Lokale Verbreitung von Büchern im 17. Jh.

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  • Erny-Schmidt
    Erfahrener Benutzer
    • 16.06.2018
    • 410

    Lokale Verbreitung von Büchern im 17. Jh.

    Hallo,
    im Familienbesitz befindet sich ein Gebetsbuch, gedruckt 1660 in Lüneburg. Leider hat sich erst hundert Jahre später der damalige Besitzer eingetragen. Der hieß ZIMMERMANN, hat also einen Allerweltsnamen und war obendrein Soldat in preuß. Diensten d.h. er kann von sonstwoher stammen.

    In welchem Umkreis wurden solche Gebetsbücher damals üblicherweise verkauft? Letzlich geht es um die Frage, ob der erste Besitzer möglicherweise in Lüneburg oder Umgebung gelebt hat. Dort habe ich in den Datenbanken der Computergenealogie nämlich einen aussichtsreichen Kandidaten entdeckt, eine Pastorenfamilie.
    Der spätere Besitzer des Buches lebte in der 2. Hälfte des 18. Jh. in Gardelegen bzw. Stendal.
    Gruß E. Schmidt.
    WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land
  • Garfield
    Erfahrener Benutzer
    • 18.12.2006
    • 2142

    #2
    Hallo

    Vielelicht hilft dir dieser Wikipedia-Artikel weiter: Buchhandel im 18. Jahrhundert. Dort werden einige Neuerungen im 18. Jhd. erwähnt, woraus man ableiten kann, dass und teils auch wie es vorher war.
    Allenfalls findest du ein paar der unter "Literatur" erwähnten Bücher in einer Bücherei, dort könntest du vielleicht noch weitere Informationen erhalten.
    Zuletzt geändert von Garfield; 12.07.2023, 22:01. Grund: Link geflickt
    Viele Grüsse von Garfield

    Suche nach:
    Caruso in Larino/Molise/Italien
    D'Alessandro in Larino und Fossalto/Molise/Italien und Montréal/Kanada
    Jörg von Sumiswald BE/Schweiz
    Freiburghaus von Neuenegg BE/Schweiz
    Wyss von Arni BE/Schweiz
    Keller von Schlosswil BE/Schweiz

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    • Erny-Schmidt
      Erfahrener Benutzer
      • 16.06.2018
      • 410

      #3
      Hallo Garfield,
      Zitat von Garfield Beitrag anzeigen
      Vielelicht hilft dir dieser Wikipedia-Artikel weiter: [https://de.wikipedia.org/wiki/Buchha...ert]Buchhandel im 18. Jahrhundert[/url]. Dort werden einige Neuerungen im 18. Jhd. erwähnt, woraus man ableiten kann, dass und teils auch wie es vorher war.
      Allenfalls findest du ein paar der unter "Literatur" erwähnten Bücher in einer Bücherei, dort könntest du vielleicht noch weitere Informationen erhalten.
      Dein Link lässt sich zwar nicht öffnen (wurde der mit "Link einfügen" erstellt oder direkt eingetragen?), hab aber die Seite gefunden, danke. Über den dortigen Link zu "Buchmesse" erfuhr ich, dass es die Leipziger Buchmesse schon seit Ende 16. Jh. gibt, immerhin.
      Ich gehe jedoch davon aus, dass
      1. die damalige Drucktechnik nur relativ kleine Auflagen ermöglichte
      2. Gebetsbücher schon damals nicht unbedingt Bestseller waren und
      3. erst im 18. Jh. allg. Grundschulbildung eingeführt wurde.

      Diese drei Thesen zusammen lassen es plausibel erscheinen, dass in Lüneburg gedruckte Gebetsbücher überwiegend in der Stadt selbst verkauft wurden und die Käufer lesen konnten. War das bei Bauern und kleinen Handwerkern damals schon der Fall oder ist es weit wahrscheinlicher, dass das Buch damals in einer Pastorenfamilie gelandet ist?
      Der handschriftliche Eintrag im Gebetbuch enthält die Jahreszahl 1781, ein zufällig gleichnamiger Vorfahr im 17. Jh. war es also nicht.
      Falls ich mit den drei o.g. "Thesen" nicht total falsch liege, wäre es Anlass, die Lüneburger Pastorenfamilie Zimmermann genauer unter die Lupe zu nehmen.
      Gruß E. Schmidt.
      WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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      • rigrü
        Erfahrener Benutzer
        • 02.01.2010
        • 2559

        #4
        Ein paar Gedanken dazu: Bücher waren 1660 vergleichsweise teuer, die allgemeine Lesefähigkeit in der Bevölkerung überschaubar. Einen wohlhabenden, gebildeten Käufer für ein in diesem Jahr gedrucktes Buch zu vermuten, ist also nicht abwegig. Aber: Daraus irgendwelche auch nur halbwegs gesicherten Schlüsse zu ziehen, halte ich für zu gewagt. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie ein Buch von 1660 an seinen Eigentümer von 1781 gelangt sein kann. Ein Weiterreichen innerhalb der Familie ist genauso wahrscheinlich wie ein Weiterverkauf. Es kann zum Beispiel durch Studenten, Geschäftsleute, andere Reisende oder eben auch Soldaten in das heutige Sachsen-Anhalt gelangt sein. Das wird sich seriös nicht aufklären lassen.
        rigrü

