Zitat von Mandragora
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Lesehilfe 1691 fahrende Haab
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Wie wäre es denn damit:
koder, m. lumpen, fetzen.
auch das subst. selbst taucht wol da in folg. dem. auf: das si von einem ieden mann ein kederlin von belz umb ir kleid z lon begert. Frank weltb. 12b
(...)
c) daran aber schlieszt sich nd. quarder band- oder bortenartiger saum, z. b. vorn am hemdermel, der hosenbund Richey 199, Dähnert 367a, auch quadder br. wb. 3, 390, queder Fromm. 5, 160; einfacher auch schwed. qvard m. (vgl.querde unter b), norw. kvare m. (schwed. dial. kval u. a., s. Rietz 370a). der begriffskern ist hier wie dort schmaler streif von zeug beim nähen, im schwed. qvard scheint die mutterform erhalten, aber mit ablaut, denn für querder ist ursprünglich quird wahrscheinlicher.Ostpreussen (Masuren) - Bayern (Nordschwaben/Oberfranken) - Sachsen (Erzgebirge) - Österreich
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Viell. hat das kideren auch damit zu tun, also ein minderwertigeres Hanf-/Flachsgarn:
Kuder I [‘Xýtər Rädersd.; sonst Khýtr allg. (nicht K. Z.)] m. n.
1. die nach dem Hecheln zurückbleibende geringere Sorte Hanf oder Flachs, Hanfabfall beim Seiler, Abfall von Bärtel beim Hechler, Werg; die bessere Sorte heisst Riste S. Auch beim K. wird guet und bös K. unterschieden Dü. s Kuder wird dann gesponnen.
2. daraus hergestellte Pfropfen in die Holunderbüchse.
3. Windeln in Kinderbetten aus farbigem dickem Stoff, auf dem Ofen gewärmt; dann Bett: mⁱr wëˡˡn in s K. Niffer; im K. ligeⁿ Heidw.
4. Tuch aus Hanf gemacht Zinsw. ‘Kauder stupa’ Dasyp. Stupa werck, kuder’ Gol. 223. ‘K. Werg, Abwerg’ Klein. ‘Ich hab bishar itel kuder gespunnen’ Geiler Bilg. 49. ‘Die Hemden sind von lauter Kuder’ Hunaw. Marlenh. Mündel Volksl. Nr. 141. Zss. Kuderrock, –wick. — Schweiz. 3, 151. Schwäb. 307. Bayer. 1, 1226.
kudrig, küdrig [ýtərik S.; khýtrik Steinbr. Su.; khýtərik Hi. Ruf. M. Co. Katzent. Dü.; khítərik Mütt. Kerzf.; khítəri Mutzig Bf.] Adj.
1. † wergen, aus Werg: früejer han d Männer nur küderi Hoseⁿ getraujeⁿ Mutzig.
2. holzig, ausgetrocknet, löcherig, faserig (von Rüben, Rettichen, Äpfeln) Hi. Mü.; Syn. belzi U. — Schweiz. 3, 153.
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"In der Nordostschweiz, wo hauptsächlich für die Textilindustrie produziert wurde, und auch im zürcherischen Unterland zogen die Bäuerinnen den rohen Flachs oder Werg abschliessend durch zwei Hecheln. Der in der gröberen Hechel zurückbleibende Teil wurde «Kuder» genannt, beim zweiten Durchgang blieb «Abwerch» in der «Lauterhechel» hängen. Der reine Flachs – auch Riste genannt – ergab die Garne erster Qualität. Aus Kuder und Abwerch liessen sich noch Garne zweiter und dritter Qualität herstellen, die meist für den Haus¬ gebrauch gesponnen und gewoben wurden, «und [sie] ersezen den Hanf, der nur in sehr geringem Quantum, an den meisten Orten gar nicht, gebaut wird» (31)"
(Seite 10)
aus: Hanf und Flachs : ein traditioneller Rohstoff in der Wirtschaft des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit
Autor(en): Irniger, Margrit / Kühn, Marlu
Objekttyp: Article
Zeitschrift: Traverse : Zeitschrift für Geschichte = Revue d'histoire
Band (Jahr): 4 (1997) Heft 2
Fußnote --> (31) StAZ B IX 96, Flachsbau, 15–20; Meier, Handwerk, 373.Zuletzt geändert von Mandragora; 23.12.2016, 10:57.Ostpreussen (Masuren) - Bayern (Nordschwaben/Oberfranken) - Sachsen (Erzgebirge) - Österreich
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@Mandragora ... das hört sich für ich sinnvoll an. Wenn das Garn zu dieser Zeit einen so hohen Wert besaß, dass es in einer Liste der Wertgegenstände aufgeführt wird, ist "Kuder" ein gute These.
Ich möchte zur S.h. Diskussion noch etwas beitragen. Gestern fiel mir beim Lesen der Beiträge zu "Schlacht Haltung" ein, es könnte vielleicht auch Sommer Haltung heißen. Kann aber schlecht sein, dass am 8. März der Wert des Erblehens mit Tieren ermittelte wird, die nur im Sommer gehalten und im Herbst geschlachtet wurden. Oder doch?
