Frage zu weiblichen Vornamensendungen früher und heute

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  • Alrunia
    Erfahrener Benutzer
    • 13.02.2010
    • 173

    Frage zu weiblichen Vornamensendungen früher und heute

    Hallo!


    Google konnte mir nicht helfen, bzw. ich wusste die Anfrage nicht richtig zu formulieren.


    Als ich mich mit der Geschichte meiner Geburtsstadt Moers beschäftigte fiel mir auf, dass eine Gräfin im 16. Jahrhundert Walburg hieß.
    Mir war eher Walburga geläufig.
    Mir war schon als Kind, als ich germanische Sagen gelesen habe, eine Frau namens Gerhard aufgefallen.


    Kann das sein, dass die Endungen auf -a und -e erst in einer bestimmten Zeit angefügt wurden und dass frühe Formen des Deutschen das gar nicht kannten?



    Wann und woher kam dann das Gendern von Vornamen im Deutschen? Die Römer haben das ja ziemlich konsequent gemacht, ist das eventuell ein romanischer Einfluss?


    Gruß
    Alrunia, die dann früher wohl eine Alrun gewesen wäre, so wie Heidrun und Gudrun?
  • Alrunia
    Erfahrener Benutzer
    • 13.02.2010
    • 173

    #2
    Bis jetzt habe ich heraus gefunden, dass bei den germanischen Namen das Genus der Endsilbe das Geschlecht markierte. Also z.B. -run, die Rune und damit waren die namen auf -run dann weiblich und ein weiteres Markieren war dann nicht nötig.

    Kommentar

    • fps
      Erfahrener Benutzer
      • 07.01.2010
      • 2160

      #3
      Hallo,

      das ist mir auch aufgefallen, dass bei manchen Frauennamen eine Endung auf -a oder auch -e erst im ausgehenden 17. Jahrhundert oder noch etwas später auftritt. Das ist insbesondere bei der Walburg auffällig.
      Dass es hier früher keine a-Endung gab, ersieht man auch aus lateinischen KB-Einträgen, wo der Genitiv "Walburgis" lautet und nicht "Walburgae".
      Gruß, fps
      Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

      Kommentar

      • Xylander
        Erfahrener Benutzer
        • 30.10.2009
        • 6450

        #4
        Hallo fps,
        auch Jacob Grimm bezeichnet die -is-Formen als lateinisch, aber es scheint sich auch um den Nominativ zu handeln (Genitiv gleichlautend)

        Viele Grüße
        Xylander
        Zuletzt geändert von Xylander; 28.01.2021, 19:05.

        Kommentar

        • fps
          Erfahrener Benutzer
          • 07.01.2010
          • 2160

          #5
          Auch möglich, auf jeden Fall war da kein "a" am Ende.
          Vgl. auch "Walpurgisnacht".
          Gruß, fps
          Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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          • hessischesteirerin
            Erfahrener Benutzer
            • 08.06.2019
            • 1330

            #6
            Zitat von Alrunia Beitrag anzeigen
            Bis jetzt habe ich heraus gefunden, dass bei den germanischen Namen das Genus der Endsilbe das Geschlecht markierte. Also z.B. -run, die Rune und damit waren die namen auf -run dann weiblich und ein weiteres Markieren war dann nicht nötig.
            Eine "Rune" kommt aus dem keltischen bzw althochdeutschem und bedeutet Geheimnis/ Zauber.

            Noch heute gibt es Namenskombinationen mit e und ohne e

            Was die alten Namen unserer Vorfahren angeht, habe ich bisher die Erfahrung noch nicht gemacht, dass man ihnen mit der Zeit eine andere Endung gegeben hat

            Kommentar

            • Alrunia
              Erfahrener Benutzer
              • 13.02.2010
              • 173

              #7
              Auf den Beitrag von fps hin habe ich ein wenig über das 17. Jahrhundert gelesen. Es könnte sein, dass in Folge des Humansimus das Latein auch im Bürgertum als Bildungssprache wieder an Bedeutung gewann und damit auch lateinische Namen populärer wurden. (Cornelia, Julia etc.)


