Sterbeeintrag, zum großen Teil Latein

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • usegen
    Erfahrener Benutzer
    • 19.11.2012
    • 370

    [gelöst] Sterbeeintrag, zum großen Teil Latein

    Quelle bzw. Art des Textes: Kirchenbuch
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1740
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Grafschaft Hoya
    Namen um die es sich handeln sollte:


    Liebe LateinerInnen,

    ich habe mal wieder einen Text, der sich mir nur teilweise erschließt. Die erste Hälfte ist in deutsch verfaßt und ich habe das hoffentlich einigermaßen erfaßt. Schwieriger wirds im 2. Teil. Hier ist zum Einen das Alter und der Geburtseintrag des Verblichenen referenziert und dann zeigt sich offenbar, dass er kein Freund des Pastors war und offenbar nur durch Einmischung des Superintendenten zu einem ordentichen Begräbnis gekommen ist ( ich hoffe, das ist so sinngemäß richtig ;-))

    Es wäre nett, wenn ihr mir mit einer Übersetzung helfen könntet. Die Schrift ist nicht einfach zu lesen, und ich hoffe, den Eintrag einigermaßen transkribiert zu haben - also klebt nicht zu sehr an meinen Wörtern.

    Ich lese:
    d. 25 Marti wurde in der Stille abends um 11 Uhr beerdiget
    Jobst Henrich Fahle, Herr von dem adelichten Hofe zu Ren-
    tzelfelde, und Zollverwalter zur Hoya woselbst
    er unvermittlich (?) ohne ... an einem Schlagfluß
    am 7ten eiusd. verstorben und früh Morgens im Bette
    bey der Haushälterin tod vom Hausvoigt als derselbe von Ambts
    wegen, ratione des Zolls die Versiegelung zu ... auf
    ...sonders Gerächt dahin gekommen angetroffen worden,
    daß man nicht wißen kan, wie lange dieselbige ihn
    tod bey sich im Bette gehabt, folglich ann welche Zeit er vorgeb.
    Des Sonntag Abends zuvor soll er noch im Ambte mit
    demselbigen gespielet haben, wiewol er etwas übel sich be-
    funden. ... Aetatis 69 nam natus est a anno 1671,
    vid Tauf Reg eiusd nati num. 35. Vita anteacta multis
    flagitiis, iis que continuati contra septum, id que
    in sene et rite, fuit infamis. Cumque ob id ipsum com-
    munione Eccelsia se privastet multis abhinc annis
    usu sacrorum vel c(t)acuit, vel abstinuit, contemta que
    census a Ecclesiastica indquam se reduilit(?) qui cum Christia-
    nis aliis sepeliretur ant ulla solemnitate fruetur.
    Sepulter tamen, concedente ... superintendente Lindes,
    loco omnium honestirhimo in sepulcheo la reditaris
    tempti nostri quam ... Deus volet. Faxit Deus ...
    ut nemo postule illius similis in hoc Ecclesia oriatur.
    Angehängte Dateien
    Viele Grüße
    Uwe

  • #2
    Hallo,
    drei Wörter:

    Zolls die Versiegelung zu verrichten auf
    entstandenes Gerüchte dahin gekommen, angetroffen worden,

    zuvor: ohne Zweifela (Zweifeln?)


    LG
    Malu
    Zuletzt geändert von Gast; 26.07.2016, 19:30.

    Kommentar

    • usegen
      Erfahrener Benutzer
      • 19.11.2012
      • 370

      #3
      Hallo Malu,

      das ist schon mal ein vielversprechender Anfang, vielen Dank dafür!

      Der deutsche Teil dürfte damit komplett sein, vielleicht findet sich ja noch eine Lösung für den lateinischen.
      Der überarbeitete Text sieht jetzt so aus:

      d. 25 Marti wurde in der Stille abends um 11 Uhr beerdiget
      Jobst Henrich Fahle, Herr von dem adelichten Hofe zu Ren-
      tzelfelde, und Zollverwalter zur Hoya woselbst
      er unvermittlich ohne Zweifel an einem Schlagfluß
      am 7ten eiusd. verstorben und früh Morgens im Bette
      bey der Haushälterin tod vom Hausvoigt als derselbe von Ambts
      wegen, ratione des Zolls die Versiegelung zu verrichten auf
      entstandenes Gerücht daß ein gekommen, angetroffen worden,
      daß man nicht wißen kan, wie lange dieselbige ihn
      tod bey sich im Bette gehabt, folglich um welcher Zeit er verstarb.
      Des Sonntag Abends zuvor soll er noch im Ambte mit
      demselbigen gespielet haben, wiewol er etwas übel sich be-
      funden. Anno Aetatis 69 nam natus est a anno 1671,
      vid Tauf Reg eiusd nati num. 35. Vita anteacta multis
      flagitiis, iis que continuati contra septum, id que
      in sene et rite, fuit infamis. Cumque ob id ipsum com-
      munione Eccelsia se privastet multis abhinc annis
      usu sacrorum vel c(t)acuit, vel abstinuit, contemta que
      census a Ecclesiastica indquam se reduilit(?) qui cum Christia-
      nis aliis sepeliretur ant ulla solemnitate fruetur.
      Sepulter tamen, concedente ... superintendente Lindes,
      loco omnium honestirhimo in sepulcheo la reditaris
      tempti nostri quam ... Deus volet. Faxit Deus ...
      ut nemo postule illius similis in hoc Ecclesia oriatur.
      Zuletzt geändert von usegen; 27.07.2016, 10:10.
      Viele Grüße
      Uwe

