Suche nach dem Vater (britischer Major)

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  • Belmener Jong
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2013
    • 192

    #16
    Hallo Jettchen,

    habe einen sehr interessanten, allerdings aus dem Jahre 2013 stammenden Zeitungbericht im Netz gefunden, der sich mit der Thematik der "Besatzungskinder" befasst. Da ich nachempfinden kann dass sich die betroffenen Personen -wie auch deine Freundin-nach den Wurzeln ihrer Herkunft forschen, um mehr über den Vater zu erfahren, möchte ich dabei so gut es geht mithelfen.

    Hier der Link zum beschriebenen Zeitungsartikel:



    Und hier der Link zu GI Trace: http://www.gitrace.org/

    Auch der Verein "GI Babies Germany e. V." steht volljährigen Betroffenen diesbezüglich mit Rat und Tat zur Seite:



    Ich wünsche deiner Freundin alles Gute und vor allem dass sie zumindest Hinweise zu ihrem Vater findet!

    Freundliche Grüße
    Freddy
    enne Belmener Jong

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    • Joanna

      #17
      Hinweis war nicht korrekt. Entschuldigung!

      Joanna
      Zuletzt geändert von Gast; 15.08.2014, 22:30.

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      • Moselaaner
        Erfahrener Benutzer
        • 06.03.2013
        • 877

        #18
        Hallo,
        nur als Hinweis: Das Besatzungsstatut für die Bundesrepublik Deutschland endete mit Inkrafttreten der Pariser Verträge erst am 5. Mai 1955.

        Gruß
        Moselaaner

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        • Jettchen
          Erfahrener Benutzer
          • 16.10.2011
          • 1355

          #19
          Vielen Dank für diesen Tipp.
          Ich finde es toll, wie Viele von euch sich darum bemühen, zu helfen!!!!
          Einen guten Sonntag wünscht
          Jettchen

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          • megabonsai
            Neuer Benutzer
            • 14.10.2015
            • 1

            #20
            Hallo, ich bin Neu hier und bin auch auf der Suche für eine Bekannte (geb. aus Wassertrüdingen * 1946), deren Vater auch angeblich, lt. Ihrer Mutter ein englischer Offizier stanioniert auf dem Hesselberg, gewesen sein soll.
            Laut meiner Recherge war vom Ende des Krieges bis Anfang 1946 eine englische Offiziersgruppe auf dem Hesselberg tätig. Erst nach Zerschlagung in die Besatzungszonen im Juni 1946 sind dann die Amerikaner eingezogen!
            Würde mich über eine Antwort freuen!!

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            • tsadapeter
              Neuer Benutzer
              • 05.02.2016
              • 3

              #21
              Gefunden

              Dieses Rätsel ist gelöst. Ich schreibe das mal Schritt für Schritt auf, damit andere vielleicht ähnlich vorgehen können.

              Wir hatten folgende Information: Der Vater sei Major der Royal Air Force gewesen und 1946 in Wassertrüdingen stationiert. Sein Name sei Terence Carman (dieser Nachname ist für diesen Beitrag erfunden), er sei 30 Jahre alt, Ire und katholisch.

              Diese Angaben erschienen problematisch. Die Air Force kennt keine Majore (die heißen da Squadron Leader) und das unbedeutende Nest Wassertrüdingen liegt tief in der damals amerikanischen Besatzungszone. Was hätten Briten da zu suchen gehabt? Die erste Aufgabe war also, zu verifizieren ob da überhaupt jemals Briten stationiert waren. Wir fanden zwei Belege: Ein Heimatforscher gab uns ein Foto mit „englische Soldaten auf der Schlosstreppe“. Ein namhafter deutscher Schriftsteller (H.M. Enzensberger) bestätigte, er selbst habe als junger Mann bei den Briten dort als Dolmetscher, Barmann und Schwarzhändler gedient. Keiner aber erinnerte sich an Personen oder Einheiten. Ein englischer Freund identifizierte die Uniformen als englisch und Air Force, konnte aber auch die Einheitsabzeichen nicht entziffern.

