Geburts- oder Taufdatum: wie ist es hier zu handhaben?

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5535

    Geburts- oder Taufdatum: wie ist es hier zu handhaben?

    Hallo zusammen!

    Jeder kennt es: in den alten Kirchenbüchern ist häufig nur ein Datum eingetragen. Meinte der Pastor damit die Geburt oder die Taufe? Wenn sich auf dem Buchdeckel irgendwo der Hinweis findet, daß es sich um ein Taufregister handelt, dann behandle und erfasse ich die angegebenen Daten ganz stumpf als Taufdaten. Ich kann ja nicht wissen, wie es der Pastor tatsächlich gemeint hat.

    Nun habe ich aber ein Problem. Folgendermaßen lautet der Eintrag:

    "Den 27t(en) Maÿ: Bruno Henrich Bokelmann, Einspänniger unter der fürst(lichen). Leib=Guarde. Gevattern: H(err) Hans Jürgen Begemann, H(err) Christian Behrens, Förster, und M(eiste)r. Hans Siebensohn. Nomen: Johann Christian."

    Da es sich bei dem Kirchenbuch um das Taufregister handelt, gehe ich von einer Taufe am 27.05.1686 aus. Im Eintrag wird nicht spezifiziert. Aus direkt angrenzenden Einträgen geht aber eindeutig hervor, daß in diesem Buch mit dem einzig angegeben Datum wirklich die Taufen gemeint sind.

    Auf dem Grabstein des Johann Christian Bokelmann liest man:

    "Hier ruhet in Gott Herr Joh(ann). Christ(ian). BOKELMANN weÿl(and). Bürger u(nd). Hofschneider in Wolfenbüttel. Hieselbst geb(oren). d(en). 27 Maÿ 1686." u.s.w.

    Da haben wir nun ein Problem. Die Wahrscheinlichkeit, daß Geburt und Taufe auf einen Tag fielen, ist ja nun äußerst gering, sieht man von dem Sonderfall einer Nottaufe ab, welcher aber in diesem Kirchenbuch erwähnt worden wäre.

    Wurde der Junge am 27.05. nun geboren oder getauft? Ich vermute fast, daß den Hinterbliebenen, also den Auftraggebern des Grabsteines, gar nicht genau bekannt war, wann der Vater geboren wurde. Möglicherweise fragte man in der Kirche nach, der Pastor holte das alte Buch hervor und gab das Datum weiter, welches er dort las. Könnte sich so zugetragen haben, muß aber nicht.

    Was würdet Ihr in diesem Falle an meiner Stelle in das Programm eintragen? Was ist grundsätzlich von dem Wahrheitsgehalt der Angaben auf sehr alten Grabsteinen zu halten? Möglicherweise meistens Bullshit?

    Vielen Dank und viele Grüße
    consanguineus
    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561
  • Sedulus
    Erfahrener Benutzer
    • 11.11.2018
    • 867

    #2
    Hi,

    ich würde die Geburt eintragen.
    Davon abgesehen trage ich eh generell immer nur den Geburtseintrag ein, gerade um solche Problemchen zu vermeiden.

    Gruß
    Peter
    Auf der Suche nach den Familien

    Neugebauer, Wax, Metzner, Tillmann, Neumann, Klein, Siegert und Klose

    in Schlesien, und den Familien

    Kral, Schulz (Sulc), Pawelka, Soboda, Tregler/Trägler, Mareček, Frisch, Heyack, Buda, Schwipp, Beyer und Titl

    im Sudetenland.

    Kommentar

    • katla
      Erfahrener Benutzer
      • 28.01.2023
      • 242

      #3
      Hallo consanguineus,

      ich würde das Datum als Taufdatum eintragen, das erscheint mir gesicherter.
      viele Grüße
      Katharina

      Kommentar

      • Scriptoria
        Erfahrener Benutzer
        • 16.11.2017
        • 2757

        #4
        Hallo consanguineus,

        Zweck der Taufbücher ist die Dokumentation der ordnungsgemäß durchgeführten Taufe als kirchliche Handlung, die Aufnahme des Kindes in die christliche Gemeinschaft. Wenn also nur ein Datum erscheint, ist damit der Tauftag gemeint. Das eigentliche Geburtsdatum hatte in diesem Sinn keine Relevanz. Deshalb würde ich in deinem Fall von einem Taufdatum ausgehen.


        In meinen Quellen kommen Taufen am gleichen Tag durchaus vor, ohne dass ein Notfall vorliegt. Auszuschließen sind identischer Tauf- und Geburtstag wohl nicht.

