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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11321

    #61
    Langenstroet

    Bi-Ko:
    Jahr aus dem der Begriff stammt: 1715
    Region aus der der Begriff stammt: Westfalen
    Bin gerade beim x-tenmal "Mormonengoogeln" auf eine mögliche Namensvariation gestoßen eigentlich Langenströer/Langenstroer, jetzt habe ich dazu Langenstroet, Langenstrot und Langenstrott gefunden.
    Frage: Kann man irgendwen oder irgendwas strotten oder ströten. Mein Uropa war Schuster, vielleicht hilft das.
    Jetzt habe ich gerade noch gelesen das Strote plattdeutsch ist und Strasse heißt,hm... , könnte der Name dann evtl. sowas wie lange Strasse bedeuten? Oder ist das zu einfach?

    Marlies:

    es scheint einen Ort Langenstrot zu geben (oder gegeben zu haben) google mal mit Langenstrot
    außerdem zeigt mir mein (altes) Postleitzahlenbuch (1961) einen Ort Langenstraße/über Rüthen (Möhne)

    Oswald Helm:

    Also im bayrisch-österreichischen Sprachraum ist ein ähnlicher otten, strutten stroten struten ...) bekannt und bedeutet da soviel wie herumwühlen, graben aufrühren usw.
    Stro... oder strö... oder stroe... da sehe ich keinen wie immer gearteten Unterschied. Im laufe der Zeit hat sich die Schreibweise im Zusammenhang mit der Aussprache verschiedener Wörter teilweise recht massiv geändert. So gibt es bei einer Ahnenreihe, die ich vor einiger Zeit bereits erstellt habe den heute in Tirol gebräuchlichen Namen "Amstein". Die Schreibweise änderte sich im Laufe der Jahrhunderte etwa in folgender Weise: Amstein - Ambstein, Abenstein, Abendstein, der Ursprung dürfte aber letztlich von am Stein kommen. Ähnliches - aber eben mit Umlauten kenne ich vom Namen "Appler" der sich ebenfalls in Apler, Äpler, Apeler, Äpeler usw. änderte.
    Auch für einen Ortsnamen kann ich ein ähnliches Beispiel anführen: Den heute "Ötz" geschriebenen tiroler Ort fand ich in einem Trauungsbuch aus dem späten 17. Jahrhundert als "Ez" gbeschrieben.

    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11321

      #62
      Fruchtwasser getrunken

      Bi-Ko:

      zur Todesursache eines Kleinkindes wurde mir gesagt, sie hätte "Fruchtwasser während der Geburt getrunken". Die Dame die mir dies sagte ist heute 76 Jahre alt. Habe dazu leider keine Erklärungen gefunden. Könnt Ihr damit etwas anfangen?
      Das Mädchen ist 1933 geboren und 1934 im Alter von 10 Monaten gestorben, sie soll nach Angaben immer "kränklich" gewesen sein. Außerdem verstarb sie im Krankenhaus, was ungewöhnlich für meine Familie ist, zu dieser Zeit jedenfalls, bei insgesamt zwölf Kindern wurde damals eigentlich nicht so ein "Aufhebens" drum gemacht, wie mir auch noch mitgeteilt wurde.
      Das Krankenhaus befand sich in Recklinghausen, welches könnte das gewesen sein? Der Sitz der Familie ist Marl-Drewer.

      Marlies:

      normalerweise platzt die Fruchtblase vor der natürlichen Geburt, somit wäre das nicht möglich. Außerdem trinken alle Babys im Bauch der Mutter Fruchtwasser, sie lernen so schlucken. Was möglich sein kann, dass das Fruchtwasser verunreinigt war.
      Aber ich bin kein Mediziner, will mich also da nicht festlegen.
      Vielleicht gab/gibt es Verwandte in Recklinghausen, und man war gerade zu Besuch? Welches Krankenhaus damals schon existierte und evtl auch schon als Kinderkrankenhaus geführt wurde, kann sicher im Bürgerbüro der Stadt erfragt werden.

