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  #1  
Alt 06.10.2012, 18:24
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Laurin Laurin ist offline männlich
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Familienname: Sobe
Zeit/Jahr der Nennung: Beginn 20. Jahrhundert
Ort/Region der Nennung: Mittleres Erzgebirge

1.
Bei slawischer Namensherkunft:
Ableitung / Kurzform zu Rufnamen wie Soběslav zu urslaw. *sebě, poln. sobie, tschech. sobě "sich"
(Soběslav = "sich" + urslaw. *slava "Ruhm, Ehre"
Namensbelege: 1136 Zoba, 1568 Soba
Quellen: DUDEN LexFN / Naumann, Das gr. Buch der FN

2.
Bei baltischer Namensherkunft (z.B. Ost-, Westpreußen):
Zitat aus und
Von prußisch sobis = "See, Gewässer"
Namensformen:
  • Sobe, Sobol, Sobel, Sobela, Sobelat, Sobelatis
  • Sobinas, Sobing, Sobas, Sobbe, Sobe, Sobania
  • Sobolewski, Sobetzki, Sobisch
  • Sobier, Sobieray, Sobottka, Sobotzki
__________________
Freundliche Grüße
Laurin

Geändert von Laurin (10.10.2012 um 18:31 Uhr) Grund: Titelergänzung "(restauriertes Thema)" gelöscht
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  #2  
Alt 08.10.2012, 18:59
Conundrum Conundrum ist offline
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Zitat:
Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
Familienname: Sobe
Zeit/Jahr der Nennung: Beginn 20. Jahrhundert
Ort/Region der Nennung: Mittleres Erzgebirge



2.
Bei baltischer Namensherkunft (z.B. Ost-, Westpreußen):
Zitat aus und
Von prußisch sobis = "See, Gewässer"
Namensformen:
  • Sobe, Sobol, Sobel, Sobela, Sobelat, Sobelatis
  • Sobinas, Sobing, Sobas, Sobbe, Sobe, Sobania
  • Sobolewski, Sobetzki, Sobisch
  • Sobier, Sobieray, Sobottka, Sobotzki
In Westpreußen sind die Familiennamen i.d.R. nicht baltisch, SOBOTTKA und SOBOTZKI sind poln. Ursprungs und leiten sich von sobota = Samstag ab.
SOBETZKI / SOBECKI ist Herkunftsname zum Ort Sobki.
SOBOL von poln. soból = Zobel
SOBAS und SOBISCH von Sebastian

Gruß
Conundrum
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  #3  
Alt 08.10.2012, 19:36
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Laurin Laurin ist offline männlich
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Zitat:
Zitat von Conundrum Beitrag anzeigen
In Westpreußen sind die Familiennamen i.d.R. nicht baltisch
Es handelt sich bei den Quellen um die Arbeit von Beate Szillis-Kappelhoff, einer exzellenten Kennerin der Materie.
Im leider gelöschten ursprünglichen Sammelthema (ca. aus 2006) stand Gleiches wie von mir wieder zitiert!
__________________
Freundliche Grüße
Laurin
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  #4  
Alt 09.10.2012, 15:06
Conundrum Conundrum ist offline
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Zitat:
Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
Es handelt sich bei den Quellen um die Arbeit von Beate Szillis-Kappelhoff, einer exzellenten Kennerin der Materie.
Ich muss es differenzierter ausdrücken: "Im westlichen Westpreußen sind die FN i.d.R. nicht baltisch und auch im östlichen Westpreußen meistens poln." Die meisten Sprachforscher sind der Meinung, dass sich die Prußen nicht westlich der Weichsel angesiedelt haben, mit einer möglichen Ausnahme bei Danzig.

Nur sollte man die in dieser Gegend eher seltene prußische Herleitung nicht allein stehen lassen, da die potentiellen Leser dieser Namen dann in die Irre geführt würden. Eine poln. Herkunft ist bei den genannten Namen doch viel wahrscheinlicher, das zeigt schon die jeweilige Namensverbreitung. SOBISZ kommt z. B. vorwiegend um Danzig vor und ist somit eindeutig kaschubischen Ursprungs. Kaschub. sobisz = 1. Geizkragen 2. Egoist (Der Name kommt also nicht von Sebastian. Die poln. Quelle, aus der ich zitiert hatte, liegt hier falsch.)

Was nun den FN SOBE betrifft, so gibt es bei familysearch davon gar keine Einträge in West- oder Ostpreußen, der älteste jedoch 1736 in Peitz bei Cottbus. Auch Geogen zeigt eine Konzentration in Sachsen. Eine baltische Herkunft ist also bei diesem Namen völlig abwegig. Der Name SOBE / SOBA leitet sich nach Meinung des sorb. Namenforschers Ernst Mücke von sorb. sowa = Eule ab, nach Walter Wenzel vom Rufnamen Soběslav.

Gruß
Conundrum

Geändert von Conundrum (09.10.2012 um 18:51 Uhr)
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  #5  
Alt 10.10.2012, 11:37
Szillis-Kappelhoff Szillis-Kappelhoff ist offline
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Hallo,
im westlichen Westpreußen sind slawische (nicht unbedingt polnische) Namen vorwiegend, im östlichen Westpreußen dagegen baltische und slawische (masovische + polanische).

Bevor die Kaschuben die Danziger Gegend besiedelten, handelte es sich um kurisches und prußisches Gebiet, also baltisches, was Flussnamen beweisen. "Eindeutig" und "völlig abwegig" ist in dieser Gegend gar nichts.

