ungewöhnliche Kirchenbucheinträge

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles l?schen
neue Beiträge
  • Rainer Zufall
    Erfahrener Benutzer
    • 25.11.2009
    • 613

    #91
    Lange nichts Ungewöhnliches mehr passiert ?

    Dann ist hier mal etwas Neues.

    Unter der Rubrik Merkwürdigkeiten ist folgendes im Anhang eines Taufbuchs zu lesen:

    In Golzern lebte eine Frau, Christian Schneiders, Pferdners daselbst Ehefrau, welche im Jahre 1790. den 20. May mit einem Sohne, welcher todt geboren wurde, niederkam, vid. Sterberegister de ao 1790. No. 10. pag. 167. - Acht Monate darauf, näml. den 29. Jan. 1791 gebar sie wieder ein Paar vollkommne Zwillingssöhne, von welchen einer zwar todt geboren wurde, der andre aber lebte, u. von mir getauft worden ist; vid. Taufregister de ao 1791. No 5. pag. 258.
    Viele Grüße
    Rainer


    suche alles aus Szalatnak / Ungarn

    Kommentar

    • Rainer Zufall
      Erfahrener Benutzer
      • 25.11.2009
      • 613

      #92
      Heute gibt es wieder einmal ein Beispiel aus dem damaligen Rechtssystem.

      den 19. July [1707]
      Ward in Grimma außen vorm Schloße bei der Frohnfest mit dem Schwerdt gerichtet Anna Steinin, eine ledige Weibes Person, Christoph Steins Zu Kukeland nachgelaßene tochter, welche ihr Kind, so sie in der Mühle Zu Zeuniz gebohren, des Nachts umbgebracht vid. fol. ....
      Viele Grüße
      Rainer


      suche alles aus Szalatnak / Ungarn

      Kommentar

      • Rainer Zufall
        Erfahrener Benutzer
        • 25.11.2009
        • 613

        #93
        Aus dem Leben der vergangenen Jahrhunderte gegriffen, es könnte aber auch in unserer Zeit stattgefunden haben.

        Eine Nota zu einem Begräbniseintrag eines Herrn Müller im Jahre 1811. Der Herr Müller war am 26. Februar verstorben und ist am 1. März auf dem Friedhof der Kirchgemeinde im Nachbardorf begraben worden.

        "Dieses Müllers Begräbnis ist eigentlich den 28sten Februar angestellt gewesen
        und die Leiche auch bereits bis an den Steg von der Gemeinde gebracht
        worden. Da aber die Förstgener Gemeinde mit den Pferdner, David Winkler in
        Hoefgen wegen des Wegs an der Mulde herunter in Streite lebt, so hat
        dieser Winkler die Leiche an seiner Wiese nicht wollen herunter fahren laßen,
        daher die Gemeinde die Leiche an den Stege bey seiner Wiese hat absetzen
        und des Nachts bewachen laßen. Auf Anordnung E. Löbl: Schulamts in Grimma hat
        aber dieser Winkler die Leiche den ersten März ungehindert fahren und
        verabfolgen laßen müßen, daher sie an diesen Tage des Vormittags beerdiget
        worden ist."
        Viele Grüße
        Rainer


        suche alles aus Szalatnak / Ungarn

        Kommentar

        • Rainer Zufall
          Erfahrener Benutzer
          • 25.11.2009
          • 613

          #94
          Wieder ein Einblick ins Rechtssystem vergangener Zeiten.

