Deutsche Siedlungen in Weißrussland 1910-1915

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  • #16
    Hallo,
    es gab in der Regel außerhalb der Kolonien nur eine evangelische Kirche pro Gouvernement. Wenn ein Kind in einem anderen Dorf getauft werden musste, musste der Pfarrer zu diesem Ort reisen. In einem Fall bei meiner Familie musste der Pfarrer von Nikolajew nach Iwanowka mehr als 120 km zurücklegen. Sie haben die Kinder immer im Haus der Eltern getauft.

    In Sibirien hatten die Pfarrer die weitesten Entfernungen zurückzulegen. Sie mussten manchmal tausende Kilometer zurücklegen, nur um ein Kind in einem kleinen Dorf zu taufen. Denn in diesen Regionen außerhalb der Kolonien gab es nicht viele Lutheraner. Ich habe mal in einer deutsch-baltischen Zeitung einen Beitrag über dieses Thema gelesen.
    Oberverwalter machten zur damaligen Zeit eine große Ausnahme, denn Oberverwalter durften Kinder taufen, da die nächste Kirche meist weit entfernt lag. Deshalb hat im Jahr 1864 mein Urururgroßvater Herr Julius Müller, Oberverwalter der Popowschen Güter seinen Sohn Wilhelm Otto selbst getauft.

    Auch sein Freund Ernst Eck, Oberverwalter der Güter des Grafen Cancrin hat viele Kinder getauft, die nicht einmal seine eigenen Kinder waren.

    Sie waren schon sehr fortschrittlich und weltoffen für die damalige Zeit
    Was mich nur wundert, dass Minsk bereits eine eigene Kirche hat, die für das Gouvernent Minsk zuständig war, siehe hier:

    Zuletzt geändert von Gast; 02.02.2021, 19:20.

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    • Irene K.
      Erfahrener Benutzer
      • 13.04.2007
      • 509

      #17
      Hallo,

      in den wolhynischen Kirchenbüchern findet man in den meisten Fällen Lehrer und Kantoren in den Kirchenbüchern gelistet, die die Kinder getauft haben. Das wurde dann als Nottaufe bezeichnet - was nicht heißen soll, dass es dem Kind so schlecht ging, dass man nicht länger warten wollte, sondern einfach nur, dass nicht durch den Pastor persönlich getauft wurde. Diese "Nottaufen" wurden dann beim nächsten Besuch vom Pastor im Kirchenbuch bestätigt und gegengezeichnet.

      Das gleiche finde ich in Dolgoje. Da hat in Abwesenheit des Pastors ein Ludwig Riemland die Kinder getauft. Es ist nicht ersichtlich, welche Funktion er inne hatte.

      Gruß, Irene

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      • #18
        Hallo,
        Nottaufen kenne ich auch aus Nikolajew Gouvernement Cherson, wo Lehrer Kinder getauft haben. Das war vor allem bei Kolonisten der Fall, die außerhalb ihrer Kolonie geboren worden sind.
        Nur bei der Taufe des Oberverwalters im Kirchenbuch von Prischib/Molotschna wurde dies nicht als Nottaufe bezeichnet, sondern als ganz normale Taufe eingetragen. In der Spalte, wo eigentlich der Name des Pfarrers stand, wurde entweder der Oberverwalter Julius Müller oder der Oberverwalter Ernst Eck eingetragen.
        Zuletzt geändert von Gast; 02.02.2021, 20:46.

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