Was bedeutet "daghuijder"

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  • Stormy
    Benutzer
    • 26.04.2021
    • 61

    Was bedeutet "daghuijder"

    Hallo,


    ich habe eine Geburtsurkunde meiner Urururgroßmutter von 1798. Diese wurde in Niederkrüchten/Brempt geboren, das liegt bei Viersen. Die Urkunde ist aber auf niederländisch geschrieben. Mit Hilfe habe ich sie eigentlich ganz gut übersetzen können, aber was bedeutet "daghuijder"? Könnte das Taglöhner bedeuten? Wenn ich den Begriff bei "google" eingebe, folgt die Übersetzung "Kindertagesstätte", das macht aber überhaupt keinen Sinn.
  • sonki
    Erfahrener Benutzer
    • 10.05.2018
    • 4699

    #2
    Übersetzt man das Wort in einem Satzusammenhang, spuckt google translate hin und wieder auch "Tagelöhner" aus.

    Auf Seiten wo alte niederländische Berufsbezeichnungen aufgelistet sind, findet man auch:
    Daghuerder = Day laborer

    Also Tagelöhner scheint zu passen.

    Quelle:

    Zuletzt geändert von sonki; 20.07.2021, 19:51.
    Слава Україні

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    • Stormy
      Benutzer
      • 26.04.2021
      • 61

      #3
      Vielen, lieben Dank.



      Das ist natürlich auch eine gute Idee, auf die ich selbst nicht gekommen bin, nicht nur das einzelne Wort zu übersetzen. Geschrieben ist niederländisch ja oft gar nicht so schwer, aber in jeder Sprache sind ja auch alte Begriffe möglich, die nicht mehr benutzt werden.

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      • Horst von Linie 1
        Erfahrener Benutzer
        • 12.09.2017
        • 19748

        #4
        Ich würde mit Tagewächter übersetzen.
        Also das Pendant zum Nachtwächter.
        Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
        Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
        Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

        Und zum Schluss:
        Freundliche Grüße.

        Kommentar

        • Stormy
          Benutzer
          • 26.04.2021
          • 61

          #5
          Tagewächter....das klingt allerdings auch sehr interessant. Der Bergriff ist mir nicht bekannt, aber es gibt ja viele alte Berufe, die es nicht mehr gibt.

          Kommentar

          • Horst von Linie 1
            Erfahrener Benutzer
            • 12.09.2017
            • 19748

            #6
            Tipp: Bei anno,at die Suche bemühen.
            Da hat es einige Tagewächter.
            Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
            Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
            Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

            Und zum Schluss:
            Freundliche Grüße.

            Kommentar

            • Xylander
              Erfahrener Benutzer
              • 30.10.2009
              • 6447

              #7
              Zitat von sonki Beitrag anzeigen
              Übersetzt man das Wort in einem Satzusammenhang, spuckt google translate hin und wieder auch "Tagelöhner" aus.
              Auf Seiten wo alte niederländische Berufsbezeichnungen aufgelistet sind, findet man auch:
              Daghuerder = Day laborer
              Also Tagelöhner scheint zu passen.
              Quelle:

              https://rabbel.nl/occupations.html
              Hallo zusammen,
              bei der Übersetzung Daghuerder - day laborer - Taglöhner steckt in -huerd- ein r, das von mittelniederländisch hǖren - pachten, mieten, ein Schiff chartern stammt, vergleiche (an)heuern.


              Ein solches r fehlt in daghuijder, deswegen stimme ich der Übersetzung "Taghüter", Tagwächter, vielleicht auch Hüter/Gemeinde-Hirte, der das Vieh tagsüber hütet, eigentlich zu.


              Gegenprobe: Tagelöhner hieße im 18. und 19. Jhdt. daglooner. Heute dagloner.

              Übersetzung für 'dagloner' im kostenlosen Niederländisch-Deutsch Wörterbuch von LANGENSCHEIDT – mit Beispielen, Synonymen und Aussprache.


