Tschechischer Nachname / Sudetendeutsche

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  • arcenciel
    Neuer Benutzer
    • 09.01.2014
    • 1

    Tschechischer Nachname / Sudetendeutsche

    Hallo zusammen!

    Ich hätte eine Frage zu den Nachnamen von Sudetendeutschen. Meine Oma hatte den Mädchennamen Černý und ist in der Nähe von Pilsen geboren.

    Handelt es sich trotzdem um eine (Sudeten-)Deutsche oder vermutet ihr eher richtig tschechische Wurzeln?
  • Luino VA
    Erfahrener Benutzer
    • 19.06.2013
    • 221

    #2
    Hallo arcenciel,

    das lässt sich so einfach nicht beantworten. Der Name Černý allein sagt noch nichts über ihre Nationalität aus. Dafür müsste man erst einmal den Genurtsort kennen (Sprache im Geburtsort), wen sie heiratete, ob sie vertrieben wurde. Wenn Du uns ein paar mehr Informationen gibst, können wir
    Dir vielleicht dabei helfen, herauszufinden welche Nationalität sie hatte.

    Grüße

    Luino VA

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    • rionix
      Erfahrener Benutzer
      • 24.03.2010
      • 1196

      #3
      Hallo arcenciel,

      willkommen im Forum. Eigentlich hat Luino schon alles gesagt. Ich möchte noch ergänzen, daß Aufschluß hierüber auch (soweit verfügbar) Volkszählungslisten geben können. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, daß sich deutsche Katholiken (Verwandte von mir) bei der Volkszählung 1921 als konfessionslose Tschechen bekannten...

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      • Schaumi
        Benutzer
        • 01.03.2014
        • 19

        #4
        Hallo,

        es kann beides stimmen. Deine Oma war vermutlich eine Sudetendeutsche mit entfernten tschechischen Wurzeln.

        Ein nicht-deutscher Nachname sagt nur aus, dass ein ganz bestimmter Urahn (zur Zeit der Namensgebung) höchstwahrscheinlich Nicht-Deutscher war. Ich war auch lange Zeit auf der Suche nach exotischen, nicht-deutschen Vorfahren. Findet man erst einmal einen hübschen exotischen Nachnamen, und die Herkunft des Namensträgers, wird man zumeist wieder vor die Frage gestellt, ab welcher Generation die Familie eventuell mehr tschechisch als deutsch gewesen sein könnte. Wenn z. B. die Mutter deiner Oma "Müller" hieß, die Mutter deines Cerny-Uropa "Schmidt" geheißen hat, die Mutter deines Cerny-Ururopas "Maier" hieß usw. - dann könnten die Nachnamen der folgenden Mütter-Generationen auch deutsch sein. Der Nachname, der in uns erhalten bleibt oder bei den Großeltern noch da war, ist eben nur der Name "eines bestimmten Vorfahren". Grob gesehen ist das einer von 16384 Personen deiner 12xUr-Großeltern-Generation (Ahnenschwund mal ausgeklammert), welche vor ca. 300-400 Jahren lebten. Falls die anderen 16383 Personen alle deutsche Nachnamen hatten und deren Muttersprache deutsch war, bist du (aus diesem Zeitfenster betrachtet) weit über 99% deutsch, auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt.

        Nationalität an sich ist aber nur eine zeitlich begrenzte Identifizierung. Je weiter man in der Zeit zurückgeht, muss man sich entscheiden, ob man in seinem eigenen Zeitfenster bleibt oder sich den Gegebenheiten dort anpasst. So mag es aus heutiger Sicht stimmen, dass die Muttersprache Karls des Großen "althochdeutsch" war; könnte man ihn diesbezüglich aber fragen und um eine Bestätigung bitten, würde er wohl verneinen und sie als "fränkisch" deklarieren - alles andere wäre anachronistisch (die Franken bezeichneten sich nicht als "Deutsche"). Oder anders ausgedrückt: Wenn unsere Sudeten-Vorfahren mehrheitlich von bayrischen, fränkischen und schwäbischen Siedlern abstammen - sind wir genaugenommen Bayern, Franken und Schwaben!

