FN Bonneschranz

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  • fps
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2010
    • 2160

    FN Bonneschranz

    Familienname: Bonneschranz (und Varianten)
    Zeit/Jahr der Nennung: bis heute
    Ort/Region der Nennung: Rheinland, vorwiegend um Rommerskirchen


    Hallo,

    kann jemand etwas zur Bedeutung des FN "Bonneschranz" beitragen? Diesen Namen trifft man in verschiedenen Schreibweisen (Bonenschranz, Bonnenschranz, Bohnenschranz, sowie alle Formen mit "tz" am Ende).

    Der erste Teil des Namens dürfte mit den Gartenfrüchten wenig zu tun haben.

    Für den zweiten Teil hat mal jemand vorgeschlagen dass "Schranz" ein geschlitztes Wams bedeuten könne.

    Hat irgendwer weitere Ideen?
    Gruß, fps
    Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen
  • Xylander
    Erfahrener Benutzer
    • 30.10.2009
    • 6447

    #2
    Hallo fps,
    -schranz ist leicht zu finden, ua im DWB

    Die spezielle Bedeutung in der Zusammensetzung mit bonne- usw. wird davon abhängen, was dieser Bestandteil bedeutet.
    Noch ne Bitte: schreibst Du den Namen wohl noch in den Titel? Dann findet man den Thread leichter wieder (Erledigt - Laurin)
    Viele Grüße
    Xylander

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    • Xylander
      Erfahrener Benutzer
      • 30.10.2009
      • 6447

      #3
      Mal zum Warmlaufen und völlig spekulativ: mit bohne- - Bohne und -schranz - Schlitz ergäbe sich Bohnenschlitz, ein ÜN für einen Bohnenanbauer oder -händler.
      Viele Grüße
      Xylander

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      • fps
        Erfahrener Benutzer
        • 07.01.2010
        • 2160

        #4
        Vielen Dank erst einmal für den "schranz", Xylander!

        Wenn der erste Teil die Bedeutung "Bohnen" hätte, dann hätte ich erwartet, dass auch einmal die Schreibweise "Bunne" aufgetaucht wäre (vielleicht habe ich sie aber auch nur bisher nicht gefunden) - so werden die Bohnen in der betreffenden Region genannt.

        Aus der Eifel wiederum kenne ich "bonne" als mundartliches Wort für "innen" oder "drinnen". Ob das aber hier eine Rolle spielt.... sehr fraglich.
        Gruß, fps
        Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6447

          #5
          Hallo fps,
          für -schranz gibt es zwei Bedeutungsfelder:

          1. Riss, Spalt, Schlitz
          2. die Deutungen im übertragenen Sinn siehe DWB

          Beim ersten Bestandteil wissen wir nicht mal, ob bonnen- oder bo(h)nen- gemeint ist.
          Im Rheinischen Wörterbuch komme ich auch nicht weiter. Versuchst Du es mal selber mit bon... und bohn...? Wahrscheinlich sagen Dir die Dialektbegriffe mehr als mir.


          Viele Grüße
          Xylander

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          • Xylander
            Erfahrener Benutzer
            • 30.10.2009
            • 6447

            #6
            Nimmt man Bonne - Kindermädchen und Schranz in der übertragenen Bedeutung Geliebter (siehe DWB), dann ergibt sich ein, na ja, malts Euch selber aus. Problem nur: Bonne und Schranz(e) gehören mW zwei verschiedenen Sprachepochen an. Als der erste Bonnenschranz lebte, gabs wahrscheinlich noch keine Bonne, dh nicht unter dieser Bezeichnung
            Viele Grüße
            Xylander

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            • fps
              Erfahrener Benutzer
              • 07.01.2010
              • 2160

              #7
              Wenn man einen Text mehrfach liest, kommt man hin und wieder auf neue Ideen.

              Dementsprechend habe ich mir die "schranz"-Einträge im Deutschen Wörterbuch angesehen. Was ich fand:

              im unedeln sinn der ton der blähung im eingeweide
              entzweireiszen, z. b. ein tuch, intransitiv einen laut von sich geben, wie der beim tuchschränzen entstehende, farzen
              Das ergäbe mit "Bohnen" ja durchaus eine Bedeutung, die ein Heinz Erhardt mal als "Blähboy" persiflierte. --> Bonenschranz als "Bohnenesser"? Womöglich....

              Interessant ist auf jeden Fall, dass der Begriff "schranzen" in der Bedeutung "reißen, zerreißen" auch im Niederdeutschen vorgekommen ist.
              Gruß, fps
              Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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              • Verano
                Erfahrener Benutzer
                • 22.06.2016
                • 7819

                #8
                Hallo zusammen,


                Bahlow bietet eine angenehmere Lösung an.
                Bonne, Bonnen, Bonnesen, altfries. PN mit Patr. wie Bennick, Bennichsen.

