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  • Rolf Stichling
    Erfahrener Benutzer
    • 21.06.2011
    • 791

    #16
    Nochmal zum Thema Anrede und Schlußformel

    Hallo Hochedelgebohrener Heinrich!

    Zitat von Der Suchende Beitrag anzeigen
    Da verwechselst Du aber was.
    Die Titulierung bezog bzw. bezieht sich auf das Verhältnis zur Obrigkeit oder den Dienstherrn.
    Heute hab ich keinen Landesfürsten, höchstens einen Landrat.
    Außerdem bin ich nicht der Leibeigene meines Arbeitgebers.
    Ich glaube da verwechselst Du etwas!

    Hier ein Zitat aus einem Brief aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert, den einer meiner Vorfahren an einen anderen schrieb.
    Der Absender war ein hochangesehener Hofrat. Der Empfänger war ein Kaufmann, also keinesfalls 'die Obrigkeit'.
    Der Absender hatte eine Tochter und der Sohn des Kaufmanns wollte die Tochter des Hofrats heiraten. Und nun schrieb der Herr Hofrat an den Kaufmann, um ihn zur Hochzeitsfeier auf sein Gut einzuladen.

    "Ortsangabe, 30. November 1799, Sonnabend
    Hochedelgebohrener,
    Hochgeschätzter Herr, Freund und Bruder!

    Ich möchte nicht gerne gar zu zudringlich scheinen, und doch dringt mich mein Herz noch einen Versuch zu machen, und Ihnen auch unmittelbar zu sagen, was Sie letzthin von meiner Frau schon vernommen haben, daß es mir und allen den Meinigen ein herzliches Vergnügen machen würde, sie, Mein theurer Herr Bruder, künftigen Montag, bey der priesterlichen Einsegnung unserer Kinder, an meiner Seite zu Oßmannstätt zu sehen. Ihre uns allen so werthe Gegenwart und Theilnehmung würde die schöne Freude dieses den beiden Verlobten so heiligen und feirlichen Tages (der auch Mir, so lange ich noch lebe, ein Festtag bleiben soll!) erst vollständig und vollkommen machen. Haben Sie die Güte und geben, wofern es Ihnen nur immer möglich ist, unseren Wünschen und Bitten nach, und befestigen Sie durch dieses neue Zeichen Ihres Wohlwollens die bey unsrer neulichen ersten Zusammenkunft so schön begonnenen Freundschaft.
    Inzwischen ersuche ich sie, theuerster Herr, auf jeden Fall meiner aufrichtigen und innigen Hochschätzung versichert zu bleiben, mit welcher ich, meine und Ihre künftige Tochter Julie, nebst allen den Meinigen und mir selbst Ihre Vaterlichen – und freundschaftlichen Liebe angelegenst empfehlend, lebenslänglich beharren werde
    pp.
    Dero ganz ergebenster Diener u. Bruder"

    Ist das nicht ein schöner Text? Der Text gefällt mir deutlich besser als vieles, was man heute so per SMS bekommt. Der Empfänger des Briefes wird zwar nicht als "Hochwohlgebohren" sondern als "Hochedelgebohrener" angeschrieben, aber der Beleg zeigt doch, daß man nicht nur der Obrigkeit gegenüber einen solchen gepflegten Stil pflegte. Und ich habe reichlich Belege dafür, daß auch Fürsten ihre "Mitarbeiter" achtungsvoll anschrieben.
    Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.

    Rolf Stichling

    PS. Ich suche die Herkunft von

    Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
    In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
    1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

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    • khsk
      Erfahrener Benutzer
      • 12.10.2011
      • 186

      #17
      Hallo in die Runde,

      ich habe auch etwas, was mich seit ca. 25 Jahren immer wieder nervt:
      zu sagen 'es macht Sinn'! Damals gab es einen schönen Artikel in der FAZ, wonach etwas einen Sinn hat oder nicht, aber es kann keinen selber machen. Sonst ist es eben sinnlos.
      Aber vielleicht ist es ja auch einfach egal, oder, wie meine Uroma immer sagte:
      Egal ist 88

      Grüsse aus dem Norden
      Susanne

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      • Forschi
        Erfahrener Benutzer
        • 06.03.2011
        • 527

        #18
        Hallo Susanne,

        meine Oma pflegte immer zu sagen: Egal ist Käse, denn der stinkt von allen Seiten.

        Ebenfalls aus dem Norden...
        LG Forschi

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        • elwetritsche
          Erfahrener Benutzer
          • 23.03.2013
          • 915

          #19
          Hallo Schlupp!

          Stimmt! Heute schimpfen wir über die zunehmende Englischisierung unserer Sprache, um 1800 herum schimpfte man im Südwesten gegen die zunehmenden französischen Wörter in der deutschen Sprache.
          Inzwischen sind Wörter wie Troddewaa, Adschee, Portmanne, Bollesje, Bredullje und viele andere mehr, ganz normale Vokabeln im rheinhessischen Dialekt.

          Warten wir halt die nächsten 200 Jahre mal ab und hören uns dann die deutsche Sprache an.


          Bevor ich es vergesse - im ersten Post fragte ich nach der "Herzenstochter". Er tauchte in einer Traueranzeige auf, nach den Namen des Witwers und der Kinder.
          Weiß jemand von Euch wo dieser Ausdruck herkommt und was er bedeutet?
          Liebe Grüße
          Elwe

          Mit ihren Feld- (Rheinhessen), Wald- (Westerwald) und Wiesen- (Kreis Groß-Gerau) Ahnen.

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          • Forschi
            Erfahrener Benutzer
            • 06.03.2011
            • 527

            #20
            Hallo Elwe,

            gefunden bei Google-Books.

            Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 2
            Angehängte Dateien
            LG Forschi

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            • Artsch
              Erfahrener Benutzer
              • 14.07.2013
              • 1933

              #21
              Hallo Elwe,

              laut deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm:
              "Herzenstochter, f"(eminin)
              "herzlich geliebte Tochter. dim." (Verkleinerung)
              "Herzenstöchterchen: anhören!
              dich? liebs Herzenstöchterchen!
              ich hoff, ich will` ch (dich) hören,
              so lang als`ch (ich) lebe. Bode
              Thomas Jones 6, 27"

              Ich meine, Herzenstochter ist entnommen aus der Übersetzung von Johann Joachim Christoph Bode: (1731-1793) "Henry Fielding" (Geschichte des) Tom Jones (eines Findelkindes). Leipzig (1786-1788) 6 Bände.
              Das ist ein Klassiker. Ich habe ihn meines Wissens nicht gelesen. Aber ich meine, er wurde in Deutschland schon bekannt.

              Beste Grüße
              Artsch

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              • elwetritsche
                Erfahrener Benutzer
                • 23.03.2013
                • 915

                #22
                Kürzlich bei einem Gespräch mit meiner Freundin merkte diese an, dass ich wohl der letzte Mensch in Deutschland wäre, der den Begriff "stante pede" noch regelmäßig verwende.
                Liebe Grüße
                Elwe

                Mit ihren Feld- (Rheinhessen), Wald- (Westerwald) und Wiesen- (Kreis Groß-Gerau) Ahnen.

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                • Tunnelratte
                  Erfahrener Benutzer
                  • 10.03.2014
                  • 726

                  #23
                  stante pede und per pedes, da erntet man nur dümmliche blicke von den jungen Leuten :-D
                  wenn man den Nachbarshund zum angeln mitnimmt, ist wenigstens die Köterfrage geklärt

                  Kommentar

                  • rigrü
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.01.2010
                    • 2559

                    #24
                    Zitat von Tunnelratte Beitrag anzeigen
                    stante pede und per pedes, da erntet man nur dümmliche blicke von den jungen Leuten :-D
                    Es gibt also "die" jungen Leute und die sind alle dumm? Gewagt.
                    rigrü

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                    • Wolfg. G. Fischer
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.06.2007
                      • 4917

                      #25
                      Zitat von Hibbeln Beitrag anzeigen
                      Es hat gewiss seinen Reiz, alte Begriffe zu verwenden, die haben auch für mich immer wieder einen gewissen Reiz.

                      Dieter
                      Geht mir ebenso. Z.B. sage ich zum Abschied gern "Gehab Dich wohl", aber nur bei Menschen, die dafür auch einen Sinn haben.

                      LG Wolfgang

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                      • Rieke
                        Erfahrener Benutzer
                        • 13.02.2012
                        • 1290

                        #26
                        Ich benutze gerne noch "Ich stelle anheim" :-)

                        Liebe Gruesse
                        Rieke
                        Meine Spitzenahnen....
                        waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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                        • fps
                          Erfahrener Benutzer
                          • 07.01.2010
                          • 2160

                          #27
                          "Heim" ist ja mittlerweile durch "Zuhause" verdrängt worden. "Mein Zuhause" hört sich zwar für mich fremdartig an, aber ich lese es immer öfter.

                          Dann heißt "Ich stelle anheim" demnächst "Ich stelle anzuhause"?

                          Wer weiß.
                          Gruß, fps
                          Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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                          • Rieke
                            Erfahrener Benutzer
                            • 13.02.2012
                            • 1290

                            #28
                            "ich stelle anheim" heisst ja im Klartext "Mach doch was Du willst, ich geb Dir nur einen Rat (den Du im eigenen Interesse befolgen solltest!), aber wenn Du zo bloed bist....." Da kann es sich natuerlich auch ums Zuhause handeln


                            Liebe Gruesse und froehlichen 1. Mai
                            Rieke
                            Meine Spitzenahnen....
                            waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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                            • Frank K.
                              Erfahrener Benutzer
                              • 22.11.2009
                              • 1318

                              #29
                              Hallo miteinander,

                              ich stelle Euch anheim, einmal ein Wörterbuch zu konsultieren.
                              In "Wahrig, Deutsches Wörterbuch" gibt es folgende Deutung:
                              jemandem etwas "anheimstellen: jemandem die Entscheidung überlassen; ich stelle es dir anheim, ob du kommen willst oder nicht".
                              In einem alten deutschen Schulwörterbuch (auf etymologischer Grundlage) folgt diese Erklärung: anheim - "ans Heim", das heißt als eigen oder zu freier Verfügung.
                              Darüber braucht man sich nicht weiter den Kopf zu zermartern

                              Viele Grüße
                              Frank
                              Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

                              Kommentar

                              • assi.d
                                Erfahrener Benutzer
                                • 15.11.2008
                                • 2681

                                #30
                                Mein Sohn (fast 14 J.) guckt immer ganz komisch, wenn ich "Apfelsine" sage. Er meint, daß sei eine Orange.... Und bei "Eierfrucht" kichert er wie blöde....

                                Mit kulinarischen Grüßen
                                Assi

                                Kommentar

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