Erinnerungen durch Gerüche

Collapse
X
 
  • Filter
  • Time
  • Show
Clear All
new posts
  • Salzkind72
    Erfahrener Benutzer
    • 04.03.2015
    • 101

    Erinnerungen durch Gerüche

    Hallo Zusammen,

    ich habe letztens mit meinen Cousinen zusammengesessen und irgendwie kamen wir auf das Thema "Gerüche und Erinnerungen". Irgendwie habe ich dieses mit Vergangenheitsforschung gleichgesetzt.
    Wir haben dann festgestellt, das wir alle die gleiche Erinnerung an unsere Oma haben.
    Wenn man ins Haus kam roch alles irgendwie nach Bienenwachs, weil Oma die Böden immer damit gebohnert hat und im Bad roch es nach Tanne, weil sie immer irgend ein Badezusatz mit Tanne verwendete.
    Wir haben dann auch festgestellt, das wenn man diese Gerüche irgendwo anders wahr nimmt, man im inneren Auge gleich das Haus von Oma sieht und sich irgendwie an Kindheit erinnert.

    Ich weiß nicht, ob irgendwer von Euch auch so etwas fühlt und ob Ihr das mit zu Eurer "Ahnenforschung " zählt?

    Bei meiner anderen Oma war es immer ein Kölner Duftwässerchen was in der Luft lag. Jedes mal wenn ich diesen Geruch wahrnehme, hab ich das Gefühl Oma taucht gleich auf, was aber nicht geht .

    Wäre toll wenn ihr eure "Ahnengerüche" beschreiben könntet.

    Gruß
    Salzkind72
  • Artsch
    Erfahrener Benutzer
    • 14.07.2013
    • 1933

    #2
    Hallo Spürnasen,

    ich selbst kann mich gut an sehr vieles aus meiner Kindheit erinnern. Dies bringe ich ganz klar mit Gerüchen in Verbindung. Ich meine auch gelesen zu haben, daß man Dinge, die man übers Gehör, die Nase und auch über den Geschmack wahrnimmt, sich tiefer einprägen.

    Auch ob man den Geruch als positiv oder negativ empfindet, scheint mir mit der erlebten Situation in Verbindung zu stehen.

    Es fällt mir die lange Bahnreise zu meinen Großeltern und meinen ältesten Bruder ein, die über 12 Stunden dauerte. Gleich zu Anfang verwarnte uns (meinen Bruder (6) und mich (4)) die Mutter, nicht zu fragen, wie lange es noch dauert. Als wir die 3/4. te Strecke hinter uns gebracht hatten, sagte plötzlich mein Bruder: "Hier stinkt es, wir sind bald da!" Wir fuhren durch das Braunkohlegebiet.
    Für mich war dies kein Gestank. Es war die Erfüllung meiner Träume und Wünsche, ein Heimkommen, obwohl ich dort gar nicht geboren bin. Nur an diesen Geruch zu denken, bringt mich in freudige Erregung.
    Zu meinem Sprachgebrauch gehört ganz klar der Satz: "Hier nehme ich mir eine Nase voll mit!"

    Heute weiß ich, mein Bruder hat diese Reisen, obwohl später zeitlich verkürzt, nicht gemocht. Er wäre lieber wie a l l e "mit dem Flugzeug an den Strand gedüst. Wohlgemerkt! 1965--
    Und es gab schon immer Supermärkte! Und alte Leute stinken, drum sollen die ihm nichts erzählen. Und außer ihm, kann das alles sowieso keiner wissen. Ich wäre schließlich jünger wie er. Und die anderen schon zu alt.

    In diesem Jahrzehnt wird er selbst 60 Jahre alt. Ich will nicht wissen, wie sich dies fur ihn anriecht.

    Beste Grüße
    Artsch

    Comment

    • Karla
      • 23.06.2010
      • 1017

      #3
      Hallo zusammen!
      Wenn ich an meine Oma denke, da erinnere ich mich an ausgelassenes Fett und Zwiebeln mit Gewürzen. Bei der anderen Oma denke ich an den Gemüseladen in der Nürnberger Straße in Leipzig. Da roch es nach den eingelegten sauren Gurken und Sauerkraut in den Fässern.
      Nein den Geruch bekommt man nicht los, wenn einem die Erinnerungen einholen.