      BenediktB:

      Ich hab mal gegooglet. Es kann vorkommen, dass Fruchtwasser vor der Geburt durch Kot o.ä. verunreinigt wird (sog. "grünes Fruchtwasser"). Wenn das Neugeborene davon trinkt führt das zu körperlichen Schäden, tlw. zu schwersten Entwicklungsstörungen bis zur Behinderung u.ä.

      Oswald Helm:

      Nun, obzwar auch ich kein Mediziner bin erlaube ich mir hiezu meinen Senf abzugeben (zumal ich selbst Vater von drei Kindern bin :-) )
      1933 - die Zeiten waren eher ziemlich lausig damals, Hausentbindungen das Normale. Wenn man sich nun dazu noch überlegt, wie Geburten anno dazumal allenfalls künstlich eingeleitet wurden, dann ist es durchaus nicht restlos auszuschließen, dass ein Kind während der Geburt "am Fruchtwasser ertrunken" ist. Diese Ausdrucksweise ist insofern irreführend, da es wohl eher am Fruchtwasser erstickt ist.
      Je nach Lage des Kopfes ist es durchaus möglich, dass Flüssigkeiten die in den Mund gelangen dann nicht den üblichen Weg in die Speiseröhre sondern in die Lunge nehmen und somit zur Erstickung führen können.
      Wie weit das aber bei einer Geburt tatsächlich vorkommen kann sollte denn doch besser ein Mediziner beurteilen.
      Also vielleicht findet sich ein Arzt oder auch eine Hebamme, die hier eine wirklich fundierte Auskunft geben kann.

      Eva64:

      Aus eigener Erfahrung kann ich das mit dem grünen Fruchtwasser bestätigen. Es ist tatsächlich grün. Unser zweites Kind wurde nach der Geburt genau beobachtet, weil das Fruchtwasser verfärbt war. Wir hatten aber Glück, es hatte nichts davon getrunken und alles war in Ordnung.

      Bi-Ko:

      das mit der Fruchtwasservergiftung hab ich mir schon fast gedacht, ich dachte nur es hätte keine Auswirkung wenn es vom Kind getrunken wird, sondern nur auf die Versorgung im Mutterleib durch die Nabelschnur. Ich werde bei Gelegenheit mal eine Hebamme fragen und falls die mehr dazu sagen kann, stell ich das hier rein.

      Buddenbrook:

      Zu den Krankenhäusern: in recklinghausen gibt es das Knappschafts- und Prosper Hospital (dort bin ich geboren).
      Über die Geschichte der Knappschaft weiß ich nichts, aber das Prosper exisiterte zu der Zeit mit Sicherheit. Das ursprüngliche Gebäude gibt es nicht mehr, wurde nach dem Kriege abgerissen....

      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11321

        #63
        Platzmeister

        Peter G.:

        In einem Adressbuch von 1925 habe ich den Beruf Platzmeister gelesen.
        Ist das jemand der für einen bestimmten Platz/Ort verantwortlich war oder steckt da was anderes dahinter?
        Dazu muß ich noch sagen, dass die Person Steinhauer von Beruf war.

        Marlies:

        die oeconomische Encyclopädie meint:

        und das Etymologische Lexikon hat folgendes zum Platzmeister:
        1. Ein Aufseher, Ordner, der für die Spiele, Tänze aufgestellt oder gewählt wurde. Ihm zu Seite stand der Platzknecht. Hervorgegangen ist das Amt aus dem Turnier- und Kampfplätzen sowie der Kirchweih.
        2. In Westpreußen der Hochzeitslader
        3. Ein Aufseher, der einen Lagerplatz, Umschlagplatz zu beaufsichtigen hatte.

        Peter G.:

        Danke für die Erklärungen.
        Tipp:
        Gib nicht alle guten Links preis!
        Sonst machst Du Dich eines Tages entbehrlich.

        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11321

          #64
          Sybtsalbrief

          Marlies:

          Jahr aus dem der Begriff stammt: 1585
          Region aus der der Begriff stammt: Benediktbeuren
          was bitte ist ein Sybtsalbrief? Sa(a)lbrief ist mir bekannt, was bedeutet das "Sybt" davor?

          Woody:

          wäre siebenter Saalbrief eine Möglichkeit?

