Tagebuch eines Schiffsmissionars (im Herbst 1871 auf dem Segelschiff "Electrik" nach New York)

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  • Wolfg. G. Fischer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.06.2007
    • 4913

    Tagebuch eines Schiffsmissionars (im Herbst 1871 auf dem Segelschiff "Electrik" nach New York)

    Im "Beiblatt der Fliegenden Blätter aus dem Rauhen Hause. Volksblatt für innere Mission" wurde im März und April 1872 das Tagebuch des Hafenmissionars August Vockrodt aus Hamburg veröffentlicht, der im Herbst 1871 auf dem Schiff von Kapitän Peyn seinen Kollegen, den Hafenmissionar Pastor Neumann in New York besuchte.

    Das Schiff gehörte dem Hamburger Reeder Sloman.

    An Bord war u. a. Franz Homuth mit seiner Familie. Es wäre interessant, weitere Passagiere herauszufinden.

    Im Gegenzug könnte ich Teile des Tagebuchs hier wiedergeben. Vielleicht steht das Beiblatt der Fliegenden Blätter aber auch schon digital im Netz?
  • wolfganghorlbeck
    Erfahrener Benutzer
    • 30.08.2009
    • 2931

    #2
    Hallo Herr Fischer,
    ich konnte bei ancestry die Hamburger Passagierliste der "Electric" vom Oktober 1871 finden.
    Natürlich ist das der August Vockrodt verzeichenet und auch die Familie des Franz Hohmuth.

    Ich könnte Ihnen die Kopien der PL mit einer direkten mail zukommen lassen, wenn Sie mir Ihre mail-Adresse mit einer PN schicken.

    Viele Grüße
    Wolfgang Horlbeck

    Hamburger Passagierlisten, 1850-1934 Hamburg Passenger Lists, 1850-1934
    about August Vockrodt


    Name:August Vockrodt
    Departure Date:1 Okt 1871 (1 Oct 1871)
    Estimated Birth Year:abt 1841
    Age:30
    Gender:männlich (Male)
    Residence:Mühlhausen, Thüringen (Thuringia)
    Occupation:Missionär
    Ship Name:Electric
    Captain:Peyn
    Shipping Line:Rob. M. Sloman
    Shipping Clerk:Gustav Böhme & Co.
    Ship Type:Segelschiff
    Accommodation:Erste Kajüte
    Ship Flag: Deutschland
    Port of Departure:Hamburg
    Port of Arrival:New York
    Volume:373-7 I, VIII A 1 Band 025
    Page:735
    Microfilm Roll Number:K_1716
    Household Members:
    NameAge
    August Vockrodt30


    Hamburger Passagierlisten, 1850-1934 Hamburg Passenger Lists, 1850-1934
    about Franz Homuth


    Name:Franz Homuth
    Departure Date:1 Okt 1871 (1 Oct 1871)
    Estimated Birth Year:abt 1823
    Age:48
    Gender:männlich (Male)
    Residence:Machern, Brandenburg
    Occupation:Landmann
    Ship Name:Electric
    Captain:Peyn
    Shipping Line:Rob. M. Sloman
    Shipping Clerk:Gustav Böhme & Co.
    Ship Type:Segelschiff
    Accommodation: Ohne Angabe
    Ship Flag: Deutschland
    Port of Departure:Hamburg
    Port of Arrival:New York
    Volume:373-7 I, VIII A 1 Band 025
    Page:735
    Microfilm Roll Number:K_1716
    Household Members:
    NameAge
    Franz Homuth48
    Johanne Homuth48
    August Homuth18
    Friedrich Homuth16
    Mathilde Homuth7

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    • wolfganghorlbeck
      Erfahrener Benutzer
      • 30.08.2009
      • 2931

      #3
      Natürlich gibt es auch die PL von der Ankunft in New York:

      New York, Passenger Lists, 1820-1957
      about Franz Homuth

      Name:Franz Homuth
      Arrival Date:23 Nov 1871
      Birth Date:abt 1823
      Age:48
      Gender:Male
      Ethnicity/ Nationality:German
      Place of Origin:Germany
      Port of Departure:Hamburg, Germany
      Destination:United States of America
      Port of Arrival:New York, New York
      Ship Name:Electric

      Viele Grüße
      Wolfgang
      Angehängte Dateien

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      • Wolfg. G. Fischer
        Erfahrener Benutzer
        • 18.06.2007
        • 4913

        #4
        Der Beginn der Reise

        Hallo Herr Horlbeck,

        nochmals herzlichen Dank für die Daten zu Vockrodt und Homuth. Der Diakon August Vockrodt wurde anscheinend am 24.(!) Juli 1841 in Mühlhausen geboren. Im April 1873 wurde er Kolonistenprediger im Gebiet der Kanada-Synode in Nordamerika. Er schreibt:

        "30. Sept. 1871. Heute nachmittag ging ich mit meinem Gepäck an Bord der 'Electrik'. Welch reges Leben herrschte da. Kaufmannsgüter wurden verladen. Passagiere kamen mit ihrer Habe, auf dem Verdeck wogte es hin und her; dazwischen das Suchen der Leute nach ihren Kisten und Kasten und das Rufen der Kinder nach ihren Müttern.

        Ich ging nach meiner Koje; ein Schiffsjunge trug mir mein Gepäck. Klein ist zwar die Koje, zumal wenn zwei darin wohnen sollen; der Arzt, der bis jetzt vergeblich erwartet worden ist, soll mein Kamerad sein.

        Das Wasser wird immer unruhiger, die kleinen Jollen, die Leute bringen und abholen, schaukeln hin und her. Nach und nach wird es ruhiger auf Deck. Viele haben ihr Lager aufgesucht, andere sind oben geblieben."

        Mit besten Grüßen
        Wolfgang G. Fischer

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        • Wolfg. G. Fischer
          Erfahrener Benutzer
          • 18.06.2007
          • 4913

          #5
          1. Okt. 1871

          Da das Schiff erst um 2 Uhr abgeht, ging ich noch einmal an Land.

          Von einem kleinen Dampfer wurden wir aus dem Hafen geschleppt. Am Ufer standen viele Leute und winkten mit Tüchern und Hüten. Viele Passagiere, besonders die jüngeren, konnten ihrer Freude, dass es nun endlich fortgehe, nicht laut genug Ausdruck geben.

          Neumühlen und Blankenese mit ihren prächtigen Villen entschwanden unseren Blicken. Gegen Abend gingen wir bei Brunshausen vor Anker.

          Kommentar

          • Wolfg. G. Fischer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.06.2007
            • 4913

            #6
            2. Okt. 1871

            Heute wurde der Rest der Ladung eingenommen. Ein Beamter kam an Bord, um sich zu überzeugen, dass das Schiff für die Reise mit der vorgeschriebenen Quantität an Lebensmitteln, Wasser usw. versehen sei. Alles wurde in Ordnung befunden.
            Zuletzt ge?ndert von Wolfg. G. Fischer; 08.11.2013, 12:50.

            Kommentar

            • renatehelene
              • 16.01.2010
              • 1983

              #7
              Hallo Herr Fischer,
              ich finde es SUPER, daß Sie uns pöapö aus dem Tagebuch berichten

              LG Renate

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              • dorsch
                Erfahrener Benutzer
                • 24.12.2011
                • 295

                #8
                Ja, ich auch!
                Lieben Gruß
                DorSch
                „Krönung der Alten sind die Enkel und der Stolz der Kinder sind ihre Ahnen“ (Sprüche, Kap.17, Vers 6)

                Suche nach FN Leidiger in Thüringen.

                Kommentar

                • Wolfg. G. Fischer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.06.2007
                  • 4913

                  #9
                  3. Okt. 1871

                  Hallo Ihr Beiden,

                  das mache ich ja gern.

                  LG Wolfgang



                  "Langsam und sanft hat das Schiff heute morgen seine Reise angetreten. Gegen Mittag erreichten wir die Nordsee. Beim letzten Feuerschiff verließ uns der Lotze.