              Die Ausgaben der „The Gazette“, des britischen „Bundesanzeiger“ sind online. Wir fanden für die fragliche Zeit einen und nur einen „Carman“, dessen Initialen mit „T“ begannen. Er war 1942 „Pilot Officer“ geworden und solche Beförderungen (wie auch Auszeichnungen) wurden in der Gazette veröffentlicht und zwar mit der „Stammnummer“. Online gibt es auch eine englische Seite www.forces-war-records.co.uk. Sie enthält auf Informationen zu fast allen britischen Soldaten. Dort fanden wir einen Terence James Carman. Er wurde dort als Flying Officer geführt und als Mitglied des RAF Regiment. Seine Stammnummer war mit der in der Gazette identisch. Das RAF Regiment ist eine weitgehend separate Einheit der RAF, deren Aufgabe der Schutz von Air Force Einrichtungen am Boden ist.

              Auf ancestry.com fanden wir einen Terence J Carman als im Juni 2016 geboren und 2001 in London verstorben. Wir fanden, dass er in 1956 eine Pauline D. geheiratet hatte. Und wir fanden seinen Vater, einen James Carman, der in Irland geboren war. Das passte ganz gut, denn ein irischer Vater konnte erklären, dass sich der Sohn „irisch“ fühlte und katholisch war. Zudem war dieser Mann im Jahr 1946 30 Jahre alt.

              Jetzt hatten wir also drei Personen: Einen Carman, der nach Angaben der verstorbenen Mutter in Wassertrüdingen stationiert gewesen war, einen der Offizier im Air Force Regiment gewesen war und einen, den wir nur als Zivilisten mit irischem Vater kannten. Nun war die Frage, ob alle drei derselbe Mann waren.

              Zunächst haben wir den Zivilisten recherchiert. Das Geburts-, Todes- und Heiratsregister in England ist online. Dort konnten wir die Heirat und das Todesdatum. Über das ebenfalls im Netz verfügbare Wählerregister konnten wir auch seine letzte Adresse in einem Londoner Vorort identifizieren. Als letzten Schritt haben wir zu diesem Mann unter dieser Adresse eine Kopie des Totenscheines angefordert. Da der Totenschein ein öffentliches Dokument ist, kann es jeder (für eine kleine Gebühr) tun. Dieser Totenschein enthielt auch den Hinweis, dass sein Tod von einem Sohn Patrick Anthony Carman aus Edinburgh angezeigt worden sei. Es gab also Nachkommen.

              Es gibt im UK keine zentrale Auskunftstelle, die bei solchen Militärrecherchen behilflich sein könnte. Es gibt zwar im Hauptquartier der Royal Air Force (RAF-Cranwell) ein Archiv mit den Akten jedes RAF Soldaten, die aber geben detaillierte Auskünfte nur an direkte Verwandte, die diese Verwandtschaft auch belegen können. Das konnten wir nicht. An Leute, die nicht Verwandte sind, geben sie kaum mehr als das Geburtsdatum heraus.

              So konnten wir den „Offizier Carman“ nur in öffentlichen Quellen recherchieren.
              Die RAF gab im Krieg vierteljährlich die sogenannte „RAF-List“ heraus, die von der Nationalbibliothek in Schottland im Netz verfügbar gemacht worden ist. Für viele – aber eben nicht alle – Offiziere enthält sie Namen, Dienstrang und auch die Verwendung und Einheitszugehörigkeit. Unseren „Offizier Carman“ haben wir dort bis einschließlich 1946 gefunden und erwartungsgemäß mit langsam ansteigendem Dienstgrad (am Ende war er „Flying Officer“, also Leutnant) und seiner Stammnummer, aber eben keine Verwendung und Einheitszugehörigkeit.
              Da wir über die Person des Offiziers Carman nicht weiterkamen, mussten wir versuchen, die in Wassertrüdingen stationierte Einheit zu finden und zu prüfen, ob es in dieser Einheit einen Offizier diesen Namens gab. Dann hätten wir nach Cranwell schreiben können und anhand des Geburtsdatums des Offiziers und dem des Zivilisten vergleichen, und gegebenenfalls Identität annehmen können.