          Eine Regina Petsch läßt im Jahre 1714 ein Kind taufen. Ihr Mann ist Soldat und zur Zeit der Taufe in Polen. In einem späteren Nachtrag zu jenem Taufeintrag wird vermerkt:

          Diese Regina Petschin, ist nachdem ihr Mann aus Pohlen wieder kommen, und geleugnet daß er Vater zu diesen Kinde wäre, in Ambte Colditz gefänglich eingezogen worden, da sie gestanden, daß Johann Christoph Preße Müller und Witber zu Förstgen Vater dazu sey, der hatte aber nachdem er auch eigesetzet ward solches Geständtniß durch einen Bürgerlichen Eydt abgeschworen, darauff wirdt er absolviret, sie aber des Landes ewig verwiesen.
          Viele Grüße
          Rainer


          suche alles aus Szalatnak / Ungarn

          Kommentar

          • Dorothea
            Erfahrener Benutzer
            • 01.03.2008
            • 1415

            #95
            ...und ich mag diesen Pfarrer, der auch einem 7 1/2 jährigem Kinde mehr als eine Zeile widmete und uns zusätzlich soviele Informationen gibt:

            1820 in Büche, Kr. Saatzig/Pommern: Michael Hinzmann, Sohn des im Jahr 1817 den 19. Septbr in Brüsewitz abgebrannten und seitdem hier wohnenden Instmanns Michael Hinzmann und seiner Frau Dorothea Sophia gebh. Riewer. Er war im Jahr 1812 und zwar 6 Wochen vor Michael gebohren in Brüsewitz, erreichte also ein Alter von 7 1/2 Jahr. Krankheit: Folge der Erkältung vom barfußgehen in den kalten Tagen dieses Frühjahrs, wovon er erst ganz heiser wurde, fürnächst eine Art von hitzigem Fieber bekam und ganz irr redete. Gestorben den dreizehnten May (d. 13ten May) Sonnabends früh 1/2 3 Uhr und begraben den 15ten ejusd.:mit Gesang und Geläute

            Dorothea -

            Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
            --------------------------------------------------------



            Kommentar

            • Rainer Zufall
              Erfahrener Benutzer
              • 25.11.2009
              • 613

              #96
              Die noch ledige Tochter des Schankwirts Röder erlitt den 28. Sept. 1812 etwa im vierten Schwangerschaftsmonat eine Fehlgeburt.
              Nota zu der am 2. Oktober 1812 stattgefundenen Beerdigung des toten Kindes:

              "Diese todte Geburt war Anfangs gleich in des Wirths Garten, unter einen Baum vergraben worden, mußte aber, da es mir erstlich den 2ten October von der Kinder-Mutter, der Wincklern aus Döben, gemeldet wurde, auf meine Anordnung, wieder ausgegraben, und auf den Gottes-Acker in Beyseyn der Kinder-Mutter und des Wirths Johann Gottlob Röders beerdiget werden."

              Ordnung muß schließlich sein.
              Viele Grüße
              Rainer


              suche alles aus Szalatnak / Ungarn

              Kommentar


              • #97
                ... zählt das auch zu den ungewöhnlichen Einträgen?
                Angehängte Dateien

                Kommentar

                • Michel85
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2011
                  • 312

                  #98
                  Aus einem OFB: "Diese Margaretha, Wilhelm Lüller Witwe hat eine Tochter in unehren geboren mit Jost Arnet einem Soldaten aus dem Lüneburger Land. Die Tochter heißt Anna. Obige Catharina hat auch ein uneheliches Kind von Jost Arnet geboren"

                  Will heißen, dass Margaretha Lüller (damals Witwe) und deren Tochter Catharina Lüller beide jeweils ein uneheliches Kind von dem Soldaten Jost Arnet bekamen. Die eine eine Anna am 20.07.1686 und die andere eine Elisabetha am 10.10.1686 - beide Kinder überlebten und heirateten später. Sowie es also aussieht dürfte es keine Vergewaltigung gewesen sein. Ein Casanova, der Soldat . Erst die Mutter verführt, dann die Tochter.
                  Suche:
                  SAUERWEIN vor 1660 (z.B. Eltern und Geschwister von Christoph Sauerwein,*1649 evtl. Kleestadt, +1728 Schlierbach) /
                  KREBS (Eltern von Johann Nikolaus Krebs *1736 Kleestadt, +1813 Kleestadt)