        VG
        Frank

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        • wied25
          Benutzer
          • 04.01.2013
          • 47

          #5
          Hallo,

          es ist m. E. auch nur eingeschränkt möglich, in der geschichtlich wechselhaften Zeit der letzten 300-400 Jahre eine bestimmte Nationalität eingrenzen zu wollen, vor allem wenn sich die Vorfahren vermischt haben. Ich sag dann immer, ich hätte "böhmische Vorfahren".

          Gruß
          Udo
          "Ich beneide sie nicht, ich beklage sie nicht, sie sind ein Teil von mir, und ich bringe sie zur Sprache."
          (Heinz Küpper, "Beschreibung einer Fotografie")

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          • Jimmykater
            Erfahrener Benutzer
            • 16.01.2014
            • 268

            #6
            Moin zusammen,
            meine Uroma ist eine geborene Marsik in Ceska Skalice.Ihre Vorfahren väterlicher-u.mütterlicherseits haben- bis ca 1746 zurückverfolgt - bis auf einen nur tschechische Nachnamen: Polacek, Wlach, Smrcka, Horak, Jindra, Wondracek.
            Im Zensus Parschnitz 1900 wird meine noch ledige Uroma mit Nationalität "deutsch" bezeichnet, ebenso ihre Schwester.
            Uroma hat einen Deutschen geheiratet, wurde aber 1945 - wie die restliche Familie-nicht vertrieben, sondern durfte bis zu ihrem Tod 1948 in Parschnitz bleiben.
            Deutet dieser Umstand darauf hin, dass sie überwiegend "tschechisch" war?
            Gruß Fipsi12

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            • uwe-tbb
              Erfahrener Benutzer
              • 06.07.2010
              • 2643

              #7
              Bei mir in der Familie war das ähnlich. Mein Großvater mütterlicherseits hatte den tschechischen Familiennamen Svejkovsky. Mich hat das natürich auch interessiert und so habe ich die Kirchenbücher soweit wie möglich zurückverfolgt. Sein Vater und sein Großvater hatten immer Frauen mit deutschen Familiennamen geheiratet. Die Urgroßeltern väterlicherseits kamen aus der Gegend von Pilsen und hatten beide tschechische Vor- und Familiennamen.

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              • Jimmykater
                Erfahrener Benutzer
                • 16.01.2014
                • 268

                #8
                Mein Vater hat zu mir mal als Jugendliche gesagt: "du hattest eine tschechische Urgroßmutter", damals hat mich das Ganze nicht interessiert - das Nachfragen bei den Lebenden habe ich verpasst!
                Eine Schwester meiner Urgroßmutter hat in Skalitz einen Arnost Rufer geheiratet, der gem. Randvermerk in der Traumatrik dort 1953 gestorben ist. Es gibt von der Gegend keinen Zensus online, so dass man dort einen Eintrag zur Nationalität einsehen könnte. Und die KB enden vor 1900.
                Die 4 Marsik Mädels hatten allesamt deutsche Vornamen.
                Gruß Fipsi12

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                • Mysterysolver
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.09.2014
                  • 391

                  #9
                  Zitat von Jimmykater Beitrag anzeigen
                  Moin zusammen,
                  meine Uroma ist eine geborene Marsik in Ceska Skalice.Ihre Vorfahren väterlicher-u.mütterlicherseits haben- bis ca 1746 zurückverfolgt - bis auf einen nur tschechische Nachnamen: Polacek, Wlach, Smrcka, Horak, Jindra, Wondracek.
                  Im Zensus Parschnitz 1900 wird meine noch ledige Uroma mit Nationalität "deutsch" bezeichnet, ebenso ihre Schwester.
                  Uroma hat einen Deutschen geheiratet, wurde aber 1945 - wie die restliche Familie-nicht vertrieben, sondern durfte bis zu ihrem Tod 1948 in Parschnitz bleiben.
                  Deutet dieser Umstand darauf hin, dass sie überwiegend "tschechisch" war?
                  Gruß Fipsi12
                  Es wäre auch gut möglich, dass sie einfach "Glück" hatte, indem sie durch die Namen der Vorfahren, kombiniert mit guter Anpassung, "unauffällig" in der Tschechischen Republik bleiben durfte. Es gab einige, die auf diese Weise dort weiter lebten. Über die deutsche Herkunft wurde dann aber geschwiegen und sich tunlichst angepasst.
                  Lg,
                  Susanne

