(Wie) haben Eure Vorfahren Urlaub gemacht?

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  • Rolf Stichling
    Erfahrener Benutzer
    • 21.06.2011
    • 791

    #16
    Wie haben unsere Vorfahren Urlaub gemacht?

    Wie soll man so eine Frage bei vielleicht 400 erfaßten Personen in etwa 400 Jahren beantworten?

    Zunächst muß man sagen, wenn sie in Urlaub fuhren, dann richtig! Nicht mal eben für zwei Wochen irgendwo hin jetten, sondern - wenn, dann richtig!
    Man bereitete solche Reisen vor, traf unterwegs Bekannte – oder machte neue Bekanntschaften. Wichtig war auch, daß es nicht nur auf das Ziel ankam. Man flog ja nicht, benutzte auch keine Autobahnen, die an den Städten vorbeiführten. Sondern die Kutsche hielt alle paar Stunden an. Schließlich mußten die Pferde versorgt oder gewechselt werden. Also schauten sich die Gäste um. Jede Stadt, die an der Wegstrecke lag, sah man auch an.

    Etwa um 1650 herum machte einer meiner Vorfahren nach Abschluß seines Theologiestudiums eine ausgiebige Reise durch Frankreich und die Niederlande. Solche Kavalierreisen waren damals gar nicht so selten!

    Ein Ururururgroßvater von mir (auch ein Geistlicher) warf 1769 als junger Mann seinen Job in Riga hin, lieh sich von seinen Freunden Geld und machte erst mal eine lange Reise durch Nord- und Westeuropa. Klar gehörte neben Amsterdam auch Paris zu seinem Reiseprogramm. Dort hing er mit den anderen ausgeflippten Typen der damaligen Zeit herum und chillte in den dortigen Kunstsammlungeun und Bibliotheken aus.

    Auch später – er hatte sich in Weimar niedergelassen - war er reiselustig und besuchte gern seine Freunde z.B. in Hamburg. 1783 nahm er auf einer solchen Reise auch mal sein neunjähriges Söhnchen mit und besuchte seine Freunde (Kollegen) in Halberstadt, Braunschweig, Hamburg und Wandsbeck. Da war man schon mal sechs Wochen auf Tour (und fand bei der Heimkehr ein weiteres Kindchen vor). Aus den Jahren 1785 und 1786 weiß ich, daß er zur Kur nach Karlsbad fuhr, in anderen Jahren war er zur Kur auch in Pyrmont, in Eger und in Aachen. 1788 gönnte er sich dann eine mehrmonatige Reise nach Italien.

    Mein Urururgroßvater Konstantin Stichling fuhr Anfang des 19. Jahrhunderts von Weimar aus für einige Monate in die Schweiz. Wahrscheinlich weniger zum Skilaufen, sondern eher im Sinne eines Bildungsurlaubs. Er hat sich zumindest in der schweizerischen Landwirtschaft umgesehen und die Beobachtungen als Weiterbildung verbucht. Er hat übrigens auf dieser Reise seine frisch angetraute Ehefrau mitgenommen, und das erste Kind aus dieser Ehe wurde in der Schweiz im Kanton Bern geboren. 1836 in einem Alter von immerhin schon 70 Jahren machte er von Weimar aus noch mal eine Reise in das Seebad Swinemünde.

    Naja, und er (der Sohn vom Konstantin, also mein Ururgroßvater)



    nannte 1854 seinen Urlaub auch "Kur".

    Er fuhr übrigens schon als Kind in die Ferien. Die Familie unterhielt neben dem Haus in Weimar noch eine Wohnung in Berka an der Ilm, wo die Kinder im Sommer für mehrere Wochen mit der Mutter lebten.
    Zuletzt geändert von Rolf Stichling; 07.09.2011, 20:03.
    Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.

