Vormund?

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  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15113

    #16
    Hallo,
    also Tanja, ich vermute:
    entweder kannte in Deinem Fall die Witwe nicht ihre Selbstbestimmungs-Rechte (siehe BGB u. GG) und hat sich enweder vom Jugendfürsorge-Amt oder der Verwandtschaft übervorteilen lassen,
    oder ihr Lebensstil passte nicht in das konservative Gesellschaftsmodell, so dass nach der Gesetzeslage die Vormundschaft zum Schutz der Kinder Rechtens war.

    Eventuell gab es auch finanzielle Probleme, dass sie ihre Kinder nicht selber ernähren konnte?
    Gruss
    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 09.05.2015, 22:01.
    Viele Grüße

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    • AlAvo
      • 14.03.2008
      • 6186

      #17
      Hallo zusammen,

      eventuell hilft ja mal ein Blick in die damalige Gesetzeslage?
      Wenn gleich diese Fassung von 1900 ist, veranschaulicht sie die Aspekte, die auch dem damaligen Zeitgeist und der Rechtsauffassung entsprechen.
      Diese Fassung wird sicher ein Fundament für mögliche spätere, nach 1933, Fassungen und/oder Gesetzesveränderungen darstellen.

      Ich hoffe, mit diesen Angaben ein wenig helfen zu können?


      Viele Grüße
      AlAvo
      War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

      Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

      Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


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      • Artsch
        Erfahrener Benutzer
        • 14.07.2013
        • 1933

        #18
        Hallo Tanja,

        wenn ich mich nun richtig belesen habe, verlor eine Witwe die elterliche Gewalt über ihre Kinder, wenn sie sich neu verehelichte(bis 1959). Korrigiert mich, falls ich dies falsch verstanden habe.
        War das in deinem Fall so, oder blieb diese Mutter allein?
        War Vermögen im Spiel, konnte das auch ein Grund für Vormundschaft sein.
        Ich gehe nicht unbedingt von einem Fehlverhalten nach damaliger Auffassung aus!

        Beste Grüße
        Artsch

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        • JanaLindsey
          Benutzer
          • 18.10.2012
          • 82

          #19
          Bei mir hab ich folgendes gehört: Der Vater starb 1886 und hinterlies die Mutter mit 4 Mädchen. Diese hatten einen Vormund (weiblich) - diese bekam einen GEGEN-VORMUND! - ein Mann - da sie ja "nur " eine Frau war.
          Dieser männliche, ach so gute, Vormund hat das Haus der Mädchen dann im Kartenspiel verloren.... Schon mal was von einem Gegen-Vormund gehört??
          Spurensuche.... Seegers, Schubach, Streim, Scheidemann, Bergmann, Kellner, Bürmann, Müller, Jacob, Roprecht..... Orte: Südniedersachsen, Hildesheim, Göttingen, Ballenhausen, Uslar, Hannover, Springe, Wehen Wiesbaden, Dammratsch Oberschlesien , Wahmbeck

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          • JanaLindsey
            Benutzer
            • 18.10.2012
            • 82

            #20
            Schon einmal was von einem G E G E N -Vormund gehört?
            So war es wohl bei uns.
            Spurensuche.... Seegers, Schubach, Streim, Scheidemann, Bergmann, Kellner, Bürmann, Müller, Jacob, Roprecht..... Orte: Südniedersachsen, Hildesheim, Göttingen, Ballenhausen, Uslar, Hannover, Springe, Wehen Wiesbaden, Dammratsch Oberschlesien , Wahmbeck

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            • Auf der Suche nach
              Benutzer
              • 29.03.2015
              • 62

              #21
              Guten Morgen alle zusammen
              und vielen Dank für die rege Diskussion hier zum Thema Vormund.

              Ich werde eure Fragen versuchen zu beantworten, um die Situation aber näher zu beleuchten, werde ich heute nochmal konkret bei einem der Kinder (in dem Fall bei meinem Vater - es handelt sich also hier um meine Großmutter) nachfragen.

