Wie geht es Euch mit den Aktivitäten Eurer Vorfahren im 3. Reich?

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  • ekreg
    Benutzer
    • 30.01.2008
    • 67

    Wie geht es Euch mit den Aktivitäten Eurer Vorfahren im 3. Reich?

    Hallo zusammen,

    ich habe da mal eine Frage an alle zu einem - wie ich finde - ernsten und auch schwierigen Thema:

    Wie geht es Euch eigentlich mit den Aktivitäten Eurer Vorfahren im 3. Reich?

    Ich glaube, ich habe so lange gebraucht, mich wirklich intensiv der Familienforschung zu widmen, weil ich erst einmal damit klar kommen musste, dass alles, was ich über das 3. Reich und den Holocaust weiß - und das ist sehr viel - und meine Großeltern schon sehr eng zusammen hängen.

    Besonders die Eltern meiner Mutter habe ich sehr geliebt und sie haben mich sehr geliebt. Aber ich finde zur Zeit extrem viel über sie heraus, auch Dinge, die ich schrecklich finde, und bin fest entschlossen, noch mehr herauszufinden. Schließlich sind das meine Wurzeln, egal, ob es mir passt oder nicht. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was genau sie getrieben haben, aber eines ist mittlerweile sicher:
    Sie haben von vielen Verbrechen mindestens gewusst, die da gelaufen sind.

    Ich habe Beweise gefunden, dass mein Großvater z.B. von sowjetischen Zwangsarbeitern gewusst hat, dass er an Partisanenerschießungen unmittelbar beteiligt war usw.
    Ich weiß, dass beide vom 3. Reich in jedem Fall profitiert haben. Dazu muss man nur "Hilters Volksstaat" von Götz Aly gelesen haben und das in Beziehung setzen zu den Feldpostbriefen, die mir vorliegen, und schon fällt es einem wie Schuppen von den Augen.

    Mag sein, dass sie "Verführte" waren, sicher waren sie keine blindwütigen Radikalen, sicher waren sie von jahrelanger Propaganda beeinflusst, aber sie waren auf jeden Fall nicht unschuldig. Wobei es sich fragt, ob es überhaupt gelingen konnte, in diesem Regime seine "Unschuld" (Ihr wisst schon, was ich meine, ich kann es nicht besser ausdrücken) zu wahren. Ich will auch nicht rückwirkend behaupten wollen, dass ich es "besser" gemacht hätte. Sowas können in meinen Augen nur Leute von sich behaupten, die wirklich in so einer Situation den Mund aufmachen und ich musste bis jetzt zum Glück noch nie in einer Diktatur leben. Probleme habe ich mit der ganzen Sache trotzdem...

    Ich liebe meine Großeltern trotzdem und ich vermisse sie! Und ich werde wohl auch nie damit aufhören, sie zu lieben und zu vermissen, denn sie waren einfach tolle Großeltern! Aber mit jeder neuen Entdeckung tut mir das Herz weh!

    Geht Euch das auch so?

    Viele Grüße
    Ekreg
  • ekreg
    Benutzer
    • 30.01.2008
    • 67

    #2
    Wie geht es Euch mit den Aktivitäten Eurer Vorfahren im 3. Reich?

    Hallo zusammen,

    ich habe da mal eine Frage an alle zu einem - wie ich finde - ernsten und auch schwierigen Thema:

    Wie geht es Euch eigentlich mit den Aktivitäten Eurer Vorfahren im 3. Reich?

    Ich glaube, ich habe so lange gebraucht, mich wirklich intensiv der Familienforschung zu widmen, weil ich erst einmal damit klar kommen musste, dass alles, was ich über das 3. Reich und den Holocaust weiß - und das ist sehr viel - und meine Großeltern schon sehr eng zusammen hängen.

    Besonders die Eltern meiner Mutter habe ich sehr geliebt und sie haben mich sehr geliebt. Aber ich finde zur Zeit extrem viel über sie heraus, auch Dinge, die ich schrecklich finde, und bin fest entschlossen, noch mehr herauszufinden. Schließlich sind das meine Wurzeln, egal, ob es mir passt oder nicht. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was genau sie getrieben haben, aber eines ist mittlerweile sicher:
    Sie haben von vielen Verbrechen mindestens gewusst, die da gelaufen sind.

