Ergänzungskartei 1939 - welche "Minderheiten" genau wurden erfasst?

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  • U Michel
    Erfahrener Benutzer
    • 25.06.2014
    • 680

    Ergänzungskartei 1939 - welche "Minderheiten" genau wurden erfasst?

    Hallo in die Runde,

    ich habe drei allgemeine und eine spezielle Frage:
    1. Welche Minderheiten genau wurden 1939 in dieser Ergänzungskartei erfasst?
    2. Und wo kann man für die damaligen Kreise und Städte diese Unterlagen anfordern? Oder sind diese nur zentral in Berlin zu finden?

    Hintergrund:
    Mein Großonkel Fritz Alfred Max Lutoschka (*3.3.1886 Cottbus - + 26.12.1942 Berlin) wurde 1939 in der Kartei erfasst. Sein Bruder Felix Lutoschka und seine/ unsere Familie in Cottbus jedoch nicht.

    3. Gab es bei der Erfassung der damaligen "Minderheiten" Unterschiede?

    4. Der Halbbruder meines Großonkels, Fritz Günter Lutoschka, Richt-
    meister in Berlin, Grünthaler Straße,
    sein Cousin Otto Lutoschka in Ranzow/ Altdöbern,
    sein Neffe Reinhold Lutoschka in Eutin,
    sein Großneffe Karl Reinhold Lutoschka in Muckwar
    sind auch alle nicht mit ihren Familien erfasst worden in der Minderheitenkartei.

    Was ich persönlich irgendwie eigenartig finde bzw. was kann das bedeuten?
    Angehängte Dateien
    Freundliche Grüße aus Böhmen von
    Michel

    (Suche alles zum :
    FN Lutoschka und FN Rose in Lettland-Riga, Litauen, Wehlisch/ Russland, Witebsk/ Weißrussland, Berlin - Cottbus Niederlausitz - Wahrenbrück - Hamburg/ Deutschland und Neustettin/ Polen;
    FN Neddermeyer in S.Petersburg, Hann.Münden-Bonaforth,
    FN Müller, FN Räbiger, FN Oertel aus Reinswalde und Waltersdorf/ Sorau, der ehemeligen Neumark;
    FN Balzke aus der Niederlausitz

  • Svenja
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2007
    • 4337

    #2
    Hallo Michel

    Wenn man hier sucht, findet man auch nur den Alfred Lutoschka.


    Vielleicht gab es einen Grund, weshalb Alfred erfasst wurde, der bei den anderen nicht zutrifft.

    Gruss
    Svenja
    Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
    https://iten-genealogie.jimdofree.com/

    Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

    Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

    Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

    Kommentar

    • Kasstor
      Erfahrener Benutzer
      • 09.11.2009
      • 13440

      #3
      Hallo,


      als Erläuterung zur entsprechenden, wohl nicht mehr verfügbaren Datenbank von tracing the past:
      Die Datenbank enthält die Namen aller Personen, die im Haushalt lebten, bei denen mindestens eine Person im Haushalt mindestens einen jüdischen Großelternteil hatte. Dies bedeutet, dass es auch eine Reihe nichtjüdischer Personen in der Datenbank gibt, so dass sie sich als Quelle für die Suche nach mehr biographischen Informationen über nichtjüdische Ehepartner eignet. Die Besonderheiten bezüglich des rassischen / religiösen Hintergrunds der Einzelpersonen sind nicht Bestandteil dieser Datenbank.
      Da vermute ich dann, dass der Alfred nur aufgrund der Haushaltszugehörigkeit erfasst wurde.


      Frdl Grüße


      Thomas
      FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

      Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

      Kommentar

      • U Michel
        Erfahrener Benutzer
        • 25.06.2014
        • 680

        #4
        Hallo Svenja und Kastor,

        Danke für Eure Beiträge!!
        Er war alleine, war also Wittwer. Seine Frau verstarb schon 1930 in Witebsk, wo er mit seiner Familie damals lebte. Nach der Beerdigung seiner Frau Magda geb. Rose 1930 verschwand er in Russland von seiner Arbeitsstelle in Leningrad, und war für seine 8jährige Tochter und ihren Großvater Alexander Rose (Deutsch-Balte) nicht mehr auffindbar. Er wollte nach dem Tod seiner Frau wieder nach D zurück, so erzählte er das seiner Tochter Vera 1930. Es lässt sich auch der Antrag eines Kinderausweises in der Deutschen Botschaft in Moskau nachweisen. Dort legte er noch seinen Reisepass und den seiner verstorbenen Frau vor, um die Legitimation seiner Tochter zu belegen. Von ihm sind jedoch angeblich keine Aus/Einreisen nach Russland und D nachweisbar. Das Deutsche Auswärtige Amt besitzt angeblich keine solche Dokumente, Anträge und Visagenehmigungen aus dieser Zeit (lt. Auskunft 2016).