      Kommentar

      • Huber Benedikt
        Erfahrener Benutzer
        • 20.03.2016
        • 4650

        #4
        Tot im Bette seiner Haushälterin und noch dazu der Kirche nicht zugetan.....
        Da war er aber richtig sauer der Pfarrer....

        Ein Eintrag nach meinem Geschmack;-))))))

        d. 15 Marti wurde in der Stille abends um 11 Uhr beerdiget
        Jobst Henrich Fahle, Herr von dem adelichten Hofe zu Ren-
        tzelfelde, und Zollverwalter zur Hoya woselbst
        er unvermuthlich ohne Zweifel an einem Schlagfluß
        am 7ten eiusd. verstorben und früh Morgens im Bette
        bey der Haushälterin tod vom Hausvoigt als derselbe von Ampts
        wegen, ratione des Zolls die Versiegelung zu verrichten auf
        entstandenes Gerücht dahin gekommen angetroffen worden,
        daß man nicht wißen kan, wie lange dieselbige ihn
        tod bey sich im Bette gehabt, folglich ann welche Zeit er verstarb.
        Des Sonntag Abends zuvor soll er noch im Ampte mit
        den/derselbigen gespielet haben, wiewol er etwas übel sich be-
        funden. Hunc aetatis 69i nam natus est anno 1671,
        vid Tauf Reg eius nati num. 35. Vita anteacta multis
        flagitiis, iisque continuatis contra septum, idque
        in sene et rite, fuit infamis. Cumque ob id ipsum com-
        munione Eccelsia se privastet multis abhinc annis
        usu sacrorum vel caruit, vel abstinuit, contemtaque
        census a Ecclesiastica indiquam se redducit qui cum Christia-
        nis aliis sepeliretur aut ulla solemnitate frueretur.
        Sepulter tamen, concedente D(omine) superintendente Lindes,
        loco omnium honestissimo in sepulchro harreditario
        templi nostri quam dice Deus volet. Faxit Deus Dom(inus9
        ut nemo posthac illius similis in hoc Ecclesia oriatur.

        Evtl sind noch Lesefehler , muss nochmal in Ruhe drüberschaun dann übersetz ich den Lateinteil .
        Zuletzt geändert von Huber Benedikt; 28.07.2016, 09:43.
        Ursus magnus oritur
        Rursus agnus moritur

        Kommentar

        • Huber Benedikt
          Erfahrener Benutzer
          • 20.03.2016
          • 4650

          #5
          Sodala, noch bisschen was ausgebessert und evtl doch noch was übersehen/falsch gelesen !

          Hunc aetatis 69i nam natus est anno 1671,
          vid Tauf Reg eius nati num. 35. Vita anteacta multis
          flagitiis, iisque continuatis contra septum, idque
          in sene et rite, fuit infamis. Cumque ob id ipsum com-
          munione Eccelsia se privastet multis abhinc annis
          usu sacrorum vel caruit, vel abstinuit, contemtaque
          census a Ecclesiastica indiquam se reddidit qui cum Christia-
          nis aliis sepeliretur aut ulla solemnitate frueretur.
          Sepultur tamen, concedente D(omine) superintendente Lindes,
          loco omnium honestissimo in sepulchro haereditario
          templi nostri quam dice Deus volet. Faxit Deus Dom(inus)
          ut nemo posthac illius similis in hoc Ecclesia oriatur.

