(von) Longolius Ungarn Glaubensflucht und "Adelsverzicht"

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  • paulberg
    Erfahrener Benutzer
    • 10.07.2013
    • 149

    (von) Longolius Ungarn Glaubensflucht und "Adelsverzicht"

    Liebe Adelsexperten,

    in seiner Geschichte der Kirchen und Schulen des Herzogthums Sachsen-Altenburg, Bd. 1, S. 336, schreibt Löbe über den Ahn der sächsischen Pfarrerfamilie Longolius:

    [...], adeligen Geschlechts, Martin v. Longolius, war wegen Verfolgung um seines protestantischen Glaubens willen aus Freistädtel in Ungarn, seinem Vaterlande, entflohen und nach Leipzig gekommen [...] In Deutschland hatte er, wie nach ihm seine Söhne, von seinem Adel keinen Gebrauch gemacht, erst einer seiner Urenkel, welcher im Siebenjährigen Kriege in preußischen Diensten bis zum Major avanciert war, schrieb sich um seiner Kinder willen wieder von Longolius.
    1650 erhielt jener ausgewanderte Ahn eine Kantorstelle in Schmölln. Das nur zur zeitlichen Einordnung.

    Hat sich schon einmal jemand mit dieser Familie beschäftigt? Sind euch ähnlich gelagerte Fälle (Ungarn, Glaubensflucht, "Adelsverzicht") bekannt? Wo wären entsprechende Urkunden/Niederschriften aufbewahrt worden? Gibt es ein Verzeichnis des niederen ungarischen (Verdienst-) Adels, das man dazu konsultieren könnte?

    Vielleicht wurde die ausländische Erhebung in den Adelsstand nach der Flucht mangels Dokumenten nicht anerkannt, so dass der geflohene Ahnherr keine wirkliche Wahl hatte? Oder er war im nicht-erblichen Adelsstand, auf dessen Verwendung er nach der Flucht verzichtete, weil seine gesellschaftliche Stellung nicht mehr dazu passte?

    Vielen Dank schon jetzt für eure Hinweise, Gedanken und Beiträge
    paulberg
  • carinthiangirl
    Erfahrener Benutzer
    • 12.08.2006
    • 1608

    #2
    Exulanten: http://de.wikipedia.org/wiki/Exulanten
    Die wichtigsten Exulantenströme: http://de.wikipedia.org/wiki/Exulant...tenstr.C3.B6me


    CSERGHEÖ, Géza & NAGY, Iván
    "Der Adel von Ungarn samt den Nebenländern der St. Stephanskrone",
    in SIEBMACHER's großes Wappenbuch, Bd. IV, 15. Abteilung,
    1. Teil, Bauer & Raspe, Nürnberg 1885-1893.
    Digitalisierung Robert C. Beste:
    Longer - Seite 3246
    Longh v. Káránd - Seite 3247
    Longius - Seite 3248

    Der Arbeitskreis Collegium Rerum Nobilium Austriae, beschaeftigt sich mit erblaendisch- und kaiserlich-oesterreichischen Gnadenakten und deren Wappenverleihungen.
    Zuletzt ge?ndert von carinthiangirl; 29.11.2013, 22:03.

    Kommentar

    • paulberg
      Erfahrener Benutzer
      • 10.07.2013
      • 149

      #3
      Danke für die Links, carinthiangirl.

      Leider ist das Buch online nicht (mehr?) verfügbar. Ein Googlen nach dem Namen "Longius" hat auch keine Anhaltspunkte geliefert. Ich habe einmal per Email bei http://www.hungarianheraldry.org/ angefragt (wo ich mich trotz mehrfacher Versuche nicht registrieren konnte). Die haben auch den Namen "Longius" online und schreiben, dass Sie sich auf erblichen ungarischen Adel spezialisieren. Aber ob die Familie mit der Auswanderung wirklich auch ihren Nachnamen geändert hat? So ganz stimmig will mir die Geschichte noch nicht erscheinen.

      Ich hatte bisher leider auch noch keinen Erfolg etwas über nicht-erbliche ungarische Adelserhebungen herauszufinden. Ob es auch dafür zentrale Informationsquellen gibt?