              Schwieriger war es, herauszufinden, welche Einheit mit welchen Offizieren denn nun in Wassertrüdingen gewesen war. Anfragen auf verschiedenen Veteranen-Webseiten ergaben schließlich einen vagen Hinweis, den zu verifizieren ausgesprochen mühsam war. Im Krieg hatten die Briten ein Radarsystem entwickelt, dass den Bombern zur präzisen Navigation und für Präzisionsbombardements diente. Dieses System brauchte Ketten von Bodenstationen und schließlich fanden wir, dass eine solche auf dem Hesselberg bei Wassertrüdingen installiert gewesen war. Die ganze Geschichte war damals hoch geheim. Es war aber plausibel, dass eine solche Station durch Bodeneinheiten geschützt gewesen sein musste, eben eine Einheit des RAF-Regiment.

              Im National Archive in Kew finden sich die Akten der verschiedenen Militäreinheiten (nicht aber die von Personen – „Helden“ ausgenommen). Kurzfassungen der Einsatzgeschichten sind im Netzt verfügbar. Wassertrüdingen kam nirgends vor, wohl aber bei zwei Squadrons „Hesseberg/Hesselberg/Hesseburg/Hesselburg“, Worte, die im englischen sehr gleich klingen. Es schien als sei der Standort nach der Radarstation auf dem Hesselberg benannt worden.
              Kew gewährt zwar Akteneinsicht, verschickt aber keine Kopien aus den Akten. Da konnte nur der Freund eines Freundes helfen, der für uns hinging und für das erste Halbjahr 1946 Aktenbeinsicht nahm.

              Zwischenzeitlich hatten wir den Zivilisten verfolgt. Googeln ergab einen Professor in Edinburgh. Es ergab auch, dass ein solcher 1982 in Kalifornien seinen Doktor in eben diesem Fach gemacht hatte. Der Lebenslauf des Professors erwähnte, dass dieser 1986 nach UK zurückgekehrt war und seit 1995 in Edinburgh lebte. Eine Doktorarbeit in 1982 wiederum passte potentiell gut zu einem Kind aus einer 1956 geschlossenen Ehe.
              Da haben wir denn allen Mut zusammengenommen und dem Professor eine Mail geschickt mit der Frage, ob er der Sohn unseres Zivilisten sei und ob er mit dem „Offizier Carman“ verwandt sei.
              Nach einer Schrecksekunde, einem misstrauischen „was wird hier gespielt und von wem“ auf das wir in aller Offenheit und detailliert geantwortet haben, bestätigte er dann sehr freundlich, der Sohn beider zu sein und einen Bruder zu haben Allerdings wisse er nur, das sein Vater bei und nach Kriegsende in Deutschland war, nicht aber, wo. Und es klang, als wollte er schon etwas präzisere Information ehe er eine Halbschwester anerkennt.

              Nach einigem Hin- und Her bestätigte er dann, im Nachlass seines Vaters nun einen Umschlag mit Photos gefunden zu haben, auf dem „Wassertrüdingen“ steht.
              Zudem hat unser Freund eines Freundes Kopien aus den Akten in Kew geschickt die bestätigen, dass Flying Officer Carman am 17 Mai 1946 Wassertrüdingen verließ um demobilisiert zu werden.
              Unsere Freundin wurde im späten Januar 1947 geboren und die üblichen Geburtsrechner sagen uns, dass sie wohl in der ersten Maihälfte gezeugt worden ist. Wir nehmen deshalb an, dass zum Zeitpunkt der Abreise weder er noch die Mutter von der Schwangerschaft wussten.

              Die ganze Aktion hat vom 1.11 bis in die ersten Februartage gedauert.
              Mit etwas Glück geht es also!

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              • chrigar88
                Erfahrener Benutzer
                • 26.06.2015
                • 284

                #22
                Schöner Bericht - vielen Dank. Vielleicht hältst du uns auf dem Laufenden? Würde mich schon sehr interessieren, wie es weitergeht und ob ein Kennenlernen ansteht, wenn es nicht zu privat ist
                Viele Grüße,
                Christoph

                Ich suche:
                Westpreußen/Krs. Deutsch Krone: Garske
                Schlesien/Krs. Grünberg: Krug und Klienitzke/Klinitzki
                Brandenburg/Krs. Spremberg: Schmidt
                Erzgebirge: Köhler

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                • tsadapeter
                  Neuer Benutzer
                  • 05.02.2016
                  • 3

                  #23
                  Danke für das Kompliment. Nein, ich glaube nicht, daß ich hier mehr Details preisgeben werde. Es geht ja doch um eine sehr private Geschichte.