    Rolf Stichling

    PS. Ich suche die Herkunft von

    Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
    In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
    1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

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    • Eva64
      Erfahrener Benutzer
      • 08.07.2006
      • 811

      #17
      Ich weiß nur von meinem Urgroßvater (*1876), dass er wegen seines Rheumas regelmäßig ins Allgäu ging. Er gehörte aber in meiner Verwandtschaft zu den mobilen Personen. Geboren wurde er im Welzheimer Wald, hatte seine erste Arbeitsstelle im Allgäu und war später in Straßburg und Köln und dann zeitweise für seine Firma als Reisender tätig, wobei er durch ganz Württemberg kam. Regelmäßige Besuche der Verwandtschaft im Welzheimer Wald und im Remstal gehörten bei ihm und seiner Frau dazu. Ihre Tochter war auch häufig dort. Anfangs reiste sie mit ihrer Mutter dort hin, als junge Frau auch alleine.
      Die anderen Vorfahren hatten als Bauern vermutlich kaum die Zeit und Gelegenheit größere Reisen zu machen. Da ging es höchstens mal auf einen Viehmarkt in der weiteren Umgebung. Wobei ich vermute, dass sporadisch auch Verwandtenbesuche gemacht wurden.

      Grüßle
      Eva

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      • Garfield
        Erfahrener Benutzer
        • 18.12.2006
        • 2142

        #18
        Mein Urgrossvater (1900-1972) ist öfters mit dem Mofa von der Schweiz nach Italien gefahren, wegen der schönen Landschaften, von denen er dann Ölbilder malte. Damals musste man noch über die Berge fahren, den Tunnel gabs erst für die Bahn.

        Meine Grossmutter und ihre Geschwister haben ihre Schulferien öfters bei Verwandten auf Bauernhöfen verbracht und mussten dort natürlich mithelfen. Trotzdem haben sie es als Urlaub erlebt.
        Sie hat erzählt, dass sie ab und zu Besuch von den Verwandten aus Deutschland bekamen. Ich nehme an, die blieben dann längere Zeit. Irgendwo habe ich ein Bild von Verwandten aus Berlin, mit einem Mofa. Vermutlich sind sie damit bis hierher gefahren.

        Bei meinen Verwandten/Vorfahren in Italien habe ich nichts darüber rausgefunden, dass die je Urlaub gemacht hätten. Meistens haben die innerhalb von ihrem Dorf geheiratet, da konnten sie ja auch keine Verwandten besuchen gehen.
        Ich habe allerdings ein Foto von meinen Grosseltern in Badekleidern am Meer, vermutlich aus den 50ern . Als ich klein war, fuhren alle näher Verwandten (Grosseltern, Tanten/Onkel, Cousins) jeweils am Sonntag zusammen ans Meer. Es wurden mehrere Sonnenschirme nebeneinander aufgestellt und mit zugehörigen Tüchern verbunden (als Rückwand). Zu Mittag gabs kalte Pizza und Lasagne, welche alle Frauen der Familie am Morgen früh vorbereitet hatten. Gebadet wurde manchmal auch, aber eher von den Kindern, Erwachsene können dort noch heute kaum schwimmen .
        Viele Grüsse von Garfield

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        • Alrunia
          Erfahrener Benutzer
          • 13.02.2010
          • 173

          #19
          Hallo,

          bei meinen Vorfahren war auch kein Urlaub drin. Weite Strecken fuhr man normalerweise nur, um eine neue Arbeit aufzunehmen.

          Ein Cousin (*1914) meines Großvaters erzählte mir, dass er als sehr junger Mann mit einem Freund nach Süddeutschland geradelt ist. Nachts ketteten sie sich die Fahrräder an den Beinen fest, da sie Diebstahl befürchteten.
          Leider ist er schon länger tot, heute würde ich mir wohl alles aufschreiben und nach Details fragen.

          LG
          Laura

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          • meena
            Benutzer
            • 04.10.2009
            • 20

            #20
            Also, ich weiß nur, dass meine Ururgroßeltern (*1865 und *1869) (väterlicherseits) mal zur Kur in Bad Elster waren (aber nur Dank eines Fotos, das dort in den 30ern gemacht wurde und der Beschriftung, die meine Uroma gemacht hat)... aber da sie ja selbst auch aus Sachsen kamen, war das nun nicht soooo weit.

