Eine kleine Episode hab ich noch gefunden. Vielleicht kennt ja einer dies oder ähnliches aus Deutsch-Hammer.
L.G. S.Messner
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Auszug ==>>
Nur gut, daß die abgebrannten Buden gut versichert waren, bei der Niederschlesischen Feuersozietät. Auch das Haus des alten Krautner brannte eines Tages lichterloh. Als Edwins Mutter den kleinen Krautner, der in diesen Tagen gerade eingeschult worden war, fragte: "Na, Karlchen, da sind wohl deine Schuhe und Spielsachen alle mit verbrannt?", da antwortete dieser: "Nein, die hat mein Papa schon vorher in die Scheune gebracht."
So ist's recht, Karlchen.
Es verging kein halbes Jahr, Krautners zogen in das neue, schönere und geräumigere Haus ein. Sie brauchten sich weder neue Möbel, noch Kleidung oder Hausrat zu kaufen. Der alte Krautner hatte sein Haus, die Handwerker hatten ihre Arbeit, wohltuend war des Feuers Macht.
Auch die Familie des schon lange arbeitslosen Zimmermann Ernst Metzner hatte hiervon ihr Gutes. Für einige Wochen arbeitete Ernst mit an Krautners Neubau. Seinen Lohn erhielt er vom Baumeister. In dieser Zeit gab es freitags Wurst auf dem sonst so kargen Tisch der Familie Metzner. Und der Vater konnte sich statt des Krüllschnitts wieder den Feinschnitt Marke "Rauchers Stolz" für seine Pfeife leisten.
Auch Edwins Vater hatte ein neues Haus: neun Meter lang und fünf Meter breit. Das Haus hatte nur zwei Räume, nämlich eine Wohnküche und ein Schlafzimmer - keinen Keller, keinen Hausflur, kein elektrisches Licht. An einer Giebelseite des Hauses führte eine einfache Freitreppe auf den Boden.
Ernst hatte das Haus nicht von einer Feuerversicherung bekommen, wie der alte Krautner, er hatte es selbst gebaut, zusammen mit ein paar ebenfalls arbeitslosen Berufskollegen, die fürs Essen arbeiteten, und manchmal auch ohne dies. Die Ziegelsteine ließ Ernst sich von einer Ziegelei anliefern, deren Besitzer gleichzeitig mehrere große Rittergüter und einige Miethäuser in der Kreisstadt sein eigen nannte. Ernst Metzner brauchte für die Ziegelsteine kein Geld zu zahlen. Der Herr Ziegelei- und Rittergutsbesitzer war mit einigen Tausend Reisigbesen zufrieden, die Metzner ihm Jahr für Jahr portofrei zu liefern hatte.
Da an dem Besenreisig kein Laub mehr dran sein darf, fertigte Metzner die Besen vom Spätherbst bis zum beginnenden Frühjahr an. In dieser Zeit brauchte er, wenn er in den staatlichen Forsten das Birkenreisig schnitt, auch den Oberförster nicht zu fürchten. Immerhin grenzte diese Art forstwirtschaftlichen Handelns bedenklich nahe an Baumfrevel.
Vom Spätherbst bis zum Frühjahr erfüllte der einzige heizbare Raum in Metzners Haus also vier Funktionen: Küche, Wohnzimmer, Kinderzimmer, Besenbinderwerkstatt. Gleichzeitig war er auch Austragungsort wiederholter Ehezwistigkeiten, welche von den drei Kindern stets wie ein unabwendbares Gewitter empfunden wurden. Der Vater verkörperte dabei die unablässig Blitze schleudernde Gottheit Donar.
Doch es gab auch Tage, an denen Vater Metzner umgänglich war, wo er seinen Kindern die eine oder andere Episode aus seinem Leben erzählte.
