Adel in Familie vergessen? Gibt es so etwas/Kennt es jemand?

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  • Txtt24
    Neuer Benutzer
    • 16.09.2019
    • 3

    Adel in Familie vergessen? Gibt es so etwas/Kennt es jemand?

    Guten Tag,


    im Zuge meiner Familienforschung in lokalen Archiven über die Famile meines Vaters (ein Zweig stammte aus Bihar, Ungarn/heute Rumänien ), bin ich voller Verwunderung darauf gestoßen, dass meine Famile adelig war und 1622 vom Kaiser in den einfachen Adelsstad erhoben wurde. Ursprünglich stammten sie aus Bosnien, Zagreb und Györ. Alles besiegelt durch Einträge aus Adelsmatrikeln und patrilinärer Abstammung bis hin ins 20 Jh sowie Adelsbestätigungen durch die Komitatsgerichte und Adelsdiplom. Es gab auch einige illustri Persönlichkeiten, u.a. Universitätsrektoren in Bologna und Burggrafen.



    Nun bin ich darüber erstaunt, denn wenn man meine Großmutter und Großvater gefragt hat (nach 1945 geboren-ich selbst bin Kind der Mitte der 1990er), wussten sie nichts über eine solche Abstammung. Andere, ältere Verwandte, auch nichts. Von den Eltern ganz zu schweigen. Eigentlich war das Narrativ, dass es mal eine arme ( 7 HA Land max) Bauernfamilie war. Gut wir haben mal den Bürgermeister des Dorfes gestellt und im vgl. zu den aderen extrem armen rumänischen Bauern, waren wir etwas wohlhabender mit 7 HA Land und man konnte die Kinder zu Schule schicken und lesen und schreiben konnte man auch.


    Ich bin nun echt verwundert, da normalerweise solche Abstammungen ja nicht in Vergessenheit geraten, v.a. wenn ja die Monarchie in Ungarn bzw Rumänien erst 1947 gefallen ist. Nun stelle ich mir die Frage, wie es zu diesem Bruch in der Identitär kommen konnte und ob jemand ein ähnliches Phänomen kennt, vlt. sogar aus der eigenen Familie?


    Soziologisch finde ich die moderne und schnelle Adelsverdunklung, wenn man es so nennen mag, von großen Interesse.



    Vielen herzlichen Dank für jede Antwort!



  • Duppauer
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2014
    • 686

    #2
    Hallo Txtt24,
    willkommen hier im Forum!

    Nun es gibt verschiedene Gründe des "Adelsverlustes" siehe hier.









    Welche Form hier nun auf Deine Familie zutrifft mußt Du erforschen.

    Ich entnehme Deine Ausführungen das Du die direkte männliche Stammfolge von Dir bis zu dem Adelserwerber erforscht hast.

    Denn Namensgleichheit bedeutet nicht automatisch das man dem entspr. Adelsgeschlecht auch angehört, bzw. dessen Wappen verwenden kann

    Eigentlich müssten solche Adelsachen in Deiner Familie bekannt sein, vor allem wenn Du schreibst
    Alles besiegelt durch Einträge aus Adelsmatrikeln und patrilinärer Abstammung bis hin ins 20 Jh sowie Adelsbestätigungen durch die Komitatsgerichte und Adelsdiplom.
    .
    Wann ist denn Eure Familie aus Ungarn/Rumänien nach ......? übersiedelt?

    Der ungarische Adel war im Vergleich zu dem österreichischen/deutschen Adel, zahlenmässig sehr hoch, ähnlich wie in Polen.
    Deshalb sprach man auch ironisch vom Adel der 7 Zwetschgenbäume, also wer 7 Bäume in Garten hatte konnte adelig werden. Der Adel in Ungarn war immer auch an Grundbesitz gebunden und wenn dieser noch so klein war. Und 7ha sind immerhin 70.000 m2.
    In Ungarn gab es somit viele "Kleinbauern" die im Adelstand waren.


