16. Jh: Prozessauszug Reichsstadt Augsburg

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  • sternap
    Erfahrener Benutzer
    • 25.04.2011
    • 4072

    #46
    könnte passen und der text ergibt sinn.
    freundliche grüße
    sternap
    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




    Kommentar

    • Xylander
      Erfahrener Benutzer
      • 30.10.2009
      • 6447

      #47
      Hallo zusammen,
      dies ist unser gemeinschaftliches Gesamtergebnis. Schaut Ihr bitte noch mal drauf, ob Ihr einverstanden seid, und ob ich überall den letzten Stand erwischt habe? Ich bin noch unsicher beim Abraham (Neeges oder Necches) und bei der Bedeutung von Fronung. Geldstrafe ist möglich, aber kann es auch eine Erzwingungshaft sein? Die beiden Stellen habe ich blau gefärbt.
      Generell habe ich den Eindruck, dass die Angelegenheit locker gehandhabt wurde. Entweder weil Geld gezahlt wurde, oder weil manche aus dem Ehrsamen Rat das Haus der Schefflerin nicht nur von außen kannten.

      Actum Afftermontags den
      15ten Martiy a[nno] d[omini] 75

      Anna Schefflerin von AugßPurg hatt etliche Weybßpersonen
      wid[er] (=entgegen) einß Ersamen Raths willen und burgerlichen Ayd
      beherbergt vnd aufgehalten. Weyl aber wed[er] Sy noch solliche
      Ire Aufgehaltne Chind (=Kinder) vnzucht, die Sy der orthen getriben haben
      solten, gestenn wellen (=gestehen wollen), Ist Sy wid[er] (=wieder) von staten gelassen, vnnd
      Ir ernstlich vndersagt worden, Viber zuhausen vnd mit aitichen
      verbrechen (Eidverbrechen) nit mher zu chommen

      Agatha Iglingerin

      Susanna Pend[er]in (=Bender), Maria Herzogin, alle 3 von AugsPurg Item
      Jacob Muller vnd Hanß Mair von Schwabmenchingen, Abraham
      Necches von AugsPurg vnd Jacob Hochdorff von Bibrach, Sein (=sind)
      In ermelter Scheflerin Hauß, auß verdacht alß ob Sy der
      orthen mit ein and[er] vnzucht getriben, aufgehoben (=festgenommen; verhaftet) vnd In Fronung
      gelegt (=einer Geldstrafe unterzogen), doch weyl Sy nichts gestanden, wid[er] von staten gelassen
      worden.

      Viele Grüße
      Peter
      Zuletzt geändert von Xylander; 03.09.2022, 08:07.

      Kommentar

      • Alter Mansfelder
        Super-Moderator
        • 21.12.2013
        • 4673

        #48
        Hallo zusammen,

        nur noch Kleinigkeiten:

        Actum Afftermontags den
        15ten Martij A[nno] p 75.

        Anna Schefflerin von Augspurg hatt etliche Weybßpersonen
        wid[er] einß Ersamen Raths willen vnd den burgerlichen Ayd
        beherbergt vnd aufgehalt(en). Weyl Aber wed[er] Sy noch solliche
        Jre Aufgehaltne khain(er) vnzucht, die Sy der orthen getrib(en) haben
        solt(en), gesteen wellen, Jst Sy wid[er] von stat(en) gelassen, vnnd
        Jr ernstlich vndersagt worden, Erbar zuhausen vnd mit Ainich(en) ((= irgendeinem))
        verbrechen nit mher zu khom(m)en

        Agatha Jglingerin

        Susanna Fend[er]in, Maria Hertzogin, Alle 3 von Augspurg Jtem
        Jacob Muller vnd Hanß Mair von Schwabmenchingen, Abraham
        Neckhes von Augspurg vnd Jacob Hochdorff von Bibrach, Sein
        Jn ermelter Scheflerin Hauß, Auß verdacht Alß ob Sy der
        orthen mit ein and[er] vnzucht getriben, aufgehoben vnd Jn Fronung
        gelegt ((= festgenommen und in Gewahrsam genommen)), doch weyl Sy nichts gestanden, wid[er] von stat(en) gelass(en)
        word(en).

        Es grüßt der Alte Mansfelder

        PS: Es hilft, sich solche Texte laut vorzulesen. Dann braucht man meistens auch keine erklärenden Zusätze.
        Zuletzt geändert von Alter Mansfelder; 03.09.2022, 09:47. Grund: Klammerzusätze und PS hinzugefügt.
        Gesucht:
        - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
        - Tote Punkte in Ostwestfalen
        - Tote Punkte am Deister und Umland
        - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
        - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
        - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

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        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6447

          #49
          Danke, Alter Mansfelder! Auf einig = irgendein wäre ich nicht gekommen, aber siehe da: https://www.fwb-online.de/lemma/einig.s.6pro
          Kann in der Überschrift das p nicht doch eins von diesen ausladenden d sein, aufzulösen dann als domini? Wenn nicht, was bedeutet es dann? posteriori?
          Viele Grüße
          Peter

          Kommentar

          • hionoxy
            Erfahrener Benutzer
            • 31.03.2021
            • 619

            #50
            Hallo Zusammen,



            da hat sich ja einiges getan. Was aber nur bedeutet nun "khain(er)" in der Transkription des Alten Mansfelders? Irgendwie liest sich das für mich nicht sinnvoll (soll nicht heißen, dass es das nicht wäre)


            Lieber Gruß
            Lukas
            • Bernolsheim (Elsass): Johann Georg Higel(l)/Hügel/Heigel/Heichel (geb. 1726–1751)
            • Augsburg: Dil(l)baum/Tüllbaum/Thillbaum und Negges/Neggis/Neggiß/Neckhes (jeweils vor 1531)
            • Staufen/Pfalz-Neuburg: Brandl/Brandle/Brandlin
            • Ulm: Aitinger, Schilling, Hillmann (16. Jh.)
            • Nördlingen: Geißel, Moll, Krauß
            • Oberthulba: Kleinhenz, Schmitt, Veith, Hergenröther
            • Allgäu: Vagabundenfamilie Filler/Füller (18. Jh.)