        Grüße
        Scriptoria

        Kommentar

        • Falke
          Erfahrener Benutzer
          • 15.01.2013
          • 481

          #5
          Hallo consangiuneus,
          ich habe tatsächlich einige Fälle wo das Geburts- und Taufdatum an einem Tag waren. Es waren keine Nottaufen!
          Viele Grüße
          Karen

          Meine Haupt-Namen: Spilker, Heysen, Bolbrügge, Schumacher, Ditzell, Wegner, Olbert, Melzer


          Komme aus Bonn und helfe gerne.

          Kommentar

          • Benjamin16
            Erfahrener Benutzer
            • 26.08.2018
            • 1145

            #6
            Hallo consangiuneus,

            ich habe wie Karen auch eigentlich einigermaßen häufig Geburt- und Taufe an einem Tag, insbesondere wenn die Geburt am frühen Morgen war.

            LG Benjamin

            Kommentar

            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 5535

              #7
              Zitat von Sedulus Beitrag anzeigen
              Davon abgesehen trage ich eh generell immer nur den Geburtseintrag ein, gerade um solche Problemchen zu vermeiden.

              Hallo Peter,

              das wäre auch mir am liebsten, wenn ich immer den Geburtstag eintragen könnte, denn in meinem Programm wird der Tag der Taufe gar nicht angezeigt, außer man klickt auf eine spezielle Person. Dann wird natürlich alles angezeigt, was ich je notiert habe. Aber in der Stammbaumansicht nur Geburts- und Todestag. Leider überwiegen die Fälle, in denen der Pastor nur das Taufdatum in sein Buch geschrieben hat. Und wenn ich das weiß, kann ich ja schlecht aus dem Tauf- das Geburtsdatum machen.

              Hallo Alle,

              ich werde dann wohl tatsächlich beide Daten eintragen, die in diesem Falle den Quellen zufolge auf einem Tag liegen. Es ist in dieser Kirchengemeinde und in dieser Zeit zwar nicht davon auszugehen, daß gleich am Geburtstag getauft wurde, aber ich habe nun einmal diesen Grabstein entdeckt und muß wohl oder übel vom Wahrheitsgehalt der Inschrift ausgehen, so unwahrscheinlich sie auch ist. Am Ende ist es ja auch egal, denn es ändert keine Vorgehensweise etwas daran, daß es sich um einen Vorfahren handelt. Ich habe es nur gerne exakt und vollständig.

              Viele Grüße
              consangineus
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              • Sedulus
                Erfahrener Benutzer
                • 11.11.2018
                • 867

                #8
                Hallo consangineus,

                ich nutze ja Ahnenblatt und da wird in erster Linie in der Maske das Geburtsdatum verlangt, was ja auch logisch ist, vondaher trage ich dann natürlich auch das Geburtsdatum ein.
                Meiner Meinung nach ist dies ja auch relevanter als das Taufdatum.
                Da muß ich mir nur die heutigen Taufen anschauen, da vergehen mitunter Wochen bis das Kind unters Wasser kommt oder witrd gar nicht erst getauft und dann?
                Ich finde man sollte dann schon zwischen einem Taufbuch und einem Staumbaum unterscheiden wo es in erster Linie darum geht, wann ist der Probant geboren und wann gestorben.
                Wann die Taufe war, ist ein hübscher Bonus mehr eigentlich auch nicht.

                Schöne Grüße
                Peter
                Auf der Suche nach den Familien

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                im Sudetenland.

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                • consanguineus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.05.2018
                  • 5535

                  #9
                  Hallo Peter,

                  ich stimme Dir zu: die Taufe war damals wichtig, aber für mich als Ahnenforscher ist sie vollkommen nebensächlich. Glücklicherweise hat man ja nicht viele Vorfahren, die in der Epoche geboren wurden, als man erst Wochen oder Monate nach der Geburt taufte. Die überwiegende Mehrheit wurde meiner Beobachtung nach zwei bis sieben Tage nach der Geburt getauft - je nach Brauch in der Gemeinde. Aber wenn ich nur dieses Taufdatum habe, dann kann ich daraus nun einmal kein Geburtsdatum machen. Ich weiß ja nicht, wieviele Tage die Geburt her ist. Ich schreibe bei einer Taufe am 15.08. als Geburtsdatum den August. Dann liege ich vor 1800 nie falsch. Danach wandelten sich die Sitten so langsam und um 1850 liegen oft schon drei oder vier Wochen zwischen Geburt und Taufe. Keine Ahnung, warum man das dann so handhabte, aber es ist hier im protestantischen Ostniedersachsen nun einmal so.

