Vorfahren als Opfer von Verbrechen

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  • karin-oö
    Erfahrener Benutzer
    • 01.04.2009
    • 2633

    Vorfahren als Opfer von Verbrechen

    Hallo zusammen,

    bei meinen Nachforschungen möchte ich hinter den reinen Namen und Daten auch immer Geschichten erfahren, weil diese das ganze ja erst spannend machen, auch wenn sie manchmal einen negativen Beigeschmack haben. Eine dieser Geschichten konnte ich jetzt zufällig vervollständigen:
    Eine Schwester meines Ur-ur-Großvaters war im September 1906 gestorben, im Totenbuch stand folgender Eintrag:
    5. September 1906
    Franziska Novak
    Led. Dienstmagd im Forsthause hies. Pf., geb. in Benetschau
    30 J. 9 M. geb. 6.11.1875, Tod durch Erdrosselung

    Die Pfarrchronik berichtete schon etwas ausführlicher darüber:
    In der Nacht vom 4. auf den 5. September wurde im hiesigen Forsthause die Magd Franziska Nowak ermordet. Man fand dieselbe am 5. Sept. um 6 Uhr früh am Heuboden des Forsthauses anscheinend erhängt. Die gerichtliche Kommission konstatierte jedoch, daß ein Selbstmord ausgeschlossen ist u. die Bedauernswerte das Opfer eines Verbrechens geworden ist. Sie hat den Tod durch Erdrosselung gefunden. Die eingeleitete Untersuchung führte leider zu keinem Resultate bezügl. des unmenschlichen Täters.

    In der Folge machte ich mir keine großen Gedanken, warum die Bedauernswerte sterben musste, doch vor wenigen Tagen erzählte mir unser "Dorfältester" (Jahrgang 1913) zufällig und von sich aus, dass in seiner Jugendzeit noch oft über diesen Mord geredet wurde:
    Man erzählte sich, dass der Förster, bei dem Franziska Novak bedienstet war, diese geschwängert haben soll. Weil er sich als verheirateter Familienvater und als Mann in angesehener Position nicht erlauben konnte, dass dies an die Öffentlichkeit drang, soll er sie auf so grausame Weise aus dem Weg geschafft haben. Ihm konnte jedoch niemals etwas nachgewiesen werden.

    Solche Geschichten machen einen auch 100 Jahre später noch betroffen, und so wollte ich wissen, ob ihr auch ähnliche Geschichten kennt, die man sich über Generationen hinweg nur hinter vorgehaltener Hand weiter erzählt.

    Schöne Grüße
    Karin
  • Gritl
    Benutzer
    • 22.05.2008
    • 51

    #2
    Hallo Karin

    Also ich habe eine ziemlich aehnliche Geschichte. Die wurde zwar nicht in der Familie weitergegeben - ich fand nur einen Hinweis auf einem an mich weitergereichten Stammbaum, das besagte Person ermordet wurden sei.

    In der Familie selbst konnte sich keiner daran erinnern. Ich hatte dann aber das unglaubliche Glueck und habe die Zeitungsbeitraege mit ausfuehrlicher Beschreibung gefunden!

    Kate war damals 30 Jahre alt, unverheiratet und lebte allein in einem Gartenhaeuschen des Gutbesitzers, bei dem sie arbeitete.

    Im Dezember 1893 fand man ihre Leiche im nahgelegen Wald. Sie wurde brutal erschlagen, aber nichts war gestohlen wurden.

    Man verhaftete einen entflohenen Straefling, der sich gerade in der Gegend aufhielt, konnte aber dessen Unschuld beweisen.

    Der letzte Zeitungsartikel weist darauf hin, dass der Gutsbesitzer eigentlicher Hauptverdaechtiger war/blieb, man ihm aber nichts beweisen konnte.

    LG
    Gritl

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    • karin-oö
      Erfahrener Benutzer
      • 01.04.2009
      • 2633

      #3
      Hallo Gritl,

      auch im Fall der Franziska Novak war es so, dass gleich mal ein junger Bursch aus dem Ort verhaftet wurde, der aber seine Unschuld beweisen konnte. Über den Verdacht am Förster durfte man sich damals wahrscheinlich in einem so kleinen Dorf wie dem unseren nicht laut äußern.
      Jetzt wo du mich darauf bringst, könnte ich vielleicht auch versuchen, einen Zeitungsartikel aus der Zeit zu bekommen, evtl. ist ja daraus noch etwas über die näheren Umstände zu erfahren.

      Schöne Grüße
      Karin

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      • robotriot
        Erfahrener Benutzer
        • 20.02.2009
        • 690

        #4
        Er war zwar kein Vorfahr von mir, aber der Ehemann der Schwester meiner Urgroßmutter wurde auf einer Geschäftsreise in Böhmen am 01.08.1914 erstochen. Über die genauen Umstände oder den Todesort weiß ich aber auch nichts näheres.