          Marlies:

          es wäre schon ein für mich möglicher Gedankengang, aber die Deutung sieben für sybt kann ich bisher nirgendwo finden.
          Hier das, was in den Blättern der bayr. Familienkunde steht:
          Michael Lipp von Benediktpeurn ist auf sein von Hernn Johann Abte des würdigen Gotshaus und Closters Benedictpeurn verfertigten Sybtsalbrief, auch als ein Glaser auf sein Lernbrief vermug Herrn Prelaten Briefs aufgenommen worden.

          so, der Sybtsalbrief hat sich geklärt: ich hätte nicht von Sybt und salbrief ausgehen dürfen, sondern von Sybtsal und brief
          Syptsal = Sipsal und ein Sipsalbrief ist eine Bestätigung über Verwandtschaftsverhältnisse.

          Woody:

          Wo ist der Begriff verzeichnet?
          Weder im net noch in Enzyklopädien hab ich diesen Begriff gefunden.
          Die Bedeutung "sybt" für "sieben":
          tem das sechst capitel: Von der kurfursten wirdikeit an sitzen, an gen, an steen ander gemein fursten fol. XLII
          Item das sybt capitel: Von der kurfursten nachkomen fol. XLI
          Qelle: "Die goldene Bulle"KarlsIV.

          Christian Benz:

          Zitat:
          Wo ist der Begriff verzeichnet?

          Riepl: Wörterbuch zur Familien- und Heimatforschung in Bayern und Österreich. 2. Auflage, Seite 377 und 359.

          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11321

            #65
            Waldamtsübergeher

            hlein:

            Ich habe bei einem Sterbe-Eintrag aus dem Jahr 1789 den Beruf Waldamtsübergeher gefunden. Was ist das?

            Marlies:

            in keinem meiner Bücher finde ich etwas zum Waldamtsübergeher, ich finde etwas zum Waldamtmann -> Waldmeister: ein höherer Forstbeamter, Forstmeister, in manchen Orten einer der vornehmsten Waldbeamten, der Vorsteher des Waldmeisteramtes oder der Waldmeisterei. Sie hatten die Aufsicht über das Holz im Walde. Sie vergaben die Genehmigung, Holz zu hacken oder zu schlagen.(etymologisches Lexokon)
            Und zum Überreiter (also nicht .... geher): Beamtentitel, regional unterschiedlich, Forstbereiter, Jagdaufseher; auch berittener Grenzaufseher, Zollbeamter, Beamter, der über Land ritt und nach dem Rechten sah, v.a. um den Schmuggel zu bekämpfen, in Österreich schon ab 1596 nachgewiesen .......... (Riepl: Wörterbuch zur Familien und Heimatforschung in Bayern und Österreich)
            Ich denke, der ..... übergeher wird das gleiche gemacht haben wir der ........ überreiter, nur zu Fuß eben

            j.steffen:

            im Deutschen Rechtswörterbuch findet sich:
            Amtsübergeher
            Erklärung: Waldbegeher.
            * Belegtext: sollen sie an kainem andern ort hacken alß inen ... durch den ambtsubergeher und waldfertner ... ausgezaiget wiert
            Datierung: 1632 Fundstelle: ÖW. X 37

            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

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            • Friedrich
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              • 02.12.2007
              • 11321

              #66
              Renten und Gefälle, Schatzung

              Emmel:

              ich habe in einem Familienbuch für das Jahr 1720/21 ein "Renten- und Gefälle"-Liste für den Ort Oberemmel gefunden.
              Weiss jemand was dies genau bedeutet?
              In der gleichen Quelle ist von Schatzung die Rede. Sind das Schätzungen oder hat das mit 'Brand'Schatzung zu tun?

              Marlies:

              die Renten - und Gefälle-Liste hat die Steuereinnahmen des Ortes aufgezeigt:
              Rente: Ein Rentmeister berechnete und überwachte die Einnahmen des Ortes
              Gefälle: die Abgaben an die Obrigkeit, an das Kastenamt
              Schatzung: Eine Feststellung des Wertes einer Sache

              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11321

                #67
                Klafsensteuer

                Woody:

                kann mir jemand zum Begriff "Klafsensteuer" etwas sagen?
                Gefunden:
                Adressbuch Landsberg/Warthe 1886

                ubbenkotte:

                Klafsensteuer oder Klassensteuer?

