Hallo!
Der Anlaß, sich mit den Breslauer Mühlen zu beschäftigen, war diese Anfrage. Allerdings kann ich zur dort gesuchten Ölmühle aus dem 18. Jhd. praktisch nicht beitragen, weshalb ich hier ein eigenes Thema aufmache, das sich dann eben vor allem mit den bekannteren Mehl-, Korn- oder Getreidemühlen beschäftigt.
Da es in Breslau über 700 Jahre (!) Mühlen gab, diese mit viel Personal betrieben wurden, im 19. Jhd. waren es ja regelrechte Fabriken, wird es unter den schles. Familienforschern natürlich auch viele geben, die Müllermeister, -gesellen, -knechte, Mühlenwerkführer, -maschinisten, aber auch Waagemeister usw. aus Breslau zu ihren Vorfahren zählen. Weshalb eine kleine Übersicht der Breslauer Mühlen auch in einem Ahnenforscherforum von Interesse sein sollte.
Zumal es mit den Quellen zu diesem Thema eher bescheiden aussieht:
Quellen:
Der "große" Breslauer Historiker Heinrich Markgraf hatte eine handschriftliche Geschichte der Breslauer Mühlen verfaßt (Breslauer Stadtarchiv, Lose Akten, Mühlen), die es heute kaum noch geben dürfte.
Heinrich Wendt, Direktor des Breslauer Stadtarchivs, hat die sicherlich wichtigste Arbeit verfaßt: Die städtischen Odermühlen. Breslau 1912, 44 Seiten. Alte Signatur Stadtarchiv Breslau: Ye 591. Verm. nur Maschenschrift. Sie wird noch in einigen poln. Bibliographien aus der Nachkriegszeit erwähnt, blieb aber ebenfalls nicht erhalten.
Eine weitere Arbeit von Wendt ist dagegen nachweisbar: Geschichtliche Entwicklung der Mühlen zur Ausnutzung der Wasserkräfte (Baugeschichte der Vorder- u. Mittelmühle). In: Magistrat Stadt Breslau (Hg.): Die Wasserkraftwerke der städtischen Elektrizitätswerke zu Breslau. Breslau 1924, S. 5-13.
Aus neuerer Zeit dann nur:
Georg Nerlich: Breslauer Mühlen. In: Hans Ulrich Rösner (Hg.): Schlesien heute, mit Blick auf die östlichen Nachbarn. Bd. 9 (2005), S. 26-27.
Geschichte:
Die vielen Breslauer Oder-Inseln begünstigten das Anlegen von Mühlen: Man konnte den einen Flußarm für den Schiffsverkehr freilassen, den anderen aber mit einem Wehr aufstauen und das so entstandene Gefälle zum Betrieb eines Wasserrades nutzen. Mehlmühlen wurden bereits im 13. Jhd. angelegt und ihre große Anzahl ermöglichte es überhaupt erst, die stetig wachsende Breslauer Bevölkerung zu ernähren. Ohne seine Mühlen wäre die Stadt also gar nicht so groß geworden!
Das erkannte auch der Breslauer Stadtrat und ließ im 14. Jhd. neben den bereits vorhandenen und ausschließlich im Besitz von Stiften und Klöstern befindlichen Mühlen rund um die Sandinsel mehrere neue im Bereich des Bürgerwerders errichten. Bis ins 19. Jhd. hinein befanden sich demnach keine der Breslauer Mühlen in Privatbesitz, sondern waren alle nur auf Zeit verpachtet.
Die meisten Mühlen gab es natürlich an der Oder, einige wenige an der Ohlau, dem kleinen Nebenfluß der Oder. Windmühlen spielten in der Stadt selbst praktisch keine Rolle.
Technik
Für die sehr interessante Mühlentechnik zu besprechen, fehlt natürlich der Platz. Nur so viel: Den Typ "Kleine Mühle am rauschenden Bach" finden wir hier nicht. Bei den Breslauer Mühlen handelte es sich um große Anlagen, manche mit vier Wasserrädern hintereinander; die Gebäude waren vier oder fünf Stockwerke hoch. Die Drehbewegung der Wasserräder wurde mittels Treibriemen in der gesamten Anlage verteilt. So konnten gleich mehrere Mahlgänge betrieben werden. Solche Mühlen waren gefährliche Arbeitsplätze. Ich habe über einige Unfälle gelesen: Sei es häufige Brände oder Mehlstaubexplosionen, oftmals sind Personen (Kinder!) im Mühlenkanal ertrunken oder wurden vom Wasserrad zerquetscht. Auch die ungesicherten Treibrieben führten oft zu schweren Verletzungen, wenn ihnen bei laufendem Betrieb jemand zu nahe kam.
Bearbeitungszeitraum
Bereits in den 1840er Jahren gab es in Breslau Dampfmühlen. Wassermühlen konnten ja bei Niedrigwasser, Hochwasser oder starkem Frost nur unzureichend oder gar nicht mehr betrieben werden. Spätestens Ende des 19. Jhd. trat der Elektromotor seinen Siegeszug an. Der Mühlenstandort spielte nun keine Rolle mehr, man mußte auch nicht mehr selbst eine Dampfmaschine betreiben. Diese modernen Anlagen habe ich nicht mehr erfaßt, beschränke mich hier vielmehr auf Wassermühlen bis etwa 1870.
