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Lesehilfe
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Hallo Bydgostia,
ich lese: Prondy, den 3. März 1899 Betr. J. No 119 Auf die Verfügung vom 26. januar d. J. betreffend den Unterricht in der Heimaths- kunde resp: die Belebung desselben, theile ich ergebenst mit, daß in meiner Schulgemein- de keine geschichtlichen Ereignisse vorgekom- men, auch keine bemerkenswerthen Gebäude, Denksteine, Thürme, Burgen oder Bäume vor- handen sind. Kirchen sind nur in den Städten des Kreises zu sehen und die hier vorhandenen Kirchhöfe bieten meist kein Bild der Verehrung. An Sagen mangelt es unserer Gegend gänzlich auch die Schulchronik weitst davon nicht auf. Jedoch fehlt es der hiesigen Gegend durchaus nicht an mancherlei Erzeugnissen und Naturschönheiten, durch welche sie den Bewohnern wirklich lieb gemacht wird. Die Leute hängen hier fast an ihrer Scholle und von vielfachen Verkäufen ihrer Wirth- schaften oder von Sachsengängerei ist in meiner Gemeinde nichts oder nur sehr wenig zu merken. Wir haben Berge und Thäler, Bäche, Teiche und Kanäle, den Torfstich, eine sogenannte Cementfa- brik, eine Wassermühle und Dampfziege- lei den großen königlichen Wald, Eisenbahnen und Chausseen, gewiß Punkte genug, um den Unterricht Links:/in An den königlichen Kreisschulinspektor Herrn Schulrath Maigatter Hochwohlgeboren Bromberg 2. Seite: in der Heimathskunde lebendig zu gestalten, wenn der Unterrichtende nur das Zeug dazu hat. Hoch, Lehrer. |
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... ich fang mal mit dem letzten Bild an:
an ihrer Scholle und im großen und ganzen auch königstreue Untertanen sind, obgleich die Sozialdemokraten auch hier versuchen von Jahr zu Jahr mehr Boden zu gewinnen und anscheinend nicht ganz ohne Erfolg, wie sich dies bei der letzten Reichstagswahl gezeigt hat. Die sich in großer Minderheit hierorts befindlichen Polen erlauben sich dem Deutschtum ge- genüber kein großes Wort, ballen aber jedenfalls die Faust in der Tasche. ----- Viele Grüße Marlies |
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Da hab ich ja nochmal Glück gehabt
Seite 1 Prondy, den 26. März 1905 Betrifft J. No. 1588 Bericht über hiesige 1. Landschaftliche Schönheiten (Feld, Flur, Wald, Wiesen, Gärten, Berg, Tal, Fluß, See etc. Skizze des Orts und Leseplan); 2. natur (wild wachsende und landwirtschaft- liche Erzeugnisse und deren Verwertung, 3. industrielle Erzeugnisse, deren Verwertung und Absatz; 4. geschichtliche Ereignisse (genaue Daten) 5. Volkseigentümlichkeiten, Lebensweise, Wohlfahrt, Bildung und Gesittung; 6. sagenhafte Vorkommnisse, im Volke lebende Sagen und 7. was sonst im Volk und Land erwähnens- wert erscheint. -------------- 1. Der Teil meines Dörfleins, in welchem sich die Schule befindet, liegt agseits von der Straße ganz idyllisch an einem Teiche, um welchen sich die ersten hier angesiedelten Bauern aus ganz praktischen Gründen (noch jetzt kann man das Vieh Sommer Links:/und Gelesen Locher(??) 31/3 05 Knapp(?) |
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und Winter am Teich tränken sehen) ihre Gehöfte angelegt haben. Die ersten hiesigen Be- wohner sollen unter Friedrichs des Großen Re- gierung nach Fertigstellung des Bromberger Kanals aus dem Schwabenlande angesiedelt worden sein. Nachdem sie den sich rings um das Dorf hinziehenden Wald ausgerodet hatten, gewannen sie einen teilweise recht einträg- lichen Ackerboden. Jetzt ist nur noch auf der Südseite der hiesigen Länderein ein weit nach Süden und Westen sich hinstreckender Kiefern- wald, mit sehr wenig Tannen, Birken und Eichen untermischt, vorhanden, welcher den meist ar- men Bewohnern mancherlei Nutzen gewährt, wie Brennholz, Rot- und Blaubeeren, im Herbst Rehfüßchen, Steinpilze, Reizger u. a. Die am Kanal liegenden Wiesen waren frü- her sehr wenig einträglich, sie lieferten saures, dem Vieh nicht zusagendes Heu; nachdem aber in dem Jahre 1884 von dem früheren Mühlenbe- sitzer Schreiner und mir ein Bauernverein ge- gründet worden war und durch unsere Anre- gung Versuche mit künstlichem Dünger gemacht würden, leifern dieselben jetzt gutes und ergie- biges Heu. Bis in die neueste zeit hinein wurde hier alles Getreide mit dem Flegel gedro- /schen Geändert von Xtine (12.01.2011 um 17:06 Uhr) |
