Zettelwirtschaft

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  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 4830

    Zettelwirtschaft

    Hallo,

    wir hatten gelegentlich mal Themen, in denen diskutiert wurde, daß Einträge in KB nicht sofort, sondern nach einer gewissen Zeit erfolgten.

    Den Zeitrahmen kann man oft natürlich nicht abschätzen.

    Ich habe nun einen Fall, wo das möglich ist.

    Einer meiner Ahnen, Andreas Waidenberger, ist am 8.1.1706 in der Bauernschlacht bei Aidenbach gefallen, so steht es bei der Wiederverheiratung seiner Witwe am 11.4.1706.

    Bei der Geburt der gemeinsamen Tochter Rosina am 30.8.1705 steht er als verstorben ("p.m.") vermerkt, ferner bei deren Tod im Dezember des Jahres.

    Jetzt könnte natürlich die Tochter nachehelich geboren und der Eintrag bei der Trauung falsch sein, aber der Andreas wird auch bei einem Eintrag im Trauungsbuch mit Datum vom 23.10.1705 als verstorbener Zeuge aufgeführt.

    Letzteres geht natürlich nicht, daher meine Interpretation, daß die Einträge erst mit einigen Monaten Verspätung (August 1705 - nach 8.1.1706) ins Buch kamen.

    Ob das jetzt für die Buchführung in der Pfarre allgemein so war, kann man natürlich nicht sagen.
    Gruß
    gki
  • Hemaris fuciformis
    Erfahrener Benutzer
    • 19.01.2009
    • 1800

    #2
    Hallo G.

    das klingt ja nicht wirklich ermutigend für immer wieder auftauchende Zweifelsfälle

    Da muß ich ja richtig froh sein, daß mein Bauern-Aufstand-Toter seinen Sohn schon 1686 bekam, da hatte der Vater noch fast 20 Jahre zu leben.
    (ganz nebenbei der theoretische "Lieblingsahn" meiner jüngsten Tochter, einen Bauern der gegen die Obrigkeit aufstand findet sie gut)

    Schönen Sonntag noch
    Christine

    Kommentar

    • gki
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2012
      • 4830

      #3
      Hallo Christine!

      Zitat von Hemaris fuciformis Beitrag anzeigen
      das klingt ja nicht wirklich ermutigend für immer wieder auftauchende Zweifelsfälle
      Leider nein. Ich vermisse in der Zeit auch eine Hochzeit, die offenbar verlorenging.

      Da muß ich ja richtig froh sein, daß mein Bauern-Aufstand-Toter seinen Sohn schon 1686 bekam, da hatte der Vater noch fast 20 Jahre zu leben.
      (ganz nebenbei der theoretische "Lieblingsahn" meiner jüngsten Tochter, einen Bauern der gegen die Obrigkeit aufstand findet sie gut)
      Die Motivation der einzelnen Bauern werden wir nicht mehr ergründen können. Aber ich bin schon der Meinung, daß zumindest ein Teil da nicht freiwillig mitging. Die Landesdefension hatte "bei Feuer und Schwert" angeordnet, daß jeder Hof einen Mann zu stellen habe, da blieb den Leuten keine andere Möglichkeit, zumal der Waidenberger-Hof auch noch in der Nähe der Durchmarschroute gelegen haben dürfte.

      Schönen Sonntag noch
      Hmm, entweder Zettelwirtschaft oder Christine hat Urlaub.
      Gruß
      gki

      Kommentar

      • Hemaris fuciformis
        Erfahrener Benutzer
        • 19.01.2009
        • 1800

        #4
        Hallo nochmal,

        nun desillusioniere doch meine Tochter nicht.

        Außerdem liest sich das deutlich anders:

        Die „Aidenbacher Bauernschlacht“ wird in den
        bayerischen Geschichtsbüchern in einem Atemzug
        mit der sogenannten „Sendlinger Mordweihnacht“
        des Jahres 1705 genannt. In Aidenbach
        nahm der bayerische Volksaufstand gegen die
        kaiserliche Besatzungsmacht während des Spanischen
        Erbfolgekrieges am 8. Januar 1706 ein
        schrilles und blutiges Ende. Mehr als 4000 Bauern
        und Handwerker des bayerischen Unterlandes
        wurden dabei grausam von der kaiserlichen
        Soldateska niedergemetzelt.