L.G. S.Messner
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Auszug ==>>
Krautner und Metzner haben ein neues Haus
Die Zeit verging. Im Dorf hatte sich wenig verändert, gar nichts, wenn man davon absieht, daß in einem Jahr ein Sägewerk, ein Ziegenstall und einige alte Häuser abbrannten. Die freiwillige Feuerwehr hatte viel zu tun, und sie übte deshalb auch, sooft es nur ging.Nur gut, daß die abgebrannten Buden gut versichert waren, bei der Niederschlesischen Feuersozietät. Auch das Haus des alten Krautner brannte eines Tages lichterloh. Als Edwins Mutter den kleinen Krautner, der in diesen Tagen gerade eingeschult worden war, fragte: "Na, Karlchen, da sind wohl deine Schuhe und Spielsachen alle mit verbrannt?", da antwortete dieser: "Nein, die hat mein Papa schon vorher in die Scheune gebracht."
So ist's recht, Karlchen.
Es verging kein halbes Jahr, Krautners zogen in das neue, schönere und geräumigere Haus ein. Sie brauchten sich weder neue Möbel, noch Kleidung oder Hausrat zu kaufen. Der alte Krautner hatte sein Haus, die Handwerker hatten ihre Arbeit, wohltuend war des Feuers Macht.
Auch die Familie des schon lange arbeitslosen Zimmermann Ernst Metzner hatte hiervon ihr Gutes. Für einige Wochen arbeitete Ernst mit an Krautners Neubau. Seinen Lohn erhielt er vom Baumeister. In dieser Zeit gab es freitags Wurst auf dem sonst so kargen Tisch der Familie Metzner. Und der Vater konnte sich statt des Krüllschnitts wieder den Feinschnitt Marke "Rauchers Stolz" für seine Pfeife leisten.
Auch Edwins Vater hatte ein neues Haus: neun Meter lang und fünf Meter breit. Das Haus hatte nur zwei Räume, nämlich eine Wohnküche und ein Schlafzimmer - keinen Keller, keinen Hausflur, kein elektrisches Licht. An einer Giebelseite des Hauses führte eine einfache Freitreppe auf den Boden.
Ernst hatte das Haus nicht von einer Feuerversicherung bekommen, wie der alte Krautner, er hatte es selbst gebaut, zusammen mit ein paar ebenfalls arbeitslosen Berufskollegen, die fürs Essen arbeiteten, und manchmal auch ohne dies. Die Ziegelsteine ließ Ernst sich von einer Ziegelei anliefern, deren Besitzer gleichzeitig mehrere große Rittergüter und einige Miethäuser in der Kreisstadt sein eigen nannte. Ernst Metzner brauchte für die Ziegelsteine kein Geld zu zahlen. Der Herr Ziegelei- und Rittergutsbesitzer war mit einigen Tausend Reisigbesen zufrieden, die Metzner ihm Jahr für Jahr portofrei zu liefern hatte.
Da an dem Besenreisig kein Laub mehr dran sein darf, fertigte Metzner die Besen vom Spätherbst bis zum beginnenden Frühjahr an. In dieser Zeit brauchte er, wenn er in den staatlichen Forsten das Birkenreisig schnitt, auch den Oberförster nicht zu fürchten. Immerhin grenzte diese Art forstwirtschaftlichen Handelns bedenklich nahe an Baumfrevel.
Vom Spätherbst bis zum Frühjahr erfüllte der einzige heizbare Raum in Metzners Haus also vier Funktionen: Küche, Wohnzimmer, Kinderzimmer, Besenbinderwerkstatt. Gleichzeitig war er auch Austragungsort wiederholter Ehezwistigkeiten, welche von den drei Kindern stets wie ein unabwendbares Gewitter empfunden wurden. Der Vater verkörperte dabei die unablässig Blitze schleudernde Gottheit Donar.
Doch es gab auch Tage, an denen Vater Metzner umgänglich war, wo er seinen Kindern die eine oder andere Episode aus seinem Leben erzählte.
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