              Namen wie Michaela, Martina, Christiane etc, also ursprünglich männliche Namen aus der Bibel oder der lateinischen Sprache, tauchen meiner Erfahrung nach erst ab 1700und auf.

              Da ließe sich schon daraus ableiten, dass es irgendwann in Mode kam, zusätzlich a und e anzuhängen. Und weil man das bei Martina und Michaela so machte, hat man es bei Namen auf -burg ( und -hild) vielleicht dann auch gemacht. Mehr Silben werden auch als Merkmal für weiblich wahrgenommen. Jungennamen sind in der Regel kürzer als Mädchennamen (da gibt es statistische Auswertungen zu). Längere Namen klingen ja auch "vornehmer".

              Im 20. Jahrhundert gab es ja auch Modetrends bei Vornamen, die durch Vornamen aus anderen Ländern initiiert wurden. Der aktuellste Trend sind Jungennamen auf -a, Luca/Jona etc. seit der Jahrtausendwende.


              Vielleicht sollte ich eine Umfrage starten, wer die älteste Martina/Michaela/Josefa/Ricarda usw. unter seinen Ahnen gefunden hat ;-)
              Zuletzt geändert von Alrunia; 29.01.2021, 09:20.

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              • Sebastian_N
                Erfahrener Benutzer
                • 25.09.2015
                • 962

                #8
                In den katholischen Gemeinden hat man die Endungen -a häufig beibehalten im Gegensatz zu den protestantischen. Vielleicht waren sie im Latein fitter? Denn viele KBs in den katholischen Kirchen wurden gern noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts auf Latein geschrieben (sicherlich auch als Abgrenzung, Distinktionsmerkmal).

                Ich vermute auch, dass Namen wie Christiane, aus dem Genetiv kommt. Christiana -> Christianen = von der Christiana -> Christiane.

                Es gab auch um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Mode, die -e Endung zu bevorzugen. Einige meiner Vorfahrinnen (am Beispiel des protestantischen Sachsens), sind als "Paulina" geboren wurden und als "Pauline" gestorben usw.
                Zuletzt geändert von Sebastian_N; 29.01.2021, 11:19.
                Dauersuche:
                Neumann/Naumann in Altstedt/Mittelhausen vor 1672
                Franke in Oschatz vor 1785
                Wolf/Schmiedel in Crottendorf vor 1790
                Wachsmuth in Rittersgrün vor 1790
                Nestler/Wolf/Martin/Schönherr in Marienberg vor 1780
                Greim/Hoffmann in Eilenburg vor 1750
                Müller/Kistner/Trautmann/Kuhn (kath.) in Rastatt vor 1750
                Hacklbauer in Linz vor 1760
                Schimpke/Geppert (kath.) in Ritterswalde vor 1790
                Mett in Quedlinburg (St. Nicolai) zw. 1725-1794
                Helmert/Liebing in Volkmarsdorf vor 1840

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                • Xylander
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.10.2009
                  • 6450

                  #9
                  Hallo,
                  beim Wechsel von a nach e hat wohl auch das französische Vorbild eine Rolle gespielt.
                  Viele Grüße
                  Xylander

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                  • Bergkellner
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.09.2017
                    • 2351

                    #10
                    Zitat von Alrunia Beitrag anzeigen

                    Namen wie Michaela, Martina, Christiane etc, also ursprünglich männliche Namen aus der Bibel oder der lateinischen Sprache, tauchen meiner Erfahrung nach erst ab 1700und auf.

                    Vielleicht sollte ich eine Umfrage starten, wer die älteste Martina/Michaela/Josefa/Ricarda usw. unter seinen Ahnen gefunden hat ;-)
                    Hallo,

                    meiner Erfahrung nach waren die weiblichen Formen schon wesentlich früher in Gebrauch, das hängt auch von der Region und der vorherrschenden Religion ab. Und natürlich auch von der Vorliebe der Eltern.

