Aberglaube, Hexenwahn und Hexenverbrennung

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  • Andrea Tiewen
    Benutzer
    • 13.01.2014
    • 26

    #91
    Sehr interessant, vielen Dank.
    Waren in der Fränkischen oft in Urlaub und zwischen Ober und Unteraufseß haben wir, weil wir abseits des Weges einen weiteren Höhleneingang vermuteten, einen verwucherten Hexenverbrennungsplatz gefunden.
    Steine zu einer runden Plattform, an einer Seite mit zwei Treppenaufgängen und in der Mitte ein Baum gepflanzt. Es war eine ganz grausige Stimmung dort.
    Weiß hier jemand genaueres dazu?

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    • elwetritsche
      Erfahrener Benutzer
      • 23.03.2013
      • 914

      #92
      Hexenverfolgung in Rheinhessen

      Schadzauber, Hexennacht und Hexenverfolgung


      Eine Frau aus der Eppelsheimer Blaugasse »liebte es, das Vieh in der Nachbarschaft zu verhexen, so dass es statt Milch Blut gab. Als das wieder einmal geschehen war, nahm die Besitzerin der verhexten Kuh auf den Rat verschiedener Nachbarn eine Sichel und hackte in die blutige Milch. Kaum war dies geschehen, da kam auch schon die Hexe herbeigelaufen und bat unter Tränen, die Frau möge doch mit dem Hacken aufhören. Denn jedes Mal, wenn sie mit der Sichel in die Milch schlage, verspüre sie den Schlag in ihren Augen. Sie wollte ja gerne dafür sorgen, dass die Kuh wieder reine Milch gäbe.«

      Das dörfliche Geschehen wucherte dadurch über das alte Verhältnis von Zauber und Gegenzauber hinaus. Man hat inzwischen festgestellt, dass die Verfassung der staatlichen Justiz ausschlaggebend für den Umfang der Verfolgung war, der zu 80 Prozent Frauen zum Opfer fielen. So war der Staat in den Kirchenstaaten Kurtrier und Kurmainz offenbar weniger gefestigt als in der weltlichen Kurpfalz, denn in den beiden Erzbistümern gab man dem Verlangen nach Hexenprozes sen aus dem Volk stärker nach als in der Kurpfalz. Dort beschränkte man früh den Vorwurf der Hexerei auf den Schadzauber - Hexensabbat galt wie im Mittelalter als Illusion - und verlangte vor der Durchführung der Folter Beweise und mehrere voneinander unabhängige Zeugenaussagen. Das führte z.B. dazu, dass kurpfälzische Untertanen, die im kurmainzischen Bodenheim der Hexerei angeklagt wurden, vom Alzeyer Vogt gemeinsam mit einem Bauernaufgebot gewaltsam befreit wurden.
      http://www.rheinhessen.de/de/kultur-...exennacht.html



      Verfolgung in Bodenheim 1612-1615


      1612-1615 kam es in dem bei Mainz liegenden Bodenheim zu einer schweren Verfolgung. Die Relation von Opferzahl zur Einwohnerzahl und die Verfolgungsdauer ist recht hoch, weswegen hier der Ort als ein weiteres herausragendes Beispiel vorgestellt wird. Bodenheim hatte damals ca. 300 Einwohner, so dass in zweieinhalb Jahren 17% der erwachsenen weiblichen Bevölkerung den Prozessen zum Opfer fiel. Zudem führten die Prozesse zu vielen Verdächtigungen im Umland, so vermutlich in Zornheim, Ebersheim, Sörgenloch, Schornsheim u.a. Orten. Leider haben sich aber keine Unterlagen für diese Prozesse mehr erhalten, so dass wir nur wissen, dass es bis 1642 zu Prozessen in und um Nieder-Olm kam.
      http://www.hexenprozesse-kurmainz.de...bodenheim.html

      Leider hat auch mein Vater für Ebersheim nichts über die Hexenverfolgung gefunden.
      Liebe Grüße
      Elwe

      Mit ihren Feld- (Rheinhessen), Wald- (Westerwald) und Wiesen- (Kreis Groß-Gerau) Ahnen.