                  PS: Suche jegliche "Verflechtungen" zwischen FN Wichert & Zielke (Pommern, evtl. auch andere Gebiete). Außerdem: Nachfahren der Gertrud CYGANEK, geb. KILIAN (aus Leobschütz, Schlesien).
                  --
                  FN-Liste: Hamersky, Quitoschinger (Böhmen und Sachsen) / Kilian (Schlesien) / Kloss, Ruschkowski, Falkenau, Smok, Kobus (Masuren) / Wichert, Zielke (Pommern) / Huismann, Memering (Emsland und Landkreis Leer)

                  Kommentar

                  • Rippel
                    Benutzer
                    • 26.11.2012
                    • 62

                    #10
                    Meine Großmutter berichtete mir, dass eine Linie unserer Familie zwar einen deutschen Nachnahmen hatte, lt. Ahnenpass auch Deutsche waren, aber überhaupt kein Wort deutsch sprachen.

                    Von ihren Freundinnen blieben einige von der Vertreibung verschont, weil sie tschechische Männer geheiratet hatten, deren Namen angenommen hatten und fortan als Tschechinnen galten.

                    Kommentar

                    • SteffenHaeuser
                      Erfahrener Benutzer
                      • 06.02.2015
                      • 939

                      #11
                      Hallo!

                      Achtung: In manchen Zeiten (etwa 17. Jh.) wurden Namen in bestimmten Gebieten oft "ein-getschechischt". Černý etwa bedeutet auf deutsch "Schwarz". Und je nachdem wurde später der Name als deutsch "Schwarz" oder als tschechisch "Černý" weitergeführt. Umgekehrt natürlich ebenso, dass etwa in einer Zeit wo in einem Gebiet hauptsächlich Deutsche wohnten ein tschechischer Name "eingedeutscht" wurde.

                      Passiert übrigens nicht nur bei Nachnamen, sondern auch bei Vornamen (aus Jan wird Johann, aus Johann Jan...).

                      Ob der Vorfahr nun deutsch oder tschechisch war, ist dann oft schwer zu sagen ;-)

                      Gruß,
                      Steffen

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                      • mw68
                        Benutzer
                        • 07.11.2016
                        • 75

                        #12
                        Zitat von Jimmykater Beitrag anzeigen
                        Moin zusammen,
                        meine Uroma ist eine geborene Marsik in Ceska Skalice.Ihre Vorfahren väterlicher-u.mütterlicherseits haben- bis ca 1746 zurückverfolgt - bis auf einen nur tschechische Nachnamen: Polacek, Wlach, Smrcka, Horak, Jindra, Wondracek.
                        Im Zensus Parschnitz 1900 wird meine noch ledige Uroma mit Nationalität "deutsch" bezeichnet, ebenso ihre Schwester.
                        Uroma hat einen Deutschen geheiratet, wurde aber 1945 - wie die restliche Familie-nicht vertrieben, sondern durfte bis zu ihrem Tod 1948 in Parschnitz bleiben.
                        Deutet dieser Umstand darauf hin, dass sie überwiegend "tschechisch" war?
                        Gruß Fipsi12
                        Zitat von Mysterysolver Beitrag anzeigen
                        Es wäre auch gut möglich, dass sie einfach "Glück" hatte, indem sie durch die Namen der Vorfahren, kombiniert mit guter Anpassung, "unauffällig" in der Tschechischen Republik bleiben durfte. Es gab einige, die auf diese Weise dort weiter lebten. Über die deutsche Herkunft wurde dann aber geschwiegen und sich tunlichst angepasst.
                        Hallo ihr Beiden,

                        ich glaube ihr verkennt die Situation total. Von "Glück" und "bleiben dürfen" kann wohl kaum die Rede sein.

                        "... Nach dem Zusammenbruch des Reiches kommt es zur völligen Entrechtung und Verarmung der Sudetendeutschen im wiedererstellten tschechoslowakischen Staat. Schließlich folgt 1945 die gewaltsame Vertreibung von cirka 2,5 Millionen Sudetendeutschen aus der angestammten Heimat. Etwa 200.000 wurden zurückbehalten. Der Grund dafür waren wirtschaftliche Interessen der Tschechoslowakei..."

