Brief von 1897 - welche Söhne könnte der Vater mit 'Knaben' gemeint haben? Was denkt ihr?

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  • Ilja_CH
    Erfahrener Benutzer
    • 05.11.2016
    • 746

    Brief von 1897 - welche Söhne könnte der Vater mit 'Knaben' gemeint haben? Was denkt ihr?

    Hallo liebe Forengemeinde

    Ich habe einen Brief, in dem ein Mann einem Freund schreibt:

    „Am Samstag Nachm. werden meine Knaben Dir Kaffee bringen u. zwar 15 oder 20 Pfund, der Rest folgt nach.“

    Heute muss man zwei Stationen mit der Bahn fahren, um vom Wohnort des Briefschreibers zum Empfänger zu gelangen. Ob die Knaben damals den Zug nehmen durften oder marschieren mussten, ist nicht bekannt.

    Bekannt ist, dass das Verhältnis vom Briefschreiber zum Empfänger eher getrübt war und der Kaffee wohl dazu dienen sollte, die Gemüter zu beruhigen. Lieber die Jungs schicken als selber vorbei zu gehen.

    Aber welche der Söhne könnten gemeint sein? Denn der Briefverfasser hatte mehrere Söhne.

    Hier die Liste mit ihrem jeweiligen Alter zum Zeitpunkt des Geschehens:

    Sohn A war 17 Jahre und 21 Tage alt
    Sohn B war 15 Jahre und 9 Monate alt
    Sohn C war 13 Jahre und 5 Monate alt
    Sohn D war 11 Jahre und 11 Monate alt
    Sohn E war 8 Jahre und 3 Monate alt
    Sohn F war 4 Jahre und 2 Monate alt

    Welche davon könnten gemeint sein? Aus der Formulierung schliesse ich, dass zumindest zwei Jungs den Kaffee rübergebracht haben müssen. Sohn F ist zu jung, Sohn A und B sicherlich zu alt. Sohn C galt vermutlich damals auch nicht mehr als Knabe. Bleiben Sohn D und E? Oder ev. E mit F? Oder D, E und F?

    Wie ist eure Meinung dazu. Klar, wir können das nicht abschliessend klären, aber mehr Leute haben mehr Ideen als nur ich persönlich.

    Danke!
  • Saraesa
    Erfahrener Benutzer
    • 26.11.2019
    • 1010

    #2
    Das überhaupt zu klären, halte ich persönlich für unmöglich.
    Wikipedia definiert Junge/Knabe als "junger Mensch männlichen Geschlechts, der das Erwachsenenalter noch nicht erreicht hat, also ein männliches Kind oder ein männlicher Jugendlicher". D.h alle Kinder kommen in Frage.
    Ich persönlich hätte wahrscheinlich die ältesten Jungen losgeschickt, da sie allein am besten auf sich aufpassen können.

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    • Su1963
      Erfahrener Benutzer
      • 08.01.2021
      • 1243

      #3
      Zusätzlich zu den Söhnen kommt eventuell auch noch Gesinde in Betracht.


      Umgelegt auf Österreich könnte "ich schicke die Burschen vorbei" auch Knechte/Taglöhner bedeuten.Ich weiß allerdings nicht, wie breit der Begriff "Knabe" in der fraglichen Region verwendet wird.

      Kommentar

      • Ilja_CH
        Erfahrener Benutzer
        • 05.11.2016
        • 746

        #4
        Danke für eure Überlegungen.



        Ich dachte immer, Knabe sei nicht für Jugendliche verwendet worden, aber ich lag falsch.


        Wenn ich auf www.e-newspaperarchives.ch nach Knabe suche und folgende Filter einsetze, bekomme ich folgende Resultate.


        Filter: nur deutsch, nur Kanton Bern, nur 1890-1899.


        • zwölfjähriger Knabe
        • fünfjähriger Knabe
        • zehnjähriger Knabe
        • Totgeborener Knabe
        • jemand schrieb „als ich noch ein Knabe und Jüngling war“
        • ein Knabe von 16 bis 18 Jahren (Stelleninserate)
        • ein gut erzogener Knabe von 16 bis 17 Jahren (Stelleninserate)
        • 13-jähriger Knabe
        • zweijähriger Knabe

        Es werden zwar öfter jüngere Alter erwähnt, aber gelegentlich auch Jugendliche im höheren Alter, wobei das meistens Inserate waren. Interessant die Unterscheidung zwischen Knabe und Jüngling in mindestens einem Artikel.



        Diener (Gesinde) hatten meine Vorfahren sicherlich keine. Ich nehme an, solche hätten bezahlt werden müssen und Geld war knapp. Vor allem hätten es der Formulierung nach mehr als einer sein müssen. Aber ganz ausschliessen oder beweisen kann ich das natürlich nicht.