        Nur müssen ja seine ständigen Reisen von und nach Russland in D irgendwo genehmigt oder registriert worden sein, denn er war ja in Witebsk verheiratet und arbeitete zudem als Deutscher in Petrograd von 1907 - 1914, danach musste er in die Verbannung nach Wologda bedingt durch den 1. WK, dann erfolgte irgendwann seine und seiner Fraus Rückkehr nach D. . 1923-1926 arbeitet er in Berlin bei der Bahn. Als was er arbeitete ist uns nicht bekannt. Von seiner Tochter Vera aber wissen wir, dass er beim Ausbau der U-Bahn am Alexanderplatz mitarbeitete (wir vermuten als Elektroinstallateur/Techniker bei der Elektrifizierung der Bahn/U-Bahn-Strecken, Umstellung der Signalstrecken von Dreh-auf Wechselstrom? ). 1927/28 war er als Installateur für Elektrik in Neustettin in der Königsstraße 16 tätig, und danach zog er wieder mit der Familie nach Witebsk, weil seine Schwiegermutter plötzlich 1927 im KH Witebsk verstarb und sein Schwiegervater Alexander Rose somit wohl alleine war.

        Wann jedoch genau Alfred Lutoschka zwischen 1930 bis 1938 zurück kam aus Russland lässt sich leider immer noch nicht feststellen noch lässt sich sein damaliger Aufenthalt nirgendwo bestätigen. Er taucht ja dann plötzlich 1940 im Berliner Adressbuch als "Techniker" in der Wrangelstraße 9 auf. In der Einwohnermeldekartei zwischen 1906 - 1942 ist er nicht geführt, bzw. taucht dort jedenfalls nicht auf. Er hatte ja auch zwischen 1906 - 1942 mehrere Adressen in Berlin, die sich seine Tochter mehrkte bzw. auch im Adressbuch finden lassen.

        Seine kleine Tochter Vera musste also 1931 dann alleine ohne ihre Eltern aus Russland ausreisen, und das gelang auch nur mit Hilfe der Familie Nicolas Neddermeyer aus Leningrad, welche ebenfalls aus R nach D (vermutlich - unter sehr schwierigen Bedingungen - ausreisen konnte. So gelang sie 1931 zu ihrem Onkel Felix Lutoschka nach Cottbus.

        Es ist uns bzw. mir bekannt, dass auch eine Tauba Bötzel zu der Zeit in der Wrangelstraße 9 wohnte. Sie war Jüdin, und für sie wurde ein Stolperstein in dieser Straße verlegt. Es lässt sich aber anhand der Ergänzungskartei nicht feststellen, ob er mit der alten Frau Bötzel (in 1942 77 Jahre alt) zusammen eine Wohnung/ Zimmer der Wohnung bewohnte bzw. in ihrem Haushalt (mit)versorgt wurde oder er sie versorgte.

        Ich bin so ratlos......
        Angehängte Dateien
        Zuletzt geändert von U Michel; 09.02.2019, 14:29.
        Freundliche Grüße aus Böhmen von
        Michel

        (Suche alles zum :
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        FN Balzke aus der Niederlausitz

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        • Svenja
          Erfahrener Benutzer
          • 07.01.2007
          • 4337

          #5
          Hallo Michel

          Ich habe mir mal die Todesfallanzeige der Tauba Bötzel (Boetzel) in Theresienstadt angeschaut. Manchmal werden dort auch Verwandte erwähnt, in ihrem Fall aber leider nicht.

          Holocaust.cz portal represents a comprehensive and unique source of information on the topic of the Holocaust, racism and anti-semitism.


          Bei https://www.mappingthelives.org/ findet man übrigens noch weitere Personen namens Boetzel in Berlin, die meisten kamen ursprünglich aus Stettin.

          Gruss
          Svenja
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          • U Michel
            Erfahrener Benutzer
            • 25.06.2014
            • 680

            #6
            Hallo Svenja,
            ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit Tauba Bötzel verwandt war, denn dafür haben wir keine Belege. Er war im Jahr 1942 nur 56 Jahre alt, und in der Sterbeurkunde als "Invalidenrentner" bezeichnet. Im Adressbuch von 1940 - 42 steht jedoch, dass er "Techniker" war. Demnach muss er in kurzer Zeit als Invalide registriert worden sein bei seiem Arbeitgeber, aber wo hat er gearbeitet und wo wurden solche "Invaliden" gemeldet? Bei der Rentenkasse?
            Dass er sich im Adressbuch 1940 als arbeitender Technicker registrieren ließ besagt mir, dass er eine Arbeit in Berlin hatte. Und eine schwere offenen Lungen-TBC entwickelt man sicherlich nicht innerhalb eines kurzen Jahres.

            Wo kann er sich also diese tödliche Krankheit eigentlich "eingefangen" haben? Vielleicht nur zwischen 1930 und 1939, aber wo genau? Noch in Russland in einem Lager, oder Gefängnis?

            Svenja, Du merkst bestimmt auch, dass es hier noch so viele Ungereimtheiten in seinem Leben gab, die nicht mal seine engere Familie wusste (oder nicht wissen wollte) und darüber auch nie gesprochen wurde. Der Bruder meines GV wurde sozusagen totgeschwiegen bzw. vielleicht gemieden bzw. ignoriert. Hatte er denn etwas verbrochen, oder war er in Haft in D, weil er aus Russland zurückkehrte?

            Aber warum nur?
            Freundliche Grüße aus Böhmen von
            Michel

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