                Schranz, Schränzel, obd. = junger Geck (mit geschlitztem Kleid: mhd. schranze)
                Viele Grüße August

                Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                • Xylander
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.10.2009
                  • 6447

                  #9
                  Zitat von fps Beitrag anzeigen
                  Wenn man einen Text mehrfach liest, kommt man hin und wieder auf neue Ideen.
                  Dementsprechend habe ich mir die "schranz"-Einträge im Deutschen Wörterbuch angesehen. Was ich fand:
                  im unedeln sinn der ton der blähung im eingeweide
                  Das ergäbe mit "Bohnen" ja durchaus eine Bedeutung, die ein Heinz Erhardt mal als "Blähboy" persiflierte. --> Bonenschranz als "Bohnenesser"? Womöglich....
                  Interessant ist auf jeden Fall, dass der Begriff "schranzen" in der Bedeutung "reißen, zerreißen" auch im Niederdeutschen vorgekommen ist.
                  Hallo fps,
                  ja, das ergäbe Sinn. Allerdings sind das anscheinend Belege aus dem oberdeutschen Sprachraum. Auf Rommerskirchen im linken Niederrheinischen würde ich sie nicht ohne weiteres übertragen.

                  Niederdeutsch schranzen bedeutet abreißen (von daher auch jemandem etwas zuschanzen). Das bringt mich auf die Idee, dass in Deinem Fall ein abgerissenes, abgeteiltes Stück Land gemeint sein könnte. Bohnenförmig?

                  Interessant auch diese Erwähnung eines Grundstücks in Rommerskirchen bei Bonnenschranz. Klingt als sei Bonnenschranz ein Ort, gemeint ist aber wahrscheinlich "beim Bonnenschranzschen Grundstück".


                  Viele Grüße
                  Xylander
                  Zuletzt geändert von Xylander; 13.06.2019, 15:18.

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                  • Xylander
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.10.2009
                    • 6447

                    #10
                    Zitat von Verano Beitrag anzeigen
                    Hallo zusammen,
                    Bahlow bietet eine angenehmere Lösung an.
                    Bonne, Bonnen, Bonnesen, altfries. PN mit Patr. wie Bennick, Bennichsen.
                    Schranz, Schränzel, obd. = junger Geck (mit geschlitztem Kleid: mhd. schranze)
                    Hallo August,
                    ja, den jungen Geck müssen wir im Auge behalten, gehört auch zu meinen Favoriten. Steht ähnlich im DWB, ich war nur zu faul, alle übertragenen Bedeutungen aufzuführen. Ähnlich gehört auch der Hofschranze auf die Liste.

                    Den PN Bonne, patronymischer Genitiv Bonnen, halte ich jedoch für keine heiße Spur. Nicht nur, weil zu weit weg, sondern vor allem wegen der Bildeweise von FN mit einem PN als Namenbestandteil. Da steht der PN nach meiner Kenntnis immer hinten. ZB bei Schmitthenner, Schmidtkunz und Müllerhans. Auch Spottnamen werden so gebildet: Schlappmanes (schlapper Hermannus), Drömelhannes http://woerterbuchnetz.de/RhWB/call_...&lemid=RD03816, Heulsuse.

                    In unserem Fall ergäbe sich nach dieser Regel kein Bonnenschranz, sondern ein Schranzenbonne. Den gibts wohl nicht, auch keinen Schranzenhannes.

                    Viele Grüße
                    Xylander
                    Zuletzt geändert von Xylander; 13.06.2019, 15:54.

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                    • fps
                      Erfahrener Benutzer
                      • 07.01.2010
                      • 2160

                      #11
                      Schon einmal vielen Dank für die eingegangenen Anregungen. Das gibt zu denken, auch wenn noch nichts wirklich Zwingendes dabei war. Das war bei einem derart ausgefallenen Namen auch nicht unbedingt zu erwarten.

                      Ortsbezogene Bedeutungen muss man immer in Betracht ziehen, da gebe ich dir völlig recht, Xylander. "Bei Bonnenschranz" bezieht sich sicherlich auf den Besitzer des Grundstücks.
                      Gruß, fps
                      Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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                      • Verano
                        Erfahrener Benutzer
                        • 22.06.2016
                        • 7819

                        #12
                        Zitat von Xylander Beitrag anzeigen

                        Den PN Bonne, patronymischer Genitiv Bonnen, halte ich jedoch für keine heiße Spur. Nicht nur, weil zu weit weg, sondern vor allem wegen der Bildeweise von FN mit einem PN als Namenbestandteil. Da steht der PN nach meiner Kenntnis immer hinten.

                        ...