    Schön wäre natürlich jetzt noch Euren Familiennamen zu erfahren.
    Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
    Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
    Herzliche Grüße
    Dieter

    Kommentar

    • Txtt24
      Neuer Benutzer
      • 16.09.2019
      • 3

      #3
      Hallo Dieter,


      Danke für den ausführlichen Beitrag. Nun
      Eigentlich müssten solche Adelsachen in Deiner Familie bekannt sein, vor allem wenn Du schreibst Zitat:
      Alles besiegelt durch Einträge aus Adelsmatrikeln und patrilinärer Abstammung bis hin ins 20 Jh sowie Adelsbestätigungen durch die Komitatsgerichte und Adelsdiplom.
      lässt sich damit erklären, dass ich im Archiv war der Grafschaft Bihar und dort in den Beständen gesucht habe. Ja, alles in männlicher Stammfolge zuindest bis zum letzten Eintrag in der Adelsmatrikel und Adelsbestätigung vom Gericht. Die Familie ist auch im Lexikon von Herrn Fröhlichsthal, Adel der Habsburgermonarchie eingetragen und in Kempelen Bela, Magyar nemes csaladok (Die Adeligen Familien Ungarns), leider jeweils ohne Gnealogien. Bin genealogisch korrekt vorgegangen. Der Name wurde nie mit von geschrieben, gelegentlich mit "de" oder im ungarischen mit der Partikel "ai", insofern hat sich kein Hinweis auf Adel im Namen erhalten.


      Mich verwundert es auch, dass das Wissen um den Adel verloren gegenagen ist, vor allem weil es ja noch, zusätzich zu den Matrikeln, um 1920 so in den Kirchenbüchern eingetragen war und mein Uropa und Ur-Uropa noch lebten zu der Zeit, mein Großvater und mein Vater kannte sie ja. Warum geschwiegen wurde bleibt mir ein großes Rätsel. Adelsverlust gab es nicht bei uns im rechtlichen Sinne, in Form von Aberkennung durch irgendeinen Monarchen. Das Wissen hierum ist schlichtweg verloren gegangen.Ich suche nun nach historischen Gründen. Eventuell kennt jemand dieses Phänomen und weiss aus eigener Anschaung zu berichten, warum Leute ihre Herkunft verleugneten oder absichtlich vergaßen.



      Wann ist denn Eure Familie aus Ungarn/Rumänien nach ......? übersiedelt?
      1989 aus Rumänien sind sie übergesiedelt.


      Der Adel in Ungarn war immer auch an Grundbesitz gebunden und wenn dieser noch so klein war.
      Adel wurde vermehrt ab dem 17 Jh. nicht mehr mit einer Landdonation verbunden, man war nur beim Landlkauf priveligiert. Wer 7 Ha hatte war schon relativ gut begütetrt. Die meisten hatten tatsächlich nur noch eine Parzelle Land, wie die Bauern ebend.

      Kommentar

      • Duppauer
        Erfahrener Benutzer
        • 30.03.2014
        • 686

        #4
        Hallo Txtt 24,

        also die Gründe für die Aberkennung des Adels (Adelsverlust) sind Dir ja bekannt.
        Hypothese
        "Einer der Gründe dafür das einem der Adel aberkannt wurde, waren Kapitalverbrechen. Darüber spricht man natürlich in der Familie nicht gern, oder verträgt es!"

        Ich würde jetzt folgendermaßen Vorgehen.

        1. Ermittlung wer als letzter in Deiner männlichen Stammfolge den Adelstitel geführt hat.

        2 .Prüfung warum wurde diesem, oder seinem Nachfolger in der männlichen Stammfolge, der Adel evtl. aberkannt, d.h. alle Punkte die zum Adelsverlust geführt haben könnten, abklopfen.
        Das mußte ja in Unterlagen festgehalten worden sein. z.B. bei Kapitalverbrechen.

        Wichtig ist auch zu Wissen, im welchen Teil Rumäniens Deine Vorfahren gelebt haben, ob zu Österreich/Ungarn zugehörig oder nicht.
        Dies spielt evtl. auch bei der Rechtssprechung eine Rolle, z.B. beim Adelsverlust.
        Zuletzt geändert von Duppauer; 18.09.2019, 18:56.
        Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
        Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
        Herzliche Grüße
        Dieter

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        • Duppauer
          Erfahrener Benutzer
          • 30.03.2014
          • 686

          #5
          P.S.

          Das "de" ist das ursprüngliche Adelspädikat für den ungarischen Adel und entspricht dem deutschen "von".
          Und ein "de" verschwindet mal ganz schnell, genauso wie ein "von", aus den Kirchenbüchern.
          Viele ungarische Adelsangehörige bestanden in der k.k. Monarchie auf ihr "de" um sich somit vom österreichischen Adel zu unterscheiden.

          Möchtest Du nicht den Namen Deiner Familie nennen ?
          Zuletzt geändert von Duppauer; 18.09.2019, 20:07.
          Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
          Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
          Herzliche Grüße
          Dieter

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