Einführung des Gregorianischen Kalenders im nördlichen Baden-Württemberg

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  • epeby
    Erfahrener Benutzer
    • 05.08.2016
    • 262

    Einführung des Gregorianischen Kalenders im nördlichen Baden-Württemberg

    Guten Tag,
    Ich habe nur eine Frage, ab wann ist der Gregorianische Kalender in den evangelischen Pfarreien im Raum zwischen Heidelberg, Heilbronn, Stuttgart und Karlsruhe gültig?
    Viele Grüße
    epeby
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15113

    #2
    Hallo,
    der von Dir beschriebene Raum umfasste verschiedene Staaten. Daher müsstest Du präzisieren um welches Herrschaftsgebiet es genau geht, bzw. benennst Du einfach die Dörfer, von denen Du es wissen möchtest.
    Viele Grüße

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    • epeby
      Erfahrener Benutzer
      • 05.08.2016
      • 262

      #3
      Gregorianischer Kalender

      Hallo,
      Es handelt sich insbesondere um folgende Orte:
      Heilbronn, Flein, Adelshofen, Untergruppenbach.
      Grüße
      epeby

      Kommentar

      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15113

        #4
        Zitat von epeby Beitrag anzeigen
        ... Heilbronn, Flein ...
        Für diese beiden gilt:

        "Erst am 18. Februar 1700 stellte Heilbronn - wie alle protestantischen Reichsstädte - auf den Gregorianischen Kalender um: es wurden zehn Tage übersprungen, so dass es unmittelbar mit dem 1. März weiterging."

        Quelle: Haus der Stadtgeschichte Heilbronn https://de-de.facebook.com/stadtgesc...2072954822420/

        Das Dorf Flein gehörte zur Reichsstadt Heilbronn.

        Da Heilbronn und das Herzogtum Württemberg erst 1700 den Kalender wechselten, gehe ich davon aus, dass der evangelische Pfarrer in Untergruppenbach dies ebenso tat.

        "Gruppenbach wird 1622 als der Superintendentur Lauffen zugehörig erwähnt. Zur Pfarrei Untergruppenbach zählten auch Obergruppenbach und Donnbronn, ferner Wüstenhausen und Happenbach. Nach dem Dreißigjährigen Krieg sahen sich die [katholischen] Grafen Fugger im Besitz der kirchlichen Obrigkeit, gestatteten aber 1711 gleichwohl dem Superintendenten von Marbach [württembergisch] in Untergruppenbach zu visitieren, allerdings nur hinsichtlich der Amtsführung und Lehre des Pfarrers." https://www.leo-bw.de/web/guest/deta...lexikon/2224/x

        Lauffen war seit 1361 württembergisch.

        Was der evang. Pfarrer in Untergruppenbach in das Kirchenbuch schrieb, da hatte der Katholik Fugger nichts reinzureden.

        Zu Untergruppenbach noch dies:

        "Die Herrschaft Stettenfels war dem Kanton Kocher der schwäbischen Reichsritterschaft inkorporiert, jedoch blieb der Umfang der den Fugger zustehenden Rechte im Verhältnis zu Württemberg strittig. 1562 klagten die Untertanen wegen Steigerung der Fronden und Einschränkung ihrer Waldnutzung seitens der fuggerischen Vögte. Württemberg setzte daraufhin durch, dass lediglich die im Lagerbuch verzeichneten Dienste verlangt werden durften. Zu weiteren Konflikten kam es, als die Fugger 1659 allen Katholiken, die dies wünschten, den Zutritt zu ihren Privatgottesdiensten gestatteten, was Württemberg als Bruch des Westfälischen Friedens auffasste. Noch 1674 musste den Fugger die Einrichtung eines öffentlichen katholischen Gottesdienstes untersagt werden. Eine Bereinigung der Lage durch einen Ankauf der Herrschaft seitens des Herzogs von Württemberg scheiterte am verlangten Preis und an den komplizierten Rechtsverhältnissen. 1683 wurden mit einem von Württemberg erzwungenen Vertrag die Belastungen der Untertanen begrenzt und die katholische Religionsausübung auf den gräflichen Privatgottesdienst in der Schlosskapelle beschränkt." - https://www.orte-bw.de/public/show.php?ID=2224
        Zitat von epeby Beitrag anzeigen
        ... Adelshofen ...
        In der benachbarten Stadt Eppingen (welche seit 1462 zur Kurpfalz gehörte) wurde der Gregorianische Kalender, wie in der ganzen Kurpfalz, im Februar 1686 eingeführt.

        Wie die evangelischen Grafen von Neipperg dies handhabten, denen Adelshofen gehörte, weiß ich nicht.
        Wahrscheinlich haben sie nicht vor Februar 1686 den neuen Kalender eingeführt. Und ganz sicher nicht später als 1700.

        Hier mal eine Karte der Territorien der Kurpfalz. Der Ort Adelshofen ist vom kurpfälzischen Territorium umgeben:

        Es gibt ein 600 Seiten starkes Buch, dass die Thematik behandelt, wann und wo im Deutschen Reich jeweils der neue Kalender eingeführt wurde:

        Edith Koller (2014): Strittige Zeiten: Kalenderreformen im Alten Reich 1582–1700, Walter de Gruyter, 604 Seiten

        Vielleicht was für den professionellen Genealogen.
        Angehängte Dateien
        Viele Grüße

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        • epeby
          Erfahrener Benutzer
          • 05.08.2016
          • 262

          #5
          Julianischer u. Gregorianischer Kalender in BW

          Guten Abend Anna Sara,

          wieder toll, so umfangreiche Infos. Ich werde alles in Ruhe durchgehen und entsprechend eintragen.
          Vielleicht hast Du aber noch einen Rat für mich. Bis jetzt bin ich noch nicht so richtig mit dem Julianischen Kalender in Berührung gekommen, daher ist mir nicht ganz klar, ob man nun das Julianische Datum, oder das umgerechnete, Gregorianische einträgt, oder vorsichtshalber beide, wie ist das so üblich?


          Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend
          Peter (epeby)

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          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 15113

            #6
            Zitat von epeby Beitrag anzeigen
            ... Gregorianische einträgt, oder vorsichtshalber beide, wie ist das so üblich? ...
            Man trägt es so ein wie es im Kirchenbuch steht !!

            Wenn dort aber kein Datum, sondern nur der Kirchensonntag angegeben ist - z.B. "dom. 5. post Trin." - dann muss man wissen welchen Kalender der Pfarrer zur Grundlage nahm. Der kann dann, wie in unserem Beispiel Untergruppenbach, von dem abweichen, den die weltliche Herrschaft benutzte.

            Da man halt manchmal nicht mit Bestimmtheit sagen kann, welchen Kalender der Pfarrer zur Grundlage nahm, ist es genealogisch am Professionellsten, wenn man keine Mutmaßung anstellt, und nur das Heiratsjahr einträgt ohne genaueres Datum, den angegebenen Kirchensonntag ("dom. 5. post Trin.") als Bemerkung zur Person.

            Dementsprechend ist es auch unwichtig zu wissen, welcher Kalender vor Ort galt.
            Nur in den Fällen, wo nur der Kirchensonntag angegeben ist, spielt es eine Rolle zu wissen, welcher Kalender galt.
            Viele Grüße

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            • epeby
              Erfahrener Benutzer
              • 05.08.2016
              • 262

              #7
              Julianisch-Gregorianisch

              Guten Morgen Anna Sara,

              vielen Dank für die ausführliche Erklärung und nach einen schönen Tag.

              Grüße
              Peter (epeby)

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