    Ich habe Beweise gefunden, dass mein Großvater z.B. von sowjetischen Zwangsarbeitern gewusst hat, dass er an Partisanenerschießungen unmittelbar beteiligt war usw.
    Ich weiß, dass beide vom 3. Reich in jedem Fall profitiert haben. Dazu muss man nur "Hilters Volksstaat" von Götz Aly gelesen haben und das in Beziehung setzen zu den Feldpostbriefen, die mir vorliegen, und schon fällt es einem wie Schuppen von den Augen.

    Mag sein, dass sie "Verführte" waren, sicher waren sie keine blindwütigen Radikalen, sicher waren sie von jahrelanger Propaganda beeinflusst, aber sie waren auf jeden Fall nicht unschuldig. Wobei es sich fragt, ob es überhaupt gelingen konnte, in diesem Regime seine "Unschuld" (Ihr wisst schon, was ich meine, ich kann es nicht besser ausdrücken) zu wahren. Ich will auch nicht rückwirkend behaupten wollen, dass ich es "besser" gemacht hätte. Sowas können in meinen Augen nur Leute von sich behaupten, die wirklich in so einer Situation den Mund aufmachen und ich musste bis jetzt zum Glück noch nie in einer Diktatur leben. Probleme habe ich mit der ganzen Sache trotzdem...

    Ich liebe meine Großeltern trotzdem und ich vermisse sie! Und ich werde wohl auch nie damit aufhören, sie zu lieben und zu vermissen, denn sie waren einfach tolle Großeltern! Aber mit jeder neuen Entdeckung tut mir das Herz weh!

    Geht Euch das auch so?

    Viele Grüße
    Ekreg

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    • ralf65
      • 21.11.2007
      • 1269

      #3
      RE: Wie geht es Euch mit den Aktivitäten Eurer Vorfahren im 3. Reich?

      Es geht mir ähnlich.
      Mein Großvater mütterlicherseits war Berufssoldat, was ja zunächst nichts schlimmes ist. Ich weis auch nicht, ob sie in der Partei waren.

      Aber das sie nichts gewußt haben kann ich mir nicht vorstellen, denn Oma ist noch in den 70/80er Jahren zu Gefängnisbesuchen nach Holland gefahren

      Es war wahrscheinlich eine Jugendbekanntschaft mit der Ehefrau, aber man macht sich da natürlich schon Gedanken...

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      • Lektro
        Benutzer
        • 23.11.2007
        • 23

        #4
        Hallo,

        ich finde, heutzutage sind da Berührungsängste nicht mehr angebracht. Wenn ich noch daran denke, dass man jahrzehntelang gewisse Themen bei Gesprächen ausklammern musste, weil überall noch die Altnazis (muss ich wirklich mal so sagen) herumsaßen, ja, selbst in den Gerichten. Das ist zum Glück vorbei, heute sitzen die höchtens noch im Altersheim. Und je länger man wartet, desto schwieriger wird es, die Wahrheit herauszufinden. Also nur zu, auch wenn es manchmal schmerzlich ist (das kenne ich selber nur zu gut).

        Gruß

        Lektro

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        • Eva64
          Erfahrener Benutzer
          • 08.07.2006
          • 809

          #5
          Ich taste mich da auch so ganz langsam heran. Von einem Urgroßvater weiß ich, dass er dem ganzen Gedankengut gegenüber positiv eingestellt war. Ich weiß z.B. dass er ziemlich früh in die Partei eingetreten ist und bis zu seinem Tod 1944 Parteimitglied blieb. Allerdings vermute ich, dass er nicht wirklich aktiv beteiligt war. Er war zu alt dafür.

          Zu gerne würde ich diese Zeit im Hinblick auf mein Heimatdorf aufarbeiten. Aber ich weiß, dass ich da auf Widerstände treffen werde. Man sollte das aber doch angehen solange noch Zeitzeugen leben. Ein immer noch schwieriges Thema, finde ich.