                  Kommentar

                  • Klingerswalde39_44

                    #99
                    Zitat von Michel85 Beitrag anzeigen
                    Aus einem OFB: "Diese Margaretha, Wilhelm Lüller Witwe hat eine Tochter in unehren geboren mit Jost Arnet einem Soldaten aus dem Lüneburger Land. Die Tochter heißt Anna. Obige Catharina hat auch ein uneheliches Kind von Jost Arnet geboren"

                    Will heißen, dass Margaretha Lüller (damals Witwe) und deren Tochter Catharina Lüller beide jeweils ein uneheliches Kind von dem Soldaten Jost Arnet bekamen. Die eine eine Anna am 20.07.1686 und die andere eine Elisabetha am 10.10.1686 - beide Kinder überlebten und heirateten später. Sowie es also aussieht dürfte es keine Vergewaltigung gewesen sein. Ein Casanova, der Soldat . Erst die Mutter verführt, dann die Tochter.
                    Sehr hübsch, dann waren die Kinder also "zur Hälfte" Schwestern und "zur anderen Hälfte" Tante und Nichte.

                    Also Sachen gibt's ...

                    Kommentar

                    • zimba123
                      Erfahrener Benutzer
                      • 01.02.2011
                      • 735

                      Zitat von Michel85 Beitrag anzeigen
                      Will heißen, dass Margaretha Lüller (damals Witwe) und deren Tochter Catharina Lüller beide jeweils ein uneheliches Kind von dem Soldaten Jost Arnet bekamen. Die eine eine Anna am 20.07.1686 und die andere eine Elisabetha am 10.10.1686 - beide Kinder überlebten und heirateten später. Sowie es also aussieht dürfte es keine Vergewaltigung gewesen sein. Ein Casanova, der Soldat . Erst die Mutter verführt, dann die Tochter.
                      So einen pikanten Fall habe ich auch in der angeheirateten Familie. Ist noch keine 100 Jahre her - und dem Foto nach traut man es dem Mann gar nicht zu. Leben wie Gott in Kärnten...
                      Viele Grüße
                      Simone

                      Kommentar

                      • Michel85
                        Erfahrener Benutzer
                        • 23.10.2011
                        • 312

                        Die "Margaretha Lüller" ist meine 8-fach Urgroßmutter, allerdings entstamme ich noch aus dem ehelichen Leben mit Wilhelm Lüller . Margaretha bekam das uneheliche Kind mit 43 und ihre Tochter Catharina mit 22 Jahren. Auf jeden Fall wird die Mutter wohl kaum böse gewesen sein, dass die Tochter ein uneheliches Kind bekommen hat
                        Suche:
                        SAUERWEIN vor 1660 (z.B. Eltern und Geschwister von Christoph Sauerwein,*1649 evtl. Kleestadt, +1728 Schlierbach) /
                        KREBS (Eltern von Johann Nikolaus Krebs *1736 Kleestadt, +1813 Kleestadt)

                        Kommentar

                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11321

                          Moin Michel,

                          Zitat von Michel85 Beitrag anzeigen
                          Aus einem OFB: "Diese Margaretha, Wilhelm Lüller Witwe hat eine Tochter in unehren geboren mit Jost Arnet einem Soldaten aus dem Lüneburger Land. Die Tochter heißt Anna. Obige Catharina hat auch ein uneheliches Kind von Jost Arnet geboren"
                          den Eintrag verstehe ich nicht. Wo ist denn vermekt, daß "obige Catharina" die Tochter war?

                          Ich weiß, aber um des Verständnisses willen tut da Aufklärung not.

                          Friedrich, "so man often auch Pingeliedrich nennet"

                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                          Kommentar

                          • Michel85
                            Erfahrener Benutzer
                            • 23.10.2011
                            • 312

                            Die "obige Catharina" steht im OFB bei den abgeschriebenen Text den ich hier gepostet habe, allerdings hätte ich dann sämtliche Familie abschreiben müssen mit den drei ehelichen Kindern (Catharina, Anna Margaretha & Elisabetha Margaretha), was mir zu mühselig gewesen ist (naja, hätte ich es besser gemacht, dann hätte ich das nicht schreiben müssen xD). Die Geburtsdaten und Kinder sind ja ebenfalls aus meinem Text auch nicht ersichtlich, die habe ich wiederum aus einem anderen Eintrag im OFB entnommen. Wollte damit zeigen, dass der Beischlaf etwa 3 Monate später war und es scheinbar keine Vergewaltigung gewesen ist.

