Johann Jacob Dürr - um 1640-1660 Weißgerber in Frankfurt/Sachsenhausen - seine Familie?

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  • #31
    Einwand

    Noch einmal hallo!

    Gegen einen vielleicht naheliegenden Einwand, der gemacht wurde.
    Johannes Dürr habe den Geburts- und Lehrbrief bereits "verbraucht" für den Umzug an den Ort, an dem er jetzt (1682) mit Frau und Familie wohnt. Mithin seien die beiden Briefe keineswegs ein Hinweis auf seinen im März/Mai 1682 bevorstehenden Umzug (z.B. nach Merchweiler).

    Den wichtigen Hinweis zur Entkräftung liefert die Angabe in der Vermögensaufteilung vom März 1682, sein Bruder (Friedrich) habe diese Briefe bar bezahlt und sei noch nicht dafür entschädigt worden. Johannes Dürr taucht im 1666 einsetzenden Taufbuch von Kocherstetten nie auf. Er muß also um die Zeit seiner Eheschließung (1662-64) Kocherstetten verlassen haben. Sein Bruder Friedrich wurde err. 1649 geboren. Dieses Geburtsjahr basiert auf der Altersangabe im Sterbebuch. Altersangaben sind meist übertrieben, er dürfte also eher 1650 oder 1651 geboren worden sein. Wenn also Johannes Dürr bis 1664 einen Geburts- und Lehrbrief an seinem neuen Wohnort brauchte und erhielt, müßte sein 12-13jähriger kleiner Bruder ihm diese 8 Gulden vorgestreckt haben. Nicht sein Vater und nicht sonst jemand. Daß damals ein Knabe dieses Alters 8 Gulden besaß und sie seinem älteren Bruder vorgestreckt und sie 20 Jahre lang nicht zurück gefordert haben könnte, halte ich für schwer vorstellbar.
    Sehr viel plausibler ist eine Ausstellung der Briefe in jüngster Vergangenheit, um mit der Familie nach April/Mai 1682 wegzuziehen.

    Offen bleibt weiterhin die Frage, ob Davids Sohn Johannes mit Ottilie Hack/Schütz verheiratet war.

    Alles Gute
    Corrado

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    • #32
      Na?

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      • #33
        Hallo in die Runde,

        Es gibt NEUES von Dürr.
        David Dürr, der noch nicht ganz sicher feststeht als Vater des Merchweilers Johannes Dürr, heiratete am 16.8.1635 in Ruppertshofen Barbara Reinhardt, T.v. Martin R. und Anna Stapf. Sie soll im Oktober 1614 in Ruppertshofen geboren worden sein und starb nach März 1682. David ist angegeben als Sohn von Hans Dürr aus Gauangelloch südlich von Heidelberg. Ruppertshofen liegt ca. 14 km südöstlich von Kocherstten und ca. 16 km nordöstlich von Schwäbisch-Hall.

        Im Staatsarchiv Ludwigsburg gibt es zwei zusammenhängende Briefe von 1648. Der zeitlich erste ist datiert 30.9.1648 und ist das Kündigungsschreiben von Georg Schäfer für die Lehrerstelle in Kocherstetten. Der zweite Brief ist undatiert, von fremder Hand ist die Jahreszahl 1648 nachgetragen, soll also von Oktober/November dieses Jahres stammen. Er ist das Bewerbungsschreiben von David Dürr um die gerade freigewordene Lehrerstelle. In diesem Brief schreibt er, er sei seit 25 Jahren im Dienst der Freiherren v. Stetten, d.h. also seit 1623.

        Geht man vom Heiratsjahr 1635 aus, dann dürfte David Dürr ca. 1605-10 geboren worden sein. 1623 war er damit ca. 13-18 Jahre alt. Gauangelloch südlich Heidelberg liegt ca. 70 km Luftlinie entfernt von Kocherstetten. Wenn also David Dürr mit ca. 13-18 Jahren in den Dienst der Herrschaft Stetten trat, dann wurde er von seinem Vater dorthin vermittelt. Ich habe keinerlei Informationen, wie der eine (Hans Dürr) vom anderen (Frh. v. Stetten) wußte. Was könnte einen Mann aus Gauangelloch veranlaßt haben, seinen Sohn in eine relativ weit entfernte Herrschaft zu verdingen?
        Und gerade in diese? Über Hans Dürr habe ich keinerlei Informationen. In Gauangelloch scheint es vorher keine Familie Dürr gegeben zu haben, Hans Dürr kann dort also vor 1610 eingeheiratet haben.