              Aber!!! Jetzt würde mich doch noch interessieren, ob es KB-Einträge mit daglo(o)ner gibt. Ach ja, stormy, einen Scan mit daghuijder, hast Du den wohl für uns? Denn hier wird 1788 in Swalmen ein Jacobus Smeets in der Rubrik Beruf als daghuurder bezeichnet (und das ist ein Tagelöhner https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=153981 ), aber als daghuijder transkribiert. https://alsemgeest.hele.nl/getperson...ee=Alsemgeest#

              Ist das ein Transkriptionsfehler? Steht in der Quelle in Wirklichkeit daghuijrder? Oder steht da tatsächlich daghuijder, ist aber ein Schreibfehler des Pfarrers? Hier im Taufbuch von Swalmen 1792 gibts jedenfalls lauter daghuijrder, also Tagelöhner, aber keinen daghuijder http://www.genbronnen.nl/bronnen/lim...open/1792.html
              Also ich neige nun doch wieder zum Tagelöhner und bin auf den Scan gespannt.
              Viele Grüße
              Peter
              Zuletzt geändert von Xylander; 21.07.2021, 02:09.

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              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6447

                #8
                Ah, hier steckt wohl die Lösung:

                163. Den 18 Februarius 1715, fol.59vo. Op de requeste van Jan Wind versoeckende om redenen in den requeste vervatt, tot Stadtsbaas over de daghuijrders of arbeiders onder genot van 14 stuijvers tot arbeidts loon ende eene stuijver van ijder daghuijder, sullende sig in Holland doen onderwijsen om de brand spuijten te konnen dirigeren.
                Was geapost: Suppliant word tot Stadtsbaas over de Stadts daghuij(r)ders en arbeiders aengestelt genijtende des daags 14 stuijvers so ende in dijr voegen sijn praedecesseur Jan Raas genoten heeft: mits in sijn ijver en vigilentie continuere ende d’ onder arbeiders in haare behoorlijcke plicht houde, dog op het tweede lit van sijn versoeck om eene stuijver van ijder daghuijrder des daags te profitern kan nijt worden gedisponeert

                Auf das Gesuch von Jan Wind, der aus den im Gesuch genannten Gründen darum bittet, zum Stadtaufseher über die Tagelöhner oder Arbeiter mit 14 Stüber für die Arbeit und einem Stüber von jedem/für jeden Tagelöhner ernannt zu werden, der in Holland darin ausgebildet werden soll, die Feuerspritze dirigieren zu können.
                Wurde geanwortet: Antragsteller wird zum Stadtaufseher über die Tagelöhner und Arbeiter der Stadt ernannt und erhält 14 Stüber pro Tag, wie sein Vorgänger Jan Raas: unter der Bedingung, dass er seinen Fleiß und seine Wachsamkeit fortsetzt und die Arbeiter in ihrem ordentlichen Dienst hält, jedoch kann der zweite Teil seiner Bitte, von jedem/für jeden Tagelöhner einen Stüber zu erhalten, nicht gewährt werden.
                Mit DeepL, teils korrigiert. Tagelöhner stammt von DeepL


                Die Schreibweise wechselt, die Bedeutung ist in beiden Fällen Taglöhner.

                Viele Grüße
                Peter
                Zuletzt geändert von Xylander; 21.07.2021, 09:50.

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                • Stormy
                  Benutzer
                  • 26.04.2021
                  • 61

                  #9
                  Ich schicke gerne einen Scan der Urkunde. Die Schreibweise wechselt ja tatsächlich öfters mal, auch bei Namen. Da haben es die Menschen noch nicht so ganz genau genommen, sondern oft auch nur nach Gehör geschrieben. Andererseits kann ein Buchstabe einen Sinn verändern. Ahnenforschung ist immer wieder spannend und man lernt immer dazu.
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                  • Andre_J
                    Erfahrener Benutzer
                    • 20.06.2019
                    • 1908

                    #10
                    Hallo zusammen,

                    denkt auch mal daran, dass zu der fraglichen Zeit Niederkrüchten nicht zu den Niederlanden gehörte, sondern zur Französichen Republik.
                    Vorher war es Teil des ehemaligen Oberquartiers Geldern österreichischen Anteils mit Sitz in Roermond. Ab 1815 kam es dann zu Preußen.