        Im Winter des Jahres 1706 im bayerischen Unterland:
        Die Habsburger gehen als Sieger aus dem Spanischen Erbfolgekrieg
        hervor. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel flieht.
        Übermäßige Steuern und ständige Schikane der österreichischen Besatzer
        bringen die Volksseele zum Kochen. Zwangsrekrutierung und Folter
        treiben das Volk zum Aufstand.
        „Lieber bairisch sterben als österreichisch verderben“,
        so lautet die Parole der 7 000 Bauern, die bereit sind, für die
        Freiheit des bayerischen Volkes ihr Leben einzusetzen.
        Den tapferen Bauern, Handwerkern und Tagelöhner steht ein gut ausgebildetes Heer der Österreicher gegenüber.
        Und es kommt, wie es wohl kommen musste. In der Schlacht bei Aidenbach
        fall über 4 000 bayerische Landesverteidiger.
        Mit grausamer Härte setzen sich die Truppen General Kriechbaums durch.



        Im übrigen habe ich auch Zettelwirtschaft und zu wenig Urlaub.
        LG Christine

        Kommentar

        • gki
          Erfahrener Benutzer
          • 18.01.2012
          • 4830

          #5
          Hallo Christine!

          Zitat von Hemaris fuciformis Beitrag anzeigen
          nun desillusioniere doch meine Tochter nicht.
          Desillusionieren ist doch weswegen wir Ahnenforschung machen, oder etwa nicht?

          Außerdem liest sich das deutlich anders:
          Jaaa, für ein Freilichtschauspiel paßt das natürlich auch besser.

          Die „Aidenbacher Bauernschlacht“ wird in den
          bayerischen Geschichtsbüchern in einem Atemzug
          mit der sogenannten „Sendlinger Mordweihnacht“
          des Jahres 1705 genannt.
          Das ist auch richtig, denn sie gehörten kausal zusammen.

          In Aidenbach
          nahm der bayerische Volksaufstand gegen die
          kaiserliche Besatzungsmacht während des Spanischen
          Erbfolgekrieges am 8. Januar 1706 ein
          schrilles und blutiges Ende. Mehr als 4000 Bauern
          und Handwerker des bayerischen Unterlandes
          wurden dabei grausam von der kaiserlichen
          Soldateska niedergemetzelt.
          Soweit "fast" richtig. Die "Soldateska" waren reguläre kaiserliche Truppen.

          Im Winter des Jahres 1706 im bayerischen Unterland:
          Die Habsburger gehen als Sieger aus dem Spanischen Erbfolgekrieg
          hervor. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel flieht.
          Genau, erst hat der saubere Herr Bayern in die Sch... geritten und dann machte er sich davon.

          Übermäßige Steuern und ständige Schikane der österreichischen Besatzer
          bringen die Volksseele zum Kochen. Zwangsrekrutierung und Folter
          treiben das Volk zum Aufstand.
          „Lieber bairisch sterben als österreichisch verderben“,
          so lautet die Parole der 7 000 Bauern, die bereit sind, für die
          Freiheit des bayerischen Volkes ihr Leben einzusetzen.
          An dieser Bereitschaft zweifele ich eben, generell gesprochen. Sicher waren die ursprünglichen Aufständischen in Oberbayern und im Innviertel dazu bereit. Die Frage, die ich mir stelle, ist, inwiefern die Bauern im LG Griesbach das auch waren. Waren sie, wie befohlen, nach Braunau gekommen, um Teil der Armee zu werden, oder sind sie auf dem Weg nach Aidenbach mit Gewalt eingesammelt worden?

          Den tapferen Bauern, Handwerkern und Tagelöhner steht ein gut ausgebildetes Heer der Österreicher gegenüber.
          Und es kommt, wie es wohl kommen musste. In der Schlacht bei Aidenbach
          fall über 4 000 bayerische Landesverteidiger.
          Mit grausamer Härte setzen sich die Truppen General Kriechbaums durch.

          Das stimmt so natürlich wieder.

          Im übrigen habe ich auch Zettelwirtschaft und zu wenig Urlaub.
          Wenn Du mal wieder Urlaub und/oder Zeit hast, empfehle ich das Quellenstudium. Verdienstvolle Leute haben die zugänglichen Quellen transkribiert:






          MMn ist der ganze Sachverhalt in der heutigen Darstellung dadurch überformt, daß die Ereignisse im 19ten Jahrhundert dazu hergenommen wurden, um die innige Verbindung des neuen Königs mit den "Landeskindern" zu illustrieren.


          Von seiten der Landeskinder mag sie innig gewesen sein. Der Kurfürst jedoch hätte Bayern gerne gegen die Niederlande eingetauscht...
          Gruß
          gki

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