            Mein Urgroßvater (*circa 1898) (mütterlicherseits) ist mal von Sydow (Kreis Schlawe, Pommern) nach Berlin zu den Olympischen Spielen nach Berlin gefahren, für die 30er Jahre damals auf dem Land schon nicht so leicht dahinzukommen, bzw überhaupt mal wegzukommen.

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            • Karl Heinz Jochim
              Erfahrener Benutzer
              • 07.07.2009
              • 4805

              #21
              Hallo, Christel,
              wie Du schon gleich richtig bemerkt hast, ist der historische Zeitraum recht begrenzt. Meine beiden Großelternpaare, alle um 1880 geboren, machten niemals Urlaub. Das weiß ich aus den aufgeschriebenen Lebenserinnerungen und Erzählungen meiner Mutter. Sie besuchten, wenn überhaupt, höchstens mal in der Umgebung ihre Geschwister und weiteren Verwandten. Meine Oma mütterlicherseits war eines von 17 Kindern, da fehlten eh die Mittel für einen Urlaub im klassischen Sinne; war auch um die Jahrhundertwende noch nicht so üblich. Meine Eltern, 1905 und 1908 geboren, waren da in späteren Lebensjahren schon etwas aktiver. Meine Mutter machte ihre erste Reise nach Waldbröl ins Bergische Land und schickte ihrer Mutter am 20.08.1938 eine Ansichtskarte vom Schloss Gimborn, die ich heute noch habe. Da ihre Schwester 1939 nach München zog, besuchte sie diese ab dann und machte Ausflüge in die Umgebung, z.B. nach Mittenwald. Nach dem Krieg war das erste Urlaubsziel meiner Eltern (schon mit mir) 1954 der Schwarzwald. Die Ansprüche und die finanziellen Mittel waren eben damals gering. Die meisten deutschen Männer machten ihre ersten Auslandsaufenthalte in den beiden Weltkriegen, meine Opas in Frankreich, mein Papa in Russland; alle kamen wieder heim!
              Liebe Grüße
              Karl Heinz

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              • alfio
                Erfahrener Benutzer
                • 02.02.2009
                • 142

                #22
                Hallo Christel!
                Meine Großeltern reisten Ende 19. JH. an den Mondsee. Unterbrachen die Anreise und wohnten, da Oma geizig war, in Jugendherbergen. Dort beglückten sie einmal Wanzen. Oma war sauer. Vor Ort hatten sie ein Hotel. Die Postkarten an die Familie von damals habe ich. Von 1893 - 1939 reisten meine Großeltern in jedem Jahr 2 x. Sie hatten ein gut gehendes Geschäft. Die Kinder wurden von der Großmutter, bzw. der Hausdame, betreut und auch erzogen. Viel gekümmert hat sich meine Großmutter nicht um ihre Kinder. Da halfen auch nicht die teuren Geschenke. Ein herzliches Verhältnis zu ihren Kindern gab es nie.
                Viele Grüße
                alfio

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                • Ritterrath
                  Erfahrener Benutzer
                  • 05.08.2010
                  • 526

                  #23
                  Selbst meine Großeltern haben keinen Urlaub gemacht. Ein Opa ist einmal nach Frankreich gefahren zu dem Bauern wo er in Gefangenschaft arbeiten mußte. Ansonsten keine Ahnung
                  Ritterrath/Retterath in Sinzig und Königsfeld
                  Fabritius und Jonas in Sinzig
                  Steinmetzler in Sinzig
                  Schmickler in Sinzig
                  Knieps in Ahrweiler

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                  • Hemaris fuciformis
                    Erfahrener Benutzer
                    • 19.01.2009
                    • 1800

                    #24
                    Hallo zusammen,

                    da ich auch grade aus dem Urlaub komme (Kroatien) finde ich das eine tolle Frage - weiß aber nur von einem Urgroßvater *1849, daß er um 1870 die Niagara-Fälle besucht hat ( die seitenlangen Briefe nach Hause haben wir heute noch ).