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schen und alles Häcksel mit der Handlade oder Häckselmaschine geschnitten, jetzt ist auf jedem Gehöft ein Roßwerk zum dreschen und Häckselschneiden aufge- stellt, auch werden nach und nach neue und verbesserte Ackergeräte angeschafft. - Als ich im Jahre 1866 hierher gezogen war und meine Frau anfing die Stube zu scheuern, Fenster zu putzen und mit dem Topf an den Graben ging, um ihn zu reinigen ( Brun- nen oder Pumpen gab es hier garnicht) lachten die Weiber darüber und meinten "datau hert wi ken(ten?) Tid,"[Hilfe! Dialekt!] , und jetzt kommt man nur noch in wenige Häu- ser, in denen es nicht auch recht sauber wäre. Damals wurde noch Leinsamen gesät, Flachs und Wolle (sie hielten Schafe) und sogenannter Warp gewebt und die daraus angefertigten Kleider von Männern, Frau- en und Kindern getragen, heute ist dieser Artikel auch hier durch die anscheinend billigeren und viel feineren Judenwaren vollständig verdrängt. In einer einzigen Familie wird noch Flachs gesponnen und Leinwand gewebt und diese dann am Teich gebleicht. Die Bodenbeschaffenheit ist nicht eben und doch kann den Kindern sehr augenscheinlich in der Heimatkunde Fluß, See, Berg und Tal gezeigt werden, weil alles wenn auch nur in kleinen Bildern in der Natur vorhanden ist. Geändert von Xtine (12.01.2011 um 17:14 Uhr) |
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2. Wie in den meisten Gegenden Posens und West- preußens findet sich auch hier im Acker als Unkraut die Ackerwinde, der Häderich, die Quecke, die Korn- rade, die Kornblume, auf den nässeren Wiesen der Härmus(?). An Giftprlanzen wachsen die Schier- lingsarten, der Stechapfel, das Bilsenkraut, der Nacht- schatten und an Pilzen der Fliegenpilz. Dem Boden entsprechend werden als Kulturpflanzen Roggen, Gerste, Hafer, wenig Erbsche, Buchweizen, Kartoffeln, nach dem Kanal zu auch Runkeln, Kohl und Waucken angebaut und zum eigenen Bedarf und Verkauf verwertet. 3. An industriellen Anlagen gibt es hier eine Zie- gelei und eine sogenannte Cementfabrik, Letzter stellt einen dem Cement ähnlichen Mörtel her, der von vielen Maurermeistern zu ihren Bauten gern verwendet wird. Die hauptmasse hierzu wird aus dem Untergrund zwischen dem Wege nach Fuchsschwanz und dem Kanal mit Maschinen gehoben, dann mit etwas fetten Lehm gemischt, in Ziegelform gebracht, zum Trocknen aufgestellt, schließlich in einem Ofen gebrannt und mit einer Kugelmühle gemahlen, in Säcke geschüttet und ver- kauft. Auch wird in hiesiger Gegend viel Torf gestochen und als Brennmaterial verkauft. Vor mehr als zwanzig Jahren versuchte ein Mann Links:/aus Dieser Mörtel wird von den Maurern Graukalk genannt. Geändert von Xtine (12.01.2011 um 17:26 Uhr) |
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aus Bromber die in dem Grundstück des Abge- ordneten Schmidt am Speisekanal befindliche gute Braunkohle zu werben, infolge zu großen Was- serandranges aber mußte das Projekt wieder aufgegeben werden. Braunkohle befindet sich übrigens auch in Schleusendorf und Lochowo. 4. Geschichtliche Ereignisse am hiesigen Orte sind mir nicht bekannt geworden. 5. a Besondere Volkseigentüblichkeiten, wie in Schlesien und manchen anderen Gegenden Deutsch- lands sind hier nicht zu konstatieren. b die Lebens- weise ist einfach, die Hauuptmahlzeit liefert die Kar- toffel in den verschiedensten Gestalten, dünner Milchkaffee mit Kreuden-(?) oder Schmalzbrot wird beliebt. Das sogenannte Landbrot ist fast ganz verschwunden, alles Brot wird vom Bäcker ge- kauft und die Milch an die Molkereien in Bromberg geliefert, so daß weder Milch noch Butter vom Bauern zu kaufen ist. Die Wir- te schlachten wohl 1 auch 2 Schweine, ein Rind wird aber nirgends eingeschlachtet. c Hieraus dürfte ersichtlichsein, daß die meisten meiner Bewohner arme Tagelöhner und Kolonisten sind. d. Die Bildung ist soweit fortgeschritten, daß keine Fa- milie mehr vorhanden ist, welche nicht /lesen Geändert von Xtine (12.01.2011 um 17:33 Uhr) |
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lesen und schreiben könnte, viele lesen mit Vorliebe ihre Zeitung und auch die aus der Kreiswanderbibliothek durch mich ausgeteilten Bücher belehrenden und unter- haltenden Inhalts. e Mit der Gesittung der Leute ist es anscheinend trotz Kirche und Schule nicht viel besser geworden, das Ge- fühl für "du sollst deinen Eltern udn Herrn ehren und ihnen dienen" scheint auch hier mehr und mehr zu schwinden. Recht viele huldigen und folgen dem Stro- me der Neuzeit auch in Hinsicht der Re- ligion und so ist auch 6 der Aberglaube hier noch keineswegs ausgestorben. Will es beispielsweise ei- ner kuh oder dem Pferde nicht schmek- ken, dann ist das Tier verrufen und der Schade(n) wird durch das "Besprechen" einer sogenannten klugen Frau repariert. Steckt man in der Johannesnacht Erlen- zweige in seine Kohlbeete, dann bleibt der Kohl vom Raupenfraß ver- schont. Zu 7 möchte ich kurz erwähnen, daß die hiesigen Bewohner nicht festkleben Links:/an Sagen sind mir nicht bekannt geworden. Seite 7 hat ja Marlies schon gemacht So eine schöne Schrift möchte ich immer haben *seufz* |
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