Und der Havel wird zum Pavel...

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  • SteffenHaeuser
    Erfahrener Benutzer
    • 06.02.2015
    • 939

    Und der Havel wird zum Pavel...

    Hi!

    Das hab ich nun kürzlich "Ahnenforschungsmäßig erlebt" (das muss ich nun einfach zum Besten geben ^^ War ein gutes Stück "Arbeit").

    Ich war lange auf der Suche nach Daten zu meinem Vorfahren Paul/Pavel Zahrada. Schließlich fand ich dann einen Hochzeitseintrag "Paul, Sohn des Paul Zahrada" im richtigen Ort.

    Aber irgendwie konnte ich den älteren Paul/Pavel Zahrada nicht finden. Die Familie war "reich" in dem Dorf, es gab etliche Grundbucheinträge, aber in der älteren Generation fand ich nur einen Hawel, keinen Pavel. Dieser Hawel war zu finden in Grundbucheinträgen, dem mährischen Lahnenregister, der Steuerrolle und in diversen Kirchenbuch-Einträgen. Der jüngere Pavel war auch zu finden - von dem älteren fehlte jede Spur. Und zwar in sämtlichen Dokumenten (wohingegen zu Hawel Geburten von Kindern, Sterbebücher, Eintrag im Lahnenregister, Steurerrolle, Grundbuch - vieles zu finden war).

    Schließlich gab es einige Indizien, die mich recht sicher machten, dass hier in Pavel's/Pauls Hochzeitseintrag eine Namensverwechslung geschehen ist und der Hawel zum Pavel gemacht wurde (dass es noch einen "zweiten" jüngeren Pavel Zahrada gab, will ich nach extensiver Recherche ausschliessen...):

    - Der Name Pavel ist selten in der Gegend. Der jüngere hiess tatsächlich so. Ebenso wie HAVEL's Schwiegervater - ich vermute, nach dem ist er benannt
    - Beide Eltern von Pavel starben als dieser noch sehr klein war, die Mutter 6 Jahre nach Pavel's Geburt, der Vater zwei Jahre später (wie das dann genau bis zu Pavel's Volljährigkeit zuging - keine Informationen).
    - Die einzige Nennung eines Vaters Pavel (und dass Pavel der jüngere überhaupt als "Paul" und nicht "Pavel" bezeichnet wurde) war in einem anderen KB, in dem jedoch der Ort des anderen KB als Hochzeitsort genannt wurde (die Braut war aus dem anderen Ort, in dem eher deutsch gesprochen wurde, im Ort der Zahrada's eher tschechisch). Und tja, die Namen "Havel" und "Pavel" klingen nicht sooo viel anders.
    - Das einzige zeitlich passende Sterbematrikel eines Pavel Zahrada deutet auf eine Geburt 1678 - und 1676 wird der Pavel, Sohn des Havel geboren. Das Todesdatum wiederum "passt" zu dem Grundbucheintrag, an dem der Pavel den Hof übernimmt, der zu Havel's Familie gehört (also dessen Sohn ist).

    Jedenfalls hatte dieser Pfarrer mir da einiges an Arbeit beschert (am Anfang dachte ich ja noch, es gäbe einen Paul, Sohn des Paul und einen Pavel, Sohn des Havel.

    Aber irgendwann wurde es mir dann klar, was da wohl geschehen sein muss ;-)

    Gruß,
    Steffen
  • Scherfer
    Moderator
    • 25.02.2016
    • 2512

    #2
    Schöne Geschichte und Glückwunsch zur Lösung des Rätsels!

    Ich muss gar nicht so weit zurück gehen, nur bis 1891. Da starb meine Ur-Ur-Urgroßmutter Maria Elisabeth Dahlquist, die in St. Petersburg als Tochter schwedischer Eltern geboren worden war und einen deutschen Kaufmann geheiratet hatte. In ihrer standesamtlichen Sterbeurkunde in Deutschland wird als ihr Vater ein "Sören Dahlquist" genannt. Aufgrund des Taufeintrags aus St. Petersburg fand ich dann aber heraus, dass der Vater Johann hieß, nicht Sören. Ich habe das gesamte Kirchenbuch durchgesehen, es gab darin nicht einen einzigen "Sören". (Noch dazu ist das kein schwedischer Vorname.)