                  Der Kapitän sagte, die Reise würde wohl 7 bis 8 Wochen dauern, zumal wir die südliche Passage über Madeira nehmen müssten."

                  Kommentar

                  • Wolfg. G. Fischer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.06.2007
                    • 4913

                    #10
                    4. Okt. 1871

                    Viele Passagiere fühlen sich krank; die unausbleibliche Seekrankheit ist eingekehrt. Der Wind ist günstig, wir machen 2 1/4 deutsche Meilen in der Stunde.

                    Wir sahen Balken eines Schiffes treiben, das verunglückt sein muss. Auch eine Kiste mit Wein kam dicht an uns vorüber.
                    Zuletzt ge?ndert von Wolfg. G. Fischer; 12.11.2013, 11:36.

                    Kommentar

                    • Wolfg. G. Fischer
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.06.2007
                      • 4913

                      #11
                      5. Okt. 1871

                      Der Wind hat sich gedreht, wir müssen kreuzen, die See ist ziemlich unruhig. Nachmittags sahen wir die Ostküste von England.

                      Wir sind, die Mannschaft mit eingerechnet, 324 Personen an Bord, darunter 55 Kinder und 17 Säuglinge. Viele Auswanderer sind aus Mecklenburg und Pommern, einige aus Brandenburg und Sachsen. Zum größten Teil reisen sie Verwandten oder Nachbarn nach.

                      "Mit eigenen Mitteln", so erklärten mir viele, "würden wir die Kosten nicht bestreiten können; unser Bruder, Schwager oder Vetter hat uns das Reisegeld geschickt."

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                      • annike
                        Erfahrener Benutzer
                        • 06.03.2009
                        • 329

                        #12
                        Sehr schön, kann es kaum erwarten wie es weiter geht!
                        LG
                        Liebe Grüße
                        Annike

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                        • Wolfg. G. Fischer
                          Erfahrener Benutzer
                          • 18.06.2007
                          • 4913

                          #13
                          Electric im Herbst 1871

                          Auf der Hamburger Passagierliste, die mir Wolfgang Horlbeck geschickt hat, erkenne ich u. a. eine Familie Ahrens, einen Schmied namens Conrad und eine Elisabeth Hinz.

                          LG Wolfg. G. Fischer

                          Kommentar

                          • Wolfg. G. Fischer
                            Erfahrener Benutzer
                            • 18.06.2007
                            • 4913

                            #14
                            6. Okt. 1871

                            "Ich hatte mit mehreren Passagieren Gespräche über die Ursache ihrer Auswanderung. Einige klagten über den geringen Verdienst, andere über Not, die durch die Familienverhältnisse eingetreten sei; junge Leute wollen reich werden und dann nach Deutschland zurückkehren.

                            Drei kranke Frauen mussten heute ins Hospital gebracht werden; sie sind schon alt, keine ist unter 60 Jahren. Leider haben wir keinen Arzt; dersellbe hat unverantwortlicherweise in der letzten Stunde abgeschrieben, weil er es vorzog, die Reise mit einem Dampfer zu machen. Das Hospital befindet sich neben der I. Kajüte, ich liege Wand an Wand mit den Kranken.

                            Die Mädchen, die keiner Familie angehören, befinden sich neben der Kajüte des Kapitäns. Derselbe führt strenge Aufsicht, bei der ersten Ungehörigkeit sollen sie nachts eingeschlossen werden."

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                            • Wolfg. G. Fischer
                              Erfahrener Benutzer
                              • 18.06.2007
                              • 4913

                              #15
                              7. Okt. 1871

                              "Wo nur ein kleiner Platz zum Sitzen ist, sieht man Leute mit ernsten Gesichtern, den Kopf auf die Hand gestützt.

                              Ich versuchte, sie aufzumuntern, stimmte auch mit einigen einen Gesang an. Nachmittags verteilte ich Bücher aus meiner kleinen Bibliothek."

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