Suche nach Familienmitgliedern in Belarus und Russland- wie weiter?

[U Michel]

Hallo an alle Mitforscher,

ich bzw. meine Mutter (jetzt 92 Jahre alt) versuchen schon seit 10 Jahren genauere und offizielle Unterlagen und Daten aus den Listen von MEMORIAL in Russland der rehabilitierten Personen nach 1990 zu erhalten. Denn die Rehabilitation bezieht sich ja auf Akten....also auf vorhandene Akten.

Es ist für uns als Familie von Deutschland aus unheimlich zäh von unseren - in Witebsk lebenden Familienmitgliedern seit 1894 - die offiziellen Rehabilitationsakten von 1933 zu erhalten (1933 Verurteilungen wegen Spionage), die Gefängnisakten aus Smolensk von 1942 (Verhaftung und Tod eines Familienmitgliedes durch den russischen Geheimdienst) oder überhaupt einen Zugang zu den Unterlagen zu erhalten.
Und überhaupt zu erfahren, ob es noch Nachfahren in Witebsk bzw. Russland gibt aus unserer Familie.

Wie können wir unsere Suche optimieren, denn unsere Mutter ist schon sehr alt. Und sie möchte doch gerne noch wissen, wo ihre Familie verblieben ist nach der Zerstörung von Witebsk....


Die Anhänge beziehen sich auf die Daten von Alexander Jacob Rose (zweimalige Verurteilung 1933 und 1942), seine Tochter Erna Rose verheiratet Reintz (verhaftet 1933) und sein Sohn Woldemar Rose geboren in Witebsk 1899.


Für Hinweise und Hilfen dazu bin ich sehr dankbar!!

[Ilja_CH]

Hallo Michel

Sprecht ihr noch Russisch/Weissrussisch/Polnisch? Ich denke, ohne wird es schwer, vor Ort oder auch im Auftrag was suchen zu lassen.
Und betrifft es die Stadt Viciebsk oder die Region?
Waren deine Vorfahren Deutsche, die im russischen Reich lebten? Oder waren sie Russen oder anderer Nationalität?

Vielleicht können die Leute von dieser Seite Tipps vermitteln, wenn du die anschreibst:

https://belarus-reisen.ch/genealogie/

Ich spekuliere nur, aber es gab dort sicher nach dem Zweiten Weltkrieg bis dem Aufkommen des Internets und dessen weiten Verbreitung auch gedruckte Adressbücher. Die vielleicht in irgendeinem Archiv, Behörde, Bibliothek oder Museum liegen. So könntest du schon prüfen, ob es noch Leute mit eurem Familienamen gab/gibt.


Gemäss Reiseführer ist Viciebsk «eine Kirchenstadt par excellence». Es würden zwar orthodoxe Kirchen dominieren, aber es gäbe auch Gotteshäuser anderer Konfessionen und ehemalige Synagogen. Stellt sich nur die Frage, ob die Kirchenbücher alle Kriege bis heute überlebt haben und wo was zu finden ist. Und natürlich wieder die Sprachbarriere.

Friedhöfe: gibt es heute in der Stadt etwa 30. Auf dem jüdischen Friedhof, einer der ältesten (eröffnet 1909) gibt es sogar Gräber vor 1909, die sich noch heute finden lassen (aufgrund Umbettungen von heute nicht mehr existierenden Friedhöfen). Ebenfalls eine Info aus dem Reiseführer.

Auf dem Friedhof Staro-Semjonovskoje im Bahnhofsviertel im Westen der Stadt fanden Protestanten (Lutheraner, vor allem Deutsche) und Orthodoxe, vor allem Militärs, ihre letzte Ruhestätte (aus dem Reiseführer). Der Friedhof existiert seit Ende des 19. Jahrhunderts. Für Bestattungen wurde der 1972 eigentlich geschlossen, doch Beerdigungen finden bis heute statt.

Im Rathaus soll es ein Landeskundliches Gebietsmuseum geben. Eventuell ist dort auch etwas bekannt.

Vielleicht findest du mit einer Suchmaschine einen Genealogen vor Ort?

Ich stelle mir immer vor, dass es sehr schwer sein muss, hier Ahnenforschung zu betreiben wegen der Schreibweisen. Auf Kyrillisch Russisch oder auf Kyrillisch aber auf Weissrussisch sind die Namen schon etwas anders geschrieben. Wer sich als Pole sah, hatte auch eine polnische Schreibweise des Namens und Namen auf unsere Buchstaben zu übertragen auf Russisch bzw. Weissrussisch ist auch wieder etwas anders.


Facebook Gruppe Genealogie in der Stadt und Region Witebsk:

https://www.facebook.com/groups/192204696310374/

Telegram Gruppe Genealogie in der Stadt und Region Witebsk:
***************joinchat/ekTTebiRHhA1NWEy


Beide Links kann ich nicht prüfen ob das seriös ist.

