Namens-Rechtschreibung in den 40er-Jahren

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  • Dancersgrace
    Erfahrener Benutzer
    • 19.11.2012
    • 270

    Namens-Rechtschreibung in den 40er-Jahren

    Vor einigen Jahren war ich in Barth und fand dort die Heiratsurkunde meiner Tante. Die Hochzeit war am 18. Oktober 1939. Sie hatte ihren Nachnamen falsch buchstabiert (nur "z" statt "tz"). Sie hat auch falsch unterschrieben. (Was mich extrem wundert, aber ich bin so ein Rechtschreib-Junkie )



    In früheren Jahren gab es ja keine feste Rechtschreibungsregeln für Namen, sie wurden so geschrieben wie sie sich angehört haben und waren zum Teil total entstellt, auch in offiziellen Urkunden.


    Jetzt hat mich gewundert, daß diese Heiratsurkunde einen Nachtrag enthält vom 12. Februar 1941. Hier steht, daß auf Anordnung des Amtsgerichts in Greifswald berichtigend erklärt wird, daß der Familienname der Verlobten nicht mit "z", sondern mit "tz" geschrieben wird.


    Warum war das so wichtig, und warum ist das wem knapp 2 Jahre später aufgefallen? Es gibt einen Eintrag in der Urkunde von ihrem ersten Kind, das 1940 geboren wurde, wo aber nur die Vornamen drinstehen. 1941 ist kein Kind geboren. (Ihr zweites Kind, 1944 geboren, wurde nicht eingetragen.)


    Hatte das vielleicht mit den Arier-Gesetzen zu tun, daß die Nachnamen penibel genau stimmen müssen auf allen Urkunden? Weiß da jemand was von Euch? Danke!
  • Kasstor
    Erfahrener Benutzer
    • 09.11.2009
    • 13440

    #2
    Hallo,

    diese Vorschrift https://dejure.org/gesetze/PStG/47.html gibt es sicherlich auch in den Gesetzesvorgängern.
    §§ 46, 47 des Gesetzes v 1937 sh Anhang.

    Grüße

    Thomas
    Angehängte Dateien
    Zuletzt ge?ndert von Kasstor; 10.11.2022, 15:52.
    FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

    Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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    • Dancersgrace
      Erfahrener Benutzer
      • 19.11.2012
      • 270

      #3
      Danke Thomas. Habe ein bißchen gegoogelt. Die Ausweispflicht wurde in Deutschland zu Beginn des 2. Weltkriegs eingeführt. Die Hochzeit war einen Monat später. Der Bräutigam hat sich durch sein Soldbuch ausgewiesen, einer der Trauzeugen auch. Der zweite Trauzeuge brauchte sich nicht auszuweisen, weil er bekannt war, und die Braut war dem zweiten Trauzeugen bekannt. Das hat gereicht.


      Womöglich hat meine Tante ihr ganzes Leben lang ihren Namen falsch geschrieben und es hat einfach keiner gemerkt. Mir ist auch aufgefallen, daß mein Vater in seinem Ahnen-Album fast alle Namen falsch geschrieben hat. Poock statt Pook, Kuess statt Kues, Kolzenburg statt Koltzenburg usw. Wahrscheinlich hat er ihre Namen nie schriftlich gesehen und auch nie einen Ausweis.

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      • sternap
        Erfahrener Benutzer
        • 25.04.2011
        • 4071

        #4
        naja, in mehreren slawischen sprachen spricht man das z als weiches s aus,

        ein z.b. itz als endsilbe spricht bereits für eine deutsche bzw. eingedeutschte version.
        es kann der namensträgerin selbst wichtig gewesen sein, unzweifelhaft deutsch, also arisch gewesen zu sein.
        Zuletzt ge?ndert von sternap; 11.11.2022, 15:20.
        freundliche grüße
        sternap
        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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        • nav
          Erfahrener Benutzer
          • 30.03.2014
          • 707

          #5
          Zitat von Dancersgrace Beitrag anzeigen
          aber ich bin so ein Rechtschreib-Junkie )
          Aber wohl kein Freund der neuen Rechtschreibung

          Zitat von Dancersgrace Beitrag anzeigen
          Sie hat auch falsch unterschrieben.
          Ich habe den Eindruck, dass oft exakt so unterschrieben wurde (werden musste?), wie der Name in der Urkunde stand. Das fällt insbesondere auf in Bezug auf die vollständigen Namen (statt nur Rufnamen) sowie auf die Angabe von Geburtsnamen. Das könnte auch auf die spezielle Schreibweise zutreffen. Vielleicht kann man das nach Zeitraum (erst ab 19xx) oder Kontext (nur in Heiratsurkunden eventuell?) näher eingrenzen, da möchte ich jetzt aber nicht groß mutmaßen.

          Nico

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          • Dancersgrace
            Erfahrener Benutzer
            • 19.11.2012
            • 270

            #6
            Zitat von NVMini1009 Beitrag anzeigen
            Aber wohl kein Freund der neuen Rechtschreibung

            Da hast Du allerdings recht (oder Recht?) Habe im Jahr 1984 eine halbjährige Ausbildung zur Stenotypistin gemacht, da wurde (alte) deutsche Rechtschreibung gepaukt. Als die Reform kam hatte ich keine Lust mehr, das umzulernen.

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            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 5525

              #7
              Zitat von NVMini1009 Beitrag anzeigen
              Aber wohl kein Freund der neuen Rechtschreibung

              Wie sympathisch! (Oder schreibt man es heute in vereinfachtem Dumm-Deutsch - aka "neue Rechtschreibung" - "sümpatisch"?)
              Suche:

              Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
              Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
              Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
              Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
              Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
              Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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              • Dancersgrace
                Erfahrener Benutzer
                • 19.11.2012
                • 270

                #8
                Zitat von sternap Beitrag anzeigen
                naja, in mehreren slawischen sprachen spricht man das z als weiches s aus,

                ein z.b. itz als endsilbe spricht bereits für eine deutsche bzw. eingedeutschte version.
                es kann der namensträgerin selbst wichtig gewesen sein, unzweifelhaft deutsch, also arisch gewesen zu sein.

                Naja, bei dem Namen Kunze oder Kuntze macht das in bezug auf das Arische wohl keinen so großen Unterschied.

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                • sternap
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.04.2011
                  • 4071

                  #9
                  Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                  Wie sympathisch! (Oder schreibt man es heute in vereinfachtem Dumm-Deutsch - aka "neue Rechtschreibung" - "sümpatisch"?)

                  nö, sindbadisch.
                  freundliche grüße
                  sternap
                  ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                  wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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