    Wie kam es nun dazu? Maria Elisabeths Mann war 1891 noch am Leben, aber er war möglicherweise dement. Und Maria Elisabeths Kinder (darunter mein Ur-Urgroßvater) hatten ihre schwedischen Großeltern nie kennengelernt. Also wurde vermutlich einfach mal ein Vorname "erfunden"...
    Ohne die Einsicht in die Bücher in St. Petersburg hätte ich wohl für immer nach dem Phantom Sören gesucht...
    Zuletzt geändert von Scherfer; 23.08.2018, 15:51.

    Kommentar

    • Svenja
      Erfahrener Benutzer
      • 07.01.2007
      • 4340

      #3
      Hallo

      Ich habe da auch so meine Erfahrungen gemacht, hier zwei Beispiele aus Übersee. Da war wohl der Name Xaver nicht so geläufig, so wurde ein Xaver in den USA zum Haver und ein anderer Xaver in Ontario, Canada sogar zu einem Sopha!

      Im ersten Fall taucht er in 2 oder 3 Volkszählungen im Haushalt seines Bruders auf und im zweiten Fall wohnte bei der ersten Volkszählung die ganze Familie noch zusammen. Nur deshalb konnte ich die beiden den richtigen Familien zuordnen und bei Sopha auf die Idee kommen, dass er richtig Xaver hiess.

      Eine Erklärung für die Änderung von Xaver zu Sopha wäre, dass in gewissen Gegenden der Name Xaver wie Xofer ausgesprochen wird. Aber der betreffende Xaver stammte aus einer ganz anderen Gegend, wo man diese Aussprache nicht kennt.

      Gruss
      Svenja
      Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
      https://iten-genealogie.jimdofree.com/

      Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

      Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

      Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

      Kommentar

      • SteffenHaeuser
        Erfahrener Benutzer
        • 06.02.2015
        • 939

        #4
        Hallo!

        Habe inzwischen von einer Forennutzerin einen Link (namepedia.org) erhalten, da stand, dass Havel auch mitunter als "Paul" eingedeutscht wurde. Meine bisherigen Informationen sprachen davon, dass Hawel auf deutsch Gallus wäre, aber das war dann wohl nicht ganz einheitlich. Und dann "passt es ja".

        War nicht mein erstes Namensrätsel dieser Art, hatte vor einiger Zeit noch ewig nach einer "Paulina Niemetz" gesucht. Auf die Idee, dass sie sich hinter "Apollonia Niemetz" verbirgt, bin ich erst spät gekommen (gut, der Fall war dennoch recht klar, da angegeben war "Tochter des Erbrichters", aber war dann auch schön, das Geburtsdatum zu kennen).

        Noch so einen Fall hatte ich kürzlich mit einer Agnes, die im Sterbematrikeleintrag als Anischka bezeichnet wurde (was die tschechische Form von Agnes ist, wie ich dann herausfand).

        Ein ganz anderes "Namensrätsel" hatte ich mit einem Namen, den ich zuerst für nur "Buchstabensalat" hielt. Es stellte sich heraus, dass der Vorname des Herrn "Crhak" oder "Crhaka" war - und ja, das ist ein Vorname!!! Bei Familia Austria erklärte man mir dann, dass das "vermutlich" eine Form von Cyriak sei (tatsächlich entdeckte ich einen anderen Träger des Namens im Kirchenbuch, der als Cyrhaka genannt war, aber die Schreibweise "Crhaka" schien die häufigste zu sein). Hmm, ob es irgendwo jemals einen "Crhaka Rzehak" gab? Den Nachnamen gabs auch in der Gegend ;-)))