                Woody:

                das ist ja mein Problem. Mit Klassensteuer hätte ich keins.
                Das Lesegerät war gut und die Schrift deutlich.
                Evtl. ein Schreibfehler

                BenediktB:

                Nicht unbedingt ein Schreibfehler, aber früher schrieb man ein "ß" wie ein altdeutsches "f" mit angeschlossenem kleinen "s" wie man es heute schreibt.
                Sollte das "s" allerdings auch altdeutsch geschrieben sein, dann muss derjenige sich wohl verschrieben haben.

                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                • Friedrich
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                  • 02.12.2007
                  • 11321

                  #68
                  Wohlfahrtsgehülfe

                  Friese:

                  Jahr aus dem der Begriff stammt: 1905
                  Region aus der der Begriff stammt: Bant, Wilhelmshaven (Ostfriesland)
                  hat vielleicht schon mal einer die Berufsbezeichnung Wohlfahrtsgehülfe gehört? Mein Urgroßvater hat diesen Beruf ausgeübt. Da mein Vater mir erzählt hat, dass er Beamter gewesen sein soll, könnte es sich vielleicht um einen Angestellten des Sozialamtes gehandelt haben?

                  Gerda:

                  ich tippe darauf, dass dein Urgroßvater im Fürsorgewesen oder der im Bereich Diakonie tätig war. Vermutlich wird es die Bezeichnung Sozialamt zu seinen Lebzeiten noch nicht gegeben haben.
                  Eine andere Möglichkeit wäre, dass er bei der Arbeiterwohlfahrt tätig war sofern es dort festangestelltes Personal gab, und es vom Zeitraum passt. Die wurde am 13.12.1919 gegründet und ist keine staatliche Einrichtung.
                  Erkundige dich doch mal im Archiv der Gemeinde- bzw. Stadtverwaltung, wo der Urgroßvater tätig war. Vielleicht gibt es irgendwelche Unterlagen, in denen sein Name erwähnt wurde.

                  Friese:

                  Meinst du, dass da eine reele Chance besteht, dass die Verwaltung solche Akten sooo lange aufhebt? Immerhin ist das jetzt über 100 Jahre her.
                  Allerdings ist mein Urgroßvater 1877 geboren, d.h. dass er etwa 1942 in Rente gegangen sein wird (oder wann war damals Renteneintrittsalter? )
                  Zudem soll er zuletzt eine leitende Stelle beim Arbeitsamt besetzt haben (wenn mein Vater sich richtig erinnert, hatte nicht viel Kontakt zu seinem Opa. Vielleicht war er doch nur der Pförtner.)
                  Hat jemand zufällig Erfahrung mit solchen Anfragen bei der Verwaltung. Oder weiß jemand zufällig, wie lange die ihre Unteralgen zu Angestellten aufheben?
                  Vielleicht liegt da ja gleich noch nen Ariapass bei.

                  Gerda:

                  Eine Chance, ob reel oder nicht, gibt es immer Fragen kannst du ja. Du hast nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen. Im "schlimmsten" Fall eine Negativauskunft.
                  Ich weiß nicht genau, wie lange Personalakten von Behördenbediensteten aufbewahrt werden. Vermutlich zwischen 20 und 30 Jahren. Wie schon gesagt, könnte es ja noch andere Unterlagen geben.

                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11321

                    #69
                    Mesulanmacher

                    Marlies:

                    Jahr aus dem der Begriff stammt: 1693
                    Region aus der der Begriff stammt:
                    was, bitte hat ein Mesulanmacher gemacht?
                    1693 Paul Mühlpauer Mesulanmacher aus Weißenstein

                    Friese:

                    Mes|so|lan, Mesulan, der; -s [zu ital. mezzo = halb u. lana = Wolle] (veraltet): Stoff aus Leinengarn ...
                    Vielleicht hat der Mesulanmacher ja genau das Hergestellt.

