Ein Vorfahr verstarb ca. 1830 in Linum bei Berlin. Er wurde als Büdner und Schneidermeister bezeichnet. Büdner ist mir klar, aber wie wurde aus einem Schneider ein Schneidermeister? Gab es noch Zünfte?
Meister im 19. Jahrhundert
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Ja, die gab es noch, siehe Anhang
Der Zunftzwang wurde zwar 1811 aufgehoben:
"Mit diesem Verfahren wurden die Zünfte obsolet – aber auch nicht verboten oder enteignet: Der Staat fürchtete Entschädigungsansprüche, wie bei den Begräbniskassen. Im Endeffekt erfüllten sich nicht die Erwartungen eines "automatischen" Aussterbens der Zünfte. Dagegen stand schon das Verbot zum Austritt aus einer Zunft, bevor die Zunftschulden reguliert waren. Zudem gab es in den Handwerken keine echte Alternative zur Lehrlingsausbildung. Erst mit der Gewerbeordnung von 1845 wurden Innungen als Organisatoren handwerklicher Ausbildung neu eingeführt." -- https://www.lwl.org/aufbruch-in-die-...dex2_html.html
Quelle Anhang: Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800-1866: Bürgerwelt und starker Staat, Band 1, 1983Angehängte DateienZuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 04.04.2019, 14:39.Viele Grüße
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Moinsen zusammen,
…*aber wie wurde aus einem Schneider ein Schneidermeister?*…,
der Weg zum Meistertitel hat sich in vielen Gewerken in den letzten
Jahrhunderten kaum geändert, abgesehen von den Wanderjahren,
der s.g. *Walz*. Den Werdegang hab ich hier in Kürze dargestellt:
Beginn einer Lehre, je nach Gewerk von unterschiedlicher Dauer
Im Anschluss begannen die Wanderjahre, 3-5 Jahre, viele Gesellen
waren aber wesentlich länger unterwegs, insbesondere Tischler,
Glaser und Goldschmiede, die es nicht selten in Ausland zog. Viele
Glaser hat es z.B. nach Böhmen verschlagen, Tischler gingen gerne nach
Bayern und Tirol.
Nach Rückkehr arbeitete man meist noch einige Jahre als Geselle,
um sich das Geld für die Meistprüfung/Meisterstück anzusparen.
Dann trat man vor die *Älterleute/Mitmeister* seiner Zunft und trug
sein Anliegen vor, den Meistertitel zu erwerben.
Nach Prüfung der Aspiranten (Leumund, Schulden, Familie usw.),
erhielten diese den Auftrag, ihre Meisterstücke zu verfertigen.
Dann erfolgt die Vorstellung der Meisterstücke…., schwupps
war man Meister, sofern man die Meisterstücke für *würdig* befunden
hat.Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
Roland...
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Hallo
aus dem Buch des Münzmeisters Gerhard Hüls, Köln, über seine Wanderjahre als Geselle (Original im Stadtarchiv Köln)
Omnia ad maiorem Dei gloriam
1708 den 28 Ja[nu]arij bin ich auff meine goldtschmidts profession von Cöllen
auff Münster gereyset alwo den 3 Februarij arrivirt vndt in Condition
bey Herren Christian Poppe auff der Bergstraßen vndt den 3 Martij bey
Herren Johan Fischer an Vberwarten (Overwater/Überwasser) Cöllen von Münster 16 meilen
1709 den 6 Februarij bin ich von Münster auff Paterborn gereyset
alwo in Condition gegangen den 9 Februarij bey Herren Johan Henrich
Sudeick in der Kisaw (Kisau) Münster von Paterborn 10 Meilen
1709 den 27 Maij bin ich von Paterborn auff wirtzburg gereyset alwo in
Condition gegangen den 3 Junij bey Herren Johan Kill auff dem
newen fischmarck Paterborn von wirtzburg 34 meilen
1709 den 17 Augusti bin ich von wirtzburg auff Augspurg gereiset
alwo in Condition gegangen den 27 Augusti bey Herren Johan Jacob
Kren in der frawen vorstatt wirtzburg von Augspurg 31 meilen