          Eva

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          • Luise
            Erfahrener Benutzer
            • 05.02.2007
            • 2297

            #6
            Eva, dann tue ist einfach und wenn du es nur erst mal für dich erarbeitest, ohne an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Zeitzeugen, die wirklich etwas erlebt haben und etwas erzählen können, werden immer älter. Und wer die Zeit als Kind erlebt hat, der sieht es heute mit verklärtem Blick.
            Wenn noch 50 Jahre hingehen, dann werden die Leute in deinem Dorf froh sein, dass du es getan hast.
            Liebe Grüße von Luise

            Kommentar

            • Luise
              Erfahrener Benutzer
              • 05.02.2007
              • 2297

              #7
              Eva, dann tue ist einfach und wenn du es nur erst mal für dich erarbeitest, ohne an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Zeitzeugen, die wirklich etwas erlebt haben und etwas erzählen können, werden immer älter. Und wer die Zeit als Kind erlebt hat, der sieht es heute mit verklärtem Blick.
              Wenn noch 50 Jahre hingehen, dann werden die Leute in deinem Dorf froh sein, dass du es getan hast.
              Liebe Grüße von Luise

              Kommentar

              • Luise
                Erfahrener Benutzer
                • 05.02.2007
                • 2297

                #8
                Mir fällt zu diesem Thema gerade noch etwas ein.

                Das ganz Thema "2.Weltkrieg" wird auch nach (doch schon ) so vielen Jahren immer noch sehr kritisch und distanziert betrachtet. Aber es gab doch nicht nur diesen Krieg, in dem so schrecklichen Dinge geschehen sind. Der 30jährige Krieg steht in nichts hinter dem 2. Wkr. zurück. Ich habe mich mit diesem Thema ausgibig beschäftigt und unzählige Bücher gelesen. Ohne irgendwelche Gewissenskonflikte sage ich heute, dass mein Ahne damals Hauptmann war. Doch was wirklich unter seinem Kommando geschah, darüber weiß ich nichts und werde es wohl auch nie erfahren können, weil einfach die Urkunden dazu fehlen. Wahrscheinlich haben die Menschen damals, 50-60 Jahre nach Kriegsende genauso reagiert wie wir heute mit dem 2. Wkr. umgehen.
                Liebe Grüße von Luise

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                • ekreg
                  Benutzer
                  • 30.01.2008
                  • 67

                  #9
                  Hallo an alle, die schon geantwortet haben!

                  Ich danke Euch für Eure Antworten!

                  Ich stimme mit Euch überein, dass es gut ist, dass das Thema nicht mehr verschämt verschwiegen wird. Seit ich Familienforschung betreibe und mehr Fragen stelle, ist jedenfalls mein Entsetzen in Bezug auf Kriegshandlungen aller Art noch viel größer geworden. Wenn ich in den Fotoalben meiner Großelterngeneration diese ganzen jungen Männer sehe und bei jedem dritten steht drunter: Gefallen in xyz im Jahre abc... ich finde das einfach schrecklich! Von daher denke ich auch, dass es wichtig ist, sich damit zu befassen.

                  An Luise:
                  Grundsätzlich sehe ich das wie Du. Für mich ganz persönlich ist der Unterschied zwischen dem 30jährigen Krieg und dem 2. Weltkrieg der, dass ich von meinen Großeltern zum Teil aufgezogen wurde und es für mich schwierig ist, Menschen zu lieben, von denen ich weiß, dass sie Dinge getan haben, die zumindest stark mit Verbrechen zusammen hingen. Wenn ich wüsste, dass einer meiner Vorfahren im 30jährigen Krieg ähnliche Dinge betrieben hat, würde mich das eher mit "sachlichem" Interesse erfüllen, eben weil ich ihn nicht kannte. (Wobei ich an dieser Stelle bemerken möchte, dass ich bewundere, dass Du schon im 30-jährigen Krieg angekommen bist , bis dahin habe ich noch einen weiten Weg vor mir!!! )

                  Schon meine Kinder und Enkel werden da aber schon eine Runde distanzierter und unbefangener sein und von daher gebe ich Dir Recht, dass es sich in diese Richtung entwickeln wird... und das ist wahrscheinlich auch gut so. Das ermöglicht nachfolgenden Generationen, sich umfassender über die Sache zu informieren, als ich es als Teenager konnte, weil ich überall vor Mauern aus Schweigen gerannt bin, und damit wachsamer zu sein.

