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#1
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Gute alte Zeit?
Hallo,
in den vielen Jahren der Ahnenforschung habe ich ja schon gelernt, dass Frauen viele Kinder hatten, viele Kinder verloren haben. Aber heute habe ich eine Familie, da weiß ich nicht, soll ich Wut haben, soll ich Mitleid haben, soll ich trauern? Eine Frau hat Mitte des 19. Jh. in 15 Jahren 13 Kinder zur Welt gebracht, davon blieben ihr nachweislich 2, diese haben geheiratet. Sie waren das 1. und 3. Kind der Frau. 1 Sohn, das 4. Kind, hat nachweislich das 14. Lebensjahr erreicht. Sein Leben oder Sterben danach bleibt im Dunkeln. Alle Kinder, die danach zur Welt kamen, starben entweder gleich nach der Geburt oder spätestens nach einem halben Jahr. In einem Jahr hat sie im Mai ein Kind geboren und im Dezember gleichen Jahres eine Frühgeburt im 5. (!!!!!) Monat gehabt. Diese Frau war eigentlich ununterbrochen schwanger. Am Ende hatte sie wohl keine Kraft mehr und starb eine dreiviertel Stunde nachdem ihr letztes Kind, das nur ein paar Minuten gelebt hat, verstorben war, mit 40 Jahren. Der Mann hat ein halbes Jahr später wieder geheiratet, und es ging geradeso weiter mit der 2. Frau. Sie gebar in 9 Jahren 9 Kinder. Und auch bei ihr der Fall: Geburt eines Kindes im April und im Dezember gleichen Jahres lt. Pfarrer eine "unzeitige" Geburt. 3 ihrer 9 Kinder durfte sie großziehen. Sie hatte wohl mehr Kraft, sie lebte noch 19 Jahre nach der letzten Geburt. Nein, in dieser Zeit hätte ich nicht Frau sein wollen. Liebe Grüße Uschi Geändert von Ursula (18.12.2018 um 00:52 Uhr) |
#2
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Hallo Uschi,
Ich möchte auch heute keine frau sein. Aber damals war es bei weitem schlimmer. Aber ich glaube auch das der Tos eines Kindes, ich möchte sagen, tragischer ist als er heute war. Damals waren Kinder die Absicherung im Alter, heute habe wir Pflege- und Rentenkasse. Mein Opa hatte auch 12 Geschwister. Meine Oma sagt heute würde Sie sich kein kind mehr anschaffen, sobwaren es 7 zur Unterstützung im Alter. LG Alex |
#3
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Was mich immer nur wieder überrascht:
Heutzutage reicht ja ein Einkommen oft nicht mehr zum Leben aus, aber wie hat man es früher geschafft das nur der Mann arbeitete und zuhause hockten 5 bis 10 hungrige Personen? Soviel können die Frauen doch nebenher nicht gearbeitet haben wenn jedes Jahr ein neuer Nachwuchs kam. Viele Grüße Jürgen |
#4
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Zitat:
Je nach Zeit/Jahrhundert haben Frauen durchaus auch gearbeitet. Von meiner Urgrossmutter in der Schweiz ist ein Lohnheft erhalten, etwa aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Sie erhielt 1 sFr. (= ca 1 Euro) pro Stunde fürs Kartoffeln sammeln auf dem Feld. Man darf auch nicht vergessen, dass Frauen früher (auch noch vor 20 Jahren, habe ich das Gefühl) bis zum Tag der Geburt gearbeitet haben. Danach Wochenbett und dann ging es wieder weiter mit Arbeit und Familie versorgen. Kein "krank schreiben" wegen Komplikationen 3 Monate vor der Niederkunft und auch kein halbes Jahr Mutterschaftsurlaub. In der Hinsicht halte ich uns heute ein bisschen für verweichlicht, muss ich zugeben. Viele Frauen hatten vermutlich, je nach Gegend und Zeit, nicht unbedingt einen eigenen Job. Meine Grossmutter in Italien unterstützte einfach meinen Grossvater als Schneider, damit er mehr produzieren und damit mehr verdienen konnte. Weitere geringe Einnahmen