Schulbildung Oberbayern Ende 19. Jahrhdt. - wo nachlesen?

[Bienenkönigin]

Hallo liebe Bayern-Forscher,

ich würde mir gerne ein Bild davon machen, welche Bildungsmöglichkeiten Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhundert bestanden.

Konkret:
Urgroßvater unehelich geboren 1884 in Saulgrub, Bezirk Garmisch.
In seiner Parteiakte steht: 5 Klassen Volksschule, 6 Klassen Realschule.
Er hat Französisch und Englisch gelernt, Stenographie; seine musikalischen Kenntnisse hat er möglicherweise danach erlernt.

Was meint Ihr, hätte ein unehelicher Dorfbub die Gelegenheit gehabt, damals in die Realschule zu gehen / zu pendeln? Eventuell Weilheim?

Oder war es wahrscheinlicher, dass er dafür zu seinem leiblichen Vater und Stiefmutter nach München gezogen ist?

Wie waren denn die Voraussetzungen auf dem Land, wenn man weiter lernen wollte nach der Volksschule?

PS: Auf dem Foto ist er ungefähr 19. Hatten nur Studenten eine solche Montur, oder evtl. auch Realschüler? 1903-1904, also mit 19, hat er sich dann für ein Jahr freiwillig bei der bayerischen Infanterie verpflichtet, mit 20 bekam er seinen ersten Sohn.

Für Euer Wissen oder Quellen wäre ich dankbar.
Viele Grüße
Bienenkönigin

[fajo]

Leider kann ich auch nicht direkt weiterhelfen in dem Zeitraum. Allerdings gehe ich nicht unbedingt von pendeln aus. Könnte es nicht auch sein das er die Woche über in Kost und Logis war? -

[Bienenkönigin]

Leider kann ich auch nicht direkt weiterhelfen in dem Zeitraum. Allerdings gehe ich nicht unbedingt von pendeln aus. Könnte es nicht auch sein das er die Woche über in Kost und Logis war? -

Hmm, fraglich, ob seine Mutter das Geld dafür hätte aufwenden können.
Da wäre es wahrscheinlicher, dass er gleich beim leiblichen Vater wohnt und nicht bei einer dritten Person.
Viele Grüße
Bienenkönigin

[WeM]

Infos aus dem historischen Lexikon Bayerns:

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Schulwesen_(Weimarer_Republik)

Eine höhere Schulbildung war eine Kostenfrage.

In dem Fall neben dem Schulgeld und den Kosten für Bücher usw. entweder Fahrtkosten oder Pensionatskosten.
In Weilheim gabs eine Realschule und dort gabs auch ein städtisches Realschulpensionat.
Schuljahresberichte können von blf-Mitgliedern eingesehen werden.


Wenn der Schulbesuch in München war und beim Vater wohnte, sollte das aus den Meldeunterlagen in München hervorgehen.


VG, Waltraud

[Bienenkönigin]

Hallo Waltraud,
danke, das wäre natürlich eine feine Sache, wenn sich dazu Meldeunterlagen finden ließen.
Ich nehme an, dass ich mich dafür an das Stadtarchiv wenden muss, oder?

Viele Grüße
Bienenkönigin

[WeM]

Vermutlich sind die Meldeunterlagen im Stadtarchiv. Ich hab dazu keine Erfahrungswerte.
Vll. machst du dich hier im Forum dazu schlau.


VG, Waltraud

[gki]

Hallo,


zu Montur: Es gibt/gab auch Schülerverbindungen. Wenn er aber schon 19 gewesen sein soll, wäre er kaum noch Schüler gewesen. Ich tu mich beim Alter-Schätzen immer schwer, aber der Abgebildete sieht für mich älter aus.

Wie sicher ist, daß der Abgebildete der Gesuchte ist?

[Bienenkönigin]

Hallo,


zu Montur: Es gibt/gab auch Schülerverbindungen. Wenn er aber schon 19 gewesen sein soll, wäre er kaum noch Schüler gewesen. Ich tu mich beim Alter-Schätzen immer schwer, aber der Abgebildete sieht für mich älter aus.

Wie sicher ist, daß der Abgebildete der Gesuchte ist?

Guten Morgen,
der Abgebildete ist zu 100% der Gesuchte. Ich tu mir beim Alter auch schwer. Wenn er 11 Jahre lang die Schule besucht hat, und das eine Schüleruniform ist, dann könnte er natürlich auch 17 Jahre alt sein auf dem Bild.
Ich weiß nur nicht, ob eine Schüleruniform Gymnasiasten vorbehalten war?
Insgesamt war er wohl etwas frühreif, wie gesagt, erstes Kind mit 20 Jahren.