        Kommentar

        • Carolien Grahf
          Erfahrener Benutzer
          • 26.03.2021
          • 800

          #5
          Zitat von Ilja_CH Beitrag anzeigen
          Aber welche der Söhne könnten gemeint sein? Denn der Briefverfasser hatte mehrere Söhne.

          Hier die Liste mit ihrem jeweiligen Alter zum Zeitpunkt des Geschehens:

          Sohn A war 17 Jahre und 21 Tage alt
          Sohn B war 15 Jahre und 9 Monate alt
          Sohn C war 13 Jahre und 5 Monate alt
          Sohn D war 11 Jahre und 11 Monate alt
          Sohn E war 8 Jahre und 3 Monate alt
          Sohn F war 4 Jahre und 2 Monate alt

          Welche davon könnten gemeint sein? Aus der Formulierung schliesse ich, dass zumindest zwei Jungs den Kaffee rübergebracht haben müssen. Sohn F ist zu jung, Sohn A und B sicherlich zu alt. Sohn C galt vermutlich damals auch nicht mehr als Knabe. Bleiben Sohn D und E? Oder ev. E mit F? Oder D, E und F?
          Erlaube mir dir zu sagen, dass du etwas zu sehr im "Heute" denkst. Zu dieser Zeit war es nicht unüblich, dass 4 Jährige bereits in der Fabrik gearbeitet haben. Ebenso 8 jährige.

          Wer aus deiner Lieferkette raus fällt wäre m.E. A und B, denn die sind zu alt. [In dem Alter kann er/sie sogar schon -sofern die Eltern einverstanden waren- verheiratet sein.] Vermutlich aber haben sie gearbeitet und wenn man jemanden weg schickt etwas zu erledigen, kann derjenige seine Arbeit zu Hause nicht verrichten.

          Es kommen daher für mich nur in Frage: C,D und E.
          C,D und E sind eher noch Knaben, während F wahrscheinlicher der Bub war.

          Beweisen wirst du das nie, denn in Familien gab es immer sehr persönliche und individuell ausgelegte Benennungen.

          Kommentar

          • Ilja_CH
            Erfahrener Benutzer
            • 05.11.2016
            • 746

            #6
            Danke für deine Meinung.



            Erlaube mir dir zu sagen, dass du etwas zu sehr im "Heute" denkst. Zu dieser Zeit war es nicht unüblich, dass 4 Jährige bereits in der Fabrik gearbeitet haben. Ebenso 8 jährige.
            Kann schon sein, aber was kann ein 4-jähriger in einer Fabrik schon machen? Und wie lernt man ihm die Arbeit und vor allem wie kann gewährleistet werden, dass er auch durchgehend gut arbeitet und nicht einfach wegläuft, was falsch versteht, sich verletzt usw.? 8-jährige kann ich mir durchaus vorstellen, aber 4-jährige? Ob das oft der Fall war?


            Gem. diesem Text* waren vor allem sechs- bis zehnjährige Kinder und nur manchmal auch jüngere vor allem in Baumwollspinnereien in der Ostschweiz und Zürich am arbeiten.



            Da meine Vorfahren und diese Knaben in Huttwil lebten und ich weiss, dass einige sicher die obligatorische Schule abgeschlossen haben, kann Fabrikarbeit hier sicher ausgeschlossen werden.



            Zudem scheint es ein Fabrikgesetzt 1877 gegeben zu haben, dass z. B. die Arbeit von unter 14-jährigen Kindern verboten hatte.



            *

            Als Kinderarbeit gilt eine Erwerbstätigkeit unter der gesetzlichen Alterslimite des vollendeten 15. Altersjahres (Kindheit). In der Schweiz wird das Mindestalter durch das Arbeitsgesetz, das Heimarbeitsgesetz und die obligatorische Schulzeit von neun Jahren festgelegt. Am Anfang des 21. Jahrhunderts war Kinderarbeit in der Schweiz kein gesellschaftliches Problem mehr.






            Was sagt es aus, dass der Vater die Knaben am Samstag als Botengänger losschickt und nicht an einem anderen Tag?

            Heute würde ich sagen, weil der Empfänger dann frei hat. Oder weil die heutigen Jungs am Samstag nicht in der Schule sitzen. Aber was galt dann?

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            • Muecke
              Benutzer
              • 08.06.2020
              • 75

              #7
              Huhu.

              Also für mich persönlich kommen C und D am ehesten in Frage. F ist mir zu jung, A und B sind höchstwahrscheinlich schon in der Ausbildung, wenn nicht gar schon am arbeiten

              Gruß, Jan

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