      Comment

      • didirich
        Erfahrener Benutzer
        • 02.12.2011
        • 1344

        #4
        Hallo
        Als 7. jähriges Schulkind saß ich neben einem Schüler der in der Pause ein Leberwurst-Brot und einen Apfel aß. Diese Kombination von dem Geruch liebe ich bis heute und esse es ebenso gerne und dabei kommt die Erinnerung!
        Gruß didirich

        Comment

        • Geufke
          Erfahrener Benutzer
          • 20.01.2014
          • 1073

          #5
          Oh ja, selbstgemachte Leberwurst aus dem Glas von meiner Oma auf frisch gebackenen, noch warmen Brötchen vom Bäcker schräg gegenüber. Da habe ich vor dem genüsslichen Verspeisen erst einmal tief den Duft eingesogen!
          Viele Grüße, Anja

          Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

          Comment

          • lisetta
            Erfahrener Benutzer
            • 03.09.2012
            • 280

            #6
            Ich gehöre noch zu der glücklichen Generation von Kindern, die schon in der Grundschule auch ohne Ankündigung am Vortag mal ganz spontan hitzefrei bekommen konnten und ganz ungeplant plötzlich einmal schon nach der 4. Stunde nach Hause gehen durften.
            Diese freien Stunden waren ein kostbares Geschenk. Und wenn ich dann eben früher nach Hause kam, war meine Oma, die für uns kochte, meist noch am Beginn der Kochvorbereitungen. Anscheinend gab es an den Tagen oft grüne Bohnen, die sie frisch putzte. Sie haben einen ganz eigenen Duft. Bis heute verbinde ich ihn mit einer glücklichen Kindheit, mit geschenkter Freizeit mit spielen im Garten (der war riesig) und Oma, die immer da war, auch wenn meine Mutter noch arbeiten musste.

            Comment

            • Brigitte Bernstein
              Erfahrener Benutzer
              • 02.08.2010
              • 590

              #7
              Hallo!
              Wenn ich an meine Oma denke, habe ich immer den Geruch von Kräutern und Tee in der Nase. Sie ging nämlich den ganzen Sommer und auch im Herbst über die Wiesen und sammelte alle möglichen Pflanzen und Kräuter. Brennnesseln, Spitzwegerich, Kamille, Pfefferminz, Gänseblümchen und vieles mehr. Diese Kräuter wurden getrocknete und in kleinen Leinensäckchen auf den Dachboden gehängt. Das ganze Jahr kochte sie damit Tee. Mal zum Trinken und mal für Umschläge wenn irgend ein Wehwehchen im Anmarsch war. Sie hat aber auch bis zu ihrem 70ten Geburtstag keine Arzt gebraucht.
              Brigitte
              Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

              Comment

              • maria1883
                Erfahrener Benutzer
                • 20.08.2009
                • 898

                #8
                Hallo zusammen,
                auch ich habe zwei ganz besondere Geruchserinnerungen. Als wir aus Pommern vertrieben wurden, das war im Februar 1946(ich war fast 4 J.), kamen wir nach langen Unterbrechungen mit einem Güterzug in Berlin, Hasenheide an. Nach den Hygienemaßnahmen bekamen wir Weißbrot und Malzkaffee zu essen. Dieser Geruch von diesen beiden Dingen ist mir heute noch in bester Erinnerung.
                Noch eine Begebenheit.
                Unsere Familie wurde getrennt, Lieblingsoma, Tante und meine Schwester nach Thüringen, andere Oma und meine Brüder nach Mecklenburg.
                Dann fand uns unser Vater, der zuerst über den Suchdienst seine Mutter und meine Brüder fand und dann uns in Thüringen. Ich bin dann für einen Sommer mit ihm nach Mecklenburg, wo er in der Landwirtschaft arbeitete.
                Er hat mich überall mit hingenommen, z.B. auch aufs Pferd.Dieser Geruch von Pferd und dem warmen, durchschwitzten Papa habe ich heute noch in der Nase.
                Dieser Geruch, so meine ich, hat mich geprägt - ich mochte nie, wenn meine Männer stark nach Rasierwasser rochen.
                Im Scherz, das Rasierwasser hätte meinetwegen eine Mischung aus Papa und Pferd sein dürfen.
                Viele Grüße
                Waltraud
                Orte und Namen meiner Ahnen:
                Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
                Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
                Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
                Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
                Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
                bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin

                Comment

                • Andrea1984
                  Erfahrener Benutzer
                  • 29.03.2017
                  • 2543

                  #9
                  Hallo.