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        • Erny-Schmidt
          Erfahrener Benutzer
          • 16.06.2018
          • 410

          #5
          Zitat von rigrü Beitrag anzeigen
          Ein paar Gedanken dazu: Bücher waren 1660 vergleichsweise teuer, die allgemeine Lesefähigkeit in der Bevölkerung überschaubar. Einen wohlhabenden, gebildeten Käufer für ein in diesem Jahr gedrucktes Buch zu vermuten, ist also nicht abwegig. Aber: Daraus irgendwelche auch nur halbwegs gesicherten Schlüsse zu ziehen, halte ich für zu gewagt. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie ein Buch von 1660 an seinen Eigentümer von 1781 gelangt sein kann. Ein Weiterreichen innerhalb der Familie ist genauso wahrscheinlich wie ein Weiterverkauf. Es kann zum Beispiel durch Studenten, Geschäftsleute, andere Reisende oder eben auch Soldaten in das heutige Sachsen-Anhalt gelangt sein.
          Klar sind das nur vage Vermutungen. Aber Deine Ausführungen bestätigen mir, dass es sich lohnt, sich die Lüneburger Pastorenfamilie genauer anzuschauen. Stendal und Lüneburg liegen einerseits nicht weit auseinander andererseits waren Gebetsbücher keine allzu begehrte Kriegsbeute. Weitergabe innerhalb der Familie ist also durchaus plausibel. Zu schade, dass der handschriftliche Eintrag hundert Jahre "zu spät" erfolgte.
          Gruß E. Schmidt.
          WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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          • sternap
            Erfahrener Benutzer
            • 25.04.2011
            • 4072

            #6
            wir aus katholischen landen nennen alles andere christliche nach luther evangelisch.
            eine gruppe katholischer reformatoren, die mährischen brüder aus dem lebensbereich meiner vorfahren, träumte von der größten volksbibliothek der welt. man wolllte frau wie mann belesen machen.
            die idee war den inquisitoren schon grund genug, alle anhänger einen kopf kürzer zu machen.
            bei lutheranern war belesenheit dagegen gewünscht.



            du könntest in biliotheken nach deinem genauen buchtitel suchen, in der hoffnung, widmungen und stammbäume darin zu finden. so bekämest du ein realistisces bild, wer die bücher tatsächlich las.
            freundliche grüße
            sternap
            ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
            wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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            • Garfield
              Erfahrener Benutzer
              • 18.12.2006
              • 2142

              #7
              Link ist geflickt, da ging beim Formatieren etwas schief, sorry.

              Bereits mit Erfindung des Buchdrucks waren grosse Auflagen möglich, also hunderte oder auch tausende Drucke vom selben Text. Die Limitierung war da eher das Budget: noch heute wird ein Verlag gut abwägen, wie hoch die Auflage ist, denn jedes nicht verkaufte Buch ist ein Verlust. Wie du aber dem Wikipedia-Artikel entnehmen kannst, gab es Buchmessen bereits länger - z.B. den Vorgänger der Frankfurter Buchmesse seit mindestens Mitte 16. Jhd. - und wurden damals zum Verkauf der Bücher genutzt. Schon alleine daher kann es sein, dass jemand ein Buch kaufte, das in einer völlig anderen Gegend im deutschsprachigen Gebiet gedruckt wurde.

              Ich halte es für sehr plausibel, dass in evangelischen Gebieten viele Gebetsbücher und andere religiöse Texte gedruckt wurden. Ich halte es ebenfalls für plausibel, dass nebst Pastorenfamlien auch bürgerliche Familien Gebetsbücher uä besassen (und vermutlich lasen). Die privaten Bibliotheken von berühmten Wissenschaftlern konnte durchaus mehrere hundert Bücher enthalten. Beispielsweise enthielt die private Bibliothek von Albrecht von Haller (1708-1777) sogar etwa 15'000 Titel.

              Dann noch aus bibliothekarischer Erfahrung: Bücher nahmen noch im 20. Jhd. viele Wege: Weiterverkauf, Schenkungen an xy (z.B. vom Verfasser an interessierte Leser), Schenkungen von einem Besitzer an eine Bibliothek usw. Teilweise hat man Glück und findet einen deutlichen Besitzvermerk, aber das ist natürlich nicht die Regel. Ich meine, es ist eine Wissenschaft für sich, die Wege von (bekannten) alten Drucken zu verfolgen. Teilweise ist das in Bibliothekskatalogen sogar vermerkt, wenn der/die Vorbesitzer bekannt sind und es einen wissenschaftlichen Mehrwert hat.
              Viele Grüsse von Garfield

              Suche nach:
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