        David Dürr besaß eine kleine Sammlung von religiöser protestantischer Erbauungsliteratur. Forumsmitglieder halfen mir, die (für mich) unklaren Buchtitel zu identifizieren. Zweimal taucht "Habermann" auf. Es muß sich dabei um das Gebetbuch des Johannes Habermann, gen. Avenarius, handeln, das erstmals 1567 herauskam und danach ein regelrechter Renner wurde und "zahllose Auflagen" (Wikipedia) erreichte. Diese Sammlung weist David Dürr als einen überzeugten Protestanten aus.
        In der Vermögensaufteilung von März 1682 werden die vererbten Bücher in drei Blocks aufgeführt: Einer in der Spalte der Witwe Barbara, einer unter den beiden ältesten Töchtern und einer unter den Spalten von Sohn Friedrich und der Tochter Anna Margarethe. Nur in der Spalte von Johannes gibt es kein Buch. Wieso nicht? Und: Der Erbanteil von Johannes scheint mir der geringste von allen zu sein. Johannes war aus Kocherstetten weggezogen. Wenn er tatsächlich die katholische Ottilie Hack geheiratet hatte und beabsichtigte, in die katholische Herrschaft Illingen umzuziehen, dann muß er zum Katholizismus übergetreten sein. Für David Dürr ein nicht verwindbarer Schmerz: Sein ältester Sohn, vermutlich benannt nach Davids Vater Hans, verläßt die protestantische Kirche und zieht weg aus dem Dorf, der Herrschaft seines Vaters! Er war ein Verräter!
        Also auch dieses Detail kann man deuten als Argument für die Abstammung des Merchweilers Johannes Dürr aus Kocherstetten. In Merchweiler taucht kein Sohn des katholischen Kirchenschöffen Johannes Dürr auf, der David hieß. Der Bruch mit seinem Vater und wohl auch der gesamten Familie dürfte vollständig und dauerhaft gewesen sein.

        Alle Informationen, die bei mir eintrudeln, stützten die Eingangsthese, ohne aber bisher den Namen von Johannes' Frau preiszugeben.

        Alles Gute von
        Corrado
        Zuletzt ge?ndert von Gast; 08.09.2020, 21:25.

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        • loyane
          Erfahrener Benutzer
          • 12.11.2011
          • 1440

          #34
          Wunderbare Auskünfte!

          Grüß Gott!

          Ich bin wirklich beeindruckt von den Beinträgen von Corrado und muß noch einmal meinen ganz herzlichen Dank ausdrücken!

          Wir haben zwar immer noch keinen Beweis dafür, daß der Johannes DÜRR die Ottilia HACK geheiratet hat, und daß «unser» Johannes DÜRR der Sohn von David war. Die Argumentationen von Corrado machen aber in meinen Augen ganz viel Sinn. Und der Johannes hat die Protestantische Kirche für die Katholische verlaßen, was zu der Zeit manchmal vorkam, vielleicht ein Resultat des 30-Jährigen Krieges. (Andere Zweige der Familie meiner Frau waren in ähnlichen «Konflikten» eingemischt!)

          Ohne alle Details von Corrado zu wiederholen würde ich sagen: Ich bin, trotz der fehlenden Heiratsurkunde von Johannes DÜRR und Ottilia HACK und den fehlenden Geburtsurkunden ihrer ältesten Kinder (wo immer sie geboren sein können...), ziemlich überzeugt, der Johannes DÜRR aus Kocherstetten tatsächlich als Lehrer nach Merschweiler/Illingen gekommen ist. Seine Frau war die Ottilia HACK, und er war der Sohn von David DÜRR und seiner Frau Barbara geb. REINHARDT. Ihre Eltern sind durch den letzten Beitrag von Corrado ebenfalls bekannt, und wer weiß, vielleicht läßt es sich machen diese Familien noch weiter nach hinten zu verfolgen?

          Vielleicht sollte man Themen auf der Baden-Württembergischen Seite einlegen? Ich werde es versuchen!

          Nochmals ganz herzlichen Dank für sehr spannende Auskünfte und weiterhin gute Gesundheit!