              Zitat von AnnaKukka Beitrag anzeigen
              schämte sich die Frau für den Vormund als Person oder für ihre Situation?
              Die Frage kann ich so leider nicht beantworten. Meine Oma ist schon vor vielen Jahren gestorben, so dass ich sie leider nicht mehr fragen kann. Ob mein Vater eine Antwort darauf hat, weiß ich nicht - ich werde ihn aber fragen!

              Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
              da dürfte mehr dahinterstecken, als allein die Tatsache, dass der Mann tot und die Frau alleine war.
              Um welche Jahre geht es eigentlich?
              Es handelt sich um den 2. Weltkrieg. 1944 ist der Familienvater gefallen und meine Oma stand mit den 3 Kindern alleine da. Vielleicht noch zur Gesamtsituation:

              08.12.1939 Heirat - lag auch nicht im Wohnstandesamt, sondern in einer angrenzenden Stadt, vermutlich durch die Umstände in denen sich die Frau befand:
              26.01.1940(!) Geburt Kind 1
              21.09.1941 Geburt Kind 2
              23.05.1944 Geburt Kind 3
              Sterbedatum des Ehemannes ist nicht genau bekannt, beigesetzt wurde er am 14.06.1944

              Ab wann genau der Vormund eingesetzt wurde, weiß ich nicht.

              Zitat von Artsch Beitrag anzeigen
              mir stellt sich noch die Frage, wer war der Vormund?
              War es einer aus der Familie, oder von der Behörde (Gemeinde bzw. von der Stadt) eingesetzter Vormund?
              Dies werde ich auch gleich versuchen zu erfragen und mich wieder melden.
              Vielleicht noch weiter: Der Vater der Witwe lebte zu dem Zeitpunkt noch. Und der Vater der Witwe war definitiv nicht der Vormund. Ich weiß nur, dass dieser Vormund, sogar auf Familienfesten war zB bei der goldenen Hochzeit der Eltern der Witwe im Jahre 1957!

              Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
              ... oder ihr Lebensstil passte nicht in das konservative Gesellschaftsmodell, so dass nach der Gesetzeslage die Vormundschaft zum Schutz der Kinder Rechtens war.

              Eventuell gab es auch finanzielle Probleme, dass sie ihre Kinder nicht selber ernähren konnte?
              Ich würde den Lebensstil eher ausschließen, sondern die finanziellen Probleme in Betracht ziehen. Meine Oma musste "hamstern" gehen, da definitiv nicht genug zu Essen da war.

              Zitat von Artsch Beitrag anzeigen

              wenn ich mich nun richtig belesen habe, verlor eine Witwe die elterliche Gewalt über ihre Kinder, wenn sie sich neu verehelichte(bis 1959). Korrigiert mich, falls ich dies falsch verstanden habe.
              War das in deinem Fall so, oder blieb diese Mutter allein?
              War Vermögen im Spiel, konnte das auch ein Grund für Vormundschaft sein.
              Nein kein Vermögen und die Witwe hatte nicht noch mal neu geheiratet.

              Vielen Dank an euch ALLE für die Bemühungen und ich melde mich sobald ich meinen Vater interviewt habe!

              Herzliche Grüße
              Tanja
              Zuletzt geändert von Auf der Suche nach; 10.05.2015, 11:22. Grund: Fehler korrigiert
              Family - where life begins and love never ends

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              • Auf der Suche nach
                Benutzer
                • 29.03.2015
                • 62

                #22
                Rückmeldung:

                Mein Vater konnte mir noch sagen, dass der Vormund durch die Stadt eingesetzt wurde und dass die Kinder dort ihre Zeugnisse abgeben mussten und dann einen kleinen Obulus von dort bekamen. Auch war der Vormund behilflich bei der Arbeitssuche der Kinder.
                Warum sich meine Oma dafür geschämt hatte, konnte mir mein Vater nicht beantworten.

                Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag!

                LG Tanja
                Family - where life begins and love never ends

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                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 15113

                  #23
                  Zitat von Auf der Suche nach Beitrag anzeigen
                  ...Ich würde den Lebensstil eher ausschließen, sondern die finanziellen Probleme in Betracht ziehen. Meine Oma musste "hamstern" gehen, da definitiv nicht genug zu Essen da war....
                  Hallo,
                  Das ist dann auch beides der identische Grund: nämlich der Lebenstil keine Arbeit und damit kein Einkommen u. Essen zu haben widersprach dem Gesellschaftsmodell. Die heutige Form der Sozialhilfe existierte nicht, und auch hätte es damals nicht die gesellschaftliche Akzeptanz einer Unterstützung "nichtarbeitswilliger Arbeitsfähiger" gegeben.

