Fotos von Vorfahren. Hilfe bei Einordnung gesucht!

[AKocur]

Hallo Thorsten,

grundsätzlich stimmt die Aussagen, dass schwarze Hochzeitskleider damals verbreitet waren. Ein Kleid nur für einen einzigen Tag war aber damals für die allermeisten Menschen etwas undenkbares. Hochzeitskleider waren daher Festtagskleider, die auch später noch getragen werden sollten. Jede Farbe war daher theoretisch möglich, inklusive weiß und schwarz. Wichtig war vor allem die Tragbarkeit des Kleides nach der Hochzeit, so dass die Wahl der Farbigkeit dadurch natürlich auch wieder eingeschränkt werden konnte. Ein schwarzes Kleid war schon damals sehr universell tragbar.

Was die beiden Fotografien angeht, das sind keine Hochzeitsfotos. Dafür fehlen z.B. bei den Frauen die Schleier. Allerdings war die Fotografie damals noch recht neu und die Praxis sich am Tag spezieller Ereignissen ablichten zu lassen war noch lange nicht verbreitet. Sich überhaupt fotografieren zu lassen war ja schon etwas besonderes für die allermeisten Personen.
Aber manche Ereignisse, wie Hochzeiten, geben natürlich doch den Anstoß, sich dann mal ins Studio zu begeben und ein Foto von sich machen zu lassen. Wenn man es sich leisten konnte. In der Regel passierte das in dieser Zeit noch nicht am Tag der Hochzeit selbst, sondern eher in der Verlobungszeit oder kurz nach der Hochzeit. Es hatte ja auch nicht jeder einen Fotografen vor Ort. Teilweise werden solche anlässlich einer Hochzeit entstandenen Paarfotografien als Hochzeitsfotos bezeichnet, auch wenn sie nicht am Tag der Hochzeit selbst entstanden sind. Wenn der Anlass der Fotografie überliefert ist, kann man das machen, aber ohne kann man den Rückschluss nicht ziehen. Zumindest nicht aus der Farbe des Kleides allein, zumal man bei schwarz-weiß Fotos ja nicht mal sicher weiß, ob das Kleid wirklich schwarz war oder eine andere dunkle Farbe hatte, die schwarz wirkt.


Was die Namen und Daten angeht, die du genannt hattest, sehe ich die hier in den Fotos auch nicht unbedingt und es wäre ja auch unlogisch, dass es diese beiden Paare wären, da ja die enge Bindung der Familien erst durch die Hochzeit der Kinder Jahrzehnte später zustande kam. Wahrscheinlicher ist es doch, dass beide Bilder entweder aus der Kiefer Familie oder der Weber Familie stammen. Ich würde mir mal die Umfelder der beiden Paare anschauen. Wer war da um 1860 rum noch verheiratet und wer davon könnte eine so enge Beziehung zu denen gehabt haben, die später diese beiden Ambrotypen erbten und weitergaben. Der Sohn des ersten Paares muss ja z.B. Zieheltern gehabt haben; die Tochter des 2. Paares verlor ihre Eltern auch früh und muss von jemand anderem weiter großgezogen worden sein.


LG,
Antje

[Garfield]

Hallo

Ich stimme dem vorgehenden Beitrag von Antje zu.

Vor allem solltest du nicht davon ausgehen, dass deine Vorfahren darauf abgebildet sind. Theoretisch möglich, aber das muss überhaupt nicht sein. Es müssen nichtmal Verwandte von dir sein.
Ich habe Fotos von verschiedenen Verwandten geerbt, zwar nicht so alte wie die hier (ich bin also ein bisschen neidisch ), dafür eine sehr hohe Anzahl. Meine Feststellung war, dass Fotos in jener Familie, die Angehörige im Ausland hatten, viel zahlreicher waren. Da haben es sehr viele Fotos (1x 1890er, viele 1900-1950) von Berlin in die Schweiz geschafft. Für entfernt lebende Verwandte wurden wohl häufiger Fotos gemacht und verschickt als für Verwandte, die man im selben Dorf alle paar Tage sah.
Auf meinen Fotos sind Geschwister, Onkel/Tanten, Cousins und deren Nachkommen von meiner Urgrossmutter abgebildet, und auch viele Personen, die ich überhaupt nicht zuordnen kann. In wenigen Fällen tippe ich auf Schwiegerfamilien.

Von daher: alles ist möglich - klar ist nur, dass die Fotos sehr teuer waren und ursprünglich bestimmt jemandem gehörten, der/die den abgebildeten Personen in irgendeiner Form nahe stand.

[ThorK]

Vielen Dank für Eure Einschätzung.

Ich befürchte fast, dass sich dieses Rätsel nicht mehr lösen lassen wird.

Dass es weiter entfernte Verwandte sein könnten, daran habe ich auch schon gedacht.

Da eigentlich gesichert ist, dass die Bilder zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufgenommen wurden, muss eine Verbindung zwischen den beiden Paaren bestehen, die sich mir anhand meiner Aufzeichnungen aber nicht erschließt.

Ausschließen würde ich, dass es sich um die Eltern meines Ururgroßvaters handelt, da deren Altersunterschied von 22 Jahren bei den abgebildeten Personen nicht ersichtlich ist.

Herausgefunden habe ich auch, dass die Etuis der Ambrotypien von den Fotografen zugekauft wurden. Da sich innen in dem Samtpolster eine Prägung befindet, die einer Art Wappen ähnelt, hatte ich gehofft darüber Rückschlüsse auf den Fotografen oder die Region ziehen zu können, aber ich gehe davon aus, dass dies rein dekorativ ist.

Auswanderer gab es zu dieser Zeit in der Familie auch nicht.

Ich behalte es auf jeden Fall im Hinterkopf, vielleicht hilft mir eines Tages der Zufall, wie schon des Öfteren, während meiner Forschungen.

Gruß
Thorsten