          Hochachtungsvoll,

          Lars E. Oyane

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          • #35
            Hallo Lars,

            vielen Dank! Es ist schön, daß sich mal jemand meldet.
            Du hast recht, es ist nur "ziemlich sicher", daß David Dürr der Vater "unseres" Johannes Dürr war. Aber die Zeichen, die darauf deuten, halte ich für schwerwiegend, einschließlich des Alters des Johannes Dürr aus Kocherstetten und seiner Heirat sehr wahrscheinlich vor 1665. Bisher tauchte jedenfalls kein Detail auf, das der Abstammungsthese widerspricht. Wenn jemandem eins aufgefallen sein sollte, bitte ich um Nachricht!

            Alles Gute, Lars
            Corrado

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            • loyane
              Erfahrener Benutzer
              • 12.11.2011
              • 1440

              #36
              Herkunft?

              Grüß Gott, Corrado!

              Es war schön von Dir wieder so schnell zu hören. Ich denke wir sind ganz einverstanden...

              Ich hatte übrigens ein Thema im Forum von Baden-Württemberg eingeleitet:

              Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1635 Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Ruppertshofen Konfession der gesuchten Person(en): evangelisch Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive): Grüß Gott! Am 16.8.1635 wurden in


              Die Antworten die ich schon bekommen habe, waren aber eher enttäuschend, und ich muß Dich jetzt fragen, woher stammt diese Auskünft wegen der Hochzeit von David und Barbara in 1635? Es scheint keine Matriken zu geben...?

              Nochmals ganz herzlichen Dank für jeden Hinweis!

              Hochachtungsvoll,

              Lars E. Oyane

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              • #37
                Hier, für die Ungläubigen:

                Quelle bzw. Art des Textes: Bitte noch ausfüllen! Jahr, aus dem der Text stammt: Bitte noch ausfüllen! Ort und Gegend der Text-Herkunft: Bitte noch ausfüllen! Namen um die es sich handeln sollte: Bitte noch ausfüllen! Hallo in die Runde! Kann viell. jemand diesen Heiratseintrag lesen und mir hier möglichst vollständig


                Warum fragst du im Forum nach längst geklärten Dingen? Ich weiß nun allerdings nicht, ob du diesen anderen Leuten im Forum glaubst.
                Frag doch lieber nach offenen Fragen, z.B. der Heirat von Hans Dürr in Gauangelloch oder der Heirat von Johannes Dürr und Ottilie Hack in der katholischen Nachbarschaft von Kocherstetten.

                Viel Vergnügen!
                Corrado

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                • loyane
                  Erfahrener Benutzer
                  • 12.11.2011
                  • 1440

                  #38
                  Grüß Gott!

                  Recht herzlichen Dank an Corrado für den letzten Beitrag!

                  Ich finde es äußerst spannend diese Heiratsurkunde von 1635 zu studieren. Mir bleiben aber noch zwei Fragen offen:

                  Zitat von Corrado Beitrag anzeigen
                  Es gibt NEUES von Dürr.
                  David Dürr, der noch nicht ganz sicher feststeht als Vater des Merchweilers Johannes Dürr, heiratete am 16.8.1635 in Ruppertshofen Barbara Reinhardt, T.v. Martin R. und Anna Stapf. Sie soll im Oktober 1614 in Ruppertshofen geboren worden sein und starb nach März 1682. David ist angegeben als Sohn von Hans Dürr aus Gauangelloch südlich von Heidelberg. Ruppertshofen liegt ca. 14 km südöstlich von Kocherstten und ca. 16 km nordöstlich von Schwäbisch-Hall.

                  * Woher kennst Du den Alter von Barbara Reinhardt?

                  * Und woher kennst Du den Namen ihrer Mutter, Anna Stapf?

                  Hast Du vielleicht eine Taufeurkunde oder weitere Auskünfte entdeckt?

                  Wie Du es vielleicht gesehen habe, habe ich ein eigenes Thema in Baden-Württemberg geöffnet, wo ich infolge Deines Rats die Heiratsurkunde von Johannes Dürr und Ottilie Haack und auch Auskünfte über die vielen Kinder nachfrage. Aber, so weit keine Antwort... Es wird eine schwierige Frage sein...

                  Nochmals ganz herzlichen Dank für jeden Hinweis!

