Allgemeine Frage Passierschein Beuthen 1922

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  • Rotkehlchen
    Erfahrener Benutzer
    • 06.11.2014
    • 415

    Allgemeine Frage Passierschein Beuthen 1922

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: Juni 1922
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Beuthen O/S
    Konfession der gesuchten Person(en):
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken):
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):



    Hallo liebe Mitforscher!

    Wenn man im Juni 1922 seinen Wohnsitz in Beuthen hatte, brauchte man dann einen sogenannten Passierschein, um in Nachbarorte wie Tarnowitz oder Kattowitz zu gelangen oder konnte man sich zwischen den Ortschaften frei bewegen?

    Oder beantragte man einen Passierschein, ausschließlich, um Oberschlesien zu verlassen?

    Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen?

    Liebe Grüße vom Rotkehlchen
  • Andi1912
    Erfahrener Benutzer
    • 02.12.2009
    • 4488

    #2
    Ostoberschlesien

    Hallo Rotkehlchen,

    die Frage ist interessant und Informationen, wie die Reisebestimmungen zwischen den Gebieten in Oberschlesien, die nach 1921 in der preußischen Provinz Schlesien verblieben sind, und den Gebieten in Ostoberschlesien, die nach 1921 zur Woiwodschaft Schlesien in der Zweiten Polnischen Republik kamen, waren, kann ich nirgends finden.

    Fakt ist, dass das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen zu dieser Zeit sehr angespannt war, aber zugleich ab 1922 viele Deutsche als Minderheit in Ostoberschlesien im neu konstituierten Polen lebten.
    http://brandenburg.rz.htw-berlin.de/polen_deutsch.html.
    http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1971_4.pdf

    Viele Grüße, Andreas

    Kommentar

    • Rotkehlchen
      Erfahrener Benutzer
      • 06.11.2014
      • 415

      #3
      Hallo Andreas!

      Vielen Dank für die interessanten Links!
      Diese Situation um die Volksabstimmung 1921 würde ich sehr gerne begreifen.
      Im Internet habe ich zwei Beispiele von sogenannten vorläufigen Personalausweisen, die in ihrer Gültigkeit begrenzt waren , gefunden.
      Nicht in Form eines Büchleins , sondern Din A4 ähnlich auch mit Lichtbild.
      Ein Beispiel wurde im klaren Zusammenhang mit der Volksabstimmung gesetzt.
      Wenn ich es richtig verstanden habe, wurden hier einer Dame solche Papiere eigens für die Abstimmung ausgestellt.Sie lebte zu diesem Zeitpunkt schon in Berlin.Mit diesem Ausweispapier und so einer Art Wahlberechtigungsdokument ( auch ganz amtlich mit Lichtbild )konnte sie somit in ihre alte Heimat reisen, in dem Fall war das Breslau und an der Volksabstimmung teilnehmen.
      In einem anderen Beispiel war ein solches Dokument auf das Jahr 1922 datiert, also schon nach der Abstimmung.Aber auch mit "Visum".
      Bei meiner Suche fand ich außerdem "Passierscheine", viel kleiner vermutlich Din A5 oder A6 ohne Lichtbild.
      Daher rührte ursprünglich meine Frage.

      Die neuen Gebietszuteilungen nach der Abstimmung führten, wenn ich richtig informiert bin, zu spontanem Wohnortwechsel? Also beispielsweise Tarnowitz wird Polen zugeteilt, also versucht man seinen Wohnort erst einmal nach Beuthen zu verlegen?
      Wenn eine Familie alles zurückläßt, dann kann ich mir auch die Notwendigkeit von Passierscheinen vorstellen.
      Ich kenne mich mit den damals zeittypischen Ausweispapieren und Dokumenten überhaupt nicht aus.Es kann natürlich sein, dass diese Art Personalausweis mit befristetem Visum , die damals gängige Version eines Reisepasses war. Aber auch das interessiert mich sehr.

      Ich habe aber noch eine Frage für die Zeit nach der Volksabstimmung.
      Wenn man sich nun entschlossen hat Oberschlesien ganz und gar zu verlassen, nach Berlin oder Köln ect., mußte man sich irgendwo bei einer Behörde abmelden?
      Wurde man dann schikaniert oder wurde es sogar begrüßt, dass man ging?
      Ich meine gelesen zu haben, dass die deutschen Verwaltungsangestellten verwiesen wurden und die Franzosen die Verwaltung übernahmen und eher die polnische Bevölkerung unterstützt haben?

