Pflegeeltern oder nicht?

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  • hotdiscomix
    Erfahrener Benutzer
    • 20.05.2008
    • 755

    Pflegeeltern oder nicht?

    Heute würde ich gerne mal euere Meinung hören, ob man bei folgender Geschichte die "Eltern" als Pflegeeltern mit in den Stammbaum aufnimmt.

    Der Bruder meines Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-Großvaters ging, nachdem er sich in verschiedenen Berufen versucht hatte, als Berufssoldat zum Heer. Sein Regiment zog 1683 nach Böhmen/Ungarn um dort gegen die Türken zu kämpfen. Aufgrund seiner Vielseitigkeit musste er nicht kämpfen, sondern wurde Bursche zweier adliger Offiziere. Im Herbst 1683 wurde die Festung Gran erobert und in einem Raum des Gouverneurs-Palast fand er ein etwa 2-3 jähriges, verwaistes türkisches Mädchen. Mit Zustimmung der Offiziere, durfte er es "mitnehmen" und es wuchs dann in der Truppe mit auf. Er fand für die Pflege eine Frau eines Unteroffiziers. 1687 war für die Truppe der Krieg beendet und sie gingen zurück nach Dresden. Da der Unteroffzier bei einen der letzten Kämpfe gefallen war, heiratete der Vorfahre die Witwe und das türkische Mädchen wuchs in dieser Familie auf. Nach dem Krieg quittierten die beiden Offiziere den Kriegsdienst und mein Vorfahre und seine Frau wurden als Bedienstete bei einem der beiden angestellt.
    Mit ca. 12 Jahren (1691) wurde das türkische Mädchen christlich getauft. Als Nachnamen wählte man aber nicht den Familienname meines Vorfahren, sondern "Waise". Das Kind hatte damals acht Taufpaten, wovon der Großteil aus Adelsfamilien stammte.
    1707 heiratete die junge Türkin dann ihren "Cousin" - also den Sohn meines Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-Großvaters.

    Ich denke es wird keine offiziellen Unterlagen geben, das die beiden damals das Kind adoptiert haben. Es wird sich einfach so entwickelt haben. Kann man die beiden trotzdem als Pflegeeltern des Kindes im Stammbaum erfassen?
    Die leiblichen türkischen Eltern wird man ja nie ausfindig machen können. Zu der Zeit war es auch "üblich", das höhergestellte türkische Gefangene inkl. ihrer Ehepartner ermordet wurden. Da das Kind gut gekleidet und mit reichlich Schmuck gefunden wurde, ist davon auszugehen das sich um das Kind aus besseren Hauses handelte.

    Steffen
    ~*~ Organisation ist, weder den Dingen ihren Lauf noch den Menschen ihren Willen lassen. ~*~
  • karin-oö
    Erfahrener Benutzer
    • 01.04.2009
    • 2633

    #2
    Hallo Steffen,

    ich denke, dass man Pflegeeltern (mit einem entsprechenden Vermerk) natürlich in den Stammbaum aufnehmen sollte, denn vor allem wenn es so lange zurückliegt wie in diesem Fall, kommt es ja nicht mehr so sehr auf die Blutsverwandtschaft an, sondern vielmehr um die gemeinsame Geschichte.

    Bei mir gibt es eine Geschichte von einem Bauernhof, auf dem das Besitzer-Ehepaar (lebte um 1800) kinderlos blieb. Um den Hof übergeben zu können, wurde das uneheliche Kind der Dienstmagd von den Bauersleuten adoptiert, mit einem Verwandten der Bäurin verheiratet, und schon hatte man Nachfolger gefunden. Die Adoption erfolgte erst unmittelbar vor der Hochzeit, sodass diese Tochter nie den Namen der Adoptiveltern trug.
    Wer weiß, vielleicht war ja auch der Bauer selbst der leibliche Vater dieses Kindes, sodass die Übergabe doch nicht so willkürlich war, wie es aussieht. Die Bäurin, die wahrscheinlich die Schuld der Kinderlosigkeit bei sich sah, wurde dadurch "entschädigt", dass durch die Heirat der Adoptivtochter mit ihrem Neffen doch wieder alles in der Familie blieb.
    Aber wer will das heute noch feststellen, wenn solche Tatsachen früher nie öffentlich ausgesprochen werden durften und alles unter den Teppich gekehrt wurde?
    Deshalb glaube ich, sollen derartige Ungereimtheiten im Stammbaum einfach als solche angeführt werden.

    In diesem Sinne, schöne Grüße
    Karin

    Kommentar

    • gudrun
      Erfahrener Benutzer
      • 30.01.2006
      • 3277

      #3
      Hallo,

      solche Begebenheiten vermerke ich bei mir immer bei den Bemerkungen oder Notizen.
      Eine solche Familiengeschichte ist doch sehr interessant. Die wirklliche Abstammung wird man nach so langer Zeit sowieso nicht mehr feststellen können.

      Viele Grüße
      Gudrun

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