                  Hochachtungsvoll,

                  Lars E. Oyane

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                  • #39
                    Hallo!

                    Zunächst @Lars: Diese beiden Daten habe ich von einem Informanten privat erhalten, also nicht übers Forum, offenbar wollte er es so. Zweitens hast du mir den Eindruck vermittelt, daß du nur Originalquellen vertraust, was ich durchaus verstehen kann. Diese Originalquellen habe ich nicht, weiß auch nicht, wo sie sind. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
                    Einige wenige Male haben mich Informationen bzw. Kritik auf privaten Kanälen erreicht. Einmal habe ich (wg. der Geburts- u. Lehrbriefe) im Forum, also öffentlich, deswegen dazu Stellung genommen, weil ich vermutete, daß weitaus mehr Personen als diese beiden diesen Verdacht hegen könnten und weil ich glaubte, diese Bedenken zerstreuen zu können. Das glaube ich immer noch.

                    Aus Krautheim erreichten mich Informationen zu Dürr per Post. Herr Walter Zürn war so freundlich, mir ein paar Fotokopien zu schicken, darunter ein Heiratseintrag von 1701, angeblich der erste zum Namen in Krautheim.

                    "... honestus adolescens Chrystophorus Dürr p.m. honesti Joannis Dürr et Ursula civium anbanorum(??) filius legitimus cum pudica virgine Anna Margaretha Remblingerin p.m. honesti Joannis georgij Remblingers et Maria Clara civium quondam in offenau ad Necarum relicti filia legitima. Folgen als Zeugen "Nobiles domini" Joannes Thomas Kilian … et Joannes Sigismundus Kleiner satrapiae … (unleserlich).
                    Ich habe keine Ahnung, was "civium anbanorum" (falls richtig gelesen) bedeuten könnte. civium soll wohl der Genitiv Plural von civis, also Bürger, sein. Im lat. WöBu fand ich nichts, was so ähnlich aussah wie "anbanorum". Anfangsbuchstabe a und an 3. Stelle b sind eindeutig sowie das orum am Schluß. Auf keinen Fall heißt es "urbanorum" oder sowas. Kann keine Kopie hier einstellen.

                    Christoph Dürr dürfte um 1670-80 geboren worden sein, sein Vater Johannes Dürr dürfte also entsprechend früh geheiratet haben. Und dieser Johannes Dürr war mit einer Ursula N. verheiratet und 1701 tot. Christoph heiratet eine Frau aus Offenau am Neckar, was nicht gerade um die Ecke liegt. Und die Trauzeugen sind "vornehme Herren", adlig wohl nicht. Das erweckt den Eindruck, daß es sich bei dieser Familie um eine privilegierte handelte. Und Krautheim war eine katholische Pfarrei. Dieser Johannes könnte also durchaus der Sohn von David Dürr gewesen sein. Aber der Name Dürr war in dieser Gegend zu dieser Zeit außerordentlich weit verbreitet, selbst Namensträger Dürr in Nachbarorten waren oftmals nicht miteinander verwandt. In Krautheim beginnen die KB offenbar auch so spät, daß dort die Abstammung von Vater Johannes Dürr nicht zu ermitteln ist.

                    3.1.1690: Johann Jakob Dürr starb an der Pest. (Sterbebuch Krautheim)
                    nichts weiter angegeben, kein Alter, kein Familienstand.
                    9.1.1715: Johann Friedrich Dürr wurde beigesetzt. " "

                    Mehr Namensträger Dürr tauchen in den KB von Krautheim vor/um 1700 nicht auf, wie es scheint. Der Name scheint danach also kein alteingesessener gewesen zu sein.

                    Viele Grüße
                    Corrado
                    Zuletzt ge?ndert von Gast; 30.09.2020, 14:32.

                    Kommentar

                    • tkraemer
                      Erfahrener Benutzer
                      • 09.01.2013
                      • 490

                      #40
                      da muss ich mal eingrätschen ich hab jetzt nicht alles gelesen hier, aber ich hab einen Dörr aus Krautheim, der nach Lorsch gegangen ist.
                      Ob ihr nun Dörr oder Dürr sucht, ist euch dann überlassen.



                      Ich hab den auch nur auf dem Schirm, da die 2te Ehefrau als Witwe bei mir reingeheiratet hat (Johann Georg Kempf)

                      wollt ich nur anmerken -> wer weiß ob es was bringt.