                        Quelle:http://www.heimatkreis-braunau.de/frames.htm
                        steht unter Geschichte im Artikel Böhmen-Sudetenland

                        MfG Mike
                        WEISSER in Hermsdorf (Heřmánkovice), Märzdorf (Martínkovice) und Barzdorf (Božanov)
                        SCHÖN
                        in Dittersbach
                        (Jetřichov)
                        WERNER in
                        Hermsdorf (Heřmánkovice)
                        HARTMANN in Grossdorf (Velká Ves)


                        DOLLASE
                        in Jannewitz (Janiewice) Kreis Schlawe
                        KNOOP in Püstow (Pustowo) und Groß-Schwirsen (Świerzno) Kreis Rummelsburg

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                        • Jimmykater
                          Erfahrener Benutzer
                          • 16.01.2014
                          • 268

                          #13
                          Hallo Mike,
                          ohne den zitierten Artikel gelesen zu haben - an "Glück" dort zu verbleiben habe ich nie geglaubt. Mich hat eher die Tatsache verwundert, dass meine Uroma trotz ihres tschechisch klingenden Geburtsnamens (geboren in Böhm.Skalitz) bei der Volkszählung als "deutsch" bezeichnet wurde.

                          Sie hat einen Bäcker gebürtig aus Goldenöls geehelicht, mit einem seltenen, aber deutschem Namen.

                          Ihr Sohn samt Familie wurde 1946 vertrieben, dieser wohnte aber nicht bei ihr im selben Haus.
                          Evtl. wirtschaftliche Interessen? die Familie betrieb einen Bäcker- bzw Krämerladen, den Uroma nach dem Tod ihres Mannes 1935 weiterführte. Ihre ledige Tochter ist 1946 nicht vertrieben worden, sie hat noch die Verlassenschaft "geregelt" und ist dann zu ihrem bereits 1946 vertriebenen Bruder umgesiedelt. In welchem Jahr und ob freiwillig, entzieht sich meiner Kenntnis.
                          Gruß Jimmykater

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                          • Mysterysolver
                            Erfahrener Benutzer
                            • 18.09.2014
                            • 391

                            #14
                            Zitat von mw68 Beitrag anzeigen
                            Hallo ihr Beiden,

                            ich glaube ihr verkennt die Situation total. Von "Glück" und "bleiben dürfen" kann wohl kaum die Rede sein.

                            ...

                            Etwa 200.000 wurden zurückbehalten. Der Grund dafür waren wirtschaftliche Interessen der Tschechoslowakei..."

                            Quelle:http://www.heimatkreis-braunau.de/frames.htm
                            steht unter Geschichte im Artikel Böhmen-Sudetenland

                            MfG Mike
                            Darum ja in Anführungszeichen. Ein zweifelhaftes Glück, in der Heimat verbleiben zu dürfen, allerdings die eigene Identität leugnen und verdrängen zu müssen.
                            (Es waren meistens, aber nicht immer wirtschaftliche Interessen dahinter - wie Rippel ja oben geschrieben hat und auch in Büchern dokumentiert ist)

                            Zitat von Rippel Beitrag anzeigen
                            Von ihren Freundinnen blieben einige von der Vertreibung verschont, weil sie tschechische Männer geheiratet hatten, deren Namen angenommen hatten und fortan als Tschechinnen galten.
                            Lg,
                            Susanne

                            PS: Suche jegliche "Verflechtungen" zwischen FN Wichert & Zielke (Pommern, evtl. auch andere Gebiete). Außerdem: Nachfahren der Gertrud CYGANEK, geb. KILIAN (aus Leobschütz, Schlesien).
                            --
                            FN-Liste: Hamersky, Quitoschinger (Böhmen und Sachsen) / Kilian (Schlesien) / Kloss, Ruschkowski, Falkenau, Smok, Kobus (Masuren) / Wichert, Zielke (Pommern) / Huismann, Memering (Emsland und Landkreis Leer)

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                            • joef
                              Erfahrener Benutzer
                              • 05.10.2009
                              • 102

                              #15
                              Hallo,
                              ich habe mich mit der Frage tschechisch/deutsche Herkunft einer Familie auch schon beschäftigt und kann den Vorrednern nur zustimmen.
                              Letztlich bleibt aber der Familienname die erste unüberbietbare Auskunft über die Familie.
                              Trotzdem ist es in den gemischten Siedlungsgebieten wohl nicht mehr auf zu klären,
                              ob ein deutscher Vorfahre in teschichischem Umfeld einen tschechischen Nachnamen erhalten hat oder umgekehrt.
                              Gruss joef

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