                        In unserem Fall ergäbe sich nach dieser Regel kein Bonnenschranz, sondern ein Schranzenbonne. Den gibts wohl nicht, auch keinen Schranzenhannes.

                        Hallo Xylander

                        Da kann ich nicht widersprechen.

                        Werden die Glieder nur bei PN nicht getauscht? Denn ich habe Sanftleben in meiner Familie. Und Lebsanft gibt es auch.
                        Dann fällt mir noch außer Konkurrenz der Hanswurst ein.
                        Viele Grüße August

                        Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                        • Xylander
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.10.2009
                          • 6447

                          #13
                          Hallo August,
                          ups, ob ich das zusammenkriege?

                          Also:
                          - bei aus Begriffen (Appellativa) zusammengesetzten Familiennamen folgt die Bildeweise der Regel, wie sie für zusammengesetzte Begriffe (Komposita) gilt. Bei denen steht in der Regel das Grundwort (Determinatum) hinten und das Bestimmungswort (Determinans) vorn. Was denn nun Ausnahmen wären, habe ich nicht gefunden. Dem Begriff Stahlschmied entspricht der FN Stahlschmitt. Also nicht Schmittstahl.


                          - der Hanswurst ist ursprünglich ein Hans Wurst. Aber! Er hat einen hübschen Namensvetter, den Wursthans.


                          Beim Wursthans steht der Hans als Allerweltsname für einen Menschen, wie beim Luderjan.

                          - bei den Zusammensetzungen wie Schmitthenner, wo der Henner für eine bestimmte Person steht, oder beim Schinderhannes, folgt die Stellung wohl dem früher teils auch heute verbreitetem Sprachgebrauch mit nachgestelltem PN wie "droben wohnt der Müller Hans, drunten der Müller Schorsch"

                          - bei Sanftleben/Lebsanft vermute ich einen Satznamen. Bei denen ist Inversion, also Positionstausch möglich

                          Für eine solche Inversion eines Satzes fällt mir auch ein zusammengesetzter Spottname ein. Der Naseweis heißt im westfälischen Niederdeutsch Wiesnas.

                          Ich hoffe, das ist so verständlich und halbwegs korrekt. Jedenfalls muss man bei zweigliedrigen FN nicht nur die beiden Bestandteile deuten, sondern auch prüfen, in welcher Weise sie zusammengesetzt werden können.

                          Viele Grüße
                          Xylander
                          Zuletzt geändert von Xylander; 13.06.2019, 20:13.

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                          • Verano
                            Erfahrener Benutzer
                            • 22.06.2016
                            • 7819

                            #14
                            Vielen Dank Xylander.

                            Auf deine ausführliche Antwort kann ggf. zurück gegriffen werden.
                            Viele Grüße August

                            Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                            • Xylander
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.10.2009
                              • 6447

                              #15
                              Danke August, im aktuellen Fall will es nur nicht so recht helfen.

                              Inzwischen habe ich ausgiebig gegoogelt und dabei immer noch nichts Beweisbares gefunden.

                              So sind die folgenden Vorschläge nur Spekulation:

                              bonnenschranz - Binde-den-Schranz, also ein Satzname für jemanden, der den Schranz (geschlitztes Kleid) bindet. Das wäre dann ein Geck, wie schon in der einfachen Form Schranz.
                              bonnen - binden hab ich im RhWB gefunden
                              He mosste bonnen (binden) oder br. entweder oder Malm-Weywertz


                              bonnenschranz - Bohnengestell, also ein Übername für einen Bohnenanbauer oder vielleicht für einen langen, hageren Menschen ("Bohnenstange"). Abgeleitet von schranz - Vorrichtung für den Vogelfang



                              bonnenschranz - Bohnenschnitz, Übername für einen Bohnenanbauer, einen Liebhaber der rheinischen Schnibbelbohnen (mmmh) oder einen kleinen Menschen

                              bohnenschränz - Bohnenfurz, aber dann müsste es sich um einen Zuwanderer aus dem Elsass oder der Schweiz handeln, dort schränz - Furz. Die Deutung hatten wir ja schon


                              bonnenschranne(s) - Bohnenstand, Übername für einen Bohnenverkäufer, abgeleitet von Schranne - Marktstand, mit -s für den patronymischen Genitiv


                              Nachteil der Vorschläge (außer beim Zuwanderer aus dem Elsass): sie erklären nicht das eng begrenzte linksrheinische Vorkommen. Das lässt eigentlich eher an einen Wohnstätten-Namen denken.

                              Ach ja, dies noch: das Doppel-n statt einfachem n oder hn erkläre ich mir aus rheinisch Bunne, Bonne - Bohne(n)


                              Viele Grüße
                              Xylander
                              Zuletzt geändert von Xylander; 15.06.2019, 11:37.

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