Waren Grenzen Hindernisse ?

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  • Balle
    Erfahrener Benutzer
    • 22.11.2017
    • 2356

    Waren Grenzen Hindernisse ?

    Ein Zweig meiner Ahnen kommt aus der Region Spremberg.
    Ich konnte da bereits etliche Spuren erfolgreich verfolgen, einige Daten besonders im 18. Jhdt verstecken sich ein bißchen. Dazu kommt dass es deutsche und sorbische Ahnen gibt sowie deutsche und wendische Kirchenbücher.
    Bei meinen Überlegungen wo ich noch suchen könnte ist mir aufgegangen, dass dort zumindest heute die Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen verläuft. Den früheren Verlauf suche ich noch.
    Meine Frage dazu: Liebe spielte zu der Zeit wohl eher eine untergeordnete Rolle, aber wie war es mit den Kontakten in andere Staatsgebiete. Hat man seine brandenburgische Tochter etwa einfach so einem Sachsen zur Frau geben können?
    Für mich ergibt sich daraus auch ein Hinweis auf die Suche nach weiteren Vorfahren. Muß ich auch über die Grenze schauen? Oder konnten die Familien einfach in ein anderes Staatsgebiet und dort einheiraten.
    Wo muß ich weiter suchen? Sachsen oder Preußen, oder Lausitz allgemein.
    Lieber Gruß
    Manfred


    Gesucht: Herkunft von Johann Christoph Bresel (Brösel, Prehel, Brahel),
    ehem. Dragoner im Churfürstlich Sächsischem ehemaligen Herzog Churländischen Regiment Chevaux Legers in Zittau.
    Eheschließung 1781 in Zittau

  • #2
    Hallo,
    eigentlich brauchte man, wenn man in einen anderen Staat reisen wollte, einen Reisepass. Und wenn man sich in einem anderen Staat niederlassen wollte, brauchte man einen Heimatschein. Oder man musste die Staatsbürgerschaft wechseln. Man war dann z.B. kein sächsischer Untertan mehr, sondern ein preußischer Untertan.

    Man konnte also nicht einfach ohne Kontrollen die Grenzen überschreiten. Der preußische König oder deutsche Kaiser hatte z.B. Polen aus Russisch-Polen, die keine preußischen Untertanen waren und nicht aus der Provinz Posen stammten, aus Preußen ausgewiesen. Es gab natürlich auch Personen, die Reisepässe fälschen konnten, was zur damaligen Zeit recht häufig gemacht wurde.
    Zuletzt geändert von Gast; 17.02.2021, 13:05.

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    • Basil
      Erfahrener Benutzer
      • 16.06.2015
      • 2418

      #3
      Hallo Manfred,

      du könntest auf Wikipedia mal zur Geschichte der Niederlausitz nachlesen. Auf den gezeigten Karten kannst du erkennen, wie weit Spremberg damals von Brandenburg entfernt war. Spremberg liegt nun mal mitten in der Lausitz und die gehörte von 1635 bis 1815 komplett zu Sachsen.

      Viele Grüße
      Basil
      Zuletzt geändert von Basil; 17.02.2021, 13:16.
      Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
      Raum Zittau: Heidrich, Rudolph
      Erzgebirge: Uhlmann, Lieberwirth, Gläser, Herrmann
      Burgenlandkreis: Wachtler, Landmann, Schrön


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      • Bergkellner
        Erfahrener Benutzer
        • 15.09.2017
        • 2351

        #4
        Bei der Kleinstaaterei in Deutschland konnte Heiraten über die Landesgrenze echt zum Problem werden.

        Wollte man sich ansiedeln, eine Arbeit ausüben, Geselle oder Meister werden, einen Bauernhof erwerben und/oder heiraten, musste man die alte Staatsbürgerschaft aufgeben und die neue annehmen.
        Was dann meist zu erheblichen Schwierigkeiten führte, wollte man wieder in die alte Heimat zurück.
        Ein Beispiel aus meiner Erfahrung: eine junge Frau aus Sachsen(Zwickau) heiratet einen Lehrer aus Potsdam, muss dafür ihre sächsische Staatsbürgerschaft aufgeben und die preußische annehmen. Zehn Jahre später ist sie Witwe mit drei Kinder und beantragt für sich und ihre Kinder in ihrer Geburtsstadt die Aufnahme in die sächsische Staatsbürgerschaft...

        Also würde ich an deiner Stelle über den Tellerrand(Brandenburg) hinaus nach Sachsen suchen.
        Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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        • Lock
          Erfahrener Benutzer
          • 07.04.2016
          • 452

          #5
          Hallo Manfred

          Es kommt immer auf den Zeitraum an in dem du suchst.
          1789 gehörte die Spremberger Gegend zum Beispiel zu Sachsen.

          v.G. Gerhardt

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          • consanguineus
            Erfahrener Benutzer
            • 15.05.2018
            • 5533

            #6
            Hallo zusammen!