Gerullis hat 1262 einen Ort Sobis bei Riesenburg/ Osterode.
Trautmann hat im 15. Jh. eine Person Zobin "Pruthenus de territorio Balgensis".

Beate
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  #6  
Alt 10.10.2012, 15:19
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Zitat:
Zitat von Conundrum Beitrag anzeigen
Was nun den FN SOBE betrifft, so gibt es bei familysearch davon gar keine Einträge in West- oder Ostpreußen ...
Eine baltische Herkunft ist also bei diesem Namen völlig abwegig.
Damit verbirgt sich wohl hinter dem Eintrag zum FN Sobe im Reichstel.-Buch von 1942 "1x Gotenhafen /Westpr."
ein "versprengter" Sachse mit slaw. Wurzeln?
Angehängte Grafiken
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Laurin
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  #7  
Alt 10.10.2012, 18:07
Conundrum Conundrum ist offline
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Leider Bedienungsfehler -doppelt-

Geändert von Conundrum (10.10.2012 um 18:55 Uhr)
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  #8  
Alt 10.10.2012, 18:14
Conundrum Conundrum ist offline
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Zitat:
Zitat von Szillis-Kappelhoff Beitrag anzeigen
Im westlichen Westpreußen sind slawische (nicht unbedingt polnische) Namen vorwiegend, im östlichen Westpreußen dagegen baltische und slawische (masovische + polanische).
Mit poln. meinte ich auch kaschubisch und masovisch, da diese meistens als poln. Dialekte betrachtet werden (je nach politischer Einstellung).

Zitat:
Zitat von Szillis-Kappelhoff Beitrag anzeigen
Bevor die Kaschuben die Danziger Gegend besiedelten, handelte es sich um kurisches und prußisches Gebiet, also baltisches, was Flussnamen beweisen.
Wann soll denn das gewesen sein? Im 6. Jh.? Das ist doch alles viel zu lange her um für die FN relevant zu sein (außer ggf. bei Herkunftsnamen) und auch ziemlich umstritten. Gerade zu uralten Flussnamen gibt es im Allgemeinen sehr verschiedene und kontroverse Deutungen. In Deutschland gibt es auch keltische Flussnamen, trotzdem keine kelt. FN. Noch bevor die FN im Danziger Raum entstanden, gab es dort keine Prußen mehr: Baltische Stämme - Prußische Stämme im 12. und 13. Jh.

Bei der Deutung von FN gibt es sehr oft unterschiedliche Meinungen, selbst unter hochspezialisierten Experten. Einen echten Beweis gibt es meistens nicht für solche Hypothesen. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Argumente für ihn eindeutig, abwegig, logisch oder unwahrscheinlich sind.

Gruß
Conundrum

Geändert von Conundrum (10.10.2012 um 18:53 Uhr)
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  #9  
Alt 10.10.2012, 18:17
Conundrum Conundrum ist offline
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Zitat:
Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
Damit verbirgt sich wohl hinter dem Eintrag zum FN Sobe im Reichstel.-Buch von 1942 "1x Gotenhafen /Westpr."
ein "versprengter" Sachse mit slaw. Wurzeln?
Genau. Die deutschen Siedler in den Ostgebieten waren doch alle aus dem "Westen" gekommen. "Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling." Im Ruhrgebiet kommt SOBE sogar schon im 19. Jh. vor, die Familie war anscheinend sehr reiselustig.

Bei dieser Datenlage bleibt es für mich abwegig, diesen Namen als baltisch zu bezeichnen.

Gruß
Conundrum

Geändert von Conundrum (10.10.2012 um 18:40 Uhr)
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  #10  
Alt 11.10.2012, 12:19
Szillis-Kappelhoff Szillis-Kappelhoff ist offline
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Hallo,
das Gebiet baltischer Gewässernamen ist sehr gut belegt.
Sehr lesenswert:
* Brauer, Wilhelm Reinhold: Baltisch-Prussische Siedlungen westlich der Weichsel, Nicolaus-Copernicus-Verlag, Münster 1988

"Mit poln. meinte ich auch kaschubisch und masovisch, da diese meistens als poln. Dialekte betrachtet werden (je nach politischer Einstellung)."
Das ist vor allem die polnische politische Einstellung, die gerne alles Slawische als Polnisch vereinnahmen wollen. Die Wanderbewegungen der slawischen Völker sind auch recht gut belegt.

Die angeblich hochspezialisierten Experten sind meist Slawisten oder Germanisten, die aus Unkenntnis der Baltistik gerne von christlichen oder slawischen Vornamen ableiten und damit gründlich in die Irre gehen.

Die Germanen kamen nicht ausschließlich von Westen, denn bevor sich die Polanen ansiedelten, gab es dort germanische Stämme, die verdrängt wurden. Nicht zu vergessen sind die Goten und andere Stämme.

Mit dem Wort "abwegig" würde ich vorsichtig sein.
Beate

Ergänzend:
Ortsnamen:
* Sobis (1262), Soben, Sobin (1411), Sooben Kreis Osterode, Gebiet Elbing
* Schobensee Kreis Osterode
* Sobaitschen (1938 Mehlkehmen), Amt Bredauen Kreis Stallupönen/ Ebenrode
* Sobertschen (1938 Bersken), Amt Ragnit

Gewässer:
* Soben See (1352), Schowbin (1411), Schobensee Kreis Osterode
* Schowen Fluss (1385) Kreis Osterode

* vergl. andere See-Namen:
* Mal -sobe
* Galincze -schobe
* Lan -xobe
* Mark -xebe
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