Evangelische aus Orzesche und Jaschkowitz Kreis Pless - OS

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  • Oberschlesier68
    Erfahrener Benutzer
    • 19.02.2018
    • 103

    #16
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    • Kleinschmid
      Erfahrener Benutzer
      • 20.01.2013
      • 1239

      #17
      Das findet sich bei solchen Überlieferungen leider sehr oft: Es blieb nur die Dokumentation des Entscheidungsweges erhalten. Wir suchen aber die Entstehungsgeschichte des Friedhofs bzw. die Gegebenheiten des Begräbniswesens vor 1883 in Orzesche.

      Chronologisch:
      29.7.1882 Das Regierungspräsidium Oppeln hat über den Direktor der Oberschlesischen Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau in Orzesche, Bergrat Sachse, von deren Absicht erfahren, für die dortigen ev. Beamten und Arbeiter einen privaten Begräbnisplatz in Orzesche zu errichten. Infolge gehen zwei Schreiben raus: a. kgl. Consistorium in Breslau b. kgl. Landrat von Pleß (v. Winterfeldt).

      16.9.1882 Bergrat Sachse (Orzesche) sendet Situationsplan an den Landrat Pleß. Das sanitätspolizeiliches Gutachten von Dr. Babel (Kreisphysikus) über die Eignung des vorgesehenen Geländes befand sich bereits beim ev. Superintendent Kölling in Pleß.

      3.10.1882 Landrat Pleß fragt Superintendent Pleß wegen Gutachten und vorhandener Regulative der Pleßer Kirchhöfe sowie ebenso den kath. Pfarrverweser Ohl zu Pleß.

      25.10.1882 Pfarrverweser (hier Kaplan) Ohl entschuldigt sich beim Landrat, weil der Kirchenvorstand sein Anliegen noch nicht bearbeitet hat.

      30.10.1882 Kath. Kirchenvorstand zu Pleß an Landrat Pleß. Es gibt kein Regulativ über die beiden kath. Friedhöfe in Pleß. Es soll aber nun eins angelegt werden, worüber der Herr Landrat dann informiert werden soll.

      8.11.1882 Superintendent Pleß an Landrath Pleß betref. der Gegebenheiten des Pleßer ev. Friedhofes
      a.) Dort sind rings um den Kirchhof längs zur Mauer resp. der Zäune Gruftstellen angelegt.
      b.) Das ganze große Mittelstück des Kirchhofes ist in in vier Felder geteilt werden: 1 u 2 deutsche Gemeinde (a Erwachsene, b Kinder), 3 u 4 polnische Gmeinde (a Erwachsene, b Kinder). Auf diesen Feldern werden der Reihe nach sämtliche Leichen, deren Angehörige keine Gruftstellen erworben haben, in der Reihe begraben und zwar beträgt der Abstand der Gräber zueinander je einen Fuß. Bisher wurden so in Pleß 2694 Leichen bestattet.

      28.12.1882 Bergrat Sachse aus Orzesche ist mit dem Regulativ einverstanden.

      18.1.1883 Landrat an RegPräsident Oppeln. Es gibt keine Bedenken gegen die Errichtung des privaten Begräbnisplatzes in Orzesche (Situationsplan, sanitäts. Gutachten u. Regulativ anbei).

      23.1.1883 Notiz Landrat Pleß über Regulativ:
      Aufgeteilt in 6 Begräbnisfelder, im Plan mit A bis F bezeichnet. A mit 71 qFuß, B mit 69 qFuß, C u. D mit je 42 qFuß und für Kinder das Feld F mit 23 qFuß.
      Die Anlage ist mit einer 1,9 m hohen Mauer zu umgeben.
      Abstand der Gräber min. 1 Fuß voneinander.
      Eine Wiederbelegung der Gräber erfolgt frühestens nach 20 Jahren.

      29.1.1883 RegPräsident Oppeln genehmigt die Anlage eines privaten, gemeinschaftlichen Begräbnisplatzes für die Beamten und Arbeiter der OS AG Kohlenbbergbau in Orzesche auf dem der genannten Gesellschaft gehörigen südlich von der Kolone Mariahütte belegenen ungefähr 13 Ar umfassenden Grundstücks nach Maßgabe des eingereichten Situationsplanes.

      7.2.1883 Weitergabe der Genehmigung vom Landrat Pleß an Bergrat Sachse.

      29.10.1898 kgl. Regierung zu Breslau für Kirchen- und Schulwesen an Landrat Pleß, hier Antwort auf Anfrage vom 27.7.1898 betref. Kirchof der (kath.) Feldkirche in Orzesche.