[U Michel]

Hallo Ilja_CH,
hab vielen Dank für Deine Ausführungen!!
Ich spreche leider nicht russisch, kann es aber noch gut lesen (Schulrussisch). Ich weiß, dass es in den Unterlagen andere Schreibweisen für die Namen gibt, kann das auch so einigermaßen auseinanderhalten. Meine Mutter und ich haben 2019 versucht die angeforderten Unterlagen über die Famiie Lutoschka und Rose per Apostille zu erhalten. Diese Unterlagen sind trotz Postversicherung und Rückschein nie in Russland angekommen....
Die Stadt hatte uns schon vor zwei Jahren geantwortet, dass es KEINE Daten über frühere Einwohner gibt in Witebsk (??).
Die Kirche bzw. Satdv erwaltung schickte mir allerdings einen Kirchenbucheintrag vom Sohn des Alexander Rose, dem Woldemar Rose zu. Darin steht die Taufe in Witebsk.

Zur Geschichte meiner Suche:
Mein Großvater Felix hatte einen älteren Bruder Alfred Lutoschka (*3.3.1886 in Cottbus - +26.12.1942 in Berlin), welcher seit ca. 1907 vorwiegend in Petrograd bzw. Russland als Deutscher im Auftrag einer deutschen Firma als Installateur, Mechaniker und später als Elektroingenieur bis 1930 (??) in Russland arbeitete.
1909 heiratete er die Lettin Magda Rose (*1891 in Riga - +1930 in Witebsk), welche 1894 nach Witebsk kam mit ihrer Familie, als 1. Tochter des Maschinenschlossers Alexander Rose.

Familie Rose, (evangelisch-lutherisch):
Rose, Alexander Jacob *1863 in Riga - +1942 im Gefängnis in Smolensk, ; (Verhaftung 1942 durch ?? und als Deutscher bezeichnet!, Verhalftung 1933 wegen angeblicher Spionage, als Lette bezeichnet!!), keine Aushändigung der tatsächlichen Gefängnisakten aus Smolensk und es ist kein Grab zu finden, rehabilitiert 1992,

Ehefrau Rose, Ida Sidonia geb. Wink *1863 in Riga - +1927 in Witebsk, keine kirchlichen und weltlichen Daten zu finden über den Todesfall,

Tochter Rose, Magda Antonia verh. mit Alfred Lutoschka 1909, *1891 in Riga - +1930 in Witebsk, keine kirchlichen und weltlichen Daten zu finden über den Todesfall, keinerlei Daten zum Friedhof und Grab,

Tochter Rose, Erna Wilhelmine verh. Reiz (oder Reitz) * 1893 in Riga - +??, keine weiteren Daten zu finden, Ehemann und Kinder ??, Verhaftung 1933 wegen Verdacht auf Spionage, als Deutsche bezeichnet, rehabilitiert durch MEMORIAL;

Sohn Rose, Woldemar Alexander *1899 in Witebsk - + ??, keine weiteren Daten zu finden, Armee, Familie, ??


Familie Lutoschka (alle lutherisch):
Lutoschka, Fritz Alfred Max ( *1886 Cottbus - +1942 Berlin)
Ehefrau Lutoschka, Magda geb. Rose (s.o.)
Tochter Lutoschka, Vera Magda (*1923 Schneidemühl - + 2015 Berlin)
Alfred wurde 1914 nach Wologda zur Verbannung geschickt, wann er dort entlassen wurde wissen wir auch nicht.

In der Zeit von 1930 bis 1938 wissen wir nichts von ihm, denn er war 1930 immer noch als Ingenieur in Leningrad beschäftigt, kam aber nach der Beerdigung seiner Frau nicht mehr zurück nach Witebsk, und blieb verschwunden für alle....
Bis ich ihn 1938 fand im Adressbuch von Berlin, bezeichnet als Techniker ....und er starb allerdings 1942 an einer schweren offenen Toberlukose in Berlin.

Die Tochter Vera musste 1930 aus Witebsk zurück nach Deutschland, da nach dem Tod ihrer Mutter Magda 1930 auch ihr Vater spurlos verschwand im Nirwana Russlands..... Somit lebte sie zwar im Haushalt des Großvaters Alexander Rose in Witebsk, durfte aber nicht in Russland bleiben und kam zu ihrem Großonkel (also zu meinem GV), Bruder ihres Vaters, Felix Lutoschka nach Cottbus und wurde dort in der Familie vorübergehend aufgenommen.
Wie die Wege dieser Ausweisung von Witebsk über Leningrad, ....nach Cottbus waren ist uns nur kurz durch persönliche Widergabe von Vera Lutoschka 2010 mitgeteilt worden. An alles konnte sie sich nicht mehr erinnern, denn sie war damals erst 8 Jahre alt....

Ich versuche in der Facebookgruppe in Witebsk mal mein Glück. Danke für die Übermittlung der Links dazu.
Die Suche nach einem seriösen Forscher in Witebsk wird sich ohne Empfehlungen wohl nie ergeben. Die politische Lage dort wird nun auch nicht gerade so sein, dass man nach "Letten" oder "Deutsche" aus der Stadt suchen würde?


Drückt mir bitte alle Daumen....