                  *staub von dem thread pust*

                  Ich erinnere mich auch sehr gerne und sehr gut an Gerüche.

                  Bei der Wohnung der Großeltern mütterlicherseits: Bücher, Möbel Teppiche, Äpfel und Schokolade, sowie das Rasierwasser des Opas (er hat sich gefühlt täglich rasiert) und den Haarspray der Oma.

                  Bei der Oma väterlicherseits (der Opa ist vor meiner Zeit gestorben): Bücher, Möbel, Teppiche, Dachboden und besonders der Linoleumboden im Wohnzimmer, sowie an die Kernseife im Badezimmer.

                  Diese Gerüche werde ich nie wieder los und bekomme, wenn ich ab und zu die Nase in die erhalten gebliebenen Bücher stecke, eine Art Geruchs-Rückblende.

                  Herzliche Grüße

                  Andrea
                  Last edited by Andrea1984; 30.07.2022, 17:36.
                  Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
                  Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

                  Comment


                  • #10
                    ...
                    Last edited by Guest; 30.07.2022, 17:30.

                    Comment

                    • Scherfer
                      Moderator
                      • 25.02.2016
                      • 2512

                      #11
                      Hallo zusammen,

                      ich kann zu diesem Thema gerade sehr tagesaktuell beitragen. Ich bin nämlich gerade zum wahrscheinlich letzten Mal vor dem Verkauf in meinem Elternhaus, das gleichzeitig auch mein Großelternhaus ist. In den vergangenen Tagen habe ich vieles altes umgedreht und begutachtet, um zu entscheiden, was zu Trödler oder Sperrmüll kommt und was ich mitnehme. Die Entscheidungen sind nicht einfach. Vieles Schönes und Altes muss leider bleiben, aus Platzmangel und Vernunft. Die alten Bücher mit ihrem schönen muffigen Geruch nach altem Leder und altem Papier sind zum großen Teil schon länger bei mir.

                      Doch gleichzeitig ist mir sehr bewusst geworden, was ich nicht mitnehmen kann, selbst wenn ich möchte. Dazu gehören ganz eindeutig die Gerüche. Da ist der unverwechselbare Geruch des ehemaligen Wohnzimmers meiner Großeltern. Heute sind die Biedermeiermöbel abgeholt worden und damit auch der dazugehörige Geruch. Dann ist da der Geruch meines ehemaligen Kinderzimmers. Woher genau er kommt, habe ich nie herausgefunden, aber ich werde ihn wohl auch nie wieder riechen. Da ist der Kleiderschrank mit den verbliebenen Kleidungsstücken meiner vor mehr als einem Jahr verstorbenen Mutter, die immer noch etwas von ihrem Geruch in sich tragen. Der Heizkeller mit dem Ölheizkessel wird wohl den Geruch haben, den ich am ehesten an einem anderen Ort wiederfinde. Ich verbinde ihn mit dem Wäscheaufhängen dort im Winter, wobei ich als Kond aufgrund dieses Heruchs immer gerne meiner Mutter geholfen habe. Und auch außerhalb des Hauses geht es im Garten weiter mit den besonderen Gerüchen und Geräuschen meiner Kindheit.

                      Als wir vor einigen Tagen im Haus ankamen, sagte mein kleiner Sohn zu mir: "Papa, können wir den Geruch vom Eßzimmer bitte auch mitnehmen?" Also spürt auch er es schon.
                      Last edited by Scherfer; 30.07.2022, 20:13.

                      Comment

                      • Bergkellner
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.09.2017
                        • 2351

                        #12
                        Hallo,

                        auch ganz aktuell: durch die Hitze der letzten Tage riecht es in meinem Wohnzimmer, das vorher das Wohnzimmer meines Großvater war, wieder mal nach Zigarre. Offensichtlich ist der Tabakgeruch in die Bretter der Holzdecke eingezogen und wird durch die Wärme freigesetzt. - Sofort ist er wieder präsent, obwohl er schon lange nicht mehr lebt.
                        Die zweite Sache: Wir sind letzte Woche mit der Kleinbahn nach Oberwiesenthal gefahren und einen Teil der Strecke dann zurückgewandert. Die Kombination von Schmieröl, Stahl und Kohle am Bahnhof Niederschlag ließ mich gedanklich wieder zum Kind werden.