        Kommentar

        • Eva64
          Erfahrener Benutzer
          • 08.07.2006
          • 810

          #5
          Der Bruder meiner Urgroßmutter, war ein Mordopfer. Nicht in Deutschland, sondern in Persien. Dazu gab es den angehängten Zeitungsbericht. Dieses Ereignis blieb schon wegen des "exotischen" Landes hängen und wird weitererzählt. Da tauchen dann auch so Details auf, dass von seinem ganzen Vermögen nichts in der Heimat ankam...

          Grüße
          Eva
          Angehängte Dateien

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          • gudrun
            Erfahrener Benutzer
            • 30.01.2006
            • 3277

            #6
            Hallo Eva,

            sehr interessanter Artikel über den Bruder Deiner Urgroßmutter. Und sehr informativ.
            Ich habe nur ein Gerücht zu bieten. Mein Urgroßvater war mit einem Bekannten unterwegs und verunglückte dabei tödlich. Er kam unter einen Laster. Das komische war nur, daß er keinen Pfennig Geld in der Tasche hatte, obwohl als Viehhändler da Geld gewesen sein mußte. Am Tag vorher hatte er aber einen Streit mit seinem Begleiter, daher das Gerücht, daß mit seinem Tod nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
            Leider gab es 1923 noch nicht die Möglichkeiten, die es heute gibt, daher werden wir nie wissen, ob an dem Gerücht was dran ist oder nicht.

            Viele Grüße
            Gudrun

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            • ubbenkotte
              Moderator
              • 13.04.2006
              • 1849

              #7
              Hallo Karin,

              versuche es mal auf dieser Seite: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/an...9060906&zoom=2 .

              Viele Grüße aus Hengelo

              Freddy

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              • karin-oö
                Erfahrener Benutzer
                • 01.04.2009
                • 2633

                #8
                Vielen Dank für den Tipp Freddy,
                leider bin ich bis jetzt noch nicht fündig geworden, aber am besten wird sein, ich versuche es mal bei unserer Regionalzeitung im Archiv.

                schöne Grüße vom Süden in den Norden,
                Karin

                Kommentar

                • ubbenkotte
                  Moderator
                  • 13.04.2006
                  • 1849

                  #9
                  Hallo Karin,

                  welche Zeitung ist denn zuständig? Kennst du www.kidon.com? Da kannst du alle heute erscheinenden Zeitungen der Welt finden. Vielleicht findest du auf der Seite der betreffenden Zeitung ja, ob es einen Archiv gibt, oder ob die alten Zeitung online zu lesen sind.

                  Viele Grüße vom Norden gen Süden

                  Freddy

                  Kommentar

                  • karin-oö
                    Erfahrener Benutzer
                    • 01.04.2009
                    • 2633

                    #10
                    nochmals danke,
                    aber ich denke, von der "Braunauer Warte am Inn" gibt es kein online-Archiv, ich werde wohl direkt bei der Nachfolge-Zeitung anfragen, die ist ja auch ganz in der Nähe. Ich habe mich nur bisher noch nicht so in dieses Thema verbissen.

                    Schönes Wochenende,
                    Karin

                    Kommentar

                    • karin-oö
                      Erfahrener Benutzer
                      • 01.04.2009
                      • 2633

                      #11
                      Schmuggler als Opfer

                      Hallo,

                      hier noch eine Geschichte, in der der „Verbrecher“ zum Opfer wurde:
                      Das kleine Dorf Überackern liegt an der Salzach, die 1779 zum Grenzfluss zwischen Österreich und Bayern wurde. Seither waren Grenzsoldaten in dem Ort stationiert, die darüber wachten, dass kein Schmuggel über den Fluss betrieben wurde. Für die überackerer Bauern bestand aber in Bayern oft die einzige Absatzmöglichkeit für ihr Getreide, außerdem waren sie es von früher her gewohnt, mit den Nachbarn Handel zu treiben.
                      Zu diesem Hintergrund gibt es im Totenbuch von 1818 folgenden Eintrag:

                      5.5.1818
                      Simon Neuhuber, Bachmaier in Überackern, 46 Jahre alt, erschossen worden auf der Plätte (ein flaches Holzboot, wie es auf der Salzach zum Transport von Waren benützt wurde), in der er Getreide vom Lanöcker weg ins Baiern schwärzen (=schmuggeln) wollte, von einem Cordons-Jäger (Grenzsoldat), der durchs Wasser watend zu ihm in die Plätte kam, und ihn endlich neben den beiden Lenden durchschoß, weil der Bauer sich nicht in seinen Willen fügte, der Durchschossene sank alsbald um; der Soldat ließ ihn nicht ins Wasser fallen, richtete die Plätte nach dem Wasser, die mit dem Toten in der Schwaig angetragen wurde.

                      Der Getötete hinterließ seine Gattin mit acht minderjährigen Kindern.
                      So ist es nicht verwunderlich, dass die Grenzsoldaten, die bis in die 1950er-Jahre hier stationiert waren, nicht immer gern gesehene Gäste im Ort waren.
                      Zum Glück sind die Grenzkontrollen inzwischen überall zwischen Österreich und Deutschland aufgehoben, und auch die Sache mit dem Schmuggeln hat sich jetzt erübrigt.

                      Mit grenzenlosen Grüßen
                      Karin

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