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  #1  
Alt 01.08.2021, 18:49
Donnerwetter
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Standard Polnische Kolonie Panna Maria in Texas- Auswanderer waren schlesier

Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1850er


Hallo,

Ich bin auf eine Kolonie in Texas gestoßen, diese heißt Panna Maria und die Nachkommen sagen ganz stolz sie seine Nachkommen der Polen. Es gibt selbst ein Buch mit dem Titel Fist polish settlement: silesians in Texas. In der Kolonie werden polnische Feste organisiert. Überall findet man das die Oberschlesier aus Gleiwitz und Umgebung die erste polnische Kolonie bildeten. So, jetzt stellt ihr euch wahrscheinlich die gleiche Frage wie ich. Wie kommt es das sich jetzt die Oberschlesischen Auswanderer in den 1850er Jahren als Volkspolen beschrieben und wie gesagt, es gibt viele Quellen die das belegen.
Es gibt selbst eine kleine Reportage zu dieser Kolonie und da meint ein Nachkomme das sie stolz seien Nachkommen von Polen zu sein.
Hat jemand eine Erklärung wie das zustande kommt? Ich meine ich bin ja jetzt einig das die Oberschlesier eine eigene Identität haben, also man kann sie nicht einer bestimmten Nationalen Identität zuordnen, sondern sie haben sich als Oberschlesier gefühlt, also warum meint man jetzt in dieser Kolonie die Einwanderer seien Volkspolen?

Vielleicht kann mir jemand bei diesem Gedanke helfen.

MfG,

Donnerwetter
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  #2  
Alt 01.08.2021, 21:45
sonki sonki ist offline
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Registriert seit: 10.05.2018
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Na so schwer ist das doch nicht sich vorzustellen. Wenn die Menschen polnisch sprachen, ihre alten Traditionen pflegten, dann fühlten sie sich vermutlich als Polen. Wann begann denn die Identität "Oberschlesier" überhaupt? Ich würde mal kühn behaupten, das kam in ihrer heutigen Definition erst später als 1850. Aber vielleicht weiß ja jemand noch mehr dazu.

Hier mal eine Masterarbeit zu dem Ort - "THE EARLY HISTORY OF PANNA MARIA, TEXAS". Da steht u.a. das neben dem ökonomischen Problem, der mislungenen 48er Revolution, vor allem der schlechte Stand der Polen/polnischprachigen Bevölkerung gegenüber den Deutschen ein Grund der Auswanderung war - da wundert es doch nicht.
https://ttu-ir.tdl.org/bitstream/han...pdf?sequence=1

Die damalige Eigenbeschreibung ist auch in einem Zeitungsbericht von 1854 festgehalten. Laut obiger Masterarbeit, stand in der Gwiazdka Cieszynska, vom 7. Oktober 1854, das am 15. September 150 Polen aus Oberschlesien, sich mit dem Zug Richtung Bremen aufgemacht haben um auszuwandern. (habe mal den Zeitungsausschnitt gesucht und als Screenshot angehängt)

P.S. Also ich deute alle diese Sachen, das die Menschen sich als Polen aus Schlesien fühlten. Und das gibt es vielleicht am besten wieder - sie waren also Polen und Schlesier zugleich. Ist ja auch kein Widerspruch.
Ansonsten ist diese Masterarbeit sehr interessant zu lesen - mal unabhängig von der Ausgangsfrage. Hab mal die ersten 40 Seiten durchgelesen und es gibt einen guten Einblick in die Entstehung des Ortes mit all ihren Problemen.

Geändert von sonki (01.08.2021 um 22:37 Uhr)
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  #3  
Alt 01.08.2021, 23:01
Donnerwetter
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Hallo Sonki,

Auf einmal klingt alles so einfach und logisch. Vielleicht hat es tatsächlich mehr mit Kultur und Sprache zu tun. Danke für den Hinweis auf die Masterarbeit, werde ich mir auf jeden Fall durchlesen. Also ist das ganze mit dem polnischen Gefühl gar nicht mal widersprüchlich. War halt verwirrend weil überall alle sagen: wie definierst du Volkspole? Es gab deutsche in Schlesien dessen Nachname slawisiert wurde. Außerdem meinen einige Seiten das die Oberschlesier gemischte Vorfahren hatten, sowohl deutsche als auch polnische. Aber ich denke, wenn die Kultur so viele Jahrhunderte gepflegt wurde, dann wird es wohl so sein, das doch ein polnischer Anteil an Vorfahren überwiegt, sonst würden sie wahrscheinlich nicht so ein starkes Zugehörigkeitsgefühl gegenüber Polrn haben.