Ich habe noch mehr Dokumente aus Oberried und habe noch zwei Stellen gefunden, die vielleicht weiter helfen, Nun auch hier Online. https://schokohs-genial.jimdo.com/raetsel/fahrendehaab/
1. Gleicher Ort, anderes Falldrittel (nicht meiner Familie), Jahr 1690. Hier sieht es für mich eher nach S.k. aus. Was lest ihr?`
2. Gleicher Ort, auch meine Familie, eine Generation später, Jahr 1736 bei der Vereinbarung eines Leibgedings. Hier sieht es für mich eher nach S.V. aus. Was lest ihr?
Gruß
Rhinopeak________________
https://www.bod.de/buchshop/die-wies...-9783746088662
Interessensgebiete:
Kohl aus Brüx/Most, Hochpetsch/Bečov, Saidschitz/Zaječice, Schwätz/Bedřichův Světec
Rudolf aus Paredel/Paridla, Moldau/Moldava, Grünwald/Pastviny
Mauz aus Burladingen
Wiestler/Wiestner/Wüestler aus Freiburg, Kirchzarten, Oberried, Vörlinsbach, St. Wilhelm, Steinwasen, Katzensteig
Schönebaum aus Derenburg, Heudeber, Heimburg
Metschnabel aus München
Reichel, Noske aus Dresden
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Und jetzt ist Kudere vermutlich auch amtlich: im Leibgeding von 1736 ist weiter unten m.E. deutlich lesbar "Kudere Garn" aufgeführt. Habe auch diese Dokument Online gestellt (1736-2). Vielen Dank für diese Idee!________________
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ha, na schau. Freut mich
... ich überlege auch immer noch, ob das tatsächlich ein S ist .... die anderen S im Text schauen anders aus.
Zu der Theorie mit Sommer-/Wintervieh ... ich habe heute erst gelesen, dass im MA/frphe NZ die meisten (?) Fleischtiere vor dem Eintrieb geschlachtet wurden, da man für den langen Winter nicht genug Futter einfahren konnte. Die, die behalten wurden, kamen auch mager und schwach wieder auf die Weide...
Allerdings wäre im März das Tier allenthalben ein Kalb und noch keine Kuh Ist also davon auszugehen, dass diese gezählten Kühe a) Milch- oder b) Mutterkühe waren?
.... dein Beitrag ist spannend. Ich kann gar nicht aufhören zu denken.Ostpreussen (Masuren) - Bayern (Nordschwaben/Oberfranken) - Sachsen (Erzgebirge) - Österreich
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Hallo Kathrin und rhinopeak,
das freut mich auch.
Ich mache hier auch gerne mit, weil es nichts Alltägliches ist, und man kann was lernen!
Nun also noch die Kühe.
Im Übrigen, wer ist sicher mit Symbolen der alten Währungen? Stimmt Gulden, Kreuzer und Heller?Viele Grüße August
Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.
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Schön, dass es euch so viel Spaß macht, mir auch!!! Und darum möchte ich euch vielleicht ein kleines Weihnachtsgeschenk machen: ich stelle eine weitere Bitte um Lesehilfe ein :-)) ... das Leibgeding von 1736, das sind mir auch noch ein paar Worte unklar
Zur Währung: bei den Gulden bin ich mir 100% sicher, bei den Kreuzern fast sicher, bei den Hellern ziemlich unsicher.
Gruß
Ralf________________
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hierzu eine meiner geschätzten Nachschlageseiten:
und:
https://www.historisches-lexikon-bay...rung_(bis_1800)
ich denke Floren/Gulden, Kreuzer, Pfennig?
viele Grüße
KathrinOstpreussen (Masuren) - Bayern (Nordschwaben/Oberfranken) - Sachsen (Erzgebirge) - Österreich
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... meine Schwester hat auch was gefunden, und zwar ebensolches s. h. bei Khuen, selbige in Graubünden in ähnlicher Zeit.
"mit beschwerth järlichen dreien guldi, dico fl. 3, so gehorendt in die pfar pfrunndt in Vals. U. auch zu geben, das der jenige, so auf dem hoff ist, möge solchen brauchen zu der ander allmein u. laden no. 5 s. h. khue recht, dreien s. h. khue recht laudt lansrecht und zweien s. h. khue recht auff das jenige, so ausgeben ist zum hoff. Aber es verstedt sich, das der Peter Giger oder der jenige, so auf dem hoff ist, möge die obgeschrieben no. 5 s. h. khue recht mit ein ander laden u. brauchen ohne widerredt bis und solang das eine ehrsa. gmdt. andere satzung macht."
und dann:
...
Und das bringt mich darauf, daß es Latein sein muß, denn es kommt auch in ladinischen Texten vor, es heißt immer s. h. und kann bei Kuh, Ochse, geiß, aber auch bei Hanf stehen. Ich denke es heißt so etwas wie gut, wohlauf, qualitätvoll ... vielleicht was mit salus oder soOstpreussen (Masuren) - Bayern (Nordschwaben/Oberfranken) - Sachsen (Erzgebirge) - Österreich
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Zitat von Mandragora Beitrag anzeigenob das tatsächlich ein S ist .... die anderen S im Text schauen anders aus.Schöne Grüße
hnrywilhelm
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