      Intuitiv zieht es mich zu dem nicht-erblichen Adel, weil mir die Sache mit dem "Adelsverzicht" seltsam anmutet. Es gab doch sicher auch in Deutschland verarmte Adelige. Welchen Vorteil sollte man sich daraus erhoffen, vom eigenen Adel keinen Gebrauch mehr zu machen?

      Kommentar

      • Lenz
        Erfahrener Benutzer
        • 08.07.2007
        • 421

        #4
        Hallo!

        Im Siebmacher, der Adel von Ungarn samt den Nebenländern der St. Stephanskrone, ist ein Wappen "Longius" verzeichnet.

        Text: "Wappengrabstein d. d. 1630 aus roten Marmor zu Kaschau, des städt.Senatsbeisitzers Johannes Longius".

        P.S. Vielleicht hilft es etwas weiter!

        Gruß Lenz

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        • paulberg
          Erfahrener Benutzer
          • 10.07.2013
          • 149

          #5
          Vielen Dank für den Eintrag, Lenz. Ist der Satz so zu verstehen, dass die Familie 1630 in den Adel erhoben wurde oder eher, dass das im Buch vorgestellte Wappen von 1630 stammt?

          Die Ortsangabe macht eine Verbindung der Familien ja eher unwahrscheinlicher. Laut http://dict.com.ua/Pierers_Universal...istadtl.68335/ liegt Freistadtl bei Olmütz (Tschechien) ganze 400 km von Kaschau (Kosice, Slowakei) entfernt.

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          • paulberg
            Erfahrener Benutzer
            • 10.07.2013
            • 149

            #6
            anderer Ansatzpunkt: Johann Lange

            Ich habe noch eine Spur entdeckt, die Sinn ergeben könnte. Laut http://www.deutsche-biographie.de/sfz47921.html gab es im schlesischen Freistadt einen evangelischen Gelehrten Johann Lange, der es bis zum Kanzler brachte.

            Hiernach wurde er auch "Longolius" genannt: http://books.google.co.uk/books?ei=S...me&q=longolius.
            Zuletzt ge?ndert von paulberg; 30.11.2013, 17:32.

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            • Lenz
              Erfahrener Benutzer
              • 08.07.2007
              • 421

              #7
              Zitat von paulberg Beitrag anzeigen
              Vielen Dank für den Eintrag, Lenz. Ist der Satz so zu verstehen, dass die Familie 1630 in den Adel erhoben wurde oder eher, dass das im Buch vorgestellte Wappen von 1630 stammt?
              Ich denke, dass die Jahreszahl 1630 so auf dem Grabstein zu lesen war.

              P. S. Alle in diesem Buch genannten gehören/gehörten dem Adel Ungarns an.

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              • carinthiangirl
                Erfahrener Benutzer
                • 12.08.2006
                • 1608

                #8
                Also bitte - ich habe DIREKT im Kronland Ungarn nachgesehen, weil du schreibst Freisstadtl in Ungarn. Den Ort habe ich nicht auch noch nachgesehen.
                Da du nun auch Olmütz schreibst ist es ja wohl Kronland Böhmen und nicht Ungarn.
                Dort gibt es aber keine Longolius in der Adels-Liste!
                Und Coresno findet für die ganzen kuk-Länder diesen Adel NICHT.
                Bist du dir sicher, daß es österreichischer war? In Böhmen wäre durchaus auch deutscher möglich. Der Adel war auch grenzüberschreitend vorhanden.

                Siehe hier über Suche edelleute.de - aber ob diese Fundstücke adelig sind?



                "Im folgenden Index findet man die Namen der vorkommenden Offiziersfamilien, und zwar, da oft eine Unterscheidung zwischen Adeligen und Nichtadeligen nur schwer vorzunehmen war, aller Geschlechter. Sie können bei Interesse von uns für bestimmte Namen die exakten Quellennachweise bestellen, damit Sie sich Reproduktionen der Volleinträge aus dem Original kommen lassen können! Die Anzahl der Punkte hinter dem Namen gibt die Häufigkeit der Erwähnung an. Jeder Punkt bedeutet eine Nennung!"
                Longolius °
                Zuletzt ge?ndert von carinthiangirl; 30.11.2013, 19:10.