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        • DoroJapan
          Erfahrener Benutzer
          • 10.11.2015
          • 2510

          #5
          Hallo Scherfer,

          laut Wiki ist Sören die deutsche und schwedische Version des dänischen Søren

          Hier einige Beispiele:
          Sören Åkeby (* 1952), schwedischer Fußballtrainer
          Sören Wibe (1946–2010), schwedischer Ökonom und Politiker

          bei mH gibt es einen:

          Sören Dahlquist / Dalquist
          • Beruf: Schmiedemeister in St. Petersburg, Russland
          • Vater: Johan Dahlquist - geboren 10. Mrz. 1771 in Daltorp Skaraborg län, Västergötland, Schweden (kleiner Hof, zur Gemeinde Svenstorp zugehörig)
          • Ehefrau: Christine Dahlquist (Sol. Carlström)
          • Tochter: Marie Elizabeth Deggau (Sol. Dalquist)

          Stammbaum verwaltet von Rafael Deggau Marques

          liebe Grüße
          Doro
          Zuletzt geändert von DoroJapan; 24.08.2018, 00:27.
          Brandenburg: Lehmann: Französisch Buchholz; Mädicke: Alt Landsberg, Biesdorf; Colbatz/Kolbatz: Groß Köris; Lehniger, Kermas(s), Matzke: Schuhlen-Wiese(Busch)
          Schlesien: Neugebauer: Tschöplowitz+Neu-Cöln (Brieg); Gerstenberg: Pramsen; Langner, Melzer, Dumpich: Teichelberg (Brieg); Kraft: Dreißighuben (Breslau), Lorankwitz
          Pommern-Schivelbein: Barkow: Falkenberg; Bast: Bad Polzin
          Böhmen-Schluckenau: Pietschmann: Hainspach, Schirgiswalde; Kumpf: Alt Ehrenberg 243, 28; Ernst: Nixdorf 192

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          • Scherfer
            Moderator
            • 25.02.2016
            • 2512

            #6
            Hallo Doro,



            danke Dir. Die Daten auf MH sind die falschen aufgrund der genannten falsch ausgestellten Sterbeurkunde. Die Daten der Mutter sind übrigens auch falsch.

            Kommentar

            • Scherfer
              Moderator
              • 25.02.2016
              • 2512

              #7
              Besonders knifflig wird es, wenn ausländische Namen "eingedeutscht" wurden. Aus einem Vorfahren, einem Schweizer Einwanderer nach dem Dreißigjährigen Krieg mit dem schönen Vornamen "Beat" wurde in Deutschland kurzerhand "Bartholomäus". Den Vornamen Beat kannte man hierzulande nicht, Bartholomäus dagegen gab es in der damaligen Schweiz nicht. Da muss man Indizien sammeln...

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              • DoroJapan
                Erfahrener Benutzer
                • 10.11.2015
                • 2510

                #8
                Hi Scherfer,

                ich finde es in solchen Fällen immer sehr schwer, dann genau herauszufinden, wie die Person nun ursprünglich (also bei Geburt) hieß.

                lg
                Doro
                Brandenburg: Lehmann: Französisch Buchholz; Mädicke: Alt Landsberg, Biesdorf; Colbatz/Kolbatz: Groß Köris; Lehniger, Kermas(s), Matzke: Schuhlen-Wiese(Busch)
                Schlesien: Neugebauer: Tschöplowitz+Neu-Cöln (Brieg); Gerstenberg: Pramsen; Langner, Melzer, Dumpich: Teichelberg (Brieg); Kraft: Dreißighuben (Breslau), Lorankwitz
                Pommern-Schivelbein: Barkow: Falkenberg; Bast: Bad Polzin
                Böhmen-Schluckenau: Pietschmann: Hainspach, Schirgiswalde; Kumpf: Alt Ehrenberg 243, 28; Ernst: Nixdorf 192

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