      An das Drumherum des Auswanderns aus Oberschlesien in exakt dieser Zeitspanne bin ich hochgradigst interessiert.Sehr, sehr gerne würde ich Tagebuchaufzeichnungen lesen dürfen oder vielleicht gibt es gut recherchierte Romane, die dieses Thema aus der Sicht der Betroffenen real widerspiegeln.

      Danke und liebe Grüße vpm Rotkehlchen

      Kommentar

      • Andi1912
        Erfahrener Benutzer
        • 02.12.2009
        • 4488

        #5
        Verkehrskarte / Karta cyrkulacyjna

        Hallo Robert,

        danke für die aufschlussreichen Fotos der Dokumente. Die offizielle Bezeichnung für den gesuchten "Passierschein" war somit also die Verkehrskarte.


        Hallo Rotkehlchen,

        unter dem korrekten Begriff "Verkehrskarte" (Polnisch: "Karta cyrkulacyjna") in Kombination mit "Oberschlesien" findet man einige interessante Literatur über diese Zeit. Am informativsten finde ich das Kapitel "DEUTSCH ODER POLNISCH? Die Volksabstimmung in Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg" (ab Seite 91) in dem Buch "GRENZGÄNGE: Spurensuche zwischen Ost und West":
        https://books.google.de/books?id=aYg...page&q&f=false (vier Seiten vorscrollen = Link zum genannten Kapitel)

        Viel Spaß beim Lesen, Andreas

        Kommentar

        • zula246
          • 10.08.2009
          • 2468

          #6
          Hallo
          Hier noch eine Durchgangskarte nach Oberschlesien , welche von den Polen ausgestellt wurde, und der Stand der Volksabstimmung
          Ich habe heute erstmals die polnischen Artikel in der Presse und in anderen polnischen Medien durchgelesen und war erschrocken über den Aufmarsch und die gesamte Vorbereitung der polnischen Aufstände zu dieser Zeit in Oberschlesien , ich dachte , das der Plebiszit relativ unkriegerisch vonstatten ging , aber das die polnische Armee eingesetzt wurde und die deutschen mit Panzerzügen in Oberschlesien unterwegs waren hätte ich nicht gedacht .
          Man muß sich doch mehr mit der Geschichte beschäftigen
          Gruß Robert
          Angehängte Dateien
          Zuletzt geändert von zula246; 19.06.2015, 22:06.

          Kommentar

          • Rotkehlchen
            Erfahrener Benutzer
            • 06.11.2014
            • 415

            #7
            Vielen, lieben Dank euch beiden!

            Genausolche Dokumente meinte ich! Klasse!
            Und bei dem Begriff "Verkehrskarte" schaudert´s mich, weil ich mir nun besser vorstellen bzw. ahnen kann, wie schwer das doch damals gewesen sein mußte.
            Das Buch habe ich ein wenig angelesen und ich denke es wird mir viele Fragen beantworten können. Danke für den tollen Hinweis!
            Allerdings werde ich es mir bestellen, ich habe lieber ein Buch in der Hand.

            Und Robert, mir ging es bezüglich der drei Aufstände ähnlich. Diese Tumulte, Überfälle und die angespannte Situation, ich hatte nie davon gehört.
            Ich wollte den Zeitrahmen in dem meine Urgroßmutter mit ihren Kindern Oberschlesien verließ, irgendwie festmachen können.So erfuhr ich erstmals ( ich habe da wirklich eine enorme Bildungslücke )von der Volksabstimmung. Und so begreife ich nun immer mehr mögliche, ja auch offensichtliche Gründe, warum es diese Abwanderung gab.
            Was mich noch rätseln läßt, ist die Tatsache, dass meine Urgroßmutter ihre Eltern sowie ihre Geschwister zurückgelassen hat. Da muß es doch dann Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen gegeben haben.Und wie mutig, als Wittwe mit drei Kindern - das finde ich erstaunlich!

            Ein wenig "Drumherum" bekommt man auch aus der schlesischen Zeitung.Es gibt hier einige Exemplare aus den Jahren 1922-1925:

            Link

            Liebe Grüße vom Rotkehlchen
            Zuletzt geändert von Andi1912; 20.06.2015, 08:46. Grund: Link korrigiert

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