                Kommentar

                • paulberg
                  Erfahrener Benutzer
                  • 10.07.2013
                  • 149

                  #9
                  "Freisstadtl in Ungarn" schreibt 1886 Löbe (die oben angegebene Ausgangsquelle). Ob damit das Kronland Ungarn gemeint ist oder ein anderes im 1886 ungarischen Teil Österreich-Ungarn, weiß ich leider nicht.

                  Immerhin gibt es aus dem tschechischen Freistadt einen älteren verdienten Gelehrten, der zumindest in einer Quelle auch Longolius genannt wird. Da er es bis zum kaiserlichen Rat schaffte, wurde er möglicherweise auch geadelt. Weder dazu noch zu seinen Kindern konnte ich etwas finden. Aber es scheint mir eine plausible These zu sein, dass der vermeintliche Adel etwas mit der Abstammung von diesem Mann zu tun haben könnte.

                  Die Einträge aus dem 18. Jahrhundert beziehen sich übrigens auf einen Nachfahren des Ahns Martin (von) Longolius. Löbe (Ausgangsquelle) schreibt dazu:

                  [E]rst einer seiner Urenkel, [...] welcher im Siebenjährigen Kriege in preußischen Diensten bis zum Major avanciert war, schrieb sich um seiner Kinder willen wieder von Longolius.
                  Das lese ich so, dass dieser Nachkomme nicht adelig war/wurde, sondern lediglich die Schreibweise mit Blick auf die überkommene Adels-Sage seiner Ahnen anpasste.

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                  • Kasstor
                    Erfahrener Benutzer
                    • 09.11.2009
                    • 13440

                    #10
                    Hallo,

                    ich vermute dann doch, dass es sich um den Ort lt. Anhang handelt.

                    Frdl. Grüße

                    Thomas
                    Angehängte Dateien
                    FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

                    Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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                    • Kasstor
                      Erfahrener Benutzer
                      • 09.11.2009
                      • 13440

                      #11
                      Hallo,

                      2. Bild: ein Longolius aus Österr. Schlesien.

                      1.Bild: Erwähnung der Einschreibung eines Longolius aus Ungarn an der Universität zu Wittenberg

                      Frdl. Grüße

                      Thomas
                      Angehängte Dateien
                      FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

                      Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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                      • paulberg
                        Erfahrener Benutzer
                        • 10.07.2013
                        • 149

                        #12
                        Vielen Dank für den Hinweis, Thomas. Dieser Ort ist tatsächlich plausibler. Zwar liegt Jägerndorf eher in der Nähe von Olmütz. Aber von Hlohovec gibt es im Wikipedia-Eintrag immerhin einen konkreten Hinweis auf den möglichen Auswanderungsanlass: http://de.wikipedia.org/wiki/Herzogt..._Liechtenstein

                        Am 15. März 1623 übertrug der Kaiser in seiner Eigenschaft als König von Böhmen das Herzogtum Jägerndorf seinem treuen Anhänger Karl I. von Liechtenstein, dem bereits seit 1613 das Herzogtum Troppau gehörte. Er vereinte die beiden Herzogtümer zum Herzogtum Troppau-Jägerndorf und führte eine rigorose Rekatholisierung der Untertanen durch.
                        Zuletzt ge?ndert von paulberg; 01.12.2013, 22:58.

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                        • carinthiangirl
                          Erfahrener Benutzer
                          • 12.08.2006
                          • 1608

                          #13
                          Ok, das wäre dann Galgóc.



                          ....Georg Erdödy begründete die Besitzungen in Hlohovec (um 1730) und war bekannt für den Unterhalt seines Privatorchesters in Preßburg. Längere Zeit war er als gesetzlicher Vertreter für seinen Neffen Prinz und später Fürst Paul Esterházy eingesetzt.....

                          Es findet sich auch eine Info zur Reformationszeit:
                          Zuletzt ge?ndert von carinthiangirl; 01.12.2013, 21:58.

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