                  Damals gab es noch keine Kindertagesstätten; also selbst wenn sie gewollt hätte, wäre eine Arbeitsmöglichkeit für sie vielleicht daran gescheitert, dass sie ihre Kinder nicht hätte unterbringen können.
                  Somit war damals der Zwangsdruck für Mütter sich in die "Obhut" eines Ehemanns zu begeben sehr hoch. Frauen die dies nicht wollten wurden dann mißtrauisch betrachtet, als "nicht gesellschaftsfähig" angesehen, und ihre Chancen bei der Arbeitssuche vom konservativen Personalchef akzeptiert zu werden sanken weiter.

                  Somit ist aber auch klar warum zum Wohle der Kinder eine Vormundschaft eingesetzt wurde, weil die Mutter nicht in der Lage war ihre Kinder zu versorgen. Dem Vormund hat es wahrscheinlich auch nicht unbedingt viel Spass gemacht die Verantwortung für die Erziehung der Kinder mit übernehmen zu müssen.

                  Viele Grüsse
                  Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 10.05.2015, 13:51.
                  Viele Grüße

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                  • Artsch
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.07.2013
                    • 1933

                    #24
                    Hallo Anna Sara,

                    was heißt hier Lebenstil? Wie hoch ist dein Anspruch?
                    Die Lebensmittel waren rationiert, nur wer etwas in die Waagschale zu werfen hatte, konnte auch hamstern gehen. Heizungsmaterial war ebenfalls ein Thema. Auch damals waren Beziehungen wichtig. Geld unterstand der Inflation. Wer viel hatte, konnte viel verlieren.

                    So eine pauschale Aburteilung steht dir nicht zu!

                    Wir schreiben vermutlich das Jahr 1944 bezüglich der Vormundschaftsbestellung und die damals herrschende Gesetzgebung.
                    Gegen Kriegsende verschärfte sich die Lage. Wo ging es damals normal weiter?
                    Die einen verloren ihre Heimat und die anderen hatten Einquartierungen, gemeinsam hungerten sie und sorgten sich manchmal um den nächsten Tag.
                    Nur wenige hatten Zeit und die Frechheit auf andere zu zeigen!

                    Mir stellt sich eher die Frage, in welchen Gebiet Deutschlands spielte sich das ab? War es in der Stadt oder auf dem Land?
                    Schlimm war es allemal, nur auf dem Land hatte man mehr Möglichkeiten.

                    Bitte nicht vergessen, diese Familie war kein Einzelfall.

                    Der Vormund war dazu da, Anträge auf Halbwaisenrente oder ähnliches zu stellen und die Familie mit Rat zu unterstützen.
                    Erzogen wird diese FRAU ihre Kinder schon selber haben!

                    Beste Grüße
                    Artsch

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                    • #25
                      Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                      nämlich der Lebenstil keine Arbeit und damit kein Einkommen u. Essen zu haben widersprach dem Gesellschaftsmodell.
                      Hallo Anna Sara,

                      wo hast Du denn diese "Weisheit" her? Hast Du Dich mit Zeitzeugen unterhalten?


                      Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                      Damals gab es noch keine Kindertagesstätten
                      Die gab es sehr wohl, wenn auch längst nicht in dem Maße wie heute, diese waren hauptsächlich mit Halbwaisenkindern belegt.

                      Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                      Frauen die dies nicht wollten wurden dann mißtrauisch betrachtet, als "nicht gesellschaftsfähig" angesehen
                      nach dieser Aussage wären mindestens zwei Drittel der damaligen Bevölkerung "nicht gesellschaftsfähig" gewesen

                      Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                      weil die Mutter nicht in der Lage war ihre Kinder zu versorgen.
                      Mütter waren sehr erfinderisch, was arbeiten betraf. So hat meine Mutter nächtelang gestrickt, damit wenigstens ein paar Groschen reinkamen.