                      Meßbach hatte glaube ich sogar wieder eine eigene RK PFarrei ab 1771. Ev sollten glaub nach Neunstetten und Dörzbach gepfarrt haben.

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                      • #41
                        Hallo tkrämer,

                        es wäre vielleicht Lars' Sache als Themenstarter, darauf zu antworten, aber ich möchte mich zunächst mal bedanken für dein Eingrätschen.
                        Der ca. 1677 geborene Kilian Dürr/Dörr/Derr/etc., Eltern unbekannt, wohl in Krautheim geboren, bringt leider keine Information über die Herkunft von Johannes Dürr in Krautheim, der viell. der Vater von Kilian war.

                        Alles Gute
                        Corrado

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                        • #42
                          Erste Dürr um Schwäbisch-Hall

                          Hallo an die Dürr-Freunde!

                          Im Staatsarchiv Ludwigsburg gibt es eine größere online-einsehbare Sammlung von Urkunden der Stadt Schwäbisch-Hall ab 1231. Dort findet man überraschend früh, wie ich finde, recht viele Nachweise des Namens Dürr, 1327 beginnend, die darauf deuten, daß dieser Stamm DÜRR bereits im 13. Jh im Raum Schwäbisch-Hall entstanden sein muß.
                          Da Hans Dürr in Gauangelloch nach Auskunft eines regionalen Genealogen vermutlich nicht aus einer Angellocher Familie stammte, und zudem irgendwie mit einem Frh. v. Stetten bekannt gewesen sein muß, ist die nächstliegende Erklärung, daß er selbst aus dem Raum Schwäbisch-Hall stammte und von dort in Gauangelloch eingeheiratet hatte.
                          Deshalb kann das Namensvorkommen DÜRR im Raum von Hall wichtig sein. Einige Auszüge:

                          16.4.1327: Heinrich Sulmeister, Bürger von Hall, bekundet: Er hat an Heinrich von Tullau und an Heinrich und Walter Veldner, Bürger zu Hall, die Vogtei über den Hof zu Michelfeld (Inhaber = Dürr), die vom römischen König zu Lehen geht, verkauft. (B 186, U 44)
                          14.9.1328: Fried. Kröwel, gen. v. Wanbuch, und seine Frau Agnes bekunden: Sie verkauften mit Einwilligung von Konrad Dürr zu Gailnau, Götz Gröner u.s.F. Elsbet, für 40 Pfd Heller an Andres v. Haslach, S.v. Walter, zu Scheffach, die Mühle unterhalb der Brücke (Vorbesitzer: Konrad Dürr), sowie die Mühlstatt oberhalb der Brücke und die Rentwiese. Bürgen, zur Leistung mit Pferd verpflichtet, sind: die ehrbaren Fritz DÜRRE gen. Gaumann, Lutz DÜRRE von Roßbürg, Konrad DÜRRE und Sitz v. Neuenheim (Sitz ist ein Vorname). (B 186, U 49)
                          14.9.1328: Konrad DÜRR schenkt dem Kloster Comburg (bei Hall) zu seinem und seiner Vorfahren Seelenheil mit Zustimmung der Mitsiegler und deren Ehewirtinnen Elsbet Gröner bzw. Agnes Kröwel (v. Wanbuch) zwei Fischenzen zu Scheffach, oberhalb und unterhalb der Fischenz des Klosters. Die Nutzung soll auf Lebenszeit seinem Bruder Ludwig DÜRR, Konventbruder des Klosters, zustehen. (B 186, U50)
                          22.2.1332: Rügger Prediger u.s.F. Elsbet, ihre Tochter Elsbet und deren Mann Heinrich Mülner, Bürger zu Hall, sichern Abt Konrad, Prior Lutz DÜRRE und dem Konvent zu Comburg den Wiederkauf des von ihnen erworbenen Hofes zu Michelfeld um 94 Pfd Heller zu, wenn sie darum angegangen werden. (B 186, U51)
                          6.2.1342: Konrad Ludwig DÜRRE ist Küster des Konvents Comburg. (B 186, U 75)
                          15.9.1345: Heinz DÜRR (Türe), Bürger zu Hall, seine Hsfr. Elisabeth, To.d. Siferlin Tumpeltorse, und deren Schwester Agnes bekunden: Sie verkaufen mit Zustimmung von Siferlin Tumpeltorse für 4 Pfd Heller … 8 Schilling Heller Nachgeld aus dem Sitz des Siferlin Tumpeltorse, etc. Bürgen: Sitz DÜRR (Ture) u. Klaus Helle, beide Bürger zu Hall. (B 186, U86)
                          15.1.1350: Sitz DÜRR, Meister des neuen Spitals zu Hall, … (B 186, U 116)
                          10.3.1351: Sitz DÜRR, Spitalmeister des neuen Spitals zu Hall. (B 186, U 122)
                          15.5.1406: Bürgermeister und Rat von Hall verkaufen an den Mitbürger Rudolf von Münkheim um 4000 fl rh. die in der Auslösung von Hans Veldner-Gyr übernommenen Güter und Gülten (folgt lange Aufzählung); Lehen zu Comburg: In Eichelhalden die Kelter, 5 Weingärten, 9 Heller, 1 Herbsthuhn, von einem Fuder Ertrag 1 Eimer Vogtwein als Gülte. Inhaber: Eberhard Gottfried, Morhilterin, Hans DÜRR, Heinz Geyersberg. (B 186, U 660)
                          16.10.1415: Thomas v. DÜRR (auch Dürrn und Dürre) ist Pfarrer von Unterlimpurg. (B 186, U 749)
                          6.5.1425: Thomas v. DÜRR ist Pfarrer an der Frauenkirche (in Hall). (B 186, U 848)
                          17.8.1425: Klage der Herren Thomas v. DÜRR, Johannes Vellberg, …, gegen Heinz Heusung, Bürger zu Hall. Es geht um den Verkauf eines Weinberges. Der Lehnsherr Albrecht v. Rinderbach war in den Kauf getreten. Die Kläger erhalten Recht von den Richtern Hans v. Stetten und Konrad v. Rinderbach (und weiteren). (B 186, U 852)
                          2.8.1433: Thomas v. DÜRR, Pfründner des Georgsaltars in der Michaelskirche erklärt: Er hat das Altargut zu Geifertshofen an Seitz Leyre verliehen. Mit Wissen des Lehnsherrn der Pfründe, dem Abt Gottfried v. Stetten zu Comburg. (B. 186, U 935)
                          25.8.1438: Thomas v. DÜRR und zwei weitere werden zu Prokuratoren der Bruderschaft der Priester in Hall benannt, um vor dem Bischof v. Würzburg ihre Rechte zu vertreten gegen Johann Halberger, der behauptet, Vikar in Hall zu sein. (B 186, U 989)
                          9.12.1444: Hans DÜRR von Heimbach und seine Frau Marg. Heußlerin bekunden: Sie verkaufen an Schwager und Bruder Peter Heußler zu Erlbach ihre Ansprüche an das Eigengut ihrer Schwiegermutter und Mutter Agnes Heußlerin von Heimbach für 9,5 fl. (B 186 U 1053)
                          3.5.1471: Thomas v. DÜRR ist Pfarrer zu Tüngental. (B 186, U 1368)
                          9.12.1479: Hans v. DHÜREN, Amtmann zu Wildenberg, und andere entscheiden im Auftrag von Erzbf. Dietrich v. Isenburg von Mainz eine Fehde. (B 186, U 1476)
                          13.1.1486: Die Brüder Lenhard und Endres DÜRR, ihre Mutter Margarethe, verwandt mit Contz Bader am Brückenbad in Hall, sind einverstanden mit der Errichtung einer Jahrzeitstiftung, die der Erblasser verfügte für ihn selbst, seine verstorb. Ehefrau und seine Vorfahren und Nachkommen. (B 186, U 1573)
                          18.8.1557: Willibald DÜRR, Amtmann zu Tannenbühl, ist einer der Schiedsmänner im Streit um Viehweiden etc. der Gemeinden Ilshofen und Ruppertshofen. (B 186, U 2534)

                          Es gab also mal, wenn auch nur für eine Person belegt, Kontakt zwischen einem DÜRR und der Familie v. Stetten im 15. Jh. Und es gab etliche privilegierte Familien Dürr, aus denen Hans DÜRR in Gauangelloch stammen kann. Und es gab einen Amtmann DÜRR, der im Raum Hall-Ruppertshofen beheimatet gewesen sein dürfte.