MfG,

Donnerwetter
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  #4  
Alt 02.08.2021, 09:35
Benutzerbild von Andre_J
Andre_J Andre_J ist offline
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Zitat:
Zitat von Donnerwetter Beitrag anzeigen
Vielleicht hat es tatsächlich mehr mit Kultur und Sprache zu tun.
Ja, natürlich. Jenseits der Oder und Neisse gab es eben eine bunte Mischung von Menschen, die sich als Polen, Deutsche oder Litauer fühlten und ihre Kultur pflegten. Unabhängig davon, ob der Landesherr nun in Wien, Berlin oder St. Petersburg residierte.

Und wenn sie auswanderten, habe sie diese Kultur, Religion und Sprache mitgenommen. Das war bei den deutschen Siedlern in Rußland ja auch nicht anders.
__________________
Gruß,
Andre
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  #5  
Alt 02.08.2021, 11:52
stemo stemo ist offline
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Hallo,

die ersten oberschlesischen Siedler in Texas kamen aus der Gegend von Oppeln, genauer aus Groß Pluschnitz (Płużnica Wielka) bei Groß Strehlitz. Aus der gleiwitzer Gegend gab es zu dieser Zeit und auch später keine organisierte Emigration nach Amerika.

Über die Gründe der Migration aus Oberschlesien gibt es auf Youtube einen interessanten Vortrag:

https://www.youtube.com/watch?v=0D-yAEot100

Mit dem "schlechten Stand der Polen/polnischsprachigen Bevölkerung gegenüber den Deutschen" in OS hatte das wenig zu tun.

Gruß
Stefan

Geändert von stemo (02.08.2021 um 14:40 Uhr)
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  #6  
Alt 02.08.2021, 12:27
sonki sonki ist offline
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Zitat:
Zitat von stemo Beitrag anzeigen
Mit dem "schlechten Stand der Polen/polnischsprachigen Bevölkerung gegenüber den Deutschen" in OS hatte das wenig zu tun.
Ok, die wirtschaftlichen/sozialen Gründe werden sicherlich deutlich überwogen haben. Aber es hatte eben auch andere Gründe. In der Masterarbeit ist ja mit Quellen belegt, das man die neuen Siedlungen im Texas eben nicht direkt neben die deutschen bauen wollte, weil es Spannungen zwischen beiden Sprach-Gruppen gab.
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  #7  
Alt 02.08.2021, 14:06
stemo stemo ist offline
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Es ging mir um die Auswanderungsgründe, die entscheidend waren. Und diese hatten nichts mit irgendwelchen Konflikten mit den deutschsprachigen Schlesiern zu tun, sondern waren rein wirtschaftlicher Natur. Genauso, wie in den rein deutschsprachigen Gebieten, war der Hauptgrund für die Auswanderung die Überbevölkerung auf dem Lande. Dass die oberschlesischen Einwanderer in der Fremde unter sich bleiben wollten, ist ja verständlich. Das gibt es auch heute in Deutschland und überall, wo Immigranten leben.

Und die ganzen polnischen Traditionen, die man heute in Panna Marian bei den Festen sieht, wurden dort erst später angenommen. Kinder in krakauer Trachten oder Männer in Kontusz haben mit Oberschlesien so viel gemeinsam, wie Lederhose mit Friesland.

Gruß
Stefan

Geändert von stemo (02.08.2021 um 14:07 Uhr)
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  #8  
Alt 03.08.2021, 18:13
Donnerwetter
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Na ja, das finde ich echt schade, das man im Grunde genommen die Schlesischen Traditionen fue andere Austauscht. Ich denke man sollte schon in diesem Fall schon die Oberschlesischen Traditionen weiter pflegen, war aber anscheinend nicht der Fall. Ich merke sie haben sich nicht mit Oberschlesien als Region identifiziert, sondern als Polen.
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  #9  
Alt 04.08.2021, 18:43
Donnerwetter
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Hallo,

Ich habe heute mit einem der Pastoren von Panna Maria gesprochen, hat mich sehr gefreut das sich der Herr Zeit genommen hat. Es ist so, er hat gemeint das man schlesisch gesprochen, das es kein polnisch als solches war, sondern schlesisch war gesprochen wurde.
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  #10  
Alt 07.08.2021, 14:50
Donnerwetter
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Ich ergänze hier folgendes. Es gab einen Brief des Priesters Leopold Moczygemba in dem er schreibt ,,Take a good german" was interpretiert wurde das sie sich nicht also Deutsche identifizierten. Ein anderer ,,Beweis" der polnischen Identität soll angeblich ein Brief gewesen sein in dem ein Kolonist meinte er wolle nicht als Deutscher angesehen werden. Was aber nicht gesatt wurde ist das in diesen Briefen in keinem gesagt wird sie fühlen sich polnisch. Es wird deutlich gesagt sie sind keine Deutsche, die Kolonisten haben aber nicht behauptet Polen zu sein.

Geändert von Donnerwetter (07.08.2021 um 23:21 Uhr)
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