In seinem Lebenslauf steht zwar, dass er auch "Musik, Komposition und Kontrapunkt" gelernt hat, kann mir aber eher nicht vorstellen, dass er nach der Realschule noch auf einem Konservatorium war.
Er war dann auch Gerichtsstenograf (vermutlich auf Vermittlung von seinem leiblichen Vater, der Gerichtsdiener war).
Aber außerhalb der Parteiakte und den Fotos hab ich wenig Greifbares zu ihm.

Viele Grüße
Bienenkönigin

[gki]

Hallo Bienenkönigin,

ich würde eine Schülerverbindung auch eher an einem Gymnasium vermuten. Es gab allerdings auch Realgymnasien, quasi eine Mischform.

Hier gibt es ein paar heute existierende Schülerverbindungen aus Bayern, aber die Farben (vermutlich schwarz-rot-gold) passen nicht:

https://www.passauer-senioren-convent.de/bünde/

[Cardamom]

Hallo Bienenkönigin,


in einer der Kriegsstammrollen (er hat ja nach 1903/04 auch noch mal einrücken müssen) wird sein Beruf mit "Kapellmeister" angegeben. Das war damals schon ein Beruf, der eine entsprechende Ausbildung erfordert hat.


Neben dem biol. Vater könnte auch ein Priester in der Familie ihn gefördert haben. Das gab es öfters, dass Priester arme, aber begabte Jungen in der Familie unterstützt haben.


liebe Grüße


Cornelia

[Bienenkönigin]

Hallo Bienenkönigin,

ich würde eine Schülerverbindung auch eher an einem Gymnasium vermuten. Es gab allerdings auch Realgymnasien, quasi eine Mischform.

Hier gibt es ein paar heute existierende Schülerverbindungen aus Bayern, aber die Farben (vermutlich schwarz-rot-gold) passen nicht:

https://www.passauer-senioren-convent.de/bünde/

Danke für den Link!
Habe gerade ein bisschen nachgelesen, und tatsächlich gab es auch Verbindungen an Realschulen.
Leider gibt es wenig historische Fotos von solchen "Pennalkorporationen".

Sicher ist bisher nur, dass er zu dem Zeitpunkt in München lebte.
Viele Grüße
Bienenkönigin

[Bienenkönigin]

in einer der Kriegsstammrollen (er hat ja nach 1903/04 auch noch mal einrücken müssen) wird sein Beruf mit "Kapellmeister" angegeben. Das war damals schon ein Beruf, der eine entsprechende Ausbildung erfordert hat.


Neben dem biol. Vater könnte auch ein Priester in der Familie ihn gefördert haben. Das gab es öfters, dass Priester arme, aber begabte Jungen in der Familie unterstützt haben.

Hallo Cornelia,
ausschließen kann man momentan nichts. Aber die Familie war meines Wissens nicht religiös, außerdem war mein Urgroßvater unehelich geboren.
Meine Oma hing sehr an ihrem Vater, von ihr weiß ich nur, dass er wohl ein Tausendsassa war, der Wettbewerbe in Stenographie gewann, in einer Tanzkapelle und auf dem Oktoberfest als Kapellmeister spielte etc.
Aber mit der musikalischen Ausbildung hast du sicher recht, das lernt man nicht so nebenbei auf der Realschule.
Das hatte er dann wohl nebenbei zur Familiengründung laufen.

Viele Grüße
Bienenkönigin

[dibadings]

Hallo Bienenkönigin,

ich würde einfach mal bei einer aktiven Verbindung (vermutlich Burschenschaft) nachfragen, ob jemand dort etwas mit dem "Couleur " zum entsprechenden Zeitraum anfangen kann.
Vielleicht bringt das ja einen Ansatz.
Hin und wieder gab es m.W. auch so etwas wie "Jungfüxe" in den Verbindungen, also noch nicht Studierende, oder Schüler...?

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Studentenverbindungen_in_M%C3%BCnchen

LG, dibadings

[Bienenkönigin]

Hallo Bienenkönigin,

ich würde einfach mal bei einer aktiven Verbindung (vermutlich Burschenschaft) nachfragen, ob jemand dort etwas mit dem "Couleur " zum entsprechenden Zeitraum anfangen kann.
Vielleicht bringt das ja einen Ansatz.
Hin und wieder gab es m.W. auch so etwas wie "Jungfüxe" in den Verbindungen, also noch nicht Studierende, oder Schüler...?

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Studentenverbindungen_in_M%C3%BCnchen

LG, dibadings

Danke, dibadings, das könnte eine neue Spur geben.
Viele Grüße
Bienenkönigin

[gki]

Danke, dibadings, das könnte eine neue Spur geben.

Die Farben des Bandes sind vermutlich schwarz-rot-gold.