Blattern-/(Pocken-)Epidemien im 18.Jahrhundert

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  • Leineweber12
    Erfahrener Benutzer
    • 20.08.2010
    • 1537

    Blattern-/(Pocken-)Epidemien im 18.Jahrhundert

    Hallo zusammen,


    bei der Lektüre von Kirchenbüchern stößt man ja auf so manche Merkwürdigkeiten oder Auffälligkeiten. Bei den Sterbeeinträgen findet man z.B. in bestimmten Jahren bemerkenswert viele an Blattern gestorbene Personen, zumeist Kinder.

    Ich fände es interessant zu erfahren, in welchen Jahren im 18. Jahrhundert diese Krankheit über das Land/die Länder verteilt war.
    Vielleicht können wir hier ja, auf Grund von Kirchenbucheinträgen, eine kleine Auflistung beginnen, wann und wo eine besondere Häufung der Blattern auftrat.


    Viele Grüße von Leineweber


    Und ich mache dann auch gleich einen Anfang:

    D, Nieders., Hannover, Grf. Schaumburg, Hattendorf -----1767/77
    Zuletzt geändert von Leineweber12; 23.03.2019, 14:57.
  • Mr. Black
    Erfahrener Benutzer
    • 12.08.2009
    • 760

    #2
    Hallo Leineweber,

    ich habe diese Thematik nicht explizit erforscht, aber ich las einst folgenden Satz - bezogen auf die Stadt Wollstein, Kreis Bomst, Provinz Posen aus dem Jahr 1746:

    Eine Welle von Blattern trat auf, selbst Zwanzigjährige erkrankten. Sie waren jedoch meistens gutartig.

    Alles Gute,

    Marcus
    Just a drop of water in an endless sea. All we are is dust in the wind.
    http://ahnensuche.wordpress.com/

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    • Adea
      Erfahrener Benutzer
      • 17.10.2015
      • 585

      #3
      Hallo,

      bei meinen Vorfahren aus Ostholstein gibt es 1843 einen Eintrag im Kirchenbuch Gnissau, dass sie ihren "Blatternschein" (Vaccinationsschein) vorweisen mussten, um heiraten zu dürfen. Für die Pfarrer gab es eine gesetzliche Anweisung von 1810. Ohne Impfnachweis durfte dort niemand getraut werden.
      Hier ein Link dazu: https://www.beyond-history.de/blog/a...-ohne-impfung/

      Bisher habe ich solche Einträge nur in den Ostholsteiner Kirchenbüchern gesehen, in meinen anderen Suchregionen noch nie.

      LG Adea

      Dauersuche:

      - Eltern und Geschwister von Emma Niklaus (* 1866 in Groß Jahnen, Kirchspiel Szabienen, Kreis Darkehmen/Ostpreußen)
      - Herkunft von Christian Rausch, um 1811 als Soldat beim dänischen Militär in Warder (bei Segeberg/Holstein)
      - Alles über die Papiermacher-Familie Seidler (vor 1800 in Mecklenburg und Holstein)

      Meine Suchregionen: Mecklenburg, Ostpreußen, Holstein, Hamburg, Vogtland, Salzburger Land (vor 1732)


      Kommentar

      • Frank K.
        Erfahrener Benutzer
        • 22.11.2009
        • 1318

        #4
        Hallo miteinander,


        Fälle von Blattern habe ich auch schon einige feststellen können.
        Derzeit bearbeite ich die "Bürger- und Einwohnerliste" von Hasenpoth und Umgebung (liegt in Kurland / Lettland, damals im Russischen Reich). Dort ist der Zeitraum ca. 1700 - 1835 (teilweise 1850) beschrieben.
        Bisher habe ich ca. 2.650 Familien (ca. 63,5% des Bestandes) erfasst und 20 Fälle von Blattern zwischen 1798 und 1815 als Todesursache erwähnt gefunden:
        1798: 1 Fall
        1799: 11 Fälle
        1803: 2 Fälle
        1806: 2 Fälle
        1808: 3 Fälle
        1815: 1 Fall
        Ich bin gespannt, wie es aussieht, wenn ich alles erfasst habe.
        Viele Grüße
        Frank
        Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

        Kommentar

        • Garfield
          Erfahrener Benutzer
          • 18.12.2006
          • 2140

          #5
          Hallo

          Ich habe bisher keine Erkrankungen, dafür zufällig Informationen zur Impfung gefunden.