hatten sie durch das Untervermieten eines Zimmers ihrer Sozialwohnung (die nur 3 kleine Zimmer hat). Vorher wohnten sie in einer "Einzimmerwohnung", eigentlich einfach ein "Loch" im Erdgeschoss, ohne fliessendes Wasser, nur mit Türe und einem Fenster und einem Kohleofen fürs Heizen und Kochen. Die vordere Hälfte des Zimmers war gleichzeitig das Atelier. Ich hoffe, dieses "Loch" hat wenigstens nicht viel gekostet... Sie hatten drei Kinder und das Ganze spielte sich Ende 1950er Jahre ab. Ein spannendes Beispiel habe ich noch aus der Schweiz, Anfang 20. Jhd. Mein Vorfahre mit Familie wohnte als Bahnwärter in einem sogenannten "Bahnwärterhäuschen", diese sieht man noch heute als winzige Häuschen direkt neben den Geleisen. Er hatte um die 12 Kinder, von denen fast alle das Erwachsenenalter erreichten. Laut Überlieferung mussten jeweils die ältesten Kinder direkt nach der Schule ausziehen, wenn sie eine Berufslehre begannen, weil es sonst schlichtweg keinen Platz im Haus gehabt hätte. Und schon da gehe ich davon aus, dass die sich wohl teilweise die Betten geteilt haben mussten. Es klingt tragisch, wenn man so die verschiedenen Zeiten vergleicht. Aber heute ist auch nicht unbedingt alles besser. |
#5
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Hallo,
Im Stammbaum meines Mannes und den meinigen gibt es viele Familien in denen von 6-8 Kindern entweder nicht eines überlebte (verstarben alle mit 3-6 Monaten) oder gerade 1-2 Kinder das Erwachsenenalter erreichten. Zumeist verstarb auch da die Mutter endweder gleich nach dem letzten Kind oder innerhalb 1 Jahres dann. Nach dem Krieg gab es halt wenig unbeschädigte Häuser, so das man alles nahm um nicht auf der Straße zu leben. Da war auch in der kleinsten Hütte Platz für alle. Wenn ich bedenke das meine Mutti oft gar keinen Platz für Hausaufgaben hatte, da meine Omi den einzigsten Stuhl für eine Kundin brauchte (sie war Schneiderin) Das konnte in der Schule leider der Direktor nicht verstehen. Dem ging es gut, wie denen deren Ehemänner aus dem Krieg wieder kamen bzw generell denen, die vom Krieg verschont blieben Unser Ort war da eh mehr ländliche Gegend. LG Silke |
#6
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In den Kirchenbüchern habe ich auch entdeckt, dass die erste Frau bei der Geburt oder später verstarb und wenige Monate danach hat der Vorfahr die nächste geheiratet und weiter auf Teufel komm raus Kinder gezeugt. Dann starb auch diese Frau und es wurde die nächste geehelicht.
Mir sind aber auch Fälle untergekommen, wo Witwer und Witwen untereinander geheiratet haben, beide schon vom Alter her 40+, das Kinderkriegen war dann schon abgeschlossen. Ich weiß nicht, ob es sich dann wirklich um Liebesheiraten gehandelt hat, aber zumindest konnten sich beide dann sicherlich gegenseitig versorgen und waren nicht auf sich gestellt oder von der Familie abhängig. Zur Wohnsituation früher fällt mir ein, dass meine Urgroßeltern in einer kleinen Zechenwohnung im Ruhrgebiet lebten. Im Haus wohnten mehrere Parteien. Die Wohnungen hatten noch keine eigenen Klos. Stattdessen gab es ein Gemeinschaftsklo im Treppenhaus und in der Wohnung hing neben der Haustür die Klorolle und man musste sich vorher die passende Anzahl an Blättchen abreißen |
#7
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Hallo, meine Mutter hat mal erzählt, als eine Tante von ihr schon alt und etwas dement war, hat diese immer gefragt: " Nicht wahr, ich muss keine Kinder mehr kriegen!?". Sie hatte 12 Kinder zur Welt gebracht....