                            Übrigens wäre "obige" auch falsch, da es im abgeschriebenen OFB drunter steht. Der Text entstammt nämlich aus dem Kirchenbuch und dort steht es halt drüber.

                            Der der hofft dich endgültig durcheinander gebracht zu haben . Wenn es nicht klar ist, scanne ich es dir halt .
                            Suche:
                            SAUERWEIN vor 1660 (z.B. Eltern und Geschwister von Christoph Sauerwein,*1649 evtl. Kleestadt, +1728 Schlierbach) /
                            KREBS (Eltern von Johann Nikolaus Krebs *1736 Kleestadt, +1813 Kleestadt)

                            Kommentar

                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11321

                              Zitat von Michel85 Beitrag anzeigen
                              Der der hofft dich endgültig durcheinander gebracht zu haben . Wenn es nicht klar ist, scanne ich es dir halt .
                              Nee, nee, paßt scho.

                              Pingeliedrich

                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                              Kommentar

                              • fps
                                Erfahrener Benutzer
                                • 07.01.2010
                                • 2152

                                Manchmal erfährt man aus Kirchenbucheinträgen (leider waren nicht alle Pfarrer so mitteilungsfreudig, wie wir uns das heute wünschen würden) über Prozeduren, die uns heute allzu sonderbar vorkommen. Hierzu ein Beispiel aus dem Kirchenbuch von Bocklemünd (heute zu Köln gehörig), das meinen Ahnen Florenz Hundgeburth betrifft (den Fund und die Auflösung eines damit zusammenhängenden Rätsels verdanke ich einem entfernten Verwandten):

                                Am 8. März 1698 beißt ein wildgewordener Hund nacheinander die örtlichen Halfen Florentius Hundgeburt, Heinrich Hackenbroich und Johannes Wilhelm Lindweiler; es war zu befürchten, dass der Hund tollwütig gewesen war. Alle drei wallfahren bei nächster Gelegenheit zur Hubertuskirche nach Stavelot (Belgien), von wo sie der Bocklemünder Kirche eine Statue des Hl. Hubertus mitbringen. Offensichtlich überleben alle drei dieses Vorkommnis.

                                Soweit liest sich die Geschichte noch einigermaßen nachvollziehbar. Was aber zunächst rätselhaft war: in dem Eintrag war noch erwähnt, dass die Drei in Stavelot incisi sunt. Was dies wörtlich übersetzt bedeutet, war schon klar: sie wurden "eingeschnitten" oder "eingeritzt". Doch was war damit gemeint?

                                Nach einigem Rätseln fand dann mein Verwandter die Lösung. Bei Verdacht auf Tollwut wallfahrte man zum Schutzheiligen nach Stavelot. Dort wurde den Betroffenen in einer feierlichen Zeremonie ein Schnitt in die Stirn geritzt, in den eine Fluse eines Tuchs gelegt wurde, das man dem heiligen Hubertus zuschrieb. Der Schnitt wurde dann mit einem Verband verschlossen und musste so eine bestimmte Zeit verbleiben. Lebte der "Proband" nach diesem Zeitraum noch, so galt er als mit Hilfe des Heiligen geheilt und die Wallfahrt war erfolgreich abgeschlossen.

                                Aus heutiger Sicht stehen einem angesichts einer solchen Prozedur die Haare zu Berge. Ein Fussel eines alten, sicherlich alles andere als keimfreien Tuchs in eine eigens dazu beigebrachte Wunde gelegt und dann fest verschlossen! Unsere Altvorderen müssen wirklich hart im Nehmen gewesen sein!
                                Gruß, fps
                                Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X