den 13 9bris (Novembris) bin ich zum Herren Ludowich Schneider am Creutzer
thor in Condition gegangen
1710 den 26 Martij bin ich zum Herren Georg Artzwanger auffm dem
Creutz in Condition gegangen
den 31 Julij bin ich zum Herren Abraham Drentwett am schwoll (Am Schwall)
bey Sanct Ursula Kirch in Condition gegangen
1711 den 22 Augusti bin ich von Augspurg zu wasser auff wien gereyset
alwo in Condition gegangen den 1 7bris (Septembris) bey Herren Matthias
Asam Augspurg von Wien ---- 78 meilen
den 28 8bris (Octobris) bin ich zum Herren Abraham Trempenaw (Trempenau) in der
nagler gaßen in Condition gegangen
Laus Deo
1712 den 18 Maij bin ich von Wien auff Prag gereyset alwo den 26
Maij in Condition gegangen bey Herren Johan Georg Brullus
in der platter gaßen wien von Prag 36 meilen
1713 den 8 Julij hat die pest angefangen zu grassieren in Prag
und täglich mehrere menschen von dießer welt hingerissen in
die ewigkeit
den 14 Augusti ist die Judenstatt in prag allenthalben gesperrt
worden vndt
den 3 7bris (Septembris) ist die predig zu halten in allen kirchen verbotten worden
den 23 7bris ist der seegen zu geben vndt das hohe ampt zu halten
in allen Kirchen verbotten worden vndt seindt altär auff den straßen
vnter dem freyen himmel vmb die meß zu hören auffgerichtet worden
NB vom 8 Julij bis den 8 9bris seindt ohngefähr 34 tausend
Menschen an der pest gestorben
1713 den 2 9bris (Novembris) bin ich von Prag auff roßhaupt gereyset alwo arrivirt
den 6 9bris |: Prag|: von von roßhaupt 18 meilen:| vndt hab müssen eine
halbe stundt von roßhaupt in einem waldt vnter freyem himmel
40 täg die contramace (Quarantäne) halten vndt bin von der contramace
auff Nürrenberg, wirtzburg durch franckfort auff Cöllen gereiset
alwo arriviret den 18 10bris (Decembris) Prag von Cöllen 83 meilen
Viele Grüße
Xylander
PS: ich weiß, das ist 120 Jahre früher, aber die Wanderjahre gab und gibt es noch heute, allerdings freiwillig
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Wenn man Wien - Prag grob mit 300 km ansetzt und das durch 36 teilt, kommt 8,3 km für die Meile heraus. Das lässt an die Landmeile mit 7,5 km denken
Im deutschen Sprachraum waren die Landmeile und die geographische Meile üblich. Anders als die englische Meile, die mit ihren 1,6 km in etwa die römische Meile tradiert, entsprachen die deutsche Landmeile und die geographische Meile rund 7,5 km.
Viele Grüße
Xylander
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Hallo, Xylander,
das war jetzt aber mal interessant.
Danke für das Einstellen von diesem Bericht.
Viele Grüße,
WaltraudOrte und Namen meiner Ahnen:
Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin
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Danke ASW. Hier ganz ähnlich: 1 Meile = 7,532 km (rheinländisches Maß 1773-1816) https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_M...4ngenma%C3%9Fe
Woher Gerhard Hüls die Angaben nahm, weiß ich nicht. Ich nehme aber an, dass er sorgfältig vorging. In seinem späteren Leben als Goldschmied und Münzmeister in Köln fertigte er unzählige Tabellen an (Währungsumrechnungen, Metall-Legierungen, Feingehalte usw)
Viele Grüße
Xylander
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Zitat von maria1883 Beitrag anzeigenHallo, Xylander,
das war jetzt aber mal interessant.
Danke für das Einstellen von diesem Bericht.
Viele Grüße,
Waltraud
danke, freut mich, dass es Dir gefällt.
Viele Grüße
Xylander
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