Moin zusammen,
dann will ich mal aus „meinem Nähkästchen“ plaudern:
Mein Elternhaus, eine alte Wassermühle, hatte bis Anfang des 20. Jahrhunderts sicher „nur“ den Komfort, den man von vergleichbaren Häusern kannte:
Keine gescheite Infrastruktur (die besserte sich erst ab 1910): Einen öffentlichen Weg zum nächsten etwa 2 km entfernten Ort Elkeringhausen gab es nicht, und die nächstgelegene Stadt Winterberg war gut 3 km Luftlinie bei 200 m Höhenunterschied zu erreichen. Vor allem für meinen Opa und seine Geschwister und die nachfolgende Generation hinsichtlich des Schulweges nicht einfach. Es war schon eine Erleichterung, daß sie die Schule in Elkeringhausen besuchen durften; normalerweise hätten sie jeden Tag den Berg hoch gemußt.
Die Wasserversorgung vom Bach, der am Haus vorbeiläuft. Um 1905 dann der Bau einer eigenen Wasserleitung vom eigenen Grundstück. In den 1920er Jahren mit einem erheblichen Stallumbau der „Luxus“, daß man den Kühen das Wasser in die Tröge laufen lassen konnte. Meine Großmutter meinte mal, sie sei froh gewesen, nicht mehr das Wasser fürs Vieh in Eimern schleppen zu müssen. Ein Bekannter (heute 92 Jahre alt) sagte mir vor einiger Zeit, er sei um 1930 mal in unserem Stall gewesen und habe diesen als „hochmodern“ empfunden – immerhin konnte man unsere Kühe von vorne über einen Futtertisch füttern, das gab es damals noch nicht oft.
Um 1910 erhielten wir Strom! Allerdings nicht durch eine Leitung, sondern durch einen Generator, der vom Mühlrad angetrieben wurde. Vor allem bei Trockenheit und wenn das Mühlrad zufror, bedeutete das Energiesparen.
Anfang der 1920er Jahre dann Telefonanschluß! Allerdings mit der „netten“ Anekdote, daß das Telefon von der Stromversorgung der Stadt Winterberg abhängig war, und dort wurde der Strom zur zeitweilig produziert. Ausgerechnet, als meine Oma in die Wehen kam, funktionierte das Telefon nicht. Opa mußte also den Berg hoch, die Hebamme zu holen. Aber das Kind war schneller und lebt heute noch mit 91.
Um 1935 erhielten unsere das erste Bad! Das hatte mein Opa seinem Bruder abgeguckt, der sein Anwesen nach einem Brand 1929 unter damaligen modernen Gesichtspunkten, eben auch mit Bad und WC, wieder aufgebaut hat. Bis dahin bei uns wohl Zinkwanne und ein Plumpsklo, immerhin nicht im Stall, sondern unmittelbar neben den Schlafzimmern. Besagte 91jährige hat mir mal berichtet, als Kinder hätten sie immer die Zeitungsblätter für die Klobenutzung zurechtschneiden müssen.
Luxus pur bei der Wäsche! Es gab einen Waschkessel, der neben dem Schweinetopf stand. Es konnte auch vorkommen, daß ein Kessel für beide Zwecke benutzt wurde! Das blieb unseren erspart.
Geheizt wurde mit Holz in der Küche und Stube, aber längst nicht auf allen Schlafzimmern. Vor dem Einbau isolierter Fenster kann ich mich noch gut an die von innen gefrorenen Scheiben erinnern…
1966 wurden wir ans Stromnetz angeschlossen! Vieles Elektrische lief seitdem einfacher, und man konnte sich „endlich“ den technischen Neuerungen wie Elektroherd, moderne Waschmaschine, Trockner, technischen Kleingeräten widmen. Mit dem „Schwachstrom“ unserer Anlage war das nicht möglich.
1973 bekamen wir die erste Zentralheizung mit Öl, passend zum Ölpreisanstieg… Warmes Wasser in der Leitung kannten wir bis dahin nicht. Für den Haushalt gab es den Wasserkessel auf dem Herd, für die Badewanne den Badeofen.