                    Einie einheitliche niederländische Sprache gab es zu der Zeit in der Gegend also eher noch nicht.
                    Gruß,
                    Andre

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                    • Xylander
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.10.2009
                      • 6447

                      #11
                      Zitat von Stormy Beitrag anzeigen
                      Ich schicke gerne einen Scan der Urkunde. Die Schreibweise wechselt ja tatsächlich öfters mal, auch bei Namen. Da haben es die Menschen noch nicht so ganz genau genommen, sondern oft auch nur nach Gehör geschrieben. Andererseits kann ein Buchstabe einen Sinn verändern. Ahnenforschung ist immer wieder spannend und man lernt immer dazu.
                      Danke Stormy, deutlich Daghuijder, den wir nun wohl getrost mit Taglöhner übersetzen können.
                      Viele Grüße
                      Peter

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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6447

                        #12
                        Zitat von Andre_J Beitrag anzeigen
                        Hallo zusammen,
                        denkt auch mal daran, dass zu der fraglichen Zeit Niederkrüchten nicht zu den Niederlanden gehörte, sondern zur Französichen Republik.
                        Vorher war es Teil des ehemaligen Oberquartiers Geldern österreichischen Anteils mit Sitz in Roermond. Ab 1815 kam es dann zu Preußen.
                        Einie einheitliche niederländische Sprache gab es zu der Zeit in der Gegend also eher noch nicht.
                        Danke Andre, das Oberquartier mit seinen Wirren macht immer wieder Spaß. Eine einheitliche Schreibweise gabs sicher auch nicht. Im Dokument haben wir ja teilweise Großschreibung der Substantive. Eigentlich fehlt uns nur noch ein Registereintrag mit einem Dagwachter
                        Viele Grüße
                        Peter

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                        • Stormy
                          Benutzer
                          • 26.04.2021
                          • 61

                          #13
                          Ich muss gestehen, dass ich sowieso nicht mit niederländisch gerechnet habe. Eigentlich erforsche ich z.Z. einen Teil meiner Familie, die urpsrünglich wohl aus Weseke kommen, zumindest kann ich das bis ca. 1650 zurückverfolgen, dann sind sie erst nach Kleve und danach nach Duisburg gezogen. Der Name Storm kann allerdings auch aus dem niederländischen stammen. Meine Urururgroßmutter, um die es hier geht, ist aber in Niederkrüchten geboren, hat dann aber in kleve geheiratet. Weseke liegt genauso an der niederländischen Grenze, aber dort war eben alles auf deutsch. Dass Viersen damals zur französischen Republik gehörte, hatte ich tatsäch nicht present.

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                          • Stormy
                            Benutzer
                            • 26.04.2021
                            • 61

                            #14
                            Was ich an dieser Urkunde auch spannend finde ist, dass sie genau in die 13 Jahre des fränkischen Kalenders fällt. Das Geburtstdatum ist also der 17. Februar 1798.

                            Okay, dann ist es wohl doch eindeutig der Tagelöhner.

                            Herzlichen Dank für die Hilfe

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                            • Xylander
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.10.2009
                              • 6447

                              #15
                              Hallo Stormy,
                              das war die Franzosenzeit von 1794-1814
                              Wie kaum ein anderes Ereignis hat die französische Revolution die Geschichte des Rheinlandes nachhaltig geprägt. Rund 20 Jahre herrschten die Franzosen zwischen 1794 und 1814 am Rhein. In diesen Jahren entwickelte sich Frankreich vom Land der Revolution zum Kaiserreich und zur dominierenden Macht im Staatengebilde des damaligen Europa.

                              Im Frühjahr 1798 richteten die Franzosen auf dem von ihnen seit 1794 eroberten linksrheinischen Territorium in dem Landstrich zwischen Kleve im Norden und Gemünd im Süden das Roerdepartement ein (weniger gebräuchlich: Rurdepartement). Es war benannt nach dem im Hohen Venn südwestlich von Monschau entspringenden Fluss Roer (Rur) und umfasste hauptsächlich vormals kurkölnisches, jülicher und preußisches Gebiet. Daneben zählten dazu die freien Reichsstädte Aachen und Köln und zahlreiche kleinere reichsunmittelbare kirchliche und weltliche Herrschaften. Mit dem Frieden von Lunéville wurde das Departement 1801 völkerrechtlich an Frankreich abgetreten und 1808 um das rechtsrheinisch gelegene Wesel erweitert. Hauptort des Departements war Aachen (Aix-la-Chapelle).

                              Oft waren auch die Zivilstandsregister auf Französisch. Wer in der Zeit Anton hieß und katholisch war, hieß im Taufeintrag Antonius, im staatlichen Geburtenregister Antoine und im Leben Tünnes oder Tönnies.
                              Viele Grüße
                              Peter
                              Zuletzt geändert von Xylander; 21.07.2021, 16:54.

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