      [Die Karte wurde gelöscht, weil der Friedhof darin von mir falsch eingetragen wurde. Die neue Karte - siehe unten - weist den Friedhof dann richtig aus.]
      Zuletzt geändert von Kleinschmid; 22.02.2018, 15:40.

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      • Oberschlesier68
        Erfahrener Benutzer
        • 19.02.2018
        • 103

        #18
        Vielen Dank, tolle Arbeit :-)..Und noch mehr Fragen :-)..Ist es möglich, dass auf zwei kleinen Friedhöfen etwa 300 Menschen begraben wurden?In den Jahren 1865-1911.
        Dieser Bergbaufriedhof hatte 13 Ar, der katholische Friedhof war auch klein.
        Der aktuelle evangelische Friedhof und die Kirche waren noch nicht da.
        Ich sende auch eine Karte .. Rote Farbe Bergbau Friedhof, grün ist eine Kolonie von Bergbau-Häusern, blau ist ein katholischer Friedhof.Neben dem Bergbaufriedhof befindet sich PVM - Ein Lagerhaus für Sprengstoffe
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        Zuletzt geändert von Oberschlesier68; 22.02.2018, 12:05.

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        • Oberschlesier68
          Erfahrener Benutzer
          • 19.02.2018
          • 103

          #19
          Einige Erklärungen.
          Heute ist das Gebiet des Bergfriedhofs verwüstet.
          Zusammen mit einer Gruppe von Enthusiasten möchten wir Erinnerungen an die evangelikalen Menschen, die dort begraben wurden, zurückbringen.
          Sie haben Entwicklung und Industrie in Orzesze und Oberschlesien geschaffen.
          Um die Unterstützung der lokalen Behörden zu fordern, müssen wir spezifische Informationen, Daten, Namen usw. haben.Alles ist vergessen und ausgelöscht.
          Wir suchen immer nach Nachrichten in alten Manuskripten.
          Dank der großartigen Arbeit von KLEINSCHMID trafen wir den Direktor von Karl
          Sachse.
          Während der Reinigungsarbeiten auf dem Friedhof fanden wir einen Schild aus dem Grab seiner Frau -Anna Sachse..Sie stammte aus einer Familie eines Berliner Architekten.
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          • Kleinschmid
            Erfahrener Benutzer
            • 20.01.2013
            • 1239

            #20
            Zitat von Oberschlesier68 Beitrag anzeigen
            Ist es möglich, dass auf zwei kleinen Friedhöfen etwa 300 Menschen begraben wurden?In den Jahren 1865-1911.
            Dieser Bergbaufriedhof hatte 13 Ar, der katholische Friedhof war auch klein.
            Rechnen wir mal:
            13 Ar = 10 m x 10 m x 13 = 1300 qm. Damals waren die Menschen kleiner als heute, deshalb nahm man die Größe eines Erwachsenen (Männer u. Frauen) mit im Durchschnitt 1,6 m an. Den Vorschriften des pr. Bestattungswesens entsprechend war für ein Grab insgesamt so eine Fläche von 4 qm notwendig. Von den 1300 qm ziehen wir 10% für Wege, Eingangsbereich usw ab, bleiben 1170 qm übrig. 1170 / 4 ~ 290. Der Friedhof war für 290 große Gräber (Kinder bleiben bei dieser Rechnung unberücksichtigt) vorgesehen. Bei einer Liegedauer von 20 Jahren, konnten so etwa 14 Leichen pro Jahr beerdigt werden - alles grob gerechnet. Damals war die Kindersterblichkeit ja viel höher u. Kindersärge brauchen weniger Platz - also konnten min. 290 Personen in 20 Jahren beerdigt werden.

            Von daher sind 300 ev. Leichen insgesamt für den Zeitraum von (1865 bis 1882 auf dem kath. Friedhof) plus (1883 bis 1911 auf dem ev. Friedhof) kein Problem.

            Die Pleßer Kirche war von 1746. Wenn gleichzeitig der Friedhof angelegt wurde, waren dies 1882-1746 = 132 Jahre. 2694 / 132 ~ 20 Leichen pro Jahr. 20 Leichen x 20 Jahre x 4 qm sind = 1,6 Ar. Demnach war der Pleßer Friedhof knapp 1/4 größer als der in Orzesche. Alles wieder nur grob gerechnet!

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            • Oberschlesier68
              Erfahrener Benutzer
              • 19.02.2018
              • 103

              #21
              Sehr interessante und inspirierende Erklärung..Danke !
              Morgen werde ich mehr Dokumente legen..