                        Lg, Claudia
                        Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


                        Comment

                        • Sbriglione
                          Erfahrener Benutzer
                          • 16.10.2004
                          • 1170

                          #13
                          Ein schönes und interessantes Thema!

                          Ich habe irgendwann vor Jahren mal in einem Radiofeature gehört, dass Gerüche von Menschen zwar oft nur unbewusst wahrgenommen haben, aber gerade auch für Gefühle eine stark unterschätzte Rolle spielen.
                          In dem Beitrag ging es auch um Geruchs-Erinnerungen...

                          Ich selbst hatte vor wenigen Jahren mal eine gemischte Geruchs- Geschmacks-Erinnerung:
                          da habe ich gemeinsam mit meiner Mutter einen Wein getrunken, den ich vor Jahren mal von Sizilien mitgebracht hatte - und hatte sofort meine Großeltern väterlicherseits und ihren Tisch mit den wackeligen Stühlen vor Augen, an dem wir immer den selbstgemachten Wein der Beiden getrunken haben. Und ehe ich meinerseits auch nur einen Ton dazu gesagt habe, hat meine Mutter den gleichen Gedanken geäußert!

                          Seitdem habe ich (bisher leider vergeblich) versucht, nochmal einen Wein der Weinmarke zu finden, die ich damals mitgebracht hatte - oder auch einen anderen Wein, der ihm geschmacklich zumindest nahe kommt...
                          Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
                          - rund um den Harz
                          - im Thüringer Wald
                          - im südlichen Sachsen-Anhalt
                          - in Ostwestfalen
                          - in der Main-Spessart-Region
                          - im Württembergischen Amt Balingen
                          - auf Sizilien
                          - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
                          - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

                          Comment

                          • Araminta
                            Erfahrener Benutzer
                            • 12.11.2016
                            • 599

                            #14
                            Ich finde das auch ein sehr schönes Thema und es war sehr interessant die Beiträge zu lesen.
                            Persönlich verbinde ich mit meiner Oma väterlich viel mit landwirtschaftlichen Gerüchen, in allererster Linie frisches Heu! Ja, wer liebt diesen Geruch nicht. Wir waren als Kinder in den Sommerferien immer bei Oma und haben gerne fleißig mitgeholfen. Wenn die Arbeit dann fertig war sind wir von ganz oben ins Heu gesprungen - da brauchten wir kein Freibad. Aber auch so ein leichter Stallgeruch nach Kuh, Pferd und Ziegen erinnert mich immer gerne an meine Oma, kein Gestank sondern der Geruch.

                            Bei meinem Opa mütterlich ist es eher das Rasierwasser, das er immer benutzt hat und der Blumenladen in dem wir am Wochenende manchmal spielen durften. Wir haben von Mama auch einige alte Kinderbücher bekommen und die haben auch einen ganz einzigartigen Geruch, der mich an das alte Haus erinnert.
                            Gerüche sind gar nicht so einfach zu beschreiben. Ich habe auch einige Erinnerung an die Küche meiner Großeltern aber das wäre vielleicht was für ein neues Thema

                            Comment

                            • sternap
                              Erfahrener Benutzer
                              • 25.04.2011
                              • 4071

                              #15
                              der geruch am tag vor dem ersten schnee.


                              die zwei hohen kirchlichen feiertage der heiligen pelzmäntel und zwar,
                              wenn zu allerheiligen in der messe und am grab alle tanten ihre bis dahin eingemotteten pelzmäntel angezogen trugen, und zur christmette der gleiche geruch verstärkt in aufgewärmt, wo alle die weihnachtskerze in händen hielten und kampfer und naphtalin die luft schwängerten. wachelte der pfarrer deshalb so eifrig mit weihrauch?



                              der geruch von matze, dem ungesäuerten brot, das der jüdische textilhänder seinen glaubensgenossen vor ostern verkaufte.


                              der duft von karfioltarte oder französischen kartoffeln.
                              Last edited by sternap; 03.08.2022, 20:26.
                              freundliche grüße
                              sternap
                              ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                              wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                              Comment

                              Working...
                              X