          Unter dem 4. Mai 1803 steht im Regierungsprotokoll: «Nach angehörtem Vortrag des Gesundheits-Raths über die Wohlthätigkeit der Entdeckung der Einimpfung der sogenannten Schutzpoken für die Menschheit, dass nemlich durch selbige auf eine sichere und gefahrlose Art, der Ansteckung mit den Kindsblattern vorgebogen, und diesem mörderischen Übel seine Opfer entrissen werden können, ja sogar Hoffnung da seÿ, durch diese Mittel die Kindsblattern mit der Zeit ganz und gar auszurotten.» Es wurde beschlossen, dass alle Armen ihre Kinder auf Kosten des Staates impfen lassen können. Dazu sollen in Stadt und Land Impfärzte bestimmt werden, welche pro Impfung 2 Batzen und 2 Kreuzer erhalten sollen. Zur Information der Ärzte sei eine kurze Anweisung zur Impfung und Behandlung der Schutzpocken zu drucken und jedem Arzt unentgeltlich zuzustellen. [...]
          In grösserem Ausmasse wurde eine solche Impfung erstmals Im Jahre 1796 in England durch Dr. Jenner durchgeführt. Es ist erstaunlich, dass bereits acht Jahre später der Berner Kleine Rat diesen Beschluss fasste. In Deutschland führte Hessen, als erstes Land, die gesetzliche Impfung erst drei Jahre später als Bern ein. [...]
          Quelle: Mitteilungsblatt der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft Bern vom Dezember 2018
          Viele Grüsse von Garfield

          Suche nach:
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          • SarahEmelie
            Erfahrener Benutzer
            • 18.06.2014
            • 124

            #6
            Hallo zusammen,


            ich habe mal meine Ahnendatei durchsucht, da ich wusste, dass sich dort, oft auch in Nebenlinien, einige Blatternfälle finden müssten. Insgesamt habe ich 23 Personen, meist Kinder, in meiner Datei, die an den Blattern gestorben sind. Teilweise waren diese der einzige Todesfall in einem Jahr, der durch die Blattern verursacht worden war:


            1699 in Sandershausen mit sieben Jahren

            1767 in Vernawahlhausen mit drei Jahren

            1772 in Heiligenrode mit einem Jahr

            1869 in Heiligenrode mit 23 Jahren


            1815 waren zwei Brüder, elf und acht Jahre, die einizigen beiden Todesfälle an den Blattern in Eubach. 1871 verstarben in Heßlar ein 29-Jähriger sowie ein Kind an den Blattern.


            In Heiligenrode finden sich auch in anderen Jahren einige Todesfälle, die durch die Blattern verursacht worden sind. Teilweise handelte es sich dabei um echte Epidemien:


            1700 starben vier Kinder im Alter zwischen 7 Monaten und 10 Jahren (ein Fall im Mai, zwei im November, einer im Dezember)
            1719 starben drei Kinder im Alter zwischen einigen Wochen und 1 1/2 Jahren (je ein Fall im Februar, April und Juni)
            1733/1734 starben 18 Kinder im Alter zwischen 9 Wochen und 7 Jahren (ein Fall im Oktober, sechs im November, zehn im Dezember und einer im Januar 1734)
            1742 starben neun Kinder im Alter zwischen 6 Tagen und 7 Jahren (ein Fall im Januar, vier im Februar, drei im März und einer im April)
            1799 starben sechs Kinder im Alter zwischen 2 Monaten und 5 Jahren (alle im März)


            Abgesehen von Heiligenrode finden sich in meiner Datei für Hessen noch weitere Fälle:


            1752 starben in Trendelburg 22 Kinder im Alter von zwischen 9 Monaten und 8 Jahren (16 Fälle im Mai und die restlichen sechs im Juni)
            1771 starben in den zur Gemeinde Remsfeld gehörenden Orten insgesamt 26 Kinder im Alter zwischen 4 Monten und 12 Jahren (drei Fälle im April, elf im Mai, elf im Juni und einer im Juli)
            1797 starben in Wenigenhasungen vier Kinder im Alter zwischen 4 Wochen und 3 Jahren (zwei Fälle im Januar und je einer im Februar und März)


            Einen interessanten Eintrag habe ich in diesem Zusammenhang im Kirchenbuch von Obervellmar gefunden: 1802 wurde nachträglich eine Bemerkung bei der Taufe von Johann Conrad Israel (*1800), Sohn des damaligen Pfarrers der Gemeinde, gemacht, dass „dieser […] der erste [war], dem im April 1802 die Kuhpocken eingeimpft wurden von Dr. Schusicht (?) aus Hofgeismar. Die mehrsten Väter dieser Gemeinde folgten diesem Beispiel.“ Ich sollte vielleicht bei meinem nächsten Archionabo mal nachschauen, ob sich durch diese Maßnahme weniger Blatterntote in der Gemeinde finden lassen.