                          Viele Grüße
                          Corrado
                          Zuletzt ge?ndert von Gast; 08.10.2020, 22:39.

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                          • #43
                            Hallo!

                            Nach Auskunft eines Forumsmitgliedes, das anonym bleiben möchte, starb Barbara Reinhardt, die Wirtwe von David Dürr, im Januar 1713 in Kocherstetten mit 98 Jahren. Tagesdatum fehlt. Glaubwürdig?

                            Nachtrag zu frühen Dürr:
                            15.11.1557: Willibald Dürr, Amtmann zu Tannenbühl, ist Zeuge der Bestrafung von Hans Rötter, Otterbach, der der Auslösung seiner Güter verfallen war. (B 186, U 2541)
                            Dieses Otterbach liegt zwischen Hall und Ruppertshofen, also nur wenige km entfernt von dem Bereich, um den es im August 1557 ging. Ein Ort Tannenbühl ist für mich nicht auszumachen, er muß aber in diesem Raum liegen (nordöstlich von Hall). Vermutlich lagen Amtsbezirk und Lebensmittelpunkt (Herkunft) dieses Willibald Dürr nicht sehr weit auseinander. Vielleicht kann dieser Amtmann, zu dessen Amtsbezirk auch Ruppertshofen gehört haben dürfte, zur Erklärung beitragen, weshalb David Dürr aus Gauangelloch ausgerechnet eine Frau aus Ruppertshofen heiratete.
                            Der Eindruck besteht, daß Familien Dürr in Stadt und Umfeld Hall zur selben Gesellschaftsschicht gehörten wie Familien v. Stetten, die ebenfalls häufig in den Urkunden der Stadt Hall vorkommen. Daraus dürfte sich m.E. der Kontakt zwischen Hans Dürr in Gauangelloch und dem Frh. v. Stetten in Kocherstetten erklären lassen.

                            Corrado
                            Zuletzt ge?ndert von Gast; 26.11.2020, 13:05.

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                            • #44
                              Schlußfolgerung

                              Schlußfolgerung zum Abstammungsthema:


                              Merkmale des Merchweilers Johannes Dürr sind:

                              1) Er war Katholik.
                              2) Johannes Dürr wird in Merchweiler erstmals aktenkundig Anfang August 1682, muß also in den Monaten davor seinen Umzug organisiert haben.
                              3) Er muß um etwa 1635-40 geboren worden sein.
                              4) Er muß kurz vor 1665 geheiratet haben.
                              5) Er war Lehrer und Gerichtsschreiber. Da er von diesen kurzzeitigen Anstellungen, die zudem im allgemeinen nicht gut bezahlt wurden, wohl keine große Familie ernähren konnte, muß er noch einen Brotberuf, ein Handwerk ausgeübt haben.
                              6) Sein ältester Sohn hatte den selben Vornamen wie der Illinger Landesherr. Es bleibt weiterhin eine Hypothese, daß der älteste Sohn nach dem Landesherrn Johann Daniel genannt wurde und auch diesen Landesherrn zum Taufpaten erhielt. Aber für mich steht fest, daß der ältere Joh. Daniel v. Kerpen 1665 und wohl schon davor als Oberamtmann in Krautheim lebte. Um den Landesherrn zum Taufpaten zu bekommen, muß der nicht in der Nähe des Taufortes leben. Es genügt sein Einverständnis, er kann einen Stellvertreter benennen, das kam häufiger vor.
                              Robert Kirsch schrieb in „Fast völlig ruiniert“ (Wemmetsweiler Heimatblätter 1991, S. 61), Johann Daniel v. Kerpen sei Ende April 1674 nach Mainz an den Hof des Kurfürsten geflüchtet, in dessen Dienst früher sein Vater als Amtmann in Lohr gearbeitet hatte, „und übernahm im Dienste des Kurfürsten eine Amtmannstelle in Krautheim.“ Das suggeriert einen Antritt 1674 oder 1675. An anderer Stelle (in seiner Stammtafel der Herren v. Kerpen) bezeichnete er Joh. Daniel v. Kerpen als kurmainzischen Rat und Oberamtmann in Krautheim. Auf meine schriftliche Anfrage, ob er denn wisse, seit wann Kerpen im kurmainzischem Dienst in Krautheim war, antwortete er, das wisse er nicht. Ich gehe davon aus, daß Joh. Daniel v. Kerpen bereits Jahre vor 1674 in Krautheim Dienst tat. Nach 1648 ritt er mehrmals in die Alpen zu entfernten Verwandten mit der Bitte, ihm Bewohner für seine Herrschaft zu überlassen, vergeblich. Solche mehrmaligen Ritte erscheinen mir von Krautheim aus leichter und praktikabler als von Illingen aus.


