kretschmer, Rogosch, Zuchantke.
        Auch wenn ich noch keine Person zuordnen konnte, die Ortschaft schein zu stimmen. Teilweise fällt es mir aber extrem schwer die Handschrift zu lesen.

        @Kleinschmidt:
        Mein letzter Kenntnisstand war:
        Evg. KB.: verschollen.
        Kath. KB.: Verbleib unklar.
        Aber mit der nächsten Antwort hat sich das wohl erledigt und ich kann - in dieser Hinsicht - wieder etwas Hoffnung schöpfen.

        @Lewh:
        Vielen Dank für den Hinweis. Da habe ich ja evtl. doch eine Chance über die KB etwas heraus zu bekommen.

        Ist jemand hier bekannt, ob die Kirche in Kleinitz evangelisch oder katholisch war?
        Es gab in einem Zweig der Familie folgenden "Brauch": "In der Familie Wilde wurden alle Jungen evangelisch und alle Mädchen katholisch getauft. Dann haben sie sich gegensätzliche Partner gesucht. Also eine katholische Frau bzw. eine evangelischen Mann."
        Wurde hier schon einmal von mir erwähnt: https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=162383
        Mich würde besonders interessieren wo dann jeweils geheiratet wurde und wo die jeweiligen Taufen stattfanden. Kennt sich evtl. jemand hier mit dieser Thematik aus und wäre mir netterweise behilflich? Dankeschön.

        Viele Grüße

        Florian

        Kommentar

        • Kleinschmid
          Erfahrener Benutzer
          • 20.01.2013
          • 1239

          #6
          Die Kirche in Kleinitz war natürlich einst evangelisch - weil es in der Gegend praktisch nur Evangelische gab. Sie wurde vermutlich im 16. Jhr. errichtet. Allerdings gehörte der Ort zur Herrschaft Deutsch Wartenberg - und die kam an den Jesuitenorden. Die begannen 1652 mit der Gegenreformation. Die Evangelischen verloren ihren Pfarrer und mußten sich fortan zur ev. Kirche nach Trebschen halten. Weil es eben zunächst keine Katholiken dort gab, wurde die 'geraubte' Kirche dem Pfarrer von Milzig unterstellt. Die Jesuiten gingen nun mit allen Mitteln gegen die Ev. vor. Sollte sich der ev. Pf. aus Trebschen in Kleinitz 'blicken lassen, werde man ihn in Eisen legen'. Kaufverträge werden nur bestätigt, wenn die Betreffenden katholisch geworden sind - usw.
          Diese Maßnahmen führten dazu, daß es 1720 gerade noch vier ev. Bauern gab. Die Jesuiten ließen aber nicht locker, bis der letzte Kleinitzer kath. geworden war. Nun 'lohnte' es sich auch wieder, einen eigenen kath. Pf. nach dort zu berufen. Dies geschah 1782. Die alte ev. Kirche war aber mittlerweile bruchfällig geworden und wurde 1796 durch einen Neubau ersetzt. Friedrich der Große beendete dann das 'Theater' mit den Jesuiten und nach und nach gab es wieder ev. Kleinitzer. Eine eigene ev. Pfarrgemeinde entstand aber erst im April 1906. Sie blieb jedoch mit Trebschen verbunden.

          Also war man in Kleinitz nur wegen den Jesuiten katholisch geworden.

          Zu den KB. Die ev. aus dem 16. Jhd. wurden sicherlich von den Jesuiten in den 1650er Jahren vernichtet. Der kath. Pf. in Militzig begann dann kath. KB für Kleinitz zu führen: Tf ab 1717, Tr ab 1745 und Bg seit 1766 - oder frühere Jgg. gingen im 7jährigen Krieg verloren. Ev. KB hat es dann natürlich nie mehr gegeben. Was es gab, waren die Abschriften der Originale aus der Pfarrei von Trebschen. Diese befanden sich im Amtsgericht von Kontopp und wurden 1945 ff. vernichtet.

          Kommentar

          • Florian19
            Erfahrener Benutzer
            • 22.05.2018
            • 182

            #7
            Hallo Kleinschmidt,

            vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen. Ist wirklich sehr interessant, wenn man da mehr historischen Kontext erfährt. Soweit bin ich mit meinen Forschungen in Schlesien noch nicht in die Vergangenheit gekommen, somit weiß ich auch nicht, ob zur Zeit der Gegenreformation (und früher) meine Vorfahren schon in Kleinitz lebten oder ob sie von wo anders her kamen.
            Der Zeitraum in dem ich momentan suche ist grob 1780/1800 - 1945, also mitten in chaotischen Zeiten - auch was die religiösen Gemeinschaften dort angeht.

            Beim evangelischen Zentralarchiv in Berlin habe ich entdeckt, dass dort zumindest ein kleiner Teil (Bestattungen 1874 - 1926) der ev. KB aus Trebschen verzeichnet ist. Leider ist der Eintrag mit "nicht benutzbar" markiert. Kann mir evtl. jemand erklären was das bei diesem Archiv genau bedeutet?

            Das würde sich vom Zeitraum her ja mit den Daten hier decken: http://genwiki.genealogy.net/KB-Date...ebus/Trebschen

            Dazu noch ein paar Fragen, die man mir - als Neuling in der Familienforschung - bitte nachsehen möge. Dankeschön.

            Ist es möglich, dass Einträge auch doppelt erfasst wurden? Also im ev. und im kat. KB eingetragen wurden?
            Irgendwann muss ja eine Art Versöhnung zwischen beiden Gruppen stattgefunden haben. Ist in diesem Kontext vielleicht die Sitte mit den getrennten Taufen (Jungen ev. und Mädchen kat.) zu sehen?
            Wo wurde dann geheiratet und in welchen Gemeinden waren solche "Misch-Ehen" überhaupt erlaubt bzw. wurden praktiziert?