          Das Alter von ihm ist 69, denn geboren ist er 1671,
          siehe Taufregister, Gebnummer 35.
          Sein vorher geführtes Leben war überaus
          lasterhaft, und dies fortdauernd gegen alle Schranken,
          und selbst im Alter und in den kirchlichen Bräuchen war er ehrlos.
          Zu allen Zeiten hat er sich deswegen selbst der kirchlichen Gemeinschaft
          beraubt, schon viele Jahre zuvor hat er die heiligen Riten/Bräuche entweder
          abgelehnt oder sich davon ferngehalten.
          Und durch diese verabscheuungswürdige Einstellung gegenüber kirchlichen Angelegenheiten hat er verwirkt,
          mit anderen Christenmenschen begraben zu werden oder irgendeiner Feierlichkeit zuteil zu werden.
          Dennoch wurde er nach Genehmigung des Herrn Superintendanten Lindes
          an einem Ort begraben, der allen sehr ehrenhaft ist, in einem Grab für Ungläubige unserer Kirche, genannt „Gott wird es wollen“.
          Möge Gott der Herr machen, dass niemand mehr ähnlich jenem noch je aus unserer Kirche hervorgebracht werde.



          Gefällt mir
          Zuletzt geändert von Huber Benedikt; 28.07.2016, 14:14.
          Ursus magnus oritur
          Rursus agnus moritur

          Kommentar

          • j.steffen
            Erfahrener Benutzer
            • 18.04.2006
            • 1425

            #6
            Hallo,
            ein Vorschlag für die vorletzte Zeile:
            ...quam diu Deus volet =
            solange Gott will
            MfG,
            j.steffen

            Kommentar

            • Jürgen Wermich
              Erfahrener Benutzer
              • 05.09.2014
              • 5692

              #7
              Zitat von Huber Benedikt Beitrag anzeigen
              sepulchro haereditario
              Nicht "Grab für Ungläubige", sondern Erbbegräbnis, oder?

              Kommentar

              • Huber Benedikt
                Erfahrener Benutzer
                • 20.03.2016
                • 4650

                #8
                Was soll "Erbbegräbnis" in diesem Zusammenhang fürn Sinn ergeben?

                haereticus heisst sowohl "der Häretiker/der Ungläubige/der Ketzer" Nomen, als auch "häretisch" als Adjektiv.
                Ich les hier zwar haereditario bezogen auf sepulchro kann dies für mich nur Ketzergrab bzw. "Grab für Ungläubige" heissen.

                Das diu Deus gibt Sinn (sonst müssts eh "dicet" heissen)
                Zuletzt geändert von Huber Benedikt; 28.07.2016, 18:26.
                Ursus magnus oritur
                Rursus agnus moritur

                Kommentar

                • Jürgen Wermich
                  Erfahrener Benutzer
                  • 05.09.2014
                  • 5692

                  #9
                  Zitat von Huber Benedikt Beitrag anzeigen
                  Was soll "Erbbegräbnis" in diesem Zusammenhang fürn Sinn ergeben?

                  haereticus heisst sowohl "der Häretiker/der Ungläubige/der Ketzer" Nomen, als auch "häretisch" als Adjektiv.
                  Ich les hier zwar haereditario bezogen auf sepulchro kann dies für mich nur Ketzergrab bzw. "Grab für Ungläubige" heissen.
                  Hier steht h(a)ereditarius, nicht haereticus, und das heißt laut Langenscheidt nichts anderes als erblich, gemeint also eine Familiengrabstätte.

                  Kommentar

                  • Huber Benedikt
                    Erfahrener Benutzer
                    • 20.03.2016
                    • 4650

                    #10
                    Ich geb dir recht, ich war da zu sehr auf das haereticus bzw, eine Adjektivform davon fixiert.
                    hereditarius, erblich Erbe ist richtig.
                    Können wir uns daher einigen?:
                    ....an einem Ort begraben, der für alle sehr ehrenvoll ist, in einem Familiengrab unserer Kirche, solange Gott dies will/bestimmt.
                    Zuletzt geändert von Huber Benedikt; 28.07.2016, 18:48.
                    Ursus magnus oritur
                    Rursus agnus moritur

                    Kommentar

                    • Jürgen Wermich
                      Erfahrener Benutzer
                      • 05.09.2014
                      • 5692

                      #11
                      Zitat von Huber Benedikt Beitrag anzeigen
                      Können wir uns daher einigen?

                      Kommentar

                      • usegen
                        Erfahrener Benutzer
                        • 19.11.2012
                        • 370

                        #12
                        Ein herzliches Dankeschön an Huber Benedikt und auch an die weiteren Lateinspezialisten! Damit dürfte dieser Eintrag wohl gelöst sein.

                        Ironischerweise bekam dieser "ehrlose", "lasterhafte" und "verabscheuungswürdige" Mensch einen etwa 7 mal längeren Nachruf vom Pastor spendiert als all die frommen Christenmenschen, die ebenfalls zu der Zeit gestorben sind ;-))
                        Viele Grüße
                        Uwe

                        Kommentar

                        Lädt...
                        X