MfG
Manni
Der Anlaß, sich mit den Breslauer Mühlen zu beschäftigen, war diese Anfrage. Allerdings kann ich zur dort gesuchten Ölmühle aus dem 18. Jhd. praktisch nicht beitragen, weshalb ich hier ein eigenes Thema aufmache, das sich dann eben vor allem mit den bekannteren Mehl-, Korn- oder Getreidemühlen beschäftigt.
Da es in Breslau über 700 Jahre (!) Mühlen gab, diese mit viel Personal betrieben wurden, im 19. Jhd. waren es ja regelrechte Fabriken, wird es unter den schles. Familienforschern natürlich auch viele geben, die Müllermeister, -gesellen, -knechte, Mühlenwerkführer, -maschinisten, aber auch Waagemeister usw. aus Breslau zu ihren Vorfahren zählen. Weshalb eine kleine Übersicht der Breslauer Mühlen auch in einem Ahnenforscherforum von Interesse sein sollte.
Zumal es mit den Quellen zu diesem Thema eher bescheiden aussieht:
Quellen:
Der "große" Breslauer Historiker Heinrich Markgraf hatte eine handschriftliche Geschichte der Breslauer Mühlen verfaßt (Breslauer Stadtarchiv, Lose Akten, Mühlen), die es heute kaum noch geben dürfte.
Heinrich Wendt, Direktor des Breslauer Stadtarchivs, hat die sicherlich wichtigste Arbeit verfaßt: Die städtischen Odermühlen. Breslau 1912, 44 Seiten. Alte Signatur Stadtarchiv Breslau: Ye 591. Verm. nur Maschenschrift. Sie wird noch in einigen poln. Bibliographien aus der Nachkriegszeit erwähnt, blieb aber ebenfalls nicht erhalten.
Eine weitere Arbeit von Wendt ist dagegen nachweisbar: Geschichtliche Entwicklung der Mühlen zur Ausnutzung der Wasserkräfte (Baugeschichte der Vorder- u. Mittelmühle). In: Magistrat Stadt Breslau (Hg.): Die Wasserkraftwerke der städtischen Elektrizitätswerke zu Breslau. Breslau 1924, S. 5-13.
Aus neuerer Zeit dann nur:
Georg Nerlich: Breslauer Mühlen. In: Hans Ulrich Rösner (Hg.): Schlesien heute, mit Blick auf die östlichen Nachbarn. Bd. 9 (2005), S. 26-27.
Geschichte:
Die vielen Breslauer Oder-Inseln begünstigten das Anlegen von Mühlen: Man konnte den einen Flußarm für den Schiffsverkehr freilassen, den anderen aber mit einem Wehr aufstauen und das so entstandene Gefälle zum Betrieb eines Wasserrades nutzen. Mehlmühlen wurden bereits im 13. Jhd. angelegt und ihre große Anzahl ermöglichte es überhaupt erst, die stetig wachsende Breslauer Bevölkerung zu ernähren. Ohne seine Mühlen wäre die Stadt also gar nicht so groß geworden!
Das erkannte auch der Breslauer Stadtrat und ließ im 14. Jhd. neben den bereits vorhandenen und ausschließlich im Besitz von Stiften und Klöstern befindlichen Mühlen rund um die Sandinsel mehrere neue im Bereich des Bürgerwerders errichten. Bis ins 19. Jhd. hinein befanden sich demnach keine der Breslauer Mühlen in Privatbesitz, sondern waren alle nur auf Zeit verpachtet.
Die meisten Mühlen gab es natürlich an der Oder, einige wenige an der Ohlau, dem kleinen Nebenfluß der Oder. Windmühlen spielten in der Stadt selbst praktisch keine Rolle.
Technik
Für die sehr interessante Mühlentechnik zu besprechen, fehlt natürlich der Platz. Nur so viel: Den Typ "Kleine Mühle am rauschenden Bach" finden wir hier nicht. Bei den Breslauer Mühlen handelte es sich um große Anlagen, manche mit vier Wasserrädern hintereinander; die Gebäude waren vier oder fünf Stockwerke hoch. Die Drehbewegung der Wasserräder wurde mittels Treibriemen in der gesamten Anlage verteilt. So konnten gleich mehrere Mahlgänge betrieben werden. Solche Mühlen waren gefährliche Arbeitsplätze. Ich habe über einige Unfälle gelesen: Sei es häufige Brände oder Mehlstaubexplosionen, oftmals sind Personen (Kinder!) im Mühlenkanal ertrunken oder wurden vom Wasserrad zerquetscht. Auch die ungesicherten Treibrieben führten oft zu schweren Verletzungen, wenn ihnen bei laufendem Betrieb jemand zu nahe kam.
Bearbeitungszeitraum
Bereits in den 1840er Jahren gab es in Breslau Dampfmühlen. Wassermühlen konnten ja bei Niedrigwasser, Hochwasser oder starkem Frost nur unzureichend oder gar nicht mehr betrieben werden. Spätestens Ende des 19. Jhd. trat der Elektromotor seinen Siegeszug an. Der Mühlenstandort spielte nun keine Rolle mehr, man mußte auch nicht mehr selbst eine Dampfmaschine betreiben. Diese modernen Anlagen habe ich nicht mehr erfaßt, beschränke mich hier vielmehr auf Wassermühlen bis etwa 1870.
MfG
Manni
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