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      • Ysabell
        Erfahrener Benutzer
        • 23.09.2008
        • 259

        #93
        eine meiner frühesten belegten Ahnin ist als Hexe verurteilt und verbrannt worden.
        Zugetragen hat sich laut den erhaltenen Protokollen folgenes
        Catharina erwischte ihren Schwager dabei wie er einige Kohlsetzlinge von ihrem Acker ausgrub und einsteckte, es kam zu handgreiflichkeiten bei denen sie ihrem Schwager eine blutige Nase verpasste, dieser meldete den Vorfall dem Dorfschulzen und behauptete sie hätte ihn mit Hexenkräften besiegt und zu unrecht des Diebstahls bezichtigt. Und plötzlich fanden sich reichlich Menschen aus dem Dorf und den Umliegenden die krank wurden oder deren Vieh kurz nachdem sie zu Besuch kam.
        Ihr Mann stand bis zu letzt zu ihr und hat mehrere Gnadengesuche eingereicht, nur genutzt hat es leider nichts. Hinterher ist er aus dem Dorf verschwunden, wohin weiß ich bisher leider nicht.

        In einer Seitenlinie gehört diese bemerkenswerte Frau zu meiner Familie

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        • Bachstelze1160
          Erfahrener Benutzer
          • 08.02.2017
          • 716

          #94
          Tübinger Schule Vorbild Matthäus Alber

          Zitat von HMHebsaker Beitrag anzeigen
          Hallo Marlies,

          eine Vorfahrin von mir in 10. Generation wurde 1660 als "Hexe" denunziert und daraufhin verbrannt (Quelle: Wolfgang Wucherer, www.wucherer-wolfgang.de). Salome Maria Schmid, geboren am 20.05.1601 in Metzingen, gestorben am 12.12.1660 in Reutlingen, war eine Ururururgroßmutter von meiner Ururgroßmutter Elisabeth Margerethe Finckh, Schwiegertochter des Reutlinger Bürgermeisters Georg David Bantlin.

          Pikanterweise war ein anderer direkter Vorfahr derselben Generation, nämlich der Ururururgroßvater Johann Philipp Laubenberger der oben genannten Elisabeth Margarethe Finckh, ebenfalls Bürgermeister von Reutlingen, geboren 1614 in Aalen, gestorben am 12.09.1683 in Reutlingen, maßgeblich an den Hexenprozessen jener Zeit beteiligt.

          Es ist also durchaus möglich, dass jener Vorfahr meiner Ururgroßmutter für den Tod der anderen Vorfahrin (zumindest mit) verantwortlich war.
          Hätte er sich lieber an die Tübinger gehalten, und was das Vorbild D Matthäus Alber gehalten:

          Matthäus Albers Haltung zu Hexenlehre und Hexenverfolgung



          In der Hexenlehre setzt Alber die Linie der Tübinger Schule fort und steht damit in einer Reihe württembergischer lutherischer Theologen, wo es heißt „Gott handelt auch durch Hexen“. In seiner kritischen Haltung gegenüber dem Hexenglauben und der Hexenverfolgung steht Matthäus Alber somit in einer Reihe mit anderen Tübinger Theologen und württembergischen lutherischen Theologen, wie Jacob Heerbrand, Johannes Brenz, (Theodor) Dietrich Schnepf, Jacob Andreae, Wilhelm Bidembach, Wilhelm Friedrich Lutz oder Theodor Thumm (1586–1630), die Gottes Allmacht so umfassend sehen, dass es keinen Schadenzauber geben kann, weil letztlich auch das Unheil und Unglück von Gott selbst gelenkt wird, um die Sünder zu bestrafen und die Gerechten zu prüfen. Hexen können allenfalls wegen ihres Abfalls von Gott bestraft werden. Dies wirkte im Sinne weniger rigoroser Verfahren und milderer Bestrafung.
          Dank und herzliche Grüße <3

          Die Bachstelze


          Ich sende einen Dank in den Himmel, wenn ein Pfarrer sich Mühe gab zu schreiben, das freut ihn dann!
          Was die Ahnen wohl so alles mitbekommen, was wir wegen Ihnen uns für eine Arbeit machen!!!

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