            In meinem anderem Forschungsgebiet in Nordfriesland habe ich hingegen nur einen Vermerk gefunden, dass die Blattern grassieren würden:

            1741 verstarben auf der Hallig Nordmarsch vier Kinder im Alter zwischen 6 und 17 Jahren (ein Fall im April, zwei im Juni und einer im Juli). Außerdem verstarb ein Junge von 15 Jahren auf der See an den Blattern. Infiziert hat er sich vermutlich vor der Abfahrt des Schiffes auf Nordmarsch.


            Abgesehen davon musste ein Vorfahre bei seinen beiden Hochzeiten 1826 und 1831 in Dagebüll eine Bescheinigung vorbringen, dass er die "natürlichen Menschenblattern" gehabt hatte.


            Das war erstmal alles, was ich zu dem Thema aus meiner Forschung beitragen kann Abgesehen von diesen Daten finden sich noch zwei größere Masernepidemien in meiner Datei, allerdings im 19. Jahrhundert. Und das ist natürlich auch ein anderes Thema.


            Liebe Grüße


            Sarah

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            • Posamentierer
              Erfahrener Benutzer
              • 07.03.2015
              • 1028

              #7
              Hallo Leineweber,

              vielleicht solltest Du auch den üblichen Begriff Pocken im Titel unterbringen, damit Du mehr Antworten erhältst.
              Lieben Gruß
              Posamentierer

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              • Leineweber12
                Erfahrener Benutzer
                • 20.08.2010
                • 1537

                #8
                Zitat von Posamentierer Beitrag anzeigen
                Hallo Leineweber,

                vielleicht solltest Du auch den üblichen Begriff Pocken im Titel unterbringen, damit Du mehr Antworten erhältst.

                Hallo Posamentierer,


                danke für den Tipp, das könnte ich machen. Wenn Du allerdings die KBs aus dem 18. Jh anschaust, wirst Du eher auf "Blattern"
                stoßen, als auf die Bezeichnung "Pocken".



                Grüße von Leineweber
                Zuletzt geändert von Leineweber12; 22.03.2019, 21:04.

                Kommentar

                • Posamentierer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.03.2015
                  • 1028

                  #9
                  Zwischen 1762 und 1799 sterben fünf meiner Verwandten in Berlin an den Pocken - Blattern steht bei keinem. Es wird wohl auch regionale Unterschiede gegeben haben.
                  Lieben Gruß
                  Posamentierer

                  Kommentar

                  • Leineweber12
                    Erfahrener Benutzer
                    • 20.08.2010
                    • 1537

                    #10
                    Zitat von Posamentierer Beitrag anzeigen
                    Zwischen 1762 und 1799 sterben fünf meiner Verwandten in Berlin an den Pocken - Blattern steht bei keinem. Es wird wohl auch regionale Unterschiede gegeben haben.

                    Kuck mal an, ich war bisher grob von SchleswigHolstein bis NordrheinWestfalen in den KBs "unterwegs" und bin immer nur auf die Bezeichnung Blattern gestoßen. Da gebe ich Dir dann mit den regional Unterschieden recht.


                    Grüße von Leineweber

                    Kommentar

                    • Scherfer
                      Moderator
                      • 25.02.2016
                      • 2512

                      #11
                      Eine schöne Zusammenfassung gibt es hier und generelle Informationen zu Pockenepidemien bei Wikipedia unter "Geschichte".

                      Kommentar

                      • Friederike
                        Erfahrener Benutzer
                        • 04.01.2010
                        • 7850

                        #12
                        Hier mal ein Link, der zu zwei Impfscheinen aus damaliger Zeit führt:
                        Viele Grüße
                        Friederike
                        ______________________________________________
                        Gesucht wird das Sterbedatum und der Sterbeort des Urgroßvaters
                        Gottlob Johannes Ottomar Hoffmeister geb. 16.11.185o in Havelberg
                        __________________________________________________ ____

                        Kommentar

                        • assi.d
                          Erfahrener Benutzer
                          • 15.11.2008
                          • 2676

                          #13
                          Und wie sieht es mit der Pest aus?

                          Gruss
                          Astrid

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