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              • Oberschlesier68
                Erfahrener Benutzer
                • 19.02.2018
                • 103

                #22
                Ich werde hier die nächsten Dokumente auf dem Bergbaufriedhof in Orzesche und der evangelischen Gemeinde im Bergwerk erwähnen.
                Dank der großartigen Arbeit KLEINSCHMID werden wir alle mehr über diese Menschen und Zeiten erfahren.
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                • Oberschlesier68
                  Erfahrener Benutzer
                  • 19.02.2018
                  • 103

                  #24
                  Fortsetzung

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                  • Oberschlesier68
                    Erfahrener Benutzer
                    • 19.02.2018
                    • 103

                    #25
                    .
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                    • Oberschlesier68
                      Erfahrener Benutzer
                      • 19.02.2018
                      • 103

                      #26
                      Fortsetzung Archiwum Pless
                      Angehängte Dateien
                      Zuletzt geändert von Oberschlesier68; 23.02.2018, 13:36.

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                      • Oberschlesier68
                        Erfahrener Benutzer
                        • 19.02.2018
                        • 103

                        #27
                        Fortsetzung Archiwum Pless
                        Angehängte Dateien
                        Zuletzt geändert von Oberschlesier68; 23.02.2018, 13:37.

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                        • Kleinschmid
                          Erfahrener Benutzer
                          • 20.01.2013
                          • 1239

                          #28
                          Eine Anmerkung vorweg:
                          Im Normalfall würde man bei der Erforschung der Entstehungsgeschichte eines ev. Friedhofes bzw. Kirche in den kirchlichen Archiven suchen. Das wären dann hier die Pfarrarchive in Nikolai u. Sohrau (mit Orzesche), der Superintendantur in Pleß u. des Konsistoriums in Breslau. Nur sind eben die meisten solcher Unterlagen aus Schlesien vernichtet worden, weshalb hier auf die Überlieferung des Landratsamtes zu Pleß zurückgegriffen wird. Dessen Überlieferung enthält aber - aus bekannten Gründen - nur wenige Infomationen zum eigentlichen Objekt.

                          Wieder chronlogisch in stark verkürzter Form:
                          18.10.1909
                          Frau Kommerzienrat [Käthe/Katharina] Hegenscheidt [1869-1936, geb. Friedenthal, Ehefrau des Rudolf H.] in Zawisc beabsichtigt, 6 Morgen Land für eine ev. Kirche mit Pfarrhaus und Küsterwohnung in Orzesche zur Verfügung zu stellen.
                          Zur Eingemeindung sind vorgesehen: Aus Pfarrei Nikolai - Orzesche, Ornontowitz, Bujakow, Groß Paniow, Klein Paniow und Chudow, aus der Pfarrei Rybnik - Groß Dubensko, Alt Dubensko, Czuchow, Czerwionka, aus der Pfarrei Sohrau - Belk, Stanowitz, Zawada, Zasdrosc, Gardawitz u. Zawisc.
                          Allerdings hat der Kirchenvorstand Rybnik dagegen Bedenken geäußert. Er würde eine neue Pfarrei in Czerwionka mit den Ortschaften Czerwionka, Knurow, Czuchow, Belk, Schyglowitz, Nieborowitzhammer, Stanowitz u. Leschczien bevorzugen.

                          29./30.10.1909 Landrat Pleß (L.P.) an kgl. Consistorium in Breslau (k. C. Brsl.).
                          Er empfiehlt die Errichtung einer ev. Kirche in Orzesche. Dies vor allem aufgrund des 'verlockenden' Angebots von Frau Hegenscheidt. Auch spräche die günstigere Lage für Orzesche. Die vorgeschlagene Pfarrei in Czerwionka lehnt er wegen des geringen Umfangs und der fehlenden finanziellen Unterstützung ab.

                          2.6.1910 k. C. Brsl. an L. P.
                          Es ist beabsichtigt, die Gemeinden u. Gutsbezirke Orzsche u. Ornontowitz aus der Kirchengemeinde Nikolai aus- und in die Kirchengemeinde Sohrau einzupfarren. Dazu wird Konsistorialrat Hain am 14.6.1910, 8:15 Uhr, in der ev. Schule Orzesche die Vertreter der beide Orte treffen. Bitte um Benachrichtigung der Gemeinden und des zuständigen Schulinspektors / Lehrers wegen der Räumlichkeiten.

                          11.6.1910 L. P. an k. C. Brsl.
                          Er sagt seine Teilnahme am Treffen in Orzesche wegen Dienstgeschäfte in Berlin ab.

                          30.6.1911 K. C. Brsl. an L. P.
                          Wegen der notwendigen Sitzplätze in der neuen Kirche zu Orzsche stellt sich die Frage, ob bei den ev. Gemeinden Zawisc, Orzesche u. Ornontowitz in naher Zukunft eine Vergrößerung zu erwarten ist.