Tja, und jetzt? Sitze ich sogar vor dem PC und kann, wenn auch nicht mit Hochgeschwindigkeit, ins Internet… Aber dafür sind wir hier im Funkloch. Ist das schön, nicht immer per Handy erreichbar zu sein…
Friedrich
dann will ich mal aus „meinem Nähkästchen“ plaudern:
Mein Elternhaus, eine alte Wassermühle, hatte bis Anfang des 20. Jahrhunderts sicher „nur“ den Komfort, den man von vergleichbaren Häusern kannte:
Keine gescheite Infrastruktur (die besserte sich erst ab 1910): Einen öffentlichen Weg zum nächsten etwa 2 km entfernten Ort Elkeringhausen gab es nicht, und die nächstgelegene Stadt Winterberg war gut 3 km Luftlinie bei 200 m Höhenunterschied zu erreichen. Vor allem für meinen Opa und seine Geschwister und die nachfolgende Generation hinsichtlich des Schulweges nicht einfach. Es war schon eine Erleichterung, daß sie die Schule in Elkeringhausen besuchen durften; normalerweise hätten sie jeden Tag den Berg hoch gemußt.
Die Wasserversorgung vom Bach, der am Haus vorbeiläuft. Um 1905 dann der Bau einer eigenen Wasserleitung vom eigenen Grundstück. In den 1920er Jahren mit einem erheblichen Stallumbau der „Luxus“, daß man den Kühen das Wasser in die Tröge laufen lassen konnte. Meine Großmutter meinte mal, sie sei froh gewesen, nicht mehr das Wasser fürs Vieh in Eimern schleppen zu müssen. Ein Bekannter (heute 92 Jahre alt) sagte mir vor einiger Zeit, er sei um 1930 mal in unserem Stall gewesen und habe diesen als „hochmodern“ empfunden – immerhin konnte man unsere Kühe von vorne über einen Futtertisch füttern, das gab es damals noch nicht oft.
Um 1910 erhielten wir Strom! Allerdings nicht durch eine Leitung, sondern durch einen Generator, der vom Mühlrad angetrieben wurde. Vor allem bei Trockenheit und wenn das Mühlrad zufror, bedeutete das Energiesparen.
Anfang der 1920er Jahre dann Telefonanschluß! Allerdings mit der „netten“ Anekdote, daß das Telefon von der Stromversorgung der Stadt Winterberg abhängig war, und dort wurde der Strom zur zeitweilig produziert. Ausgerechnet, als meine Oma in die Wehen kam, funktionierte das Telefon nicht. Opa mußte also den Berg hoch, die Hebamme zu holen. Aber das Kind war schneller und lebt heute noch mit 91.
Um 1935 erhielten unsere das erste Bad! Das hatte mein Opa seinem Bruder abgeguckt, der sein Anwesen nach einem Brand 1929 unter damaligen modernen Gesichtspunkten, eben auch mit Bad und WC, wieder aufgebaut hat. Bis dahin bei uns wohl Zinkwanne und ein Plumpsklo, immerhin nicht im Stall, sondern unmittelbar neben den Schlafzimmern. Besagte 91jährige hat mir mal berichtet, als Kinder hätten sie immer die Zeitungsblätter für die Klobenutzung zurechtschneiden müssen.
Luxus pur bei der Wäsche! Es gab einen Waschkessel, der neben dem Schweinetopf stand. Es konnte auch vorkommen, daß ein Kessel für beide Zwecke benutzt wurde! Das blieb unseren erspart.
Geheizt wurde mit Holz in der Küche und Stube, aber längst nicht auf allen Schlafzimmern. Vor dem Einbau isolierter Fenster kann ich mich noch gut an die von innen gefrorenen Scheiben erinnern…
1966 wurden wir ans Stromnetz angeschlossen! Vieles Elektrische lief seitdem einfacher, und man konnte sich „endlich“ den technischen Neuerungen wie Elektroherd, moderne Waschmaschine, Trockner, technischen Kleingeräten widmen. Mit dem „Schwachstrom“ unserer Anlage war das nicht möglich.
1973 bekamen wir die erste Zentralheizung mit Öl, passend zum Ölpreisanstieg… Warmes Wasser in der Leitung kannten wir bis dahin nicht. Für den Haushalt gab es den Wasserkessel auf dem Herd, für die Badewanne den Badeofen.
Tja, und jetzt? Sitze ich sogar vor dem PC und kann, wenn auch nicht mit Hochgeschwindigkeit, ins Internet… Aber dafür sind wir hier im Funkloch. Ist das schön, nicht immer per Handy erreichbar zu sein…
Friedrich
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