            Nachdem die Standesämter eingeführt wurden, wurden da auch kirchliche Vorgänge erfasst (also z.B. die Taufe eines ev. Kindes aus einer Nachbargemeinde ohne ev. Kirche oder ähnliches)? Würde es sich ggf. also lohnen in Standesamtsregistern umliegender Gemeinden zu recherchieren?

            Ich wünsche einen schönen Abend und viele Grüße

            Florian

            Kommentar

            • Kleinschmid
              Erfahrener Benutzer
              • 20.01.2013
              • 1239

              #8
              Bei den erhaltenen KB Trebschen handelt es sich um einen Bg-Index. Je nach Typ wird verm. nur Vor - u. Nachname sowie Jahr und Seitenzahl oder lfd. Nummer vorhanden sein. Man kann dieses Register aber kostenpflichtig bei Archion einsehen. D.h., das Orignal darf aus Bestandschutzgründen nicht mehr genutzt werden - bis es restauriert ist, aber die Verfilmung / das Digitalisat natürlich schon.

              Vielleicht nochmals zum Ausgangsproblem. Der 3x Ur-Opa wird demnach Hübner geheißen haben. Das mit dem Schneider Ludwig ist ja dann kein Widerspruch. Der Herr Hübner oder dessen Sohn hatte eine Tochter, die dann einen Herrn Ludwig geheiratet hatte, deren Sohn wurde Schneider und damit 'Schneider Ludwig' gerufen und war ein direkter Nachfahre des alten Hübner (1933 gab es einen Schneidermeister Karl Ludwig in Kleinitz). Jetzt geht es also um den Vornamen des Hübners - sagen wir mal Carl Franz - und dann könnte man die Eltern des Carl Franz Hübner suchen usw. Im Taufzeugnis von 1938 - hier bereits besprochen - hatte der Pfarrer nichts über den Vater der Pauline Titze (*1848) vermerkt. Was tun?

              1.) Die kath. KB von Kleinitz selbst einsehen, und zwar um die Zeit von 1848. Sei es Tf, Tf-Patenschaften oder Tr-Zeugen - da müßte ja dann ein Baumeister (Maurer/Zimmermann) Hübner erscheinen. Mit einer solchen Suche kann man weder einen poln. Standesbeamten, Pfarrer oder Archivar beauftragen.

              2.) Wenn er so wohlhabend war - also auch Grundbesitz besaß - dann muß er in den erhaltenen Grundakten von Kleinitz erscheinen. Die könnte man als Kopien bestellen, was jedoch wegen des Umfangs nicht billig wird. Die größe Akte, mit der längsten Laufzeit, die sich vielleicht auf das 'Stammgut' der Hübner in Kleinitz bezieht (noch 1933 wird dort ein Karl Hübner erwähnt), ist diese. Vielleicht sollte man damit anfangen.

              3.) Im 1933er Grünberger Kreisadreßbuch erscheinen unter Hübner ein Schacht-, ein Dammeister und ein Maurer in Kleinitz. Dabei könnte es sich um Nachfahren des Baumeisters Hübner handeln. Über das Bundesarchiv Bayreuth ließe sich vielleicht aus der dortigen Heimatortskartei feststellen, wohin diese drei Hübner nach dem Krieg verzogen sind, und man könnte dann womöglich Kontakt zu heute noch dort lebenden Hübners herstellen. Da ist natürlich wegen der Häufigkeit des Namens viel 'Hoffnung' dabei, aber diese Suche könnte man von Deutschland aus betreiben, wenn man schon nicht nach Polen fahren kann. Ggf. wäre diese Suche auf den o.g. Schneider Carl Ludwig und dessen Nachfahren auszudehnen.

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              • _Fuchs_
                Benutzer
                • 03.06.2018
                • 69

                #9
                Hi Florian,


                habe die Auszüge "Trebschen - Namensverzeichnis Bestattungen" aus dem Archion-Archiv als PDF.


                Leider ist die Datei zu groß zum Hochladen.


                Wenn du mir deine E-Mail zukommen lässt, sende ich dir die Datein darüber.


                Hoffe du kannst was damit anfangen.


                Weiterhin viel Erfolg.


                Gruß


                Andreas

                Kommentar

                • Florian19
                  Erfahrener Benutzer
                  • 22.05.2018
                  • 182

                  #10
                  Guten Tag,

                  und vielen Dank für die Antworten.

                  @Kleinschmidt
                  Danke für die detaillierten Erklärungen; mit so einer ausführlichen Antwort habe ich nicht gerechnet. Da ich mit Archiven noch nicht viele Erfahrungen habe, haben die Ausführungen wirklich neues Wissen vermittelt.
                  Kurz noch bezüglich der (möglichen) Familiennamen: War es denn zu dieser Zeit noch üblich, dass sich "neue" Familiennamen aus der Berufsbezeichnung entwickelt haben? ich dachte immer, dass das viel früher war und hier (1850-1945) die Namen schon fest standen. Die Schreibweise "Schneider-Ludwig" hatte mich einen doppelten Familiennamen vermuten lassen.
                  Ich weiß, dass es in dieser Region in Schlesien auch Hofnamen hab, aber bis jetzt habe ich noch nie etwas entdeckt, wo ein direkter Bezug zwischen Hof- und Familienname besteht.
                  Zunächst werde ich wohl mit dem zweiten Tipp beginnen, nochmals Danke für die ausführliche "Forschungsanleitung" für einen Neuling.

                  @Fuchs
                  Habe dir eine Nachricht geschickt. Vielen Dank für das nette Angebot.

                  Viele Grüße

                  Florian

                  Kommentar

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