                          Notiz L. P.
                          In Orzesche u. Ornontowitz ist keine erhebliche Vergrößerung der ev. Gm. zu erwaten. In Zawisc hat Frau Hegenscheidt zwar ev. Familien auf dem Dominium angesiedelt, es werden auch noch weitere Ansiedlungen stattfinden, aber eine Vermehrung der Ev. in dem Maße, daß die Raumbedürfnisse der in Orzesche geplanten Kirche zu ändern sind, ist nicht zu erwarten. Es stellt sich hier noch die Frage, ob die bestehende ev. Pfarrei in Nikolai den Weggang der genannten Gemeinden verkraften kann. In 1905 bestand die Gemeinde Nikolai aus 2231 Personen. In Orzesche-Dorf waren es 273 und auf dem Gut 46 sowie in Ornontowitz nochmals 74 Evangelische. Als Entschädigung für Nikolai ist eine Summe von 35 000 Mark vorgesehen, wovon 10 000 die Pfarrei Sohrau, je 10 000 die Familie Heigenscheidt in Zawsic und Ornontowitz sowie noch 5 000 Graf Tiele-Winckler aufbringen werden. Daher gibt es keine Bedenken gegen die Umpfarrung der Gemeinden [Antwort auf Anfrage vom 7.7.1911]

                          9.9.1911 k. C. Brsl. an L. P.
                          Nun sollen sich voraussichtlich folgende Gm. zur neuen Kirche in Orzesche halten: Orzesche, Ornontowitz, Zawisc, Zawda, Gardawitz, Moscisk, Belk und Zazdrosc. Bitte um Mitteilung der Anzahl der Ev. in diesen Gemeinden. Orzesche soll angebl. wegen Schließung einer Grube verkleinert werden, dafür soll in Bujakow eine neue Grube enstehen.

                          20.9.1911 L. P. an k. C. Brsl.
                          Das engültige Ergebnis der letzten Volkszählung mit Angaben der Konfessionen liegt nicht vor. Bekannt sind nur die Angaben aus 1908: Danach sind es zusammen 524 Evangelische in den genannten Ortschaften gewesen. Von einer Schließung oder Neuanlage von Gruben sei derzeit nichts bekannt.

                          22.2.1912 Regierungspräsident Oppeln an L. P.
                          Es liegen keine Einwände gegen einen Begräbnisplatz für die ev. Kirchengemeinde in Orzesche vor. Das kreisärztliche Gutachten sowie ein Lageplan haben vorgelegen. Es wird um die Zusendung der Begräbnisordnung gebeten.

                          25.3.1912 Kgl. Regierung Oppeln, Abteilung Kirchen- u. Schulwesen an L. P.
                          Der Minister der geistigen und Unterrichts-Angelegenheiten hat am 16.3.1912 die Errichtung der ev. Kirche in Orzesche vom Staatsaufsichtsorgan genehmigt. BItte um Weiterleitung.

                          29.3.1912 L. P. an Amtsvorstand Orzesche
                          Weiterleitung der Genehmigung

                          29.5.1912 Ev. Pfarrei Sohrau an L. P.
                          Einladung des L. P. zur Grundsteinlegung in Orzesche am 2.6.1912 15:00 Uhr. Notiz Landrat 31.5.1912 an den Pfarrer von Sohrau: Sagt ab, ist verhindert.

                          14.4.1913 Ev. Pfarrei Sohrau an L. P.
                          Einladung zur Einweihung der ev. Kirche in Orzesche am 13.5.1913 13:00 Uhr. Notiz Landrat 17.4.1913 an den Pfarrer von Sohrau: Kommen zugesagt.

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                          • Oberschlesier68
                            Erfahrener Benutzer
                            • 19.02.2018
                            • 103

                            #29
                            Super ... Wir können die Atmosphäre dieser Zeit in den Evangelikale in Orzesze kennenlernen, das gibt es in keinem Buch.Das Thema der Evangelikalen aus Orzesze ist schlecht beschrieben.Ich möchte den wundervollen Kleinschmid nicht ermüden :-).Ich werde sehr alte Dokumente aus der evangelischen Gemeinde veröffentlichen in Nicolai.Sie betreffen die evangelische Gemeinde in der Bergbau Orzesche.Die meisten von ihnen waren Beamte und Spezialisten aus Deutschland.Ich kann diese Manuskripte nicht lesen.Vielleicht ist da etwas am Friedhof?Bitte, Kleinschmid, um Hilfe wie bisher..
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