            Ein großer Teil meiner Vorfahren stammt aus einer Gegend, die territorial extrem zersplittert war. Vom Hügel hinter meinem Haus kann ich inclusive "meinem" drei zeitgleich existiert habende deutsche Staaten sehen. Ein vierter liegt hinter einem weiteren Hügel verborgen. So überrascht es nicht, daß es in meiner Familie sehr viele Heiraten zwischen Angehörigen fremder Staaten gab. Richtung Osten war die Grenze zu Halberstadt/Brandenburg/Preußen noch nicht einmal einen Kilometer entfernt. Richtung Süden dieselbe Grenze etwa zwei Kilometer. Richtung Westen waren es etwa zehn Kilometer nach Hildesheim/Hannover, wobei es dorthin relativ wenig Austausch gab. Dort lebten nämlich einige Katholiken, und wenn Staatsgrenzen kein Ehehindernis darstellten, so waren konfessionelle Grenzen unüberwindlich. Richtung Südwesten lag die Baronie Schauen. Es gab nahebei auch ein Dorf, was teils braunschweig-wolfenbüttelisch, teils brandenburgisch war, und das auch noch als Flickenteppich.

            Alle diese Staatsgrenzen stellten keinerlei Hindernisse dar. Es gab zwar Zollstationen, aber die konnten leicht umgangen werden. Von Pässen ist mir nichts bekannt. Auch habe ich noch nie ein Dokument in der Hand gehabt, in dem es darum ging, daß ein Mensch des 17. oder 18. Jahrhunderts aus seiner Staatsbürgerschaft entlassen wurde oder eine neue annahm. Sicherlich gab es Regelungen dazu, aber ich habe so etwas eben noch nicht gesehen.

            Für mich hochinteressant ist in diesem Zusammenhang folgende Frage: Im Fürstentum Wolfenbüttel beispielsweise war die Leibeigenschaft unbekannt. Was passierte mit solchen freien Menschen, die in einen Nachbarstaat heirateten, in dem die Leibeigenschaft noch nicht abgeschafft war? Wurden sie durch die Heirat unfrei? Ich kann es mir kaum vorstellen, denn dann wären sie ja ziemlich blöde gewesen, dorthin zu heiraten.

            Viele Grüße
            consanguineus
            Suche:

            Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
            Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
            Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
            Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
            Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
            Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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            • #7
              Hallo,
              ich kenne diese Regelungen nur für Preußen und Russland des 19. Jahrhundert. Wie es in anderen Staaten und zu anderen Zeiten geregelt war, weiß ich auch nicht. Aber ich denke, dass diese Regelungen speziell im 19. Jahrhundert verschärft wurden, um die eigenen Untertanen besser zu kontrollieren.

              Speziell in Preußen war der Hintergrund für die Verschärfung die Einführung der Wehrpflicht. Es durften nur Personen Preußen verlassen, die bereits ihre Wehrpflicht erfüllt haben. Deshalb gab es spezielle Heimatscheine und Matrikelakten, die die Untertanen danach kontrollieren sollten. Personen, die diese Vorschriften missachtet haben, haben ihre preußische Staatsbürgerschaft verloren und wurden staatenlos.
              Zuletzt geändert von Gast; 17.02.2021, 15:07.

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              • Balle
                Erfahrener Benutzer
                • 22.11.2017
                • 2356

                #8
                Moin, hier mal eine Entlassung aus der Staatsbürgerschaft. Bei Auswanderern war das wohl üblich.
                In diesem Fall war das 1892.
                Quelle bzw. Art des Textes: Entlassung aus der Staatsangehörigkeit. Jahr, aus dem der Text stammt: 1892 Ort und Gegend der Text-Herkunft: Aurich Namen um die es sich handeln sollte: Ich benötige etwas Hilfe, ich würde gern mehr verstehen. Bisher habe ich: Aurich, den 5. April 1892 Der unterzeichnete königliche Regier

                Ich kann mir das bei Wechsel in ein anderes Herrschaftsgebiet gut vorstellen.
                Ist aber wohl auch abhängig von der Epoche.
                Zuletzt geändert von Balle; 17.02.2021, 15:34.
                Lieber Gruß
                Manfred


                Gesucht: Herkunft von Johann Christoph Bresel (Brösel, Prehel, Brahel),
                ehem. Dragoner im Churfürstlich Sächsischem ehemaligen Herzog Churländischen Regiment Chevaux Legers in Zittau.
                Eheschließung 1781 in Zittau

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                • consanguineus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.05.2018
                  • 5533

                  #9
                  Hallo Balle,

                  ich habe so etwas auch bei einem Mann aus meiner weiteren Familie, der 1850 nach Hamburg ausgewandert ist. Da geht es dann auch darum, ob er seine Wehrpflicht in der alten Heimat erfüllt hat.

                  Aber aus "alten Zeiten" kenne ich so etwas nicht.

                  Viele Grüße
                  consanguineus
                  Suche:

                  Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                  Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                  Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                  Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                  Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                  Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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