Ohne Worte. Astrid, die froh ist, daß sie heute leben darf. |
#8
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Hallo,
ich hab auch einige Kandidatinnen im Stammbaum, die mir richtig leid tun weil sie praktisch nur Kinder bekommen und begraben haben. Die kürzeste Abfolge davon innerhalb eines Jahres gab es bei einer Ururoma meines Mannes: Ende Jan Tochter geboren, Ende März Tochter begraben, Ende November Sohn geboren. Der Sohn ist der Uropa meines Mannes, hat's also geschafft. Die Mutter auch; sie bekam 14 Kinder in 21 Jahren und starb selbst 41 Jahre nach der Geburt des letzten Kindes mit 81 Jahren. Zitat:
Deshalb gab es ja sowas wie Kinderarbeit, die mussten mitarbeiten und -verdienen, sobald es irgendwie ging. Entweder Vater hatte einen solchen Beruf, wo alle mitarbeiten konnten (z.B. Weber), oder man verdiente etwas mit Heimarbeit dazu (wo auch schon kleine Kinder zuarbeiten konnten). In den Städten gab's natürlich auch Möglichkeiten für Kinder in Fabriken zu arbeiten. Der Opa meines Mannes hat z.B. 1917 mit 13 Jahren angefangen auf der Zeche unter Tage zu arbeiten, weil er da deutlich besser bezahlt wurde als in der Teppichfabrik wo er vorher gearbeitet hat. Überliefert ist auch, dass sich seine Mutter riesig darüber gefreut hat weil sie von da an "nicht mehr frieren" mussten. Bergmänner bekamen zusätzlich zum Lohn auch noch Kohlen. Und zumindest auf dem Land hatten die Leute zumindest immer genug Land, damit man nicht verhungerte und auch in den Städten waren Gärten extrem wichtig für die Grundversorgung. LG, Antje |
#9
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Hallo, zusammen!
Ja, ich glaube auch, dass so mancher Ehemann nicht oft auf freiem Fuß gewesen wäre, hätte man zur damaligen Zeit schon den Tat- und Strafbestand der Vergewaltigung in der Ehe gekannt . - Dass damals alles so "einvernehmlich" geschehen ist, kann und will ich nicht glauben. Nein, ich bin mehr als heilfroh über die "Gnade der späten Geburt", denn ich hätte ganz sicherlich mit den "ehelichen Pflichten" in der Form erhebliche Schwierigkeiten gehabt. - Wahrscheinlich hätte man mich sowieso bei Zeiten schon wegen Aufmüpfigkeit rausgeschmissen . |
#10
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Hallo in die Runde,
auch wenn es sich heute einfacher lebt, haben wir doch das Problem der Konsumgesellschaft. Es wird einem ständig das Gefühl gegeben, dass man alles, was es zu kaufen gibt, unbedingt braucht. (Übertreibung! Aber ich denke, ihr wisst, was ich meine.) Früher hat man sich auf dem Land selbst versorgt. Dinge, die man brauchte, wurden benutzt, so lange es ging und Kleidung wurde weitergegeben. Überhaupt hatte man doch gar nicht so viel Kleidung. Ich will gar nicht alles gut heißen und bin irgendwo sicherlich froh, dass ich heute lebe und mir wenig existentielle Sorgen machen muss. Aber trotzdem denke ich, dass es allen mal gut tun würde, eine gewisse Zeit "anders" zu leben. Ich wäre gern Mäuschen bei meiner Uroma, die leider starb, als mein Opa (ihr Sohn) gerade mal 15 Jahre war. Sein Gesellenstück in der Tischlerlehre war ihr Sarg. Die Kinderzahlen früher sind in der heutigen Zeit natürlich erschreckend. Aber man konnte damals auch nur wenig gegen das Schwangerwerden machen. Der Tod eines Kindes war damals eben normal. Schrecklich so etwas zu schreiben. Aber die Menschen wussten früher einfach, dass sowas häufig passiert. Mein Opa hat immer gesagt, wenn sein Vater die Hosen über den Bettrand gehangen hat, war seine Mutter direkt schwanger. |
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