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            • sternap
              Erfahrener Benutzer
              • 25.04.2011
              • 4072

              #51
              keine unzucht, die sie dort begängen hätten, bezöge sich nur auf sie selbst.


              keiner unzucht bedeutet, (von) keiner der angeklagten unzucht gestanden zuhaben, sie belasteten also die anderen beschuldigten und sich selbst nicht.
              Zuletzt geändert von sternap; 03.09.2022, 14:36.
              freundliche grüße
              sternap
              ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
              wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




              Kommentar

              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6447

                #52
                Hallo Lukas, hallo zusammen,
                mh, war mir garnicht aufgefallen. Die Chind, Michaels Vorschlag, waren ja sehr plausibel. khain... geht auch: weder die Schefflerin noch die Frauen, keine wollte die Unzucht gestehen. Eine Art doppelter Verneinung. Allerdings sieht das letzte Zeichen schon nach nem d aus.
                Viele Grüße
                Peter

                Kommentar

                • sternap
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.04.2011
                  • 4072

                  #53
                  Ainich(en) ((= irgendeinem))
                  das ainichen würde ich als einigem, im sinne von gleichwertigem, verbrechen deuten.
                  freundliche grüße
                  sternap
                  ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                  wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                  Kommentar

                  • Xylander
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.10.2009
                    • 6447

                    #54
                    Irgendeinem passt schon:
                    Bedeutung, Definition, Rechtschreibung, Synonyme und Grammatik von einig auf fwb-online nachschlagen. Wörterbuch der frühneuhochdeutschen Sprache, des früheren, alten Deutsch.


                    Viele Grüße
                    Peter

                    Kommentar

                    • Alter Mansfelder
                      Super-Moderator
                      • 21.12.2013
                      • 4673

                      #55
                      Hallo zusammen,

                      es ist offenbar doch schwerer verständlich als ich dachte. In heutigem Deutsch lautet der Text etwa so:

                      Anna Schefflerin aus Augsburg hat entgegen Festlegung des Rates und ihres Bürgereides Weibspersonen beherbergt und festgehalten. Weil die Schefflerin und diese Frauen keine Unzucht gestehen wollten, die sie bei der Schefflerin getrieben haben sollten, wurde die Schefflerin wieder freigelassen und ihr verboten, weiterhin Leute zu beherbergen oder irgendein Vergehen zu begehen (quasi Berufsverbot auf Bewährung).

                      Agatha Jglingerin, Susanna Fenderin, Maria Hertzogin, alle 3 von Augsburg, außerdem Jacob Muller und Hanß Mair von Schwabmenchingen, Abraham Neckhes von Augsburg und Jacob Hochdorff von Bibrach, sind in der genannten Schefflerin Haus wegen Verdachts, dass sie dort miteinander Unzucht getrieben hätten, festgenommen und in Gewahrsam genommen worden, wurden aber, weil sie nichts gestanden, wieder freigelassen.

                      Es grüßt der Alte Mansfelder
                      Gesucht:
                      - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
                      - Tote Punkte in Ostwestfalen
                      - Tote Punkte am Deister und Umland
                      - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
                      - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
                      - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6447

                        #56
                        Hallo Alter Mansfelder,
                        danke für die Erläuterung, so ähnlich hatte ich /hatten wir es wohl schon verstanden. Statt festgehalten war ich auf unterhalten gekommen.
                        https://drw-www.adw.uni-heidelberg.d...term=aufhalten IV1a
                        https://fwb-online.de/lemma/aufhalten.s.3vu 7
                        Viele Grüße
                        Peter
                        Zuletzt geändert von Xylander; 03.09.2022, 15:22.

                        Kommentar

                        • hionoxy
                          Erfahrener Benutzer
                          • 31.03.2021
                          • 619

                          #57
                          Hallo Zusammen,


                          dann haben wir den Eintrag ja jetzt beisammen. Vielen Dank für Eure viele Mithilfe.



                          Das war (im Wahrsten Sinne der Worte mal wieder) ein heiden Spaß.


                          Gruß
                          Lukas
                          • Bernolsheim (Elsass): Johann Georg Higel(l)/Hügel/Heigel/Heichel (geb. 1726–1751)
                          • Augsburg: Dil(l)baum/Tüllbaum/Thillbaum und Negges/Neggis/Neggiß/Neckhes (jeweils vor 1531)
                          • Staufen/Pfalz-Neuburg: Brandl/Brandle/Brandlin
                          • Ulm: Aitinger, Schilling, Hillmann (16. Jh.)
                          • Nördlingen: Geißel, Moll, Krauß
                          • Oberthulba: Kleinhenz, Schmitt, Veith, Hergenröther
                          • Allgäu: Vagabundenfamilie Filler/Füller (18. Jh.)

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