                  Viele Grüße
                  consanguineus
                  Suche:

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                  Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                  • Sbriglione
                    Erfahrener Benutzer
                    • 16.10.2004
                    • 1177

                    #10
                    Zitat von Scriptoria Beitrag anzeigen
                    Zweck der Taufbücher ist die Dokumentation der ordnungsgemäß durchgeführten Taufe als kirchliche Handlung, die Aufnahme des Kindes in die christliche Gemeinschaft. Wenn also nur ein Datum erscheint, ist damit der Tauftag gemeint. Das eigentliche Geburtsdatum hatte in diesem Sinn keine Relevanz. Deshalb würde ich in deinem Fall von einem Taufdatum ausgehen.
                    Hallo Scriptoria,

                    mit dem Zweck der Taufbücher hast Du in jedem Fall Recht und in den allermeisten Fällen, in denen nur ein Datum angegeben wurde, dürfte das wohl tatsächlich das Taufdatum gewesen sein. Aber leider doch nicht ausschließlich: ich kenne durchaus Kirchenbücher in denen seitenweise nur ein einziges Datum inclusive Angabe der konkreten Tages-, wenn nicht gar Uhrzeit eingetragen wurde. In DEN Fällen (oder wenn konkret daneben steht "geboren am" ohne zusätzliche Angabe des Taufdatums) gehe ich doch davon aus, dass das Geburts- und nicht das Taufdatum gemeint war...

                    Wie schon geschrieben: Ausnahmen bestätigen die Regel

                    Beste Grüße!
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                    - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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                    • Scriptoria
                      Erfahrener Benutzer
                      • 16.11.2017
                      • 2757

                      #11
                      Zitat von Sbriglione Beitrag anzeigen
                      ich kenne durchaus Kirchenbücher in denen seitenweise nur ein einziges Datum inclusive Angabe der konkreten Tages-, wenn nicht gar Uhrzeit eingetragen wurde. In DEN Fällen (oder wenn konkret daneben steht "geboren am" ohne zusätzliche Angabe des Taufdatums) gehe ich doch davon aus, dass das Geburts- und nicht das Taufdatum gemeint war...

                      Hallo,

                      klar, wenn es so deutlich als Geburtsdatum erkennbar oder genannt ist, gibt es keinen Zweifel.
                      Aus welchen Jahren und welchen Gebieten kommen die Bücher ohne Taufdatum? Mir ist so etwas bisher noch nicht begegnet.

                      Grüße
                      Scriptoria

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                      • Scriptoria
                        Erfahrener Benutzer
                        • 16.11.2017
                        • 2757

                        #12
                        In meinen Aufzeichnungen unterscheide ich zwischen Tauf- und Geburtsdatum. Ich trage (~) hinter dem Datum in der Kategorie Geburt ein, wenn es kein deutlich genanntes Geburtsdatum gibt.

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                        • Balle
                          Erfahrener Benutzer
                          • 22.11.2017
                          • 2356

                          #13
                          Warum trägst Du nicht einfach das Geburtsdatum vom Grabstein ein und trägst den Grabstein mit seiner Inschrift als Quelle ein.
                          Und beim Taufdatum nimmst Du als Quelle das Kirchenbuch.
                          Wenn man immer alles anzweifelt was geschrieben oder in Stein gemeißelt ist, dann kommt man ja nie zu Potte.
                          Lieber Gruß
                          Manfred


                          Gesucht: Herkunft von Johann Christoph Bresel (Brösel, Prehel, Brahel),
                          ehem. Dragoner im Churfürstlich Sächsischem ehemaligen Herzog Churländischen Regiment Chevaux Legers in Zittau.
                          Eheschließung 1781 in Zittau

                          Kommentar

                          • Mährischer Westpreuße
                            Erfahrener Benutzer
                            • 16.07.2022
                            • 228

                            #14
                            Hallo,

                            Taufdatum oder Geburtsdatum.
                            Diese Frage stellte ich mir bereits auch schon, weil nur ein Datum im KB angegeben war.
                            Daraufhin wurde ich fast schon belächelt, weil es oft üblich war am Geburtstag zu taufen.

                            Gruß
                            Michael

                            Kommentar

                            • Anna Sara Weingart
                              Erfahrener Benutzer
                              • 23.10.2012
                              • 15113

                              #15
                              Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                              ... Die Wahrscheinlichkeit, daß Geburt und Taufe auf einen Tag fielen, ist ja nun äußerst gering ...
                              Hi, wie kommst Du auf diese merkwürdige These?

                              In meiner Forschung wurde meist entweder am gleichen Tag, oder am nächsten Tag getauft. Manchmal erst am übernächsten.
                              Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 11.03.2024, 20:49.
                              Viele Grüße

                              Kommentar

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