                              Zum Vergleich die Gegenüberstellung mit den Merkmalen des Johannes Dürr in Kocherstetten:

                              1) Er war sehr wahrscheinlich Katholik.
                              2) Da Friedrich Dürr den Geburts- und Lehrbrief für Johannes Dürr „bar aus seiner Erbsportion“ bezahlte, muß das nach dem 9. Januar 1682 geschehen sein, denn vorher hatte er vermutlich noch keine Erbsportion, höchstens einen nicht baren Anspruch oder ähnliches. Gerade die Ausstellung von Geburts- und Lehrbrief zwischen 10. Jan. und 12. März erscheint mir als schwerwiegendes Argument für die Abstammungsthese, denn sie besagt eindeutig, daß Johannes Dürr nach Abwicklung der Erbverteilung nicht auf seinem „Gütl“ bleiben, sondern wegziehen würde. In der Vermögensverteilung wird Johannes Dürr als „Johannes der Gütlerer“ bezeichnet, was wohl bedeutet, daß er mit Familie ein „Gütl“ außerhalb der Pfarrei Kocherstetten bewohnte. Der Ort bleibt unbekannt
                              3) Er wurde ca. 1640/42 geboren. Nach der Eheschließung der Eltern im August 1635 wurden zunächst zwei Töchter geboren (1636 und 1638?), erst danach Johannes.
                              4) Wahrscheinlich heiratete er vor 1665. Im Taufbuch von Kocherstetten taucht er nie auf.
                              5) Von David Dürrs Sohn ist eine Ausbildung zum bzw. Tätigkeit als Lehrer und Gerichtsschreiber nicht nachzuweisen, aber ich unterstelle David Dürr eine Schulbildung seines ältesten Sohnes, die ihn dazu befähigte. Ich gehe davon aus, daß schulische und weitergehende Bildung in dieser Familie Dürr ein Teil der Erziehung war. Der Lehrbrief für Johannes weist aus, daß er wohl ein Handwerk, einen Brotberuf erlernte.
                              6) Die Namen seiner Kinder sind unbekannt.
                              7) Johannes Dürr aus Kocherstetten wuchs in der Nähe von Krautheim auf. Gerade die Nähe des Freiherrn v. Kerpen in Krautheim, sicherlich bereits vor 1665 und bis um 1680, zeitweise in Illingen, der als Landesherr von Illingen und also mit Entscheidungsmacht neue Bewohner für seine Herrschaft suchte und sicherlich gerne jemanden wie Johannes Dürr, den gebildeten Sohn eines gebildeten, wenn auch protestantischen Vaters mit nach Illingen nehmen würde, wenn er ihn an sich binden konnte durch die Eheschließung mit der Tochter seines Jägers, erscheint mir als ein weiteres schwerwiegendes Argument für diese Abstammungsthese. Zu diesem Gedanken paßt die Patenschaft für den ältesten Sohn von Johannes Dürr. Man wird davon ausgehen können, daß der Oberamtmann von Krautheim das Faktotum der Herrschaft Kocherstetten, also den Jäger, Gerichtsschreiber, Lehrer, etc. David Dürr und seine Familie, gekannt haben muß.


                              Wenn also nicht David Dürrs Sohn Johannes Ottilie Hack heiratete und nach Merchweiler zog, dann müßte ein weiterer, quasi dritter Johannes gefunden werden, der alle diese Merkmale auf sich vereinigen konnte. Eine solche Parallelität erscheint mir sehr sehr unwahrscheinlich.


                              Ich gehe also davon aus, daß der Sohn Johannes von David Dürr Ottilie Hack heiratete. Es sei denn, jemand weist etwas anderes nach.




                              E N D E
                              Zuletzt ge?ndert von Gast; 27.11.2020, 12:15.

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                              • #45
                                Hallo ihr Lieben ...

                                Corrado

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