                    Irgendwer aus der Verwandtschaft muß aber auch vor 1900 schon in Ägypten gewesen sein - ich habe als Kind Bilder davon gesehen, weiß aber nicht mehr wer es genau war.

                    So weit bin ich jedenfalls noch nicht rumgekommen.

                    Gruß
                    Christine

                    Kommentar

                    • Juanita
                      Erfahrener Benutzer
                      • 22.03.2011
                      • 1425

                      #25
                      Hallo Christine,

                      Ich weiß nur von meinen Großeltern väterlicherseits, daß sie regelmäßig in ihrem Garten, etwas außerhalb ihrer Kleinstadt, Urlaub machten, weil ich als Kind oft dort war.

                      Juanita

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                      • apricitas
                        Erfahrener Benutzer
                        • 31.07.2011
                        • 116

                        #26
                        Leider weiß ich von solchen Reisen gar nichts - keine Karten, Fotos oder Briefe =(
                        Schade eigentlich, ich interessiere mich sehr dafür, was unsere Vorfahren damals so erlebt haben.
                        Liebe Grüße

                        Petra

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                        • Narbonne
                          Erfahrener Benutzer
                          • 01.08.2010
                          • 438

                          #27
                          Reisen

                          Hallo,
                          meine Großeltern sind immer zur Baumblüte nach Werder gefahren oder zum Feriengrundstück nach Oranienburg. da müssen sie doch immer ewig unterwegs gewesen sein ?
                          Gruß Narbonne

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                          • Lauer1974

                            #28
                            Also ich kann mich leider nur an meine Oma und Eltern erinnern. Meine Oma hatte in den 70er Jahren sogar mal ne zeitlang bei unseren Bekannten in Spanien gelebt und das war mehr als nur 3 Monate.

                            Meine Mutter hat mir oft von ihren diversen Ausflügen in den Harz, an die See oder nach Österreich erzählt. Davon existieren auch Fotos. Aber die vorherige Generation, da hab ich leider auch so gut wie keine Infos. Zudem kannten sie auch nicht das Wort Urlaub so richtig. Es musste ja irgendwie Geld verdient werden und die Kinder versorgt....

                            So richtig Urlaub ging es dann wohl erst mit meiner Generation Mitte der 70er Jahre los. Meinen ersten Urlaub verbrachte ich dann mit 2 Jahren schon an der Nordsee. Seitdem fahr ich regelmäßig weg, aber wie gesagt, nur das andere weiß ich gar nicht. Geht leider nur bis zu meinen Großeltern zurück.

                            Gruß Barbara

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                            • liseboettcher
                              • 26.03.2006
                              • 696

                              #29
                              Urlaub der Großeltern

                              Meine beiden Großelternpaare, geboren 1869 bzw. 1880, waren selbständige Fleischermeister, also "bessergestellt". Sie hatten schon um 1935 PKW's - Horch bzw. Opel, konnten aber beide nicht fahren. So hatte ein Opa sogar einen "Fahrer" (Bild vorhanden). Später fuhren die Schwiegersöhne die Familien bis zum 2. WK, es gab öfters mal Fahrten zu Verwandten oder sogar Ausflüge ins Gebirge. Es gab sogar Urlaubsreisen, z.B. ein Opa mit Geschäftsfreunden und anderen bekannten Herren war in Karlsbad. Die beiden Omas reisten mal nach Schwarzburg, auch Oma mit uns Kindern nach Oberhof. Da erinnere ich mich noch an einen Fliegerangriff 1942, wir hörten die Flugzeuge über uns hinweg brummen. Bilder von fast allen Reisen sind vorhanden, da freue ich mich immer wieder. Die Geschäfte mußten aber immer weitergehen, Schließzeiten gab es nicht.
                              LG Lise

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