                      Mechthild

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                      • Karla
                        • 23.06.2010
                        • 1017

                        #26
                        Hallo zusammen !
                        Wenn die Männer im Krieg geblieben sind , oder wie in meinem Fall kurz danach verstorben sind , hatten die Frauen auch meine Oma den Halt verloren .
                        Da hatte sich dann mein Vater als ältester Sohn um alles gekümmert .
                        Mein Opa ist 1948 verstorben . Da waren die Frauen noch nicht so weit wie heute .
                        Meine Oma wurde 1882 geboren . Als sie 1907 geheiratet hatte , musste sie aufhören zu arbeiten .
                        Heute undenkbar !
                        Zuletzt geändert von Karla; 10.05.2015, 17:30.

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                        • Asphaltblume
                          Erfahrener Benutzer
                          • 04.09.2012
                          • 1500

                          #27
                          Ich habe in der Familie eine Frau, die als geschiedene Volljährige 1940 ein uneheliches Kind bekam und dessen Vormundschaft selbst übernehmen konnte. Das musste sie allerdings beantragen und es vom Gericht genehmigen lassen. Sie war in Vollzeit berufstätig.

                          Meine Ururgroßmutter wurde 1896 in Preußen mit 4 Kindern Witwe, ihre Kinder hatten einen Amtsvormund. Vom Zeugnisse vorlegen weiß ich nichts, aber um das Vermögen der Kinder (das Erbe des Vaters) kümmerte er sich (positiv).

                          Mein Urgroßvater (andere Linie) war selbst Amtsvormund. Da diese händeringend gesucht wurden (Kinder lediger Mütter brauchten einen Amtsvormund, und das war ein Ehrenamt, also unbezahlt), konnte er damit pokern, als er gedrängt wurde, in die NSDAP einzutreten: Dann hätte er seine Amtsvormundschaften niedergelegt... Und die waren denen dann doch wichtiger.

                          Es hing wohl von unterschiedlichen Parametern ab, ob alleinerziehenden Müttern ein Vormund für die Kinder zur Seite gestellt wurde oder nicht: Alter, "Charakter", Region, Verfügbarkeit von Amtsvormündern...
                          Gruß Asphaltblume

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                          • Mats
                            Erfahrener Benutzer
                            • 03.01.2009
                            • 3391

                            #28
                            Hallo,

                            selbst nach dem 2. Weltkrieg und auch bei ehelichen Kindern war es nicht selbstverständlich, daß eine Mutter ihre Kinder allein erzieht.

                            Ich habe im Bekanntenkreis z.B. einen Fall.

                            Der Vater war in den letzten Kriegstagen auf dem Weg nach Hause erschossen worden, daraufhin wurde für das Kind *1944 vom Gericht ein männlicher Vormund bestimmt.

                            Grüße aus OWL
                            Anja
                            Es gibt nur 2 Tage im Jahr, an denen man so gar nichts tun kann:
                            der eine heißt gestern, der andere heißt morgen,
                            also ist heute der richtige Tag
                            um zu lieben, zu handeln, zu glauben und vor allem zu leben.
                            Dalai Lama

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                            • Artsch
                              Erfahrener Benutzer
                              • 14.07.2013
                              • 1933

                              #29
                              Hallo,

                              wenn der Verbleib eines Vaters und Ehemannes ungeklärt war, sträubte sich manche Mutter und Ehefrau, den Partner für tot erkären zu lassen. (Nach 5 Jahren).
                              Sie verzichtete lieber auf finanzielle Hilfe (Witwenrente, Halbwaisenrente).
                              Einer der Gründe war wohl auch, die nicht erstrebte Vormundschaft ihrer Kinder durch den Staat.
                              Ein anderer Grund, sie hatte die letzten Jahre ohne Mann, ihren Alltag zu meistern gelernt. Jetzt wollte sie sich dem gesellschaftlichen Druck, wieder zu heiraten und in Abhängigkeit zu begeben, nicht beugen.
                              Meine Tante sagte immer, sie könne ihr Geld auch alleine ausgeben.

                              Beste Grüße
                              Artsch

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