                    Udo Wilhelm:

                    Mesolanmacher = Beiderwandweber

                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11321

                      #70
                      Curis

                      BenediktB:

                      Jahr aus dem der Begriff stammt: 1748
                      Region aus der der Begriff stammt: Schwaben
                      Folgende Textstelle stammt aus dem Sterbeeintrag eines Ahnen:
                      "Die 5to Xbris post exanteatos, per annum et ultra affinus lecto, morbu dolores, iteratio oiby neceßarius provisus in Domino obdorminvis, venerabilis seneae vir vere christianus Udalericus Bobinger, Sutor et curis hujas."
                      Ich kann kein Latein, deshalb habe ich einfach abgeschrieben was ich gelesen habe, weiß aber nicht ob das Sinn ergibt. Mit Hilfe von Wörterbüchern muss das aber sinngemäß soviel heißen wie:
                      "Am 5. Oktober nach jahrelanger schwerer und schmerzhafter Krankheit, war es nötig zu sehen wie entschlief, der ehrenwerte betagte und aufrichtige Christ Ulrich Bobinger, Schuster und ??? von hier."
                      Liege ich darin richtig? Ich finde zumindest fast alle Wörter im Latein-Wörterbuch.
                      Nun würde mich besonders interessieren, was die Tätigkeit des "curis" ist. Ich vermute anhand weiterer ähnlich Wörter, dass es sich um einen Stadtrat oder Verwaltungsbeamten handelte?

                      Marlies:

                      erfahrungsgemäß folgt nach dem Handwerksberuf meistens "Bürger" allhier, aber ich bin kein Lateiner, lege mich also nicht fest.

                      BenediktB:

                      Bürger heißt laut Wörterbuch "civis"...das könnte natürlich ein Lesefehler meinerseits sein.
                      Zusätzliche Frage: ist die ausgeschmückte Beschreibung des Leidensweges und die zahlreichen Adjektive im Eintrag normal? Oder zeugt das von einer gewissen "Wichtigkeit"?

                      Marlies:

                      Schwaben ist ja nicht "meine" Ecke, deswegen Gegenfrage: was steht denn in anderen Sterbeeinträgen aus dieser Zeit und aus dieser Gemeinde?
                      Rein aus dem Bauch raus würde ich sagen, dass es sich zumindest um eine geschätzte und angesehene Person der Gemeinde gehandelt hat.

                      BenediktB:

                      Andere Sterbeeinträge aus dieser Zeit lesen sich entsprechend so (zumindest für mich):
                      "[...] sacrafacto et sepulta" ([...] gesegnet und beerdigt)
                      "[...] setis provisa requiescat in pace" ([...] aufgefunden in Frieden ruhend)

                      GiselaR:

                      also erstmal denke ich auch, es heißt CIVIS = Bürger. "curis" heißt Lanze, das paßt vom Sinn her nicht. Es kan auch eine abgeleitete Form von "cura"= Sorge, Pflege sein, das paßt weder grammatisch noch vom Sinn her.
                      Außerdem kommt es mir so vor, als seien noch einige Lesefehler vorhanden, die aber nicht alle den Sinn extrem verfälschen, doch einige Unklarheiten schaffen.
                      das betrifft meiner Meinung nach folgende Wörter/Schreibweisen:
                      exanteatos, oiby, necessarius, obdorminvis, seneae, curis.
                      Ich versuche mal eine Übersetzung soweit. Die Lesefehler lassen sich vielleicht noch klären, bzw. bestätigen,
                      "Am 5. DEZEMBER (!!!) , nach jahrelangen(?) krankheitsbedingten Schmerzen, ein Jahr lang und darüber hinaus ans Bett gefesselt entschlief im Herrn, mehrfach (?) mit den notwendigen ... (?) versehen, der ehrenwerte, betagte Mann, ein wahrer Christ, Ulrich Bobinger, Schuster und Bürger allhier."

