[gelöst] Über Nienhagen 1916

[noisette]

Quelle bzw. Art des Textes: archive
Jahr, aus dem der Text stammt: 1916
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Nienhagen
Namen um die es sich handeln sollte: Brandel

Guten Morgen, habe gestern die erste Seite nicht hereingestellt, versehentlich . Also tu e ich es wieder. Danke für die Hilfe!
Gruss Françoise

[noisette]

Kann jemand vielleicht schreiben worum es dort geht? Wäre nett.
Gruss
Françoise

[Blättchen]

Hallo, hier die erste Seite:


Abschrift/Nienhagen, Amt Doberan am 17. März 1916
Gehorsamster Vortrag
des Schulzen Barten
über Nienhagen

Hohes Ministerium!
Der Weltkrieg hat naturgemäß auch das kleine Ost-
seebad Nienhagen, das, in seinen ersten Ent-
wicklungsanfängen begriffen, soeben erst alle die
verhältnismäßig großen Einrichtungen, die für
ein Bestehen überhaupt notwendig waren, be-
endet hatte, auf denjenigen Stand gebracht, der nicht
voraussehen läßt, wie ein weiteres Gedeihen
sich gestalten wird, und doch ist ein Herausar-
beiten aus dieser Notlage nach dem Kriege
dringendes Erfordernis.
Die Belastung des Ortes ist eine verhältnis-
mäßig große, da alle größeren Ausgaben, ohne
schon einen besonderen Ertrag gebracht zu haben,
bis kurz vor Kriegsausbruch gemacht waren
und sie wächst mehr und mehr an nicht nur,
so weit sie den Ort selbst, sondern auch die
einzelnen Besitzstellen bis auf die pri-
vaten betrifft.
Eine Entlastung kann nur eintre-
ten, abgesehen davon, daß überhaupt die
Tätigkeiten wieder aufgenommen werden kö-
nne, wenn Sorge dafür getragen wird,
daß die einzelnen Besitzstellen ver.
mehrt werden.
Wir können nicht wissen, wie die Nach-
frage nach Wohnplätzen nach dem Krie-
ge an der See sein wird, auf alle Fälle
ist es jedoch notwendig, gerüstet zu sein,
um Angebote machen zu können.

[Blättchen]

Der Unterzeichnete gibt sich auch der be-
stimmten Erwartung hin, daß es ihm bei
weiterer aufgewandter Mühe gelingen
wird gerade jetzt noch mehr bessere Kreise
heranzuziehen, als das in der Zeit vor dem
Kriege geschehen konnte.
Ich halte es für meine eiserne Pflicht,
mit allen mir noch verfügbar bleiben-
den Kräften dahin zu arbeiten, dies,
wenn auch scheinbar kleine, so doch für
mich verhältnismäßig große Werk über
Wasser und zum Segen für die Gesamt-
heit lebensfähig zu erhalten. Meine vor-
gesetzten Behörden haben mir bis hier-
her geholfen, weshalb ich mich diesen
gegenüber zu Dank verpflichte.
Wie ein schwerer Alp muß es jedoch
auf mir ruhen, daß nach Fertigstellung
der Kanalisation, mir zwar die Last
auferlegt ist, für 15 Hausplätze, die noch
nicht vermessen, ich infolge dessen nicht
zum Verkauf anbieten kann, Kanal-
steuer zu bezahlen, die Gemeinde
aber in der Lage sein wird, mir wie-
derum wie zu Anfang die größten
Schwierigkeiten in den Weg zu legen.
Auf die Dauer wird es mir auch nicht
möglich sein, diesen harten Druck der
Kanalsteuer für meine Person durchzuhal-
ten. Auf mein letztes bezügliches
Gesuch von 8 Juli 1914 an das Großherzog-
liche Amt zur Fortrückung meiner Angelegenheit
ist mir leider unter dem 10 Juli 1914 der
für mich nicht ermutigende Bescheid gewor-

[noisette]

Ich finde es ganz toll dass es jetzt fertig ist. Der weniger hat sich paar Tage später umsgebracht so verzweifelt, war er. Ich würde mich freuen wenn alee Blätter Komplet wären.
Danke Blättchen
Françoise

[noisette]

Blättchen, ich schreibe in der naschte Minuten ob es so reicht, um dir nicht zu viel Arbeit zu machen. Bis gleich.

[noisette]

Blättchen, doch es wäre lieb, es ist für die Chronik von Nienhagen und seine Nachfahren die diese Schrift nicht lesen könnte.
Gruss
Françoise

[noisette]

Liebes Blättchen (sorry für die kesse Anrede),
Sie machen uns, den Ortschronisten des Ostseebades Nienhagen, eine riesige Freude, wenn Sie den Rest des Briefes ebenfalls noch übertragen könnten. Wir kommen da zurzeit leider noch sehr mühsam und langsam voran. Vielen Dank und liebe Grüße von Harald

[Blättchen]

[Seite 3]

den, daß vor Weiterem zu berichten sei,
in welcher Weise die zu verkaufenden
Häuser[? ...] mit gutem Trink und Wirt-
schaftswasser versorgt werden sollen.
Den Beweis, daß eine solche Versorgung
ohne besondere Kosten überall geschehen
kann, hatte ich schon vorher auf meinem
Grundstück durch Erbohrung einwandfrei-
en Trinkwassers erbracht. Dasselbe Was-
ser wird auf allen Grundstücken zu
haben sein, wenn anstatt oder auch
außer den stets gleich während des Bau-
es schon verunreinigten Grabebrunnen,
die fast in keinem einzigen Falle
von vorne herein ordnungsmäßig her-
gerichtet werden, Bohrbrunnen auf
den einzelnen Stellen vorgeschrie-
ben werden.
Es ist dies ein geringes, garnicht
ins Gewicht fallendes Opfer einer
Wasseranlage gegenüber deren
Ausbau angesichts dieser Zeit auf länge-
re Jahre heraus ausgeschlossen sein
dürfte.
Da mir nun aus meiner Aufteilung
nur noch 2 Plätze verblieben sind, deren
Lage auch nicht Jedermann zusagt
und um mit allen Mitteln in den
bevorstehenden Kampf hineingehen zu
können, richte ich an das Hohe Ministe-
rium die ebenso gehorsame wie drin-
gende Bitte, Hohes Ministerium wolle
baldmöglichst diejenigen Bestimmungen
erlassen, welche mir gestatten, weitere Bau-

[Blättchen]

[S. 4]

plätze im Sinne der durch den Herrn Di-
striktsingenieur bereits kartenmäßig fest-
gelegten Unterlagen fernerhin zum
Verkauf anbieten zu können, hiermit
gleichzeitig die Bitte verbindend, mei-
nen gehorsamen Antrag zu dieser Zeit
nicht übelwollend beurteilen, sondern
berücksichtigen zu wollen, daß jede Ver-
zögerung gerade jetzt als unwieder-
bringlich verlorene Zeit der Weiterent-
wicklung von Nienhagen zum Nach-
teil gereichen könnte.

Eines Hohen Ministeriums
gehorsamster
gez: W. Barten, Schulze