                    Zum Beispiel stammt meine erste Christiana aus dem Jahr 1637 im evangelischen Sachen, Nepomucena(die weibliche Form von Nepomuk) gab es in Böhmen bereits 1586...

                    Lg, Claudia
                    Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


                    Kommentar

                    • Araminta
                      Erfahrener Benutzer
                      • 12.11.2016
                      • 599

                      #11
                      Zitat von Alrunia Beitrag anzeigen
                      Mir war schon als Kind, als ich germanische Sagen gelesen habe, eine Frau namens Gerhard aufgefallen.
                      Das klingt ja interessant, weißt du noch wie diese Sage hieß?

                      Mir persönlich ist zu dem Thema eher das Gegenteil aufgefallen.
                      Ich habe Männer, die Baptista hießen. Das klingt für mich im ersten Moment weiblich, natürlich auch wegen der -a Endung. Außerdem habe ich einige Männer in der jüngeren Verwandtschaft die Baptist ohne a heißen.

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                      • Alrunia
                        Erfahrener Benutzer
                        • 13.02.2010
                        • 173

                        #12
                        Leider kann ich mich nicht erinnern, ich glaube das war irgend so ein Paar, bei dem/der eine/r lieber am Meer und der/die andere lieber in den Bergen leben wollte.
                        Bei mir ist das mit dem Namen hängengeblieben, weil das so ungewöhnlich war. Ich kenne aber mittlerweile eine Frau, die Gerrit heißt.

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                        • Bergkellner
                          Erfahrener Benutzer
                          • 15.09.2017
                          • 2351

                          #13
                          Zitat von Araminta Beitrag anzeigen
                          Das klingt ja interessant, weißt du noch wie diese Sage hieß?

                          Mir persönlich ist zu dem Thema eher das Gegenteil aufgefallen.
                          Ich habe Männer, die Baptista hießen. Das klingt für mich im ersten Moment weiblich, natürlich auch wegen der -a Endung. Außerdem habe ich einige Männer in der jüngeren Verwandtschaft die Baptist ohne a heißen.
                          Ich habe einen Andrea unter meinen Vorfahren - das ist, laut Aussage meiner halbitalienischen Freundin, in Italien ganz normal.
                          Und die russische Bekannte meiner Mutter heißt Ljubow mit Vornamen, Liebe auf deutsch.

                          Mit den Endungen ist das so eine Sache, von Land zu Land verschieden und dann noch im Zeitenwandel.

                          Unser Walter hieß früher mal Walthari...

                          PS: Mir ist gerade eingefallen, ich habe in einem alten KB(16. oder 17. Jahrhundert) eine Gerharda, resp. Gerhardis, gesehen - vielleicht finde ich den Eintrag wieder.
                          Zuletzt geändert von Bergkellner; 29.01.2021, 21:04.
                          Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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                          • fps
                            Erfahrener Benutzer
                            • 07.01.2010
                            • 2160

                            #14
                            Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                            Hallo fps,
                            auch Jacob Grimm bezeichnet die -is-Formen als lateinisch, aber es scheint sich auch um den Nominativ zu handeln (Genitiv gleichlautend)
                            Dazu fiel mir noch die Mecht(h)ildis ein.
                            Offensichtlich haben die Frauennamen mit der Endung -hild oder -gard die diversen Moden endungsfrei überstanden.
                            Als Parallele zur Walburga fiel mir noch die Notburga ein - die Endung -burg war vielleicht gefühlsmäßig nicht ausreichend weiblich.
                            Bei der Endung -trud wiederum ist es nicht eindeutig. Die Gertrud gibt es auch als Gertrude, im Unterschied zur Hiltrud: eine "Hiltrude" ist mir noch nicht begegnet.
                            Gruß, fps
                            Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11322

                              #15
                              Moin Claudia,


                              prominenter männlicher Vertreter mit dem Vornamen Andrea ist Andrea Bocelli.


                              Was Gerharda angeht: Ich denke, dass davon die Form Gerda abgeleitet wurde.


                              Friedrich
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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