                      BenediktB:

                      Ja klar Dezember...wieder der alte Denkfehler, im Programm hatte ich es richtig eingegeben. :O
                      Diese "oiby" lese ich aber öfter in manchen Einträge. Möglich, dass dies eine Abkürzung von ominby oder omnibus ist? "necessarius" kennt mein Wörterbuch allerdings...ich vermute, dass damit gemeint ist mit allen nötigen Sakramenten versehen o.ä.? Und senea könnte nach Studium des Wörterbuches senex heißen...also betagt.
                      Da müsste man fast nochmal Latein lernen...

                      j.steffen:

                      dieses "oiby" ist mir so auch schon begegnet, in der Bedeutung omnibus [sacramentis] = mit allen Sakramenten versehen. Über dem -oi- findet sich dann oft ein Strich oder eine Wellenlinie (für -mn-), und das -y (sonst auch oft ein -g oder eine kleine 9) steht üblicherweise als Abkürzung für -us.
                      Zu "exanteatos" finde ich noch im Wörterbuch das mir bisher völlig unbekannte Verb exanclare = aushalten, ertragen, also zu lesen "exanclatos". Das würde ja passen: nach den ... ertragenen Schmerzen.
                      Könnte sich hinter "iteratio" (falls nicht gleich "iteratis")eine Abkürzung für "sacramentis" verbergen, ähnlich wie bei "omnibus"?
                      Es wäre vielleicht am besten, den gesamten Scan hierhin zu stellen

                      GiselaR:

                      bei "oiby" bin ich der gleichen Meinung. In KBs und anderen Dokumenten aus vergleichbarer Zeit sieht die Endung "-us" wie "y" aus. Es sollte also für "omnibus" stehen, die Wortendung "-y" gibt es im lateinischen ja nicht.
                      bei "necessarius" bin ich im Prinzip der gleichen Meinung, meine Zweifel beziehen sich auf die grammatische Form: passend wäre hier "necessariis" mit 2 i statt mit 1 u.
                      "exanteatus" finde ich überhaupt nicht in meinen Wörterbüchern. Wenn es tatsächlich so im Original steht, heißt es vermutlich etwas wie "vorhergehend". Insoweit müßte ich dann meinen Vorschlag aus dem vorigen Beitrag berichtigen.
                      Die Form "obdorminvis" kann ich mir überhaupt nicht erklären, passend wäre etwa "obdormivit" (er entschlief)
                      Statt "seneae" -> "senex"
                      "curis" siehe vorige Beiträge von Marlies und mir.
                      Vielleicht sind es ja auch keine Lesefehler, sondern der Schreiber ging einfach mit der lateinischen Sprache recht kreativ um. ;-)

                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11321

                        #71
                        Balbierer

                        Witha:

                        Jahr aus dem der Begriff stammt: 1700
                        Region aus der der Begriff stammt: Baden
                        Ich habe folgenden Begriff für einen "Handwerker" gefunden: Balbierer. Gemeint ist damit "Wundarzt".

                        meyerhans:

                        Könnte auch ein Friseur = Haar-und Bartschneider sein.

                        liseboettcher:

                        Noch mein Großvater und Vater meinten mit dem "Balbier" den Friseur, aber in früheren Jahrhunderten war er oftmals auch eine Art Wundarzt, allerdings ohne richtige Ausbildung. Er konnte "zur Ader lassen", was oft bei Bluthochdruck angewendet wurde.Es gibt ja auch ein Sprichwort: "über den Löffel balbiert", was soviel bedeutet, wie betrogen. Ich vermute, weil man eigentlich mit einem Messer rasiert (oder balbiert).

                        Witha:

                        Ich meine Barbier ist ein Friseur oder einer, der den Bart abrasiert.

                        Udo Wilhelm:

                        (Balbierer = BARBIER, tonsor, bartscherer, bartputzer.)
                        ich mußte als kind immer zum Balbierer (zum Friseur)

                        Eva64:

                        Wundarzt
                        Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war die Chirurgie ein Handwerk. Auf den Universitäten wurde nur innere Medizin gelehrt. Meist waren es die Bader, "Balbierer oder Bartscherer", die nebenher das Chirurgenhandwerk ausübten. Sie hatten das Recht, Wunden zu behandeln, Beinbrüche einzurichten, Zähne zu ziehen, zur Ader zu lassen und Blutegel zu setzen. Ein Bader und Wundarzt musste eine dreijährige Lehrzeit und sechs Jahre Wanderschaft nachweisen können. Schon 1621 in der Württembergischen Landordnung wird auf die zusätzliche Chirurgenausbildung Wert gelegt. "Kein newer Balbierer oder Bader darf die Wundarztney ausüben, er seye dann zuvor durch die Unsern zu Stuttgarten und Tübingen hierzu verordnet, examiniert, erfahren und darzu taugenlich erfunden, alles das er erlernt hab, aller Wunden Art und Eygenschaften von der Scheittel an dem Menschen biß auff die Fersin hinab, und wiß was für wundertranck, Band, Pflaster und andrer Nottdurft, zu jeder Wunden, Schäden und Beinbrüchen gehörig sein."
                        Diese Regelung war insbesondere als Unterscheidung gedacht zu den zahlreichen fahrenden Chirurgen und Kurpfuschern, die als Hausierer und auf Märkten ihre Künste darboten und oft mehr Unheil anrichteten als heilten. "Da aber einer eintringen wolt, solt er alßbald von Unsern Amptsleut in Thurn an Boden gelegt werden."
                        1814 wurden dann vier Klassen von Wundärzten mit scharf abgegrenzten Befugnissen aufgestellt, und 1870 trennte die Deutsche Gewerbeordnung die beiden Berufe des Friseurs und des Chirurgen dann endgültig voneinander.
                        (Aus: Von Amtsstuben, Backhäusern und Jahrmärkten, Ein Lese- und Nachschlagebuch zum Dorfalltag im alten Württemberg und Baden, Angelika Bischoff-Luithlen)

                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                        • Friedrich
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                          • 02.12.2007
                          • 11321

                          #72
                          versiegelte attestation

                          Bi-Ko

                          Jahr aus dem der Begriff stammt: 1602
                          Region aus der der Begriff stammt: Warendorf/Westfalen
                          hier ein Auszug aus einem Bürgerbuch der Stadt Warendorf von 1602:
                          Johan Wilde, auf versiegelte attestation Arnoldt Langenschrodts Richter zum Hamm und Rinern, B.: Herman Wilde und Henrich Fasties.
                          Könnt ihr mir erklären was eine versiegelte attestation ist? Google spuckt nur was über PC Programme aus, ich verstehe den gesamten Text nicht.

                          Marlies

                          versiegelt heißt in diesem Fall verschlossen durch das Siegel des Erstellers, Attestation ist eine Bescheinigung, ein Zeugnis
                          Johann Wilde wurde also durch ein verschlossenes Schreiben von Arnoldt Langenschrodt als Bürger "empfohlen"

                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11321

                            #73
                            Stellenbesitzer

                            Carlheinz

                            aus dem der Begriff stammt: 1878, 1845
                            Region aus der der Begriff stammt: Kunzendorf (Schlesien) u. Reichenbach (Schlesien)
                            In mehreren KB-Eintragungen erscheinen ähnliche Berufsbezeichnungen: Stellbesitzer, Stellenbesitzer bzw. Freistellbesitzer.
                            Kann mir jemand zu einer Übersetzung verhelfen?
                            (Ich habe weder bei GenWiki noch bei xipolis, Wikipedia usw. Hinweise auf eine Erklärung gefunden.)

                            Siegfried Mühle

                            Ein Stellenbesitzer war ein Vollerwerbsbauer; der Begriff leitet sich von Hofstelle ab.
                            Der Freistellenbesitzer brauchte keine (oder weniger) Abgaben und Dienste für den Adel zu leisten.

                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                            • Friedrich
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                              • 02.12.2007
                              • 11321