                  An Eva:
                  Ich denke wie Luise, Du solltest es einfach tun. Ich erinnere mich daran, dass Mitte der 80er Jahre zwei meiner Lehrer die Geschichte der jüdischen Bewohner des Dorfes in dem ich lebe erforscht haben und dabei auch auf einigen Ärger und Widerstand gestoßen sind... heutzutage ist einer davon mit großer Mehrheit ins Presbyterium gewählt worden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Ärger, den Du Dir damit einhandeln könntest, lange vorhalten würde. Nur Mut!

                  Viele Grüße und viel Spaß bei Eurer Forschungsarbeit,
                  Ekreg

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                  • sonnenschein
                    Benutzer
                    • 07.02.2008
                    • 40

                    #10
                    hi!

                    Tja, bei mir is es nicht so das ich Probleme mit den Aktivitäten meiner Vorfahren im 3. Reich habe (Hab in dieser Hinsicht noch nichts heruasgefunden), vielmehr macht mir z.B. die Feldpost meines Opas zu schaffen..

                    Hab nämlich heute am Dachboden meiner Oma einen alten Koffer, voll mit Fotos aus dem 2. WK und Briefe aus dem Krieg meines Opas und dessen Bruders, gefunden..

                    Und ja, was soll ich sagen..Hab mich bis heute dafor gescheut, mich mit den Schicksalen der Soldaten auseinanderzusetzen..Jetzt aber hab ich mich mal über ein paar der Briefe hinübergetraut und auch wenn ich die beiden leider nie kennen lernen konnte, ist es einfach unglaublich traurig zu lesen, wie sie, im lazarett liegend, an ihre Eltern schreiben, sie sollen sich keine Sorgen machen u.ä.

                    ihr haltet mich jetzt wahrscheinlich für übersentimental aber ach, keine ahnung...

                    tja, so viel zu mir und meinen Vorfahren aus dem 3. Reich..

                    liebe grüße
                    sonnenschein

                    Kommentar

                    • ekreg
                      Benutzer
                      • 30.01.2008
                      • 67

                      #11
                      Original von sonnenschein
                      auch wenn ich die beiden leider nie kennen lernen konnte, ist es einfach unglaublich traurig zu lesen, wie sie, im lazarett liegend, an ihre Eltern schreiben, sie sollen sich keine Sorgen machen u.ä.

                      ihr haltet mich jetzt wahrscheinlich für übersentimental aber ach, keine ahnung...
                      Hallo Sonnenschein,

                      ich finde es überhaupt nicht übersentimental, wenn man sich in solche Situationen hinein versetzen kann. Im Gegenteil finde ich das ausgesprochen positiv, wenn man mit anderen mitleiden kann. In dieser Hinsicht finde ich unsere Zeit eher "untersentimental"...

                      Ich wünsche Dir mit der Lektüre dieser Briefe ähnlich erhellende Momente, wie ich sie mit den Briefen meiner Großeltern habe...

                      Viele Grüße
                      Ekreg

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                      • ralf65
                        • 21.11.2007
                        • 1269

                        #12
                        Sehe ich auch so. Die sind bestimmt nicht freiwillig ins Elend gerannt.

                        Bei meiner Oma geht es halt um private Kontakte zu einer verurteilten Nazigröße. Das sie mit seiner Tätigkeit nichts zu tun hatten, ist mir klar. Dazu haben sie auch während der Kriegszeit zu weit entfernt gelebt. Die frage die sich mir stellt, ist eher nach der Einstellung zum Regime.

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                        • Luise
                          Erfahrener Benutzer
                          • 05.02.2007
                          • 2297

                          #13
                          Original von sonnenschein
                          hi!

                          Tja, bei mir is es nicht so das ich Probleme mit den Aktivitäten meiner Vorfahren im 3. Reich habe (Hab in dieser Hinsicht noch nichts heruasgefunden), vielmehr macht mir z.B. die Feldpost meines Opas zu schaffen..