                  Die drei sind im Email-Gespräch, irgendwann wird es vielleicht einen DNA-Test geben (obwohl die bei Halbgeschwistern schwierig sind, wenn es vom gemeinsamen Elternteil keine DNA mehr gibt), vielleicht wird unsere Freundin noch einen vorsorglichen Erbverzicht leisten (als vertrauensbildende Maßnahme).

                  Ich kann allen Beteiligten nur eine späte aber schöne irgendwie gemeinsame Zukunft wünschen.

                  Wenn aber jemand Hilfestellung bei einer ähnlichen Recherche braucht, kann er gerne per PN Kontakt aufnehmen. Über die Irrungen und Wirrungen habe ich nämlich nicht berichtet.....

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                  • Svenja
                    Erfahrener Benutzer
                    • 07.01.2007
                    • 4359

                    #24
                    Hallo

                    Vielen Dank für diesen ausführlichen, interessanten und sicher für viele hilfreichen Bericht.
                    Aber ich hätte da noch die entsprechenden Links mit aufgeführt. Ich selber kenne die
                    meisten Websites, die du erwähnt hast, aber viele andere kennen sie vermutlich nicht.

                    Falls jemand einen Briten sucht, der bei der RAF in der fliegenden Truppe war, ich kenne mehrere Websites/Datenbanken, die bei der Klärung der Schicksale, insbesondere von Bomber-Crews, helfen. Dasselbe gilt übrigens auch für Amerikanische Bomber-Crews im 2. Weltkrieg.

                    Gruss
                    Svenja
                    Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                    https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                    Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                    Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                    Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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                    • tsadapeter
                      Neuer Benutzer
                      • 05.02.2016
                      • 3

                      #25
                      Lieber Svenja,

                      Du hast recht. Aber: Viele Foren verbieten Newcomern, von Anfang an Weblinks zu posten. Deshalb habe ich das sparsam, mehr als Test gemacht. All von mir genannten Seiten sind aber leicht zu googeln. Auch ist es so, dass über Flugzeugbesatzungen deutlich mehr Seiten verfügbar sind, als über die weniger glamourösen Bodentruppen, hier die „Felsenaffen“ (Rock Apes) vom RAF Regiment. Wie gesagt: Wer Hilfe braucht, kann gerne eine PN schicken….

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                      • Saure
                        Erfahrener Benutzer
                        • 27.03.2008
                        • 4806

                        #26
                        Hallo Jettchen,

                        welche Angaben wurden denn in der Geburtsurkunde vom Standesamt zum Vater gemacht, und was ist dazu im Kirchenbuch zu finden.

                        Ich weiß, dass es in den Kirchenbüchern oft Hinweise gibt, die nicht in der Geburtsurkunde vom Standesamt stehen.

                        Natürlich sind auch weitere Hinweise zu dem Vater sehr hilfreich.
                        Viele Grüße
                        Dieter Saure

                        Jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt.
                        Manchmal findet man, was man sucht. Nicht immer sucht man das, was man findet.
                        Ab und zu findet man etwas, was man überhaupt nicht gesucht hat, und stellt dann fest, dass es genau das war, was einem gefehlt hat.
                        Alle sagten immer, das geht nicht, dann kam jemand, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht.

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                        • Jettchen
                          Erfahrener Benutzer
                          • 16.10.2011
                          • 1355

                          #27
                          Danke Dieter für den Hinweis!
                          Da aber inzwischen der Vater gefunden wurde, erübrigt es sich jetzt wohl, in den KB nachzusehen.
                          Aber in anderen Fällten dürfte es sicherlich hilfreich sein, solch einer Spur nachzugehen.
                          Gruß
                          Jettchen

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