                              #74
                              Knittlinger

                              Gast kh

                              Momentan beschäftige ich mich mit Personen aus der Schweiz, die 1648-1740 in Knittlingen, einem Städtchen im südlichen Kraichgau (heute Enzkreis) zwischen Bretten und Mühlacker, heute BAden-Württemberg, lebten.
                              In der Stadtchronik von Günter Mahal ist die ganz unten zitierte kuriose Passage enthalten, die belegt, dass in Stein am Rhein (Kanton Schaffhausen) SH der Begriff "Knittlingen" bzw. "Knittlinger" bekannt ist. Dies hat mir auch das dortige Stadtarchiv bestätigt.
                              Mich würde nun interessieren, ob jemand von Ihnen diesen Begriff in dieser oder anderer Bedeutung ebenfalls kennt und wenn ja: wo und in welchem Zusammenhang?
                              Der einzige in Knittlingen nachweisbare Schweizer mit Herkunftsangabe Stein am Rhein ist übrigens Thomas HENNING, der 1674 in Knittlingen ein Kind taufen ließ.
                              Auszug aus:
                              Dorf - Flecken-Stadt Knittlingen. Versuch einer Spurensicherung.
                              Von Günter Mahal (1990), S. 128
                              Zitat:
                              Daß die bitterarm ausgewanderten und womöglich noch ärmer in die Schweiz zurückgekehrten zeitweiligen Bewohner Knittlingens eine in Stein am Rhein noch heute gängige Redewendung weniger geschaffen haben als zugesprochen bekamen, hat Wilma Bittermann als "Urlaubserlebnis einmal anders" berichtet. Am genannten Ort nach ihrer Heimatstadt befragt, löste sie bei ihren Schweizer Gesprächspartnern zunächst Lachen und dann Erstaunen
                              darüber aus, daß es den Ort Knittlingen überhaupt gebe. Man hatte bisher geglaubt, daß es sich dabei um ein Kunstwort handle, das dann gebraucht werde, wenn ungeliebter Besuch ins Haus falle. - Die Auflösung der stehenden Wendung "Die Knittlinger kommen!" fällt nicht schwer: die einstigen Schweizer kehrten als "Knittlinger" in einer Bittstellenrolle in ihre alte Heimat zurück. Und arme Leute sind, in der Schweiz und anderswo, als Gegenstand von Sozialromantik leichter tragbar als dann, wenn sie um Brot und Wohnraum bitten.

                              Oswald Helm

                              ich bin nicht sicher, es könnte aber sein, dass das wort "knittlinger" aus dem jenischen stammt.
                              die bedeutung ist mir allerdings nicht geläufig.
                              ich besitze ein kleines wörterbüchlein (ist fast übertrieben - eine liste jenischer begriffe wäre besser) und werde da einmal nachblättern. im moment hab ich es leider nicht zur hand - werde aber meinen beitrag hier bei gelegenheit ergänzen.

                              Woody

                              zum Begriff "Knittlinger" kann ich leider nichts beitragen,aber falls Interesse besteht-ich bin im Besitz einer Kraichgauer Ahnentafel.

                              Rossi

                              Die Knittlinger sind die, die ihre Seele an den Teufel verkauft haben.
                              Faust soll in Knittlingen geboren sein.
                              Ist nur so eine Idee...

                              Doris Binger

                              The Knittlinger waren die Familien die von Knittlingen kamen.
                              Orig. kamen sie von der Schweiz, wo ca. 40% in unsere Gegend hoch zogen in die B-W Gegend und auch ins Elsass. Vom Enzkreis, nahe Kraichgau.
                              Viele hatten Heimweh und kehrten wieder in ihre Heimat zurueck.

                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                              • Friedrich
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                                • 02.12.2007
                                • 11321

                                #75
                                Eigentümerssohn

                                Luap

                                Jahr aus dem der Begriff stammt: 1898
                                Region aus der der Begriff stammt: Pommern
                                Im Geburtsregister meiner Großmutter taucht der Begriff: Eigentümersohn auf, was war das für eine Bezeichnung?

                                Gerda

                                es wäre hilfreich, wenn du den ganzen Satz, in dem der "Eigentümersohn" vorkommt, hier reingeschrieben hättest.
                                So kann ich nur vermuten, das sich der Begriff auf den Vater deiner Großmutter bezieht. Dann war er der Sohn eines Eigentümers. Also dein Ururgroßvater hatte Besitz, zumindest ein eigenes Haus.

                                Luap

                                Hier der komplette Satz: Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, der Eigentümersohn Hermann Bruder wohnhaft zu Selesen evangelischer Religion, und zeigte an, ...

                                Siegfried Mühle

                                Als Eigentümer (auch Eigenthümer) wird der Besitzer eines Grundstückes bezeichnet, das im Grundbuch eingetragen ist.

                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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