                          Hab nämlich heute am Dachboden meiner Oma einen alten Koffer, voll mit Fotos aus dem 2. WK und Briefe aus dem Krieg meines Opas und dessen Bruders, gefunden..

                          Und ja, was soll ich sagen..Hab mich bis heute dafor gescheut, mich mit den Schicksalen der Soldaten auseinanderzusetzen..Jetzt aber hab ich mich mal über ein paar der Briefe hinübergetraut und auch wenn ich die beiden leider nie kennen lernen konnte, ist es einfach unglaublich traurig zu lesen, wie sie, im lazarett liegend, an ihre Eltern schreiben, sie sollen sich keine Sorgen machen u.ä.

                          ihr haltet mich jetzt wahrscheinlich für übersentimental aber ach, keine ahnung...

                          tja, so viel zu mir und meinen Vorfahren aus dem 3. Reich..

                          liebe grüße
                          sonnenschein
                          Ich bin überzeugt, ich hätte beim Lesen solcher Briefe nur geheult.
                          Liebe Grüße von Luise

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                          • sonnenschein
                            Benutzer
                            • 07.02.2008
                            • 40

                            #14
                            @Luise & ekreg
                            ich danke euch wirklich, für eure lieben Worte!!!

                            liebe grüße
                            sonnenschein

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                            • ekreg
                              Benutzer
                              • 30.01.2008
                              • 67

                              #15
                              Original von ralf65
                              Sehe ich auch so. Die sind bestimmt nicht freiwillig ins Elend gerannt.

                              Bei meiner Oma geht es halt um private Kontakte zu einer verurteilten Nazigröße. Das sie mit seiner Tätigkeit nichts zu tun hatten, ist mir klar. Dazu haben sie auch während der Kriegszeit zu weit entfernt gelebt. Die frage die sich mir stellt, ist eher nach der Einstellung zum Regime.
                              Hallo Ralf,

                              ich meine auch, irgendwo gelesen zu haben, dass die Bevölkerung im Großen und Ganzen eher kriegsmüde war (weiß aber nicht mehr wo und deswegen auch nicht, wie valide diese Information ist).

                              Letztlich finde ich, dass vor menschlichem Leid sowieso die Frage nach Nationalität, Religion und dem "Wer hat angefangen?" zurück treten sollte.

                              Tja, was die Einstellung unserer Großeltern zum Regime betrifft... eine schwierige Sache. Man kann die Besuche Deiner Großmutter natürlich schon so deuten, dass sie das Regime nicht gerade mit Abscheu erfüllt haben kann, sonst wäre diese Freundschaft gar nicht erst möglich gewesen. Aber genau so gut kann diese Sichtweise viel zu kurz gesprungen sein.

                              So ein Mensch ist ja eine sehr vielschichtige Angelegenheit und wer weiß schon so genau, was da genau gelaufen ist. Vielleicht hat sie sich auch vor allen Dingen ihrer alten Freundin gegenüber verpflichtet gefühlt und das ist doch wiederum ein sehr menschlicher Zug, oder?

                              Die meisten in dieser Generation haben sich ja aus den verschiedensten Gründen nicht mehr geäußert (aus Scham oder weil sie was zu verbergen hatten oder weil sie nicht aus der Masse hervortreten wollten oder weil es allgemein in dieser Generation nicht üblich war, derartige Gespräche zu führen...), das macht es ja für uns gerade so schwierig!

                              Gibt es niemanden mehr, den Du dazu mal fragen kannst? Oder hat sie selbst mal entsprechende "Zitate" geäußert? (Ich hatte eine ältliche Verwandte, die bis zum Schluss laut die Meinung vertreten hat, dass im 3. Reich alles besser gewesen sei... da fällt es nicht schwer, herauszufinden, welche Einstellung sie wohl gehabt haben mag...)

                              Mir hat in dieser Sache die Lektüre des Buches "Hitlers Volksstaat" von Götz Aly geholfen, ich habe da einiges über meine Großeltern verstanden, das mir lange schleierhaft war. Nicht, dass das die Sache besser macht, eher im Gegenteil, aber ich kann es eben besser verstehen!

                              Liebe Grüße
                